Novafon, Horse Relaxe & Co.: Massagegeräte für Pferde im Test

Novafon, Horse Relaxe, OrthoGun & Co.
Massagegeräte für Pferde im Test

Zuletzt aktualisiert am 17.01.2024
CAVALLO Test Massagegeräte
Foto: Lisa Rädlein

Die Geräte setzen auf unterschiedliche Techniken. Welche eignet sich am besten, um die Pferdemuskeln so richtig schön durchzukneten? Worauf sollten Reiter beim Kauf achten – und welche Geräte überzeugen in puncto Handling, Akkulaufzeit und Reinigung? Wir klären diese Fragen – und testen sechs Geräte an und mit drei sensiblen Stuten.

Unser Praxistest: Die Ergebnisse im Überblick

Alle Geräte im Test lassen sich per Knopfdruck einfach einschalten. Einzig beim W-Health & Care Massagegerät Pro musste die Testperson etwas probieren, bis das Gerät läuft; denn mit einem Knopfdruck bekommt man lediglich den Batterieladestand angezeigt.

Falls verfügbar, lässt sich per Knopfdruck zwischen den Intensitäten wechseln (beim Novafon power 2 geht das zudem via App). Die einzige Schwierigkeit bei allen Geräten: Draußen, sowohl bei bewölktem Himmel als auch bei Sonnenschein, kann die Testperson die Anzeigen kaum erkennen – die je nach Gerät Intensitätsstufe und/oder Wärmeaktivierung anzeigen. Im Stall hingegen haben alle Leuchtanzeigen sehr gut funktioniert.

In punkto Lautstärke gab es ziemliche Unterschiede. Als wir das Wackaro einschalteten, verfielen alle Pferde am Putzplatz kurz in Schockstarre. Das Gerät ist relativ laut (im Test bis zu 70 Dezibel, also fast wie ein kleiner Rasenmäher). Nach einer kurzen Gewöhnungszeit entspannten unsere drei Pferde im Test auch mit dem Wackaro. Für die Testperson blieb es aufgrund der Lautstärke gewöhnungsbedürftig. Etwas leiser sind das W-Health & Care Massagegerät Pro sowie das Horse Relaxe, am leisesten die OrthoGun 3.0, der Massage Mitt Hotspot sowie das Novafon power 2.

Hinsichtlich des Handlings gab es kaum Unterschiede. Alle Produkte vom leichtesten Gerät (Novafon power 2, 250 Gramm) bis zum schwersten (OrthoGun 3.0, 770 Gramm) konnte unsere Testperson einfach mit einer Hand am Pferd halten. Bei den kleineren Testpferden ließ sich der Massage Mitt Hotspot durch seine Form und Griffvorrichtung an Körperpartien wie dem Hals etwas umständlicher halten. Deutlichere Differenzen gab es bei der Akkulaufzeit: Hier liefen die Geräte zwischen rund 1,5 Stunden (Massage Mitt Hotspot) und 6 Stunden (OrthoGun 3.0).

Nach jedem Test klebten an den Massagegeräten Talg, Dreck sowie Pferdehaare. Alle Geräte konnten mit einem feuchten Tuch gereinigt werden. Am einfachsten war es, die Massageköpfe der OrthoGun 3.0, des W-Health & Care Massagegeräts Pro, des Novafons power 2 sowie den Massage Mitt Hotspot abzuwischen. Ein klein wenig aufwändiger war die Säuberung vom Wackaro mit seinen vier Massageköpfen sowie vom Horse Relaxe (das Netz musste mehrmals abgewischt werden).

Unser Fazit: Massieren muss einfach und effektiv sein; hier überzeugten uns und die Testpferde alle sechs Geräte im Praxis-Test. Eine Wärmefunktion kann für zusätzliche Entspannung sorgen. Unsere CAVALLO-Tipps für den Kauf: Je differenzierter man die Massageintensität anpassen kann, umso besser; so kann man individuell aufs Pferd und dessen Tagesform eingehen. Dann tut die Massage gleich doppelt gut.

Keine Norm für Massagegeräte

An Normen müssen sich Hersteller von Massageräten nicht halten: Die meisten gelten als Wellness-, nicht als Medizinprodukte. Letztere wirken meist physikalisch, haben eine medizinische Zweckbestimmung (bei Menschen) und müssen dem Medizinproduktegesetz entsprechen. In unserem Test war nur das Novafon power 2 ein für den Menschen zertifiziertes Medizinprodukt.

Wie funktionieren Massageräte für Pferde?

