Da kommt schnell einiges zusammen: Zwischen 15 und 23 Kilogramm Mist werden Pferde täglich los, bis zu zwölf Mal am Tag äpfeln sie – in der Box, auf der Koppel und eben auch auf dem Reitplatz bei der Arbeit. Regelmäßiges Abmisten tut also not, und mit Reinlichkeitsfimmel hat das wenig zu tun. Denn wird der Mist beim Reiten einfach untergepflügt, steigt der Humusanteil im Boden. Die Folgen: mehr Staub, schlechtere Reiteigenschaften, höhere Rutschigkeit – und auf Außenplätzen drohen nach einem Regenguss nicht selten matschige Flächen und tiefe Pfützen.
Das alles sind beileibe keine Kleinigkeiten: Ein guter Untergrund ist eine Investition in die Pferdegesundheit, er soll nach gängiger Lesart "die Leistung des Pferdes unterstützen, dabei das Verletzungsrisiko minimieren", betont etwa Gerlinde Hoffmann in ihrem FN-Buch "Pferdehaltung, Ställe & Reitanlagen". Zu tiefe Böden können auf Dauer "problematisch für Bänder und Sehnen sein", ein harter Boden belastet hingegen Knochen und Gelenke.
Wie oft sollte ein Reitplatz abgezogen werden?
Indes: Mit Abmisten allein ist es nicht getan. "Das Problem bei Reitplatzböden: Der Sand wandert", erklärt Peter Tschiesche, der zusammen mit Sohn Severin und seiner Frau Andrea die Reitsportanlage in Otterfing bei München betreibt. Heißt: Durch die Pferdehufe wird der Boden von innen, der Hallenoder Reitplatzmitte, nach außen an den Rand, die Bande, katapultiert. Ein Grund, warum am Ende des Reittages ein kleiner Graben entstanden ist – der Hufschlag.
"Ich muss also den Boden nicht nur auflockern, sondern auch den Sand wieder von außen nach innen befördern." Tschiesche fährt jeden Morgen gegen 7.30 Uhr los, um die Böden seiner zwei Reithallen und den Außenplatz in Schuss zu bringen. Derlei Akribie ist nötig: Auf der Anlage wird Dressur und Springen geritten, viel longiert und nicht zuletzt viel voltigiert. Die Reitplätze sind also entsprechend strapaziert und pflegebedürftig.

Der Allzweck-Untergrund, den Peter Tschiesche verwendet, ist nicht auf eine bestimmte Disziplin ausgelegt. Das ist auch gar nicht so einfach. "Es gibt keine Definition, was einen typischen Spring- und Dressurplatzboden genau ausmacht, das ist eher ein subjektives Empfinden der Reiter", sagt Marko Münster. In seiner Firma MPI Münster, Ingenieurbüro für Materialprüfung und Planung in Berglen-Öschelbronn (Baden-Württemberg), untersucht er in einem bodenmechanischen Labor unter anderem Sand auf seine Reitplatztauglichkeit. Zudem ist Münster öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger, unter anderem für Reitplätze.
Welcher Boden eignet sich für Dressur und Springen?
Die Vorstellungen, worin diese sich unterscheiden, sind eher schwammig. "Pauschal kann man sagen, dass Dressurböden eher weicher sind, Springböden härter, fester, Westernböden je nach Disziplin eher locker", beschreibt etwa Dietfried Bednorz von der Firma EHG die Unterschiede. Aber was heißt schon weicher oder härter? Bodo Klopsch (AS Ground) bietet keine speziellen Varianten an: "Alle Disziplinen des Pferdesports werden auf ASground-Belag gerne ausgeübt, vom Voltigieren bis zum Fahren, von Dressur bis zum Springen."
Auf eine Allzwecklösung setzt man auch bei Hübner-Lee. Mit den TTE-Elementen, einem speziellen Flächenbefestigungssystem, könnten sowohl Dressur- als auch Springplätze befestigt werden, erklärt Chefin Nicole Hübner. Bei Reiningplätzen sei der Aufbau etwas anders: "Hier wird zwischen den TTE-Elementen und der Tretschicht eine spezielle Sliding-Schicht eingebaut, damit Spins und Stopps optimal trainiert werden können."
