Gerten: Modelle im Praxis-Test
Der große CAVALLO Gerten-Test

Gerten sollen den Schenkel des Reiters unterstützen und dem Pferd präzise Signale geben. Ob das funktioniert, hängt von der Elastizität der Gerte und ihrer Lage in der Hand ab. CAVALLO hat unterschiedliche Modelle getestet.

CAV Gerten Test CAVALLO
Foto: Rädlein
Stabiler Stock mit guter Balance

Wie gut liegen unterschiedliche Gerten in der Hand, wie präzise sind sie und wie gut ist die Verarbeitung? CAVALLO hat in der Praxis getestet.

"1-4311MWH"/ "1-4923" von Döbert

FazitGriffposition ist schwer veränderbar, trotzdem liegt die Gerte sehr gut in der Hand. Nicht ganz so präzise.
  • Griff weich und dünn, Stoff ungewohnt, haftet stark. Finger passen gut in die Mulden, Position schwer veränderbar
  • 1-4923 (fest) ideal zu dosieren, ideale Federwirkung. 1-4311MWH (weich) zu flexibel, aber gut einsetzbar
  • Materialschwäche beim Schlag, dröselt nach erstem Ritt auf

Länge: 100 bis 170 cm, Preis: 30 bis 32 Euro.

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"Dressurgerte Support" von Krämer

FazitEine Gerte, die wenig präzise Signale gibt und selbst bei sensiblen Pferden kaum eine Reaktion auslöst.
  • Liegt mittelmäßig in der Hand, sehr harter, aber rutschfester Griff, zu kurz und zu dünn
  • Wirkt sehr schwammig, auch weil die Gerte nicht ideal in der Hand liegt
  • Material einfach, aber ordentlich. Gerte ist viel zu weich, federt nicht, sondern wackelt nur

Länge: 100 bis 120 cm, Preis: 7 Euro.

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"1-4155" von Döbert

FazitTrotz schlecht ausbalanciertem Griff eine sehr präzise Gerte mit idealer Festigkeit.
  • Griff glatt und geschmeidig, rutscht nicht. Schlecht ausbalanciert, kopflastig
  • Sehr präzise, touchiert effizient, wirkt aber auch schon beim bloßen Anlegen
  • Sehr gute Verarbeitung, Festigkeit zum Reiten ideal

Länge: 100 bis 170 cm, Preis: 30 bis 32 Euro.

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"Feldmann-Balance" von Fleck

Unser Testsieger!
FazitGroße Hände haben mit dem dünnen Griff Probleme. Sonst eine sehr präzise Gerte mit optimaler Balance in der Hand.
  • Griff zu dünn für große Hände. Sehr gut ausbalanciert, gute Lage in der Hand
  • Feiner Einsatz, gute Dosierung möglich, Länge sehr variabel
  • Hochwertig verarbeitet, Festifkeit ist ideal

Länge: 100 bis 160 cm, Preis: ca. 35 Euro.

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"Dressurgerte John Webb" von Loesdau

FazitSehr feste Gerte, die prompte Reaktionen bei den Pferden hervorruft. Nicht leicht zu dosieren.
  • Griff angenehmer Dicke, etwas schwer, rutschfest
  • Schlag schlecht zu dosieren, trotzdem recht präzise. Etwas zu fest.
  • Einfach, lackiert, Schlag dröselt auf

Länge: 120 bis 130, cm, Preis: 10 Euro.

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Dressurgerte "1-4311" von Döbert mit Griff aus gewelltem Kunststoff und Fiberglasschaft

CAV Gerte Döbert Kunststoff
FazitEher feste Gerte mit präziser Wirkung, etwas für größere Hände.
  • Bei Testern mit kleinen und mittelgroßen Händen sorgte der breite Griff für Verspannungen. Knaufende fehlt, die Gerte kann so schneller durch die Finger rutschen.
  • Die Hilfengebung war größtenteils gut; nur einer Testreiterin war die 90-Gramm-Gerte zu steif.
  • Knaufende fehlt, die Gerte kann so schneller durch die Finger rutschen.

