Wer ohne Sattel reiten, aber den Pferderücken schonen will, greift zu Bareback-Pads: Sie sollen den Druck dämpfen, das Gewicht gleichmäßiger verteilen und den Reitersitz verbessern. Doch nicht alle Pads erfüllen diese Ansprüche, manche bewirken sogar das Gegenteil.
Fünf verschiedene Modelle haben wir zur Belastungsprobe geschickt: das Barebackpad "Air Mesh" von Loesdau, das Lammfellpad "Macon" von Freedom Riding Articles, den Filzsattel "Klassik", das Reitpad "Spezial" der Seilerei Brockkamp und das Barebackpad von Parelli. Zwei Testreiterinnen beurteilten das Sitzgefühl. Dazu kamen handfeste Daten: Eine Messmatte erfasste, wie sich der Druck auf dem Pferderücken verteilte und wie die Pads den Sitz der Reiterinnen veränderten.
So testet CAVALLO
Die Experten: Die Diplom-Ingenieure David Albrecht und Cetin Ekin vom "Team Satteltester" haben ein Mess-System zur Anpassung von Sätteln und Sattelalternativen entwickelt. Sie arbeiten mit Sattlern, Tierärzten und Kliniken zusammen (www.team-satteltester.com).
Die Messtechnik: Unter die Pads wird eine Messmatte gelegt. Diese enthält 256 druckempfindliche Sensoren. Die integrierte Elektronik erfasst die Druckwerte und übermittelt sie über Funk an den Computer. Hier wird das Druckbild farbig dargestellt: Weiß heißt kein Druck, Blau wenig Druck und Rot viel Druck. Die Druckbilder finden Sie in der Bildergalerie am Schluss des Artikels.
Die Testerinnen: Claudia Miller ist Tierärztin und Horsemanship-Trainerin und reitet oft ohne Sattel. Michaela Günther ist Trainerin C Basissport und reitet Dressur und Springen.
Der Testablauf: Beide Testerinnen ritten auf Reitponystute "Kiss" mit jedem Pad in Schritt, Trab und Galopp Zirkel auf beiden Händen und gerade Strecken im Schritt. Zudem ritten sie zum Vergleich im Schritt ohne Pad direkt auf der Messmatte.

Worauf muss man beim Kauf eines Bareback-Pads achten?
Als Knackpunkt bei Bareback-Pads erwies sich die Wirbelsäule: Liegt das Pad flach auf dem Pferderücken, entsteht häufig zu viel Druck. "Drückt das Reitergewicht auf die Wirbelsäule oder den langen Rückenmuskel, machen Pferde sich oft fest im Rücken", betont David Albrecht, Mess-Experte vom "Team Satteltester". Damit ein Reitkissen die Wirbelsäule entlastet, muss es einem Sattel ähneln. Denn je besser die Wirbelsäulenfreiheit, desto weniger Druck kommt aufs Rückgrat.
Wie sich der Druck verteilt, hängt auch vom Sitz des Reiters ab. Sitzt er ausbalanciert, verteilt sich das Reitergewicht gleichmäßig auf Gesäß und Oberschenkel. Die Beine geben Stabilität, ohne zu klemmen. Einige Pads verschlechtern allerdings den Sitz – im Vergleich zum Reiten auf dem blanken Pferderücken: Sie setzen den Reiter schief oder zu weit nach hinten. Pads mit sattelähnlichen Formen unterstützen den korrekten Sitz besser. Ist die Oberfläche etwas griffig und nicht zu glatt, ist das Sitzgefühl angenehmer und weniger rutschig.
Wofür braucht man ein Bareback-Pad?
Bareback-Pads sollen beim Reiten ohne Sattel den Pferdrücken schonen und dem Reiter etwas mehr Halt bieten als auf dem blanken Pferderücken. Netter Nebeneffekt: Die Hose bleibt sauber und haarfrei. Nicht alle Bareback-Pads entlasten den Pferderücken aber tatsächlich, wie unser Test zeigte. Am besten dafür geeignet sind Modelle, die eine gute Wirbelsäulenfreiheit aufweisen. Sie können gegenüber dem Reiten ohne Barebackpad die Wirbelsäule tatsächlich entasten. Diese sattelähnlichen Modelle unterstützen auch einen korrekten Sitz – ebenfalls sehr wichtig für den Pferderücken.
Welche Arten von Bareback-Pads gibt es?
Bareback-Pads gibt es aus unterschiedlichen Materialien wie Leder, Wildleder, Filz oder Polyester-Gewebe. Auch in der Polsterung unterscheiden sich Bareback-Pads: Manche Modelle sind links und rechts der Wirbelsäule stärker gepolstert und haben einen Wirbelkanal, der die Wirbelsäule entlastet – fast wie ein Sattel. Andere Pads haben lediglich eine nach oben geschnittene Form, die dem Widerrist Platz bietet. Ganz flach geschnittene Pads ohne Widerristfreiheit können drücken.
Eignen sich Bareback-Pads für alle Pferde?
Im Prinzip kann jedes Pferd mit einem Bareback-Pad geritten werden. Bei Pferden mit Rückenproblemen, Pferden mit einem ausgeprägten Widerrist und/oder einer nicht ideal bemuskelten Sattellage ist jedoch Vorsicht geboten. Schwierige Rücken sind mit einem gut sitzenden Sattel besser beraten. Generell empfiehlt unser Experte David Albrecht: "Da gegenüber einem gut passenden Sattel leichter Fehlbelastungen entstehen, sollten Bareback-Pads nur ab und zu genutzt werden."
Wie teuer ist ein Bareback-Pad?
Die Pads in unserem Test kosteten zwischen ca. 150 und 300 Euro. Je aufwändiger ein Bareback-Pad gearbeitet ist, umso teurer ist es. Die Investition lohnt sich jedoch, wie unser Test zeigte.
Gibt es Bareback-Pads mit Steigbügeln?
Ja, manche Bareback-Pads haben Steigbügel oder können mit diesen nachgerüstet werden, etwas das fellsattelähnliche Pad "Macon" aus unserem Test. Da durch die Steigbügelaufhängung jedoch punktuell hoher Druck auf dem Pferderücken entstehen kann, sollten Bareback-Pads ohne Bügel genutzt werden.