Grundsätzlich, so Marko Münster, sorgen synthetische Zuschlagstoffe in der Tretschicht für einen elastischeren Boden ("Federeffekt"), weniger Zuschlagstoffe machten den Untergrund härter. Bei Westernplätzen setze man zudem auf einen sogenannten rolligen, also grobkörnigeren Sand, "der sich leicht verschieben lässt und eine tiefere Eindringtiefe der Tretschicht bietet als etwa beim Springplatz". Der Unterbau ist hier verhältnismäßig hart und gleitfähig, etwa für Reiner.
Reitboden mit selbstgebasteltem Planer einebnen
Doch zurück zur Pflege, die fast jeder Boden braucht: Peter Tschiesche, leidenschaftlicher Tüftler, hat vor sechs Jahren einen eigenen Bahnplaner entworfen. Dieser besitzt insgesamt 20 sogenannte Striegelzinken (zum Auflockern des Bodens) mit einem Durchmesser von 13 Millimetern und etwa 50 Zentimeter Länge, höhenverstellbar versteht sich.
Das Raffinierte an seiner Konstruktion: sechs Abschieber, 26 Zentimeter breit und zwölf Zentimeter hoch, alle nach links und rechts verstellbar. Je nachdem, ob Tschiesche auf dem Reitplatz linksrum oder rechtsrum fährt. "Für die Begradigung des Hufschlags ist das eine super Sache", schwärmt er. Das Prinzip: Der äußere Abschieber steht im 45 Gradwinkel am steilsten ab und holt den an der Bande angehäuften Reitboden nach innen. Er wird dann von den weniger schrägstehenden Abschiebern gleichmäßig verteilt. Etwa vier Mal muss Tschiesche so an der Bande entlangfahren, dann ist der Sand auch hier wieder plan – und vom Hufschlag des Vortages nichts mehr zu sehen.
"Durch den Sand entsteht allerdings ein enormer Druck, sodass der Planer bei den ersten Malen von der Bande nach innen weggedrückt wird." Eigentlich. Um das zu verhindern, hat Tüftler Tschiesche vier zuschaltbare Bremsrechen hinter den Striegelzinken angebracht. Die beiden äußeren sind im Einsatz stets oben, die inneren bleiben unten und verhindern, dass der Bahnplaner ins Schlingern gerät; sie schieben ihn einfach wieder Richtung Hallenbande. Eine Art Druckausgleich. Eine Planierplatte, 2,60 Meter breit, am Ende des Hallenplaners zieht den Boden schließlich gerade. "Die ist aus Edelstahl, damit kein Dreck klebenbleibt."
Was kostet ein Bahnplaner?
Wer nicht die Muße hat, seinen eigenen Bahnplaner zu bauen, kann auf eine Vielzahl von Modellen zurückgreifen. So hat etwa die Otto Arena System GmbH mit Sitz in Altdorf (bei Nürnberg) gleich drei Varianten im Angebot ("Deluxe", "Vario", "Basic").
Die Firma Rampelmann & Spliethoff aus Beelen, Nordrhein-Westfalen, bietet diverse Varianten ihres Modells "Platz-Max" an. Preislage: zwischen 2.500 und 7.600 Euro – je nach Größe und Ausstattung. Für wen welche Ausführung geeignet ist, hängt von vielerlei Faktoren ab. "So ein Verkaufsgespräch ist häufig recht beratungsintensiv", weiß Andreas Busch, bei Rampelmann & Spliethoff für Entwicklung und Technischen Vertrieb zuständig. Was für ein Zugfahrzeug steht zur Verfügung, welche Walzen werden für welchen Boden gebraucht? Der Bahnplaner "Roll K" ist zum Beispiel mit einer Krümlerwalze ausgestattet, um festen Boden ohne Zuschlagstoffe aufzulockern, während die Gitterwalze beim "Roll GW" für Tretschichten mit Vlies oder anderen Beimischungen eingesetzt werden kann.