27,90 Euro

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Showmaster-Gerte „Full Grip“ mit Gummi-Haftgriff und Fiberglasschaft

CAV Gerte Showmaster Full Grip
FazitDas Versprechen des Produktnamens „Full Grip“, also „volle Griffigkeit“, löste das Modell wegen des zu kurzen Griffs nicht uneingeschränkt ein. Für den günstigen Preis in Ordnung.
  • Der Gummi-Griff der Gerte ist mit 18,5 Zentimetern vergleichsweise kurz. Die Tester hielten die Gerte daher unabhängig von ihrer Handgröße zeitweise unterhalb des Griffs fest.
  • Hilfengebung völlig problemlos, Gewicht (80 g) angenehm
  • Pluspunkt: der niedrige Preis

9,99 Euro

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Fiberglasgerte „Vario-Griff“ von Fleck mit getaptem Griff und verstellbarem Schaft (von 1,10 auf 1,30 Meter ausziehbar)

Unser Testsieger!
CAV Gerte Fleck  Vario
FazitDie Tester wollten die Gerte am liebsten gleich behalten. Ein toller Taktstock!
  • Langer Griff (27,5 cm), für klein bis große Hände geeignet, liegt geschmeidig in der Hand
  • Feine Hilfengebung möglich
  • Durch Ausziehmechanismus für Reiten und Bodenarbeit geeignet

rund 45 Euro

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Gerte „Carbon Composite“ von Fleck mit Kunststoff-Griff

CAV Gerte Fleck  Carbon
FazitLeichtgewicht mit Griff. Insgesamt eine Top-Gerte.
  • Der Grip und die Größe des Griffs gefiel allen Testern gut.
  • Mit nur 45 Gramm wiegt diese Gerte nur etwa halb so viel wie fast alle anderen Testgerten. Selbst schwache Hände und Arme könnten sie auch bei längeren Ritten mühelos im Griff haben.
  • Die Hilfen ließen sich dosiert geben; das brauchte allerdings ein klein wenig Übung, da die Gerte so leicht ist

rund 30 Euro

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Gerte mit Fiberglaskern und Gel-Griff von Waldhausen

FazitDie bunte Gerte (Gewicht: 80 Gramm) ist auf jeden Fall ein Hingucker. Beim Handling überzeugte sie im Test nicht.
  • Gel-Griff passte sich den Händen der Testreiter an, war aber sogar für große Hände zu dick
  • Durch die Handwärme wurde das Gel zudem flüssiger; dadurch fühlte sich der Griff schwammig an
  • Diese Eigenschaft erschwerte es den Reitern, präzise Hilfen zu geben.

15,95 Euro

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Was ist eine Gerte?

Die Gerte ist der verlängerte Arm des Reiters, der präzise Hilfen geben soll. Das gelingt mit manchen Gerten einfach besser als mit anderen.

Warum reitet man mit Gerte?

Wer mit Gerte reitet, hat ein zusätzliches Kommunikationsmittel mit dem Pferd. Die Gerte kann Schenkelimpulse unterstützen und das Pferd so auf feine Hilfen konditionieren. Reagiert es nicht auf die treibende Schenkelhilfe, verstärkt ein Antippen mit der Gerte, ohne das Pferd auf den Schenkel stumpf werden zu lassen. Außerdem kann die Pferde auch genutzt werden, um Signale an der Schulter zu geben und zum Beispiel seitwärtstreibende Hilfen durch Antippen an der Schulter zu verstärken.

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Fügt eine Gerte dem Pferd Schmerzen zu?

Ob ein Pferd durch die Gerte Schmerzen hat, hängt von Ihrer Verwendung ab. Die Gerte ist nicht dazu da, das Pferd zu schlagen! Geschieht das, hat das Pferd Schmerzen. Pferde haben eine kaum dickere Haut als Menschen, wie australische Veterinärmediziner zeigen konnten. Die oberste Schicht der Haut, in der sich die Schmerzzellen befinden, ist sogar dünner als beim Menschen. Möglicherweise haben Pferde daher sogar ein stärkeres Schmerzempfinden als wir.

Wie treibt man ein Pferd richtig an?

