- 1. Wie möchten Sie den Sattel nutzen?
- 2. Passt der Sattel zu Ihnen?
- 3. Passt der Schwung des Sattelbaums zu Ihrem Pferd?
- 4. Ist die Kammerweite verstellbar?
- 5. Welche Sattelkissen sind verbaut?
- 6. Ist der Preis angemessen?
- Der Experte
1. Wie möchten Sie den Sattel nutzen?
Bevor Sie bei einem vermeintlichen Schnäppchen zuschlagen, überlegen Sie sich, wofür Sie den Sattel nutzen. Reiten Sie überwiegend Dressur, gehen Sie viel ins Gelände oder möchten Sie auch mal mit Ihrem Pferd springen? Der Sattel sollte Ihren Vorlieben entsprechend gebaut sein. Aus einem Flachsitzer wird kein Tiefsitzer und aus einem kurzen Sattelblatt mit Vorschnitt kann Ihr Sattler kein langes Dressurblatt zaubern.

2. Passt der Sattel zu Ihnen?
Der Sattel sollte zu Ihrem Körper passen. Denn die Sitzgröße ist abhängig vom Sattelbaum und kann nachträglich nicht verändert werden. Achtung bei den üblichen Zoll-Angaben, die sich auf die Länge der Sitzfläche beziehen: Die Größen sind nicht genormt und können je nach Hersteller variieren.
Grund dafür ist, dass die Maße unterschiedlich genommen werden: "Manche Hersteller messen vom vordersten Punkt des Sattels bis zum hintersten Punkt, andere die Fläche zwischen Vorderzwiesel und Hinterzwiesel", erklärt Urban Truniger. Sie können jedoch davon ausgehen, dass bei einem Hersteller die Sitzgrößen verschiedener Modelle die gleichen Maße haben.
Tipp: Fragen Sie, welche Körpergröße, Statur und Konfektionsgröße die Person hat, die in dem Sattel bisher gesessen hat. Je ähnlicher diese Person Ihnen ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass auch Sie sich in dem Sattel wohlfühlen.
3. Passt der Schwung des Sattelbaums zu Ihrem Pferd?
Den Schwung des Sattelbaums können Sie nachträglich nicht mehr ändern lassen. Er muss mit der Rückenlinie des Pferds übereinstimmen. Bitten Sie die Person, die den Sattel verkauft, um ein Foto von dem Pferd, auf dem der Sattel gelegen hat. Das Pferd sollte von der Seite fotografiert sein, sodass die Rückenlinie gut zu erkennen ist.

Achten Sie auf die Widerristhöhe und den Verlauf des Rückens hinter dem Widerrist: Steigt der Rücken leicht an oder fällt er ab? Ist der Rücken eher gerade oder hat er Schwung? Der Rücken des anderen Pferds sollte die gleichen Merkmale haben wie der Ihres Pferds.
4. Ist die Kammerweite verstellbar?
"Welche Kammerweite der gebrauchte Sattel hat, ist im Normalfall anpasspar", weiß Urban Truniger. Denn die kann der Sattler größer oder weiter einstellen. Unter einer Bedingung: "Das Kopfeisen muss kalt oder warm verstellbar sein."
Lange, gerade Kopfeisen geben dem Sattel mehr Stabilität, zum Beispiel bei einem schmalen, hohen Widerrist. "Dabei ist es wichtig, dass die Form zum Pferd passt", betont der Sattlermeister. Bei Pferden mit weniger Widerrist oder kräftiger Schulter können lange Kopfeisen drücken. Die Ortspitzen sollten dann eher nach hinten oder außen gebogen sein.
Tipp: Wenn Sie nicht wissen, was für ein Kopfeisen im Sattel verbaut ist, fragen Sie beim Hersteller nach. Über die eingeprägte Modellnummer auf dem Schweißblatt können alle Daten zum Sattel ermittelt werden.

5. Welche Sattelkissen sind verbaut?
Eine gute Wahl sind gefüllte Wollkissen. "Kissen aus Latexschaum sind nicht veränderbar", erklärt Urban Truniger, "während der Sattler die Füllung eines Wollkissens variieren oder austauschen kann."
Denn je älter der Sattel ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kissenfüllung hart oder knotig wird. "Im Idealfall sollte sich das Kissen genauso fest oder weich anfühlen wie die Rückenmuskulatur des Pferds", erklärt der Sattelexperte. Über das Aufpolstern oder Ausdünnen der Kissenfüllung kann der Sattler den Gebrauchtsattel an den Rücken Ihres Pferds anpassen.
Die Kissenlänge lässt sich jedoch nicht verändern. Sie ist abhängig von der Sitzgröße: Je größer diese ist, desto länger die Kissen. Das sollten vor allem große oder kräftige Reiter berücksichtigen, deren Pferde eine kurze Sattellage haben. "Reiter sollten dann lieber einen Sattel mit flachem Sitz wählen. Darin haben Sie mehr Platz als in einem Tiefsitzer und kommen eventuell auch mit einer kleineren Sitzgröße klar", rät der Experte.
Bei einem deutschen Sattelkissen sind die Kissen ans Schweißblatt genäht. Da die Kissenhülle aus Leder gefertigt ist, muss die Füllung sehr präzise verarbeitet sein. Französische Kissen gleichen die Füllung besser aus.
6. Ist der Preis angemessen?
Alter, Zustand und Gebrauchsspuren des Sattels sollten sich im Preis niederschlagen. Vergleichen Sie den Preis des Sattels, für den Sie sich interessieren, mit denen anderer Angebote. Fragen Sie Ihren Sattler um Rat, wenn Sie sich nicht sicher sind, ob der gewünschte Sattel zu teuer ist.
Der Experte
Urban Truniger ist Sattlermeister und Inhaber der FirmaEquiNomic mit Hauptsitz in Müllheim (Schweiz) und einer Geschäftsstelle in Konstanz am Bodensee. Er fertigt Maßsättel an und berät beim Gebrauchtsattelkauf. www.equinomic.ch