Ein Problem: "Es kommt vor, dass Reitplatzplaner nicht korrekt justiert werden", sagt Claudio Gutierrez, Geschäftsleitung Otto Arena und Vertrieb. So würden die Zinken zu tief eingestellt, "was verhindert, dass sich ein kompaktes Korngerüst im Boden ausbilden kann". Der Reitboden werde dadurch zu locker und "die Trittfestigkeit lässt nach". Um derlei zu verhindern, setzt Anlagenbetreiber Peter Tschiesche vor allem auf Augenmaß: "Wird der Boden zu tief, justiere ich nach. Zudem fahre ich alle zwei Wochen mal mit sehr tiefen und mal mit sehr flachen Zinken. So komme ich auf gute Mittelwerte."
Pflege-Tipps: Das raten Experten
Wir haben Reitplatzspezialisten gefragt, welche Pflegemaßnahmen sie empfehlen, damit die Investition nicht in den Sand gesetzt wird – und die Pferde stets möglichst optimalen Grund unter den Hufen haben. Die nötige Bodenarbeit variiert je nach Untergrund.
"Der Boden muss vor der Bewässerung mit einem geeignetem Bahnplaner geschleppt werden und die Bewässerung muss gleichmäßig sein. Wenn einer der Punkte nicht beachtet wird, verzieht sich der Boden schneller und muss öfter aufgearbeitet werden." Peter Wernke, Der Grüne Sand
"Ein Reitplatz sollte regelmäßig mit einem geeigneten Bahnplaner eingeebnet werden, so dass die Tretschicht eine gleichmäßige Schicht bildet. Dabei werden die oberen 6 bis 8 cm von Zinken durchmischt und verdichtete Stellen aufgelockert. Wichtig ist auch eine Bewässerung in trockenen Phasen. Durch die Holzelastikschicht wird Wasser unter unserem TTE System gespeichert und durch den natürlichen Verdunstungsprozess Feuchtigkeit an die Tretschicht abgegeben. So verringern sich die Bewässerungsintervalle im Vergleich zu konventionellen Plätzen." Nicole Hübner, Hübner-Lee
"Der geringe Pflegeaufwand ist ein großer Vorteil unseres Reitbodens: Durch die besondere Materialbeschaffenheit bleibt der Reitplatzbelag in Form und muss nicht täglich geschleppt werden. Abäppeln nur bei sehr starker Nutzung. Die in der aeroben, sauerstoffhaltigen ASground-Struktur lebenden Mikroorganismen sorgen dafür, dass die Äpfel zersetzt werden. Im Freien ist kein Wässern notwendig (nur bei extremer Dürre). ASground hat die Funktion eines Speichers. Er nimmt natürliche Feuchtigkeit auf und speichert diese auch in langen Trockenperioden. Im Innenbereich ist es ausreichend, wenn der Boden in größeren Zeitabständen richtig durchtränkt wird." Bodo Klopsch, AS Ground
"Regelmäßiges Entmisten, Pflege mit Bahnplaner und Bewässerung. Meist wird am Bahnplaner und an der Bewässerung gespart – oder ist gar nicht vorhanden." Holger Wittmann, Ridcon
"Regelmäßige Pflege mit einem geeigneten Bahnplaner und ausreichende Bewässerung der Sandböden." Dietfried Bednorz, EHG
"Im Wesentlichen bedeutet gute Reitbodenpflege: abäppeln, abziehen, bewässern. Neben der Säuberung gehört zur Reitbodenpflege auch das regelmäßige Hufschlagglätten und Abziehen der gesamten Fläche mit einem geeigneten Bahnplaner. Die Häufigkeit ist von der Nutzungsintensität abhängig: Je häufiger der Reitboden genutzt wird, desto öfter sollte man die Tretschicht schleppen und dadurch wieder begradigen. Im Idealfall wird der Boden zuerst abgezogen und dann bewässert, damit die Feuchtigkeit gleichmäßig über den Boden verteilt wird. Daneben ist die Bewässerung des Reitbodens ein Muss. Hier gilt, dass der Reitboden immer über eine gleichmäßige Grundfeuchtigkeit verfügen sollte. Das Wasser hat für den Reitsand eine stabilisierende und bindende Eigenschaft." Lena Freistühler, Stremmer Sand + Kies
Im Grunde sind Reitplätze dauerhafte Feuchtgebiete: Wasser hilft, Staub zu vermeiden, verbessert die Trittfestigkeit und sorgt unter anderem dafür, dass sich Tret- und Trennschicht nicht vermischen. "Neben regelmäßigem Abäppeln und Abziehen ist die Bewässerung des Reitbodens ein Muss", weiß Lena Freistühler, Reitsandexpertin bei Stremmer Sand + Kies. Der ideale Bewässerungsgrad sei jedoch oft schwierig einzuschätzen, "da der Bewässerungsbedarf von der Nutzungsintensität und den Witterungsverhältnissen abhängt und somit variiert".