Ein Knackpunkt beim Gerteneinsatz zum Treiben ist das Timing. Damit ist zum einen die Reaktionsschnelle des Reiters gemeint. "Der vielleicht größte Fehler, den man mit der Gerte machen kann, ist, dass man zu lange wartet, bevor man sie einsetzt", sagt Klassik-Ausbilder Dr. Thomas Ritter aus Herrenberg/Baden-Württemberg. Sprich: Das Pferd reagiert nicht auf die Schenkelhilfe, der Reiter setzt die Gerte aber erst zehn Sekunden später ein. "Für das Pferd kommt die Gerte dann ohne erkennbaren Zusammenhang und ohne Vorwarnung aus dem Nichts heraus. Der Lerneffekt ist gleich null." Zum anderen ist mit dem richtigen Timing der Moment gemeint, in dem das Pferd auf die Gerte reagieren kann. Das kann es nämlich nur, wenn das Hinterbein, das der Reiter nach vorne treiben möchte, gerade in der Luft ist oder kurz davor. Nur dann kann das Pferd das Bein weiter nach vorne setzen. Ist das Bein hingegen gerade am Boden, kann das Pferd die Hilfe nicht umsetzen. Im besten Fall lernt es, die Gerte zu ignorieren; es kann schließlich nicht darauf reagieren. Im schlimmsten Fall wirkt die Gerte wie eine Strafe, denn aus Sicht des Pferds ist die Hilfe unberechtigt und nicht nachvollziehbar.

Wie bekommt man ein faules Pferd vorwärts?

Zunächst ein mal gilt es zu überprüfen, warum das Pferd vermeintlich faul ist – dahinter können gesundheitliche Gründe oder Reiterfehler stecken. "Oft werden zu viele, zu starke oder falsche Hilfen gegeben", sagt David de Wispelaere. Klemmt der Reiter im Sattel? Presst er seine Waden im Dauerdruck an den Pferdebauch? Beides kann die Vorwärtsbewegung des Pferds blockieren. Bremst der Reiter selbst das Pferd aus und greift dennoch zur Gerte, ist der Einsatz unfair.

Thomas Ritter vergleicht diese Pferde mit einem Musikinstrument, das regelmäßig gestimmt werden muss. Er berührt dafür das Pferd leicht mit dem Schenkel, während die Gerte gleichzeitig mit ihrem Eigengewicht auf dem Pferdefell ruht. Reagiert das Pferd darauf noch nicht, wird der Druck leicht verstärkt, bis hin zu einer leichten Vibration der Gerte. "Dabei ist es die Geschwindigkeit der Vibration, nicht die Intensität oder die Härte der Hilfe, die sie effektiv macht", so Ritter. Reagiert das Pferd, stoppt die Vibration sofort. "Die meisten Pferde lernen auf diese Weise sehr schnell, auf leichte Schenkelhilfen zu reagieren."

Was muss man beim Kauf einer Gerte beachten?

  • Gewicht: Leichte Modelle helfen, dass Hand und Arm nicht ermüden.
  • Elastizität eines der wesentlichen Kriterien, in denen sich Dressurgerten unterscheiden. Ist die Gerte genügend elastisch, genügt schon eine leichte Bewegung aus dem Handgelenk, um sie zum Schwingen zu bringen. Ist die Gerte allerdings zu wabbelig, gerät sie unter Umständen versehentlich ans Pferd und die Impulse werden schwammig.
  • Kriterium ist auch der Griff, der heutzutage vom einfachen Lederwickel über raffiniert gedrehte Handschmeichler bis zum ergonomisch-dynamisch geformten Modell reicht. Beim Griff hat auch Corinna Lehmann, klassische Ausbilderin aus Langenberg/Nordrhein-Westfalen, ganz genaue Vorstellungen. "Dicke Griffe füllen die Hand so stark, dass ich die Faust nicht mehr schließen kann. Dadurch wird die Zügelführung schlechter. Sanfte Paraden sind nicht mehr möglich, und die Bewegung aus dem Handgelenk heraus ist extrem eingeschränkt."
  • Balance: Wie eine Gerte in der Hand liegt, hängt auch von ihrer Balance ab. Kürzere Gerten sind oft besser balanciert. Die Balance von langen Gerten wird daher vor allem durch mehr Material an der Spitze hergestellt. Deswegen kommt ans Griffende oft ein Metallknopf. Experte Andreas Döbert hat lieber eine leichte Gerte in der Hand. Um sie auszubalancieren, fasst er sie dort an, wo sie in der Hand im Gleichgewicht liegt. Die Stücke, die vorne und hinten aus der Faust ragen, sind also gleich schwer. "Wenn Sie die Gerte immer am Griffende packen, ist sie sowieso nie ausbalanciert", sagt Döbert. Diese Balance sorgt für ein entspanntes Reiten und unverkrampfte Hände. "Das funktioniert aber nicht mit mehr Gewicht in der Hand – also einem schweren Griff."
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Lisa Rädlein
Am Hinterbein oder hinter dem Schenkel sorgt die Gerte für Versammlung und Schenkelgehorsam.

Welche Länge braucht eine Dressurgerte?

Eine Dressurgerte sollte so lang sein, dass Sie die Stelle des Pferds, die Sie touchieren möchten, beim Reiten damit gut erreichen können, ohne Ihre Handhaltung zu verändern. Das kann die Stelle direkt hinter Ihrem Schenkel oder die Kruppe sein. Auf deutschen Dressurturnieren sind nur Gerten bis 120 Zentimeter Länge zugelassen, inklusive Schlag. Es gibt jedoch fürs Training auf längere Gerten für große Pferde. Springgerten dürfen auf dem Turnier nur 75 Zentimeter lang sein. Warum sind Springreitgerten kurz? Sie werden zwischen Hals und Schulter eingesetzt und sollen das Pferd animieren, die Vorderbeine über dem Sprung weiter nach oben zu ziehen.

Welche Reitgerte eignet sich für Anfänger?

Für ungeübte Reiter ist die Gerte oft ein Störfaktor. "Viele haben anfangs Schwierigkeiten, die Gerte so aufzunehmen, dass sie ausbalanciert in der Hand liegt", sagt Corinna Lehmann. Wer dann noch den Daumen auf die Gerte legt, blockiert sie in ihrer Bewegung und Wirkung. Auch die Zügelführung wird schwierig. Anfänger sollten daher am besten ohne Gerte reiten, bis Sitz und Zügelführung geübt sind. Für den Anfang eignet sich dann eine gut ausbalancierte, nicht zu elastische und nicht zu lange Gerte – also ein gutes Modell.

Selbst eine perfekt konstruierte Gerte kann das Pferd stören, wenn der Reiter seinen Körper nicht im Griff hat. Ausbilderin Sabine Ellinger: "Oft liegt es am Reiter, der seinen Arm nicht locker tragen kann. So überträgt sich die Bewegung direkt auf die Gerte, die dann ins Wippen gerät."

Wer außerdem die Hände nicht senkrecht, sondern waagerecht hält, streckt die Gerte wie ein Paddel zur Seite und stört damit seine Mitreiter, die ihm entgegenkommen oder ihn überholen wollen.

Wie hält man eine Gerte richtig?

Die Gerte liegt neben dem Daumen in der Hand des Reiters, der Griff sollte oben ein Stück herausstehen. Die Gerte liegt locker auf dem Oberschenkel des Reiters auf und zeigt nach hinten Richtung Flanke des Pferds. Springgerten sind kürzer und liegen beim Reiten über der Schulter des Pferds.

Erfahrene Reiter variieren die Haltung der Gerte. "Je nachdem, in welcher Länge ich sie brauche, greife ich sie mal weiter oben, mal weiter unten", sagt Ausbilder Axel Schmidt. Flüchtet das Pferd etwa über die Schulter, ist die Gerte an der Schulter gefragt. Reagiert es nicht auf den Schenkel, berührt die Gerte das Pferd direkt hinter dem Schenkel.

Zur Versammlung touchiert die Gerte die Hinterhand. Wer täglich mit Gerte reitet und arbeitet, denkt ohnehin nicht mehr über die richtige Haltung nach. Sie ist in Fleisch und Blut übergegangen. "Ich nehme die Gerte automatisch so in die Hand, dass es bequem ist", sagt Sabine Ellinger. "Das ist eher am unteren Teil des Griffs. Fasse ich sie zu weit oben an, kann ich sie nicht mehr locker aus dem Handgelenk drehen." Somit greift Ellinger die Gerte automatisch richtig, wie Rudi Maisack bestätigt: "Der Reiter kommt dem Balancepunkt der Gerte näher."

Auf welcher Seite trägt man die Gerte?

In Reitschulen wird häufig gelehrt, die Gerte immer in der inneren Hand zu tragen. "Ich schätze, das kommt daher, dass Schulpferde gerne in das Bahn­innere drängeln und eine Begrenzung so einfacher gelingt. Durch den Gertenwechsel beim Handwechsel, der oft gelehrt wird, kommt zu viel Unruhe in die Anlehnung", sagt Pferdewirtschaftsmeister Frank Aue. "Weil die allermeisten Pferde ihre natürliche Schiefe von vorne rechts nach hinten links haben, trage ich die Gerte in der Regel auch in der rechten Hand, weil diese Pferde den rechten Schenkel nicht so gerne annehmen. Die Gerte unterstützt in diesem Fall auf der rechten Hand das Schulterherein und auf der linken das Travers. Neigt ein Pferd dazu, über die Schulter auszufallen, lege ich die Gerte als Begrenzung an die Pferdeschulter", erklärt Aue.