Freistühler: "Generell gilt, dass der Reitboden immer über eine gleichmäßige Grundfeuchtigkeit verfügen sollte. Das Wasser hat für den Reitsand eine stabilisierende und bindende Eigenschaft, so dass nur mit ausreichendem Wassergehalt des Bodens die Funktionalität des Reitsandes gewährleistet wird."
Auf einem guten, gepflegten Reitplatz bilden sich keine Pfützen
Dennoch ist es mitunter etwas zu viel des Guten, nicht selten bilden sich nach starken Regenfällen Pfützen und/oder die Tretschicht ist nach einem ordentlichen Guss bockhart.
Das sollte nicht so sein, sagt Dietfried Bednorz, Geschäftsführer des Reitplatzspezialisten EHG. Für Bednorz ist derlei die Folge eines Konstruktionsfehlers: "Wenn sich Pfützen bilden, funktioniert die Drainage nicht richtig oder es ist kein ausreichendes Gefälle angelegt worden." Sein Unternehmen setzt auf Ebbe-Flut-Reitplätze, also "Systeme mit einer vollautomatischen Be- und Entwässerungstechnik". Ein Regulierungsprinzip: "Auf ein Drainagerohrsystem wird mit ca. 35 cm ein hochwertiger Quarzsand aufgebaut und mit Wasser angestaut.
Dadurch erhält die Tretschicht ihre Festigkeit. Wenn der Feuchtigkeitsgehalt in der Tretschicht sinkt (aufgrund von Verdunstung), wird vollautomatisch der in der Steuerung vorgegebene Wasserstand (Feuchtigkeitsgehalt in der Tretschicht) wiederhergestellt."

Um einem Land-unter-Szenario vorzubeugen, setzt man bei Hübner-Lee auf eine Vielzahl von Maßnahmen: "Regelmäßiges Abziehen, um Pfützenbildung zu vermeiden und dem natürlichen Verschleiß entgegenzuwirken", empfiehlt Firmenchefin Nicole Hübner. Ferner sollte man natürliche Zuschlagstoffe hinzugeben, um die Härte und das Porenvolumen und damit auch die Wasserdurchlässigkeit zu verbessern. Auch das Alter der Tretschicht spiele eine Rolle: "Eventuell ist die Tretschicht schon sehr verschlissen." Schluff- und Schlemm-Anteile verringern die Wasserdurchlässigkeit und setzten der Drainagefunktion zu. "Daher ist es wichtig für eine langfristige Wasserdurchlässigkeit des Reitplatzes, die Tretschicht rechtzeitig auszutauschen bzw. neue Tretschicht beizumischen", betont Hübner. Dann sollte auch geprüft werden, ob die Drainagefunktion unterhalb der Tretschicht noch ausreichend ist.
Für Peter Wernke ist klar: "Ein Außenplatzboden sollte das Wasser bei Regen je nach Bauweise aufnehmen bzw. oberflächlich ablaufen lassen und nicht hart werden. Wenn das passiert, stimmt irgendwas nicht und es sollte eine Fachfirma zu Rate gezogen werden." Der Chef der Firma "Der grüne Sand" setzt auf ganz praktische Prophylaxe: "Pfützen kann vorgebeugt werden, indem man den Wetterbericht verfolgt. Sobald Regen gemeldet ist, den Platz mit einem Bahnplaner abziehen, sodass die Hufspuren raus sind und das Wasser ablaufen kann."
Damit es (ab)läuft, vertraut Bodo Klopsch, Erfinder und Entwickler des synthetischen Reitbodenbelags, auf das Produkt seiner Firma: "Das Regenwasser geht durch ASground hindurch und muss von der darunterliegenden Schicht, der Tragschicht, aufgenommen werden und zur Seite raus und/oder in den Untergrund abgeleitet werden." Dieses Prinzip funktioniere beim ASground-System "ganz einfach" mit einer Tragschicht und der daraufliegenden Tretschicht. "Nichts darunter, nichts dazwischen, keine Folie, keine Paddockmatten, keine Drainagerohre", so Klopsch.
Tretschicht, Trennschicht, Unterbau: So ist der Reitplatzboden aufgebaut
Lena Freistühler betont hingegen, dass es immer auch auf den jeweiligen Reitplatz ankommt. "Bei einem Platz mit oberflächlicher Entwässerung ist entscheidend, die Tretschicht stets gerade zu halten und regelmäßig abzuziehen, damit das Wasser ungehindert über die Oberfläche der Tretschicht ablaufen kann." Ein Gefälle von 1 bis 2 % gewährleiste dies, wenn "kein Kantstein oder ähnliches den Weg versperrt", so Freistühler. Bei einem Reitplatz mit vertikaler Entwässerung sei der Unterbau entscheidend. "Wir empfehlen einen Aufbau aus einer Trag- und Drainageschicht, einer Trennschicht und der jeweiligen Tretschicht mit einem wasserdurchlässigen Reitsand. "
Bevor das erste Pferd über einen Reitplatz läuft, ist es ein langer Weg. Denn für den Bau sind jede Menge bürokratischer Hürden zu nehmen, deren Missachtung teuer werden kann. Der Reitanlagenplaner und Sachverständige Georg W. Fink sagt, worauf es in Sachen Baurecht ankommt.

Baugesetzbuch: Nahezu alle Reitplätze unterliegen dem Baurecht. Dieses wird durch das Baugesetzbuch (BauGB) bundesweit und durch – oft unterschiedliche – Landesbauordnungen in den jeweiligen Ländern geregelt. "Der Standort hat einen großen Einfluss auf das Baurecht", sagt Georg W. Fink aus Aufkirchen. Existiert ein Bebauungsplan (§30 BauGB), richtet sich das Vorhaben danach. "Im unbeplanten Innenbereich ist Pferdehaltung einschließlich der dafür erforderlichen Baumaßnahmen in § 34 BauGB geregelt." Hier gilt der Grundsatz des Einfügens. "Alles außerhalb des Innenbereichs gilt als Außenbereich, der von Baumaßnahmen möglichst freizuhalten ist."
Nur privilegierte Vorhaben sind hier über § 35 Abs. 1 BauGB zulässig, so Fink. Darunter sind Vorhaben zu verstehen, "die einem land- oder forstwirtschaftlichem Betrieb dienen. Daher gibt es keine privilegierten Betriebe und auch keine privilegierten Betriebsleiter, sondern nur Vorhaben, die bei etwas Glück auch im Außenbereich möglich sind".
Für Nichtlandwirte, Gewerbebetriebe wie Handelsställe, Ausbildungsbetriebe, Reitschulen oder Vereine bleibe oft nur der Weg über ein Sondergebiet. "Das ist aufwändig, teuer, langwierig und nicht immer erfolgreich!", weiß der Sachverständige.
Unterlagen: "Um das Baurecht zu prüfen, brauchen wir folgende Unterlagen: Lageplan mit Flurstücknummer, Gemeinde und zuständiges Bauamt." Darin muss die genaue Position mit den Maßen des Platzes einschließlich der geplanten Höhenlage in NN eingetragen sein. Empfehlenswert ist auch ein Luftbild mit Darstellung des Platzes. Weiterhin nötig: Grundrisszeichnung des Platzes mit Längs- und Querschnitten, in denen stets auch das Ursprungsgelände mit rot gestrichelter Linie einzutragen ist. "Daraus ergeben sich für den Sachbearbeiter Abgrabungen und Auffüllungen."
Weiter geht es mit einer genauen Beschreibung, welche Schichten des Bodens abgetragen werden müssen. "Dabei ist darzulegen, ob der Aushub auf einer Kippe entsorgt wird oder ob – was gewünscht ist – die Materialien wiederverwendet werden. Humus ist grundsätzlich zu erhalten", erläutert der Reitanlagenplaner. Der zukünftige Bodenaufbau wird bezüglich Materialien und Schichtstärken genau beschrieben. Wenn möglich, sind entsprechende Zertifikate und/oder technische Datenblätter beizulegen.