Bettina Keil, die auch im Damensattel reitet, sagt: Im englischen Sattel trage ich die Gerte dort, wo ich sie benötige. Meist auf der inneren Hand, damit ich dem inneren Hinterbein einen zusätzlichen Impuls geben kann. In der Turnierprüfung trage ich die Gerte immer links, damit die rechte Hand zum korrekten Gruß frei bleibt." Légèreté -Ausbilderin Susanne Decker erklärt: "Bei jungen Pferden trage ich die Gerte dort, wo ich sie brauche. Reagiert das Pferd schlechter auf den rechten Schenkel, trage ich sie rechts, reagiert es links schlechter, trage ich sie links. Zum Einsatz kommt sie fast ausschließlich direkt hinter dem Schenkel."

Welche Gerte ist für die Bodenarbeit geeignet?

Für die Bodenarbeit sollte eine Gerte vor allem lang sein. Dabei arbeiten viele Ausbilder mit denselben Gerten, mit denen sie auch reiten. "Ich brauche deshalb eine lange Dressurgerte. So kann ich am Boden jede Stelle des Pferds touchieren", sagt Axel Schmidt.

Sabine Ellinger greift beim Longieren gerne auf Überlängen zurück – zum Beispiel Angelruten. Diese kann sie sich für die Arbeit mit ihren Ponys passend machen. "Sie sind extrem leicht, extrem lang, und es gibt sie im Fünfer-Pack", sagt Ellinger. "Die Ruten lassen sich gut biegen und sind extrem elastisch. Den Schlag klebe ich einfach dran." Im Handel gibt es auch Touchiergerten, die etwa zwischen 140 und 160 Zentimeter lang sind und einen etwas längeren Schlag haben als Reitgerten.

Welche Empfehlung bleibt nach diesem Test? Da bei einer Gerte der Griff gut in der Hand liegen muss, sie nicht zu weich und nicht zu fest sein soll, die Beurteilung dieser Kriterien aber sehr subjektiv ist, sollten Sie Gerten nicht online oder per Katalog kaufen. Im Fachgeschäft können Sie die Gerten wenigstens ausprobieren – wenn auch ohne Pferd.

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Lisa Rädlein
Das Touchieren mit der Gerte kann die Kommunikation erleichtern.

Info: So werden Reitgerten hergestellt

"Oft haben sie Glasfiberkerne und sind mit einem Gespinst ummantelt. Glasfiber ist sehr stabil, braucht aber die Ummantelung, da es sonst zu Irritationen der Haut kommen kann", sagt Andreas Döbert. Vermischt mit Kunstharz, werden die Glasfasern zu einem konischen Stab geschliffen, der je nach Länge, Gewicht und Gemisch mehr oder weniger elastisch ist.

"Je mehr Faser Sie mit Kunstharz vermischen, desto steifer und schwerer wird die Gerte", so Andreas Döbert. "Mehr Kunstharz macht die Gerte wesentlich flexibler." Den Grundschliff gibt Döbert dem Lieferanten der Glasfiberkerne vor, die Feinheiten schleifen seine Mitarbeiter in der eigenen Werkstatt.

Dann kommt ein Leder- oder ein Nylonschlag an das Gertenende. "Das Leder bringt Gewicht", sagt Döbert. "Es wiegt etwa 5 Gramm, das Nylon lediglich 1 Gramm." Das beeinflusst natürlich die Balance, sodass die Gerte mit Leder mehr zur Mitte hin ausbalanciert ist als ein Modell mit Nylonschlag. "Je mehr Gewicht außerdem an der

Spitze der Gerte ist, desto mehr schwingt sie", sagt Andreas Döbert. Der Schlag ist entweder direkt am Stock angebracht oder eingeöst. Anschließend werden die Gerten mit Baumwolle oder einem Nylongespinst in unterschiedlicher Feinheit umwickelt. Das passiert mit einer Spinnmaschine. "Sie können auch direkt die Glasfiber oder die Baumwolle lackieren, das macht die Gerten resistenter gegen Schmutz", weiß der erfahrene Hersteller.

"Dröselt sich der Schlag auf, kann man das Nylon mit einem Feuerzeug wieder verschmelzen. Das Nylon schmilzt und verklebt, bildet aber eventuell einen Grat", erklärt Döbert.

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Eine Spinnmaschine umwickelt die Gerte.
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4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023