Zur professionellen Planung gehört auch eine Bodenuntersuchung am geplanten Standort. Diese gibt Informationen über Versickerung, Tragfähigkeit und eventuelle Altlasten. "Nur mit diesen Informationen kann das passende Platzsystem ausgewählt und fachgerecht umgesetzt werden", so Fink. Vereinzelt seien sogar statische Nachweise zur Bodenqualität und zur Standsicherheit von Böschungen erforderlich.
Bewässerung und Entwässerung müssen detailliert dargestellt, eventuelle Erlaubnisse eingeholt werden: Wo kommt das Beregnungswasser her, wie viel wird benötigt und wohin wird der Reitplatz entwässert? Zu den Nebenbereichen gehören die Begrenzung der Tretschicht mit Schwellen, ein Reitplatzzaun, eventuell auch eine Beleuchtung und natürlich der Weg zum Reitplatz hin.
Zum Baurecht gehört zudem die Eingriffs-Ausgleichsbilanz nach der Kompensationsverordnung: Jeder Eingriff in die Natur muss durch entsprechende Maßnahmen ausgeglichen werden.
Vorgehensweise: Drei Schritte sind für die Planung erforderlich: 1. Vorgespräch anhand einer ersten Information bei Gemeinde und Bauamt; 2. Einreichen eines Antrages auf Vorbescheid (kann evtl. entfallen, wenn das Vorgespräch positiv war) und/oder 3. Einreichung eines Antrages auf Baugenehmigung.
"Die zuständigen Behörden prüfen die Unterlagen auf Vollständigkeit, auf baurechtliche Zulässigkeit und bautechnische Umsetzbarkeit", erklärt Fink. "In der Regel werden die Untere Naturschutzbehörde, die Wasserbehörde und das Veterinäramt als Fachstellen befragt."
Verlaufen alle Prüfungen ohne Beanstandung, ergeht ein Bescheid. Erst wenn dieser vorliegt, darf mit dem Bau begonnen werden. "Alles andere wäre ein sogenannter Schwarzbau!"
Gibt es Genehmigungsfreiheit? Nein, allenfalls kann je nach Landesbauordnung verfahrensfrei im Rahmen eines landwirtschaftlichen Betriebes gebaut werden. Die Verfahrensfreiheit ist durch das zuständige Landwirtschaftsamt bzw. die zuständige Landwirtschaftskammer zu bestätigen und der Baubehörde, ebenfalls vor Baubeginn, vorzulegen.
Bauen ohne Baurecht? "Das kann sehr teuer werden!", warnt Georg W. Fink. "Neben Bußgeldern kann der komplette Rückbau und die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands gefordert und rechtlich durchgesetzt werden."
Häufige Fehler: "Wer einen Reitplatz baut, ohne die oben beschriebenen Schritte zu beachten, macht den größten Fehler. Wer Informationen verfälscht oder bewusst weglässt, gefährdet das Vorhaben, begeht eine Ordnungswidrigkeit und muss zahlen!", mahnt Fink.
"Fast immer werden vor der Vergabe der Arbeiten keine Bodenuntersuchungen gemacht, was zu bösen Überraschungen führen kann: kein tragfähiger Boden, gestörte oder ungleichmäßige Versickerungsfähigkeit! Oder Beregnung oder Entwässerung sind nicht durchdacht."
Ein weiterer Fehler ist laut Fink eine vorschnelle Vergabe. "Ein Reitplatz muss maßgemacht sein für den Betrieb! Ob allgemeiner Reitsport, Leistungssport, Gangpferde, Western oder Reitschule: Es gibt keinen Platz für alle Ansprüche; daher erst gut planen, dann richtig bauen. Und einen Auftrag erst vergeben, wenn Baurecht und Finanzen geklärt sind!"
Umwelt und Nachhaltigkeit: Noch nie waren die Umweltaspekte so wichtig wie heute, sagt Fink. Welche Baustoffe sind umweltfreundlich, woher kommt das Beregnungswasser, wie wird entwässert? Welche Auswirkungen des Reitplatzes entstehen bei Bau und Betrieb? Wie kann ich verhindern, dass Staub und leichte Baustoffe bei Wind die Umgebung belasten?
Diese Themen sind vor einer Vergabe und vor dem Bau umfassend zu klären. Fink: "Hier lohnt sich ein Blick in das LANUV Arbeitsblatt 53, erhältlich beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen."
Glossar
Bewässerung: Vermeidet Staub, erhöht Trittfestigkeit. Außenreitplätze stets gleichmäßig feucht halten. Ausreichend Wasser verhindert auch, dass sich Tret- und Trennschicht vermischen.
Eindringtiefe: Hufabdruck auf Tretschicht "den das erste Pferd unmittelbar nach dem Einebnen hinterlässt", so das gängige Messverfahren. Eindringtiefe soll zwischen 1 und 6 cm liegen, je nach Baustoff und Gangart.
Scherfestigkeit: bezeichnet die Widerstandsfähigkeit der Trennschicht gegen schräg wirkende Kräfte durch die Pferdehufe, ist also auch wichtig für Rutschfestigkeit.
Tragschicht: Unterlage für Tretschicht, liegt direkt unter der Trennschicht. Besteht meist aus Schottergemisch.
Trennschicht: Trennt Tret- und Tragschicht und muss griffig sein, damit die Tretschicht nicht auf der Trennschicht rutscht.
Tretschicht: Oberste Schicht des Platzes. Soll rutschfest und trittfest sein, aber auch nachgeben. Je nach Material 7 bis 12 cm dick.
Zuschlagstoffe: Hier handelt es sich meist um Holzschnitzel (Weichholz, also leichtes Holz wie Tanne und Fichte) oder Kunststoffmaterialien zur Verbesserung der Trittfestigkeit. Außerdem sollen Zuschlagstoffe die Wasserspeicherfähigkeit verbessern.
Das kostet ein Reitplatz
Für seine Kalkulation geht Anlagenplaner Georg W. Fink von einem Platz mit den Maßen 20 x 40 Meter aus.
Untersuchung des Baugrunds und Planung: Die Baugrunduntersuchung kostet, je nach Aufwand, zwischen 800 und 2.500 Euro. Planung, Genehmigungsverfahren und Vergabe der Bauarbeiten: zwischen 1.500 Euro und 5.000 Euro je nach Standort und Anforderungen. Manche Firmen bieten das mit an. Wo das nicht der Fall ist, muss der Auftraggeber dafür sorgen. Herstellen und Vorbereiten des Baugrunds: zwischen 4 000.und 10.000 Euro.
Aufbau des gewünschten Platzsystems ab Oberkante Baugrund: Dreischichtplatz mit Reitplatzmatten/Waben: 20 000 bis 30 000 Euro; Beregnungsanlage mit Segmentregner: 8.000 bis 12.000 Euro; Anstauplatz (Plätze mit regulierbarem Wasserstand): 28 000 bis 50 000 Euro. Dazu kommen Kosten für Umzäunung, Beleuchtung und Eingrünung (Gestaltung der angrenzenden Flächen). Grob kalkuliert lassen sich für den fertigen Platz 40 bis 80 Euro pro Quadratmeter (zzgl. Mehrwertsteuer) ansetzen. Zu beachten sind die aktuell stark schwankenden Preise!
Wartungskosten: Bei stark genutzten Plätzen jährlich durch eine Fachfirma, zwischen 3.000 und 6.000 Euro oder mehr netto.
Generell hängen alle Kosten, so Fink, vom Neubau bis zur Wartung, vom Standort, der Witterung, der Nutzung, der Pflege und den Transportentfernungen ab. Auch das Platzsystem spielt eine große Rolle. Die angegebenen Kosten sind Erfahrungswerte und können im Einzelfall deutlich unterschritten oder übertroffen werden. Fink empfiehlt: "Bei der Neuanlage eines Platzes erstmal Kollegen befragen, viele Plätze ansehen und sich gut beraten lassen. Immer mehrere Angebote auf Basis eines definierten Anforderungsprofils einholen und auswerten."