Um verspannte Muskeln zu lockern, nutzen die Hersteller unterschiedliche Techniken, wie etwa sich drehende Massageköpfe (in unserem Test die Hersteller von Wackaro sowie Horse Relaxe). Andere Hersteller setzen auf eine Kombination aus Druck und Vibration, die sogenannte perkussive Therapie (in unserem Test die Massagepistolen OrthoGun 3.0 sowie das W-Health & Care Massagegerät Pro). Zudem gibt es noch Geräte, die ohne Druck, dafür mit sanften Vibrationen arbeiten (Massage Mitt Hotspot und Novafon power 2).

Wie intensiv die Massage sein soll, lässt sich an den Geräten oft individuell einstellen. Bei der OrthoGun 3.0 können Reiter etwa zwischen 1200 und 3200 Stößen in der Minute wechseln. Das Novafon power 2 arbeitet mit Vibrationen in unterschiedlichen Frequenzen (50, 75 oder 100 Hertz) mit jeweils mehreren Intensitätsstufen. Die kann man am Gerät sowie auch ganz leicht am Handy einstellen; Gerät und Gratis-App lassen sich via Bluetooth verbinden. Die App ermöglicht sogar noch zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten (mehr Intensitäten). Lediglich bei Wackaro ist unklar, über wie viele Massageintensitäten das Gerät verfügt. Je nach Einstellung drehen sich die Massageköpfe mal langsamer, mal schneller und mal in unterschiedliche Richtungen.

Welche Massagegeräte für Pferde arbeiten mit Wärme?

Teilweise verbinden die Geräte auch Massagetechnik mit einer zusätzlichen Wärmequelle, etwa das Horse Relaxe. Zur einzigen Intensitätsstufe kann man noch Wärme (nach Herstellerangabe zirka 38 °C) hinzuschalten. Im Praxis-Test war diese Wärme direkt nach dem Einschalten kaum spürbar. Erst nach etwa einer halben Minute wurde das Gerät leicht warm.

Auch der Massage Mitt Hotspot kann sich bei Bedarf leicht erwärmen (nach Herstellerangabe bis zu 42 °C, im Test deutlich fühlbar), ebenso das W-Health & Care Massagegerät Pro (in drei Stufen bis zu 45 °C laut Hersteller). Außerdem gibt es noch eine kühlende Funktion, bei der sich der Massagekopf in drei Stufen auf bis zu 5 °C runterkühlen lässt. Beides war im Praxis-Test sofort nach dem Einschalten des Geräts deutlich spürbar.

Wie viel Druck braucht man bei der Massage von Pferden?

Im Test haben wir alle Massagegeräte lediglich auf geringster Intensitätsstufe ans Pferd gehalten. Allein das hat bei allen drei Testpferden ausgereicht, um für Entspannung zu sorgen: Die Augen fielen zu, Kopf und Hals senkten sich, die Pferde schleckten und kauten sowie gähnten auch teilweise.

Wie viel Druck nötig ist, um Verspannungen bei Pferden zu lösen, ist individuell verschieden. Beginnen Sie sanft und steigern Sie die Intensität gegebenenfalls allmählich. Dabei sollten Sie das Pferd genau beobachten: Hebt es Kopf und Hals, schlägt es mit dem Schweif, legt es die Ohren an oder weicht es aus, ist der Druck zu stark. Zudem gibt es Muskelpartien, die empfindlicher sind wie beispielsweise die Genickmuskulatur. An anderen Stellen wie an der Kruppe mögen manche Tiere hingegen festeren Druck.

Kann man Massagegeräte für Pferde auch für den Reiter nutzen?

Alle getesteten Massagegeräte können für Pferd und Reiter genutzt werden, ergab unsere Nachfrage bei den Herstellern. Autorin Christiane Wehnert probierte es aus: Ihre Beinmuskeln waren aufgrund eines Lauftrainings strapaziert und wurden mit den Geräten sehr gut gelockert. Am liebsten griff sie zum Novafon power 2, zur OrthoGun 3.0 sowie zum W-Health & Care Massagegerät Pro.

So gut sind die Anleitungen der Hersteller

Ein Massagegerät ist nutzlos, wenn Reiter nicht wissen, wie sie es richtig benutzen. Hier punktet der Hersteller Novafon mit dem besten Service: Es gibt ein kostenloses Anwendungsbuch mit vielen einfach erklärten Schritt-für-Schritt-Anleitungen für Pferdebesitzer (über 70 Seiten). Zusätzlich kann man eine Gratis-App downloaden, die sich mit dem Massagegerät verbinden lässt. Zudem findet man hier viele hilfreiche Erklärvideos fürs Pferd (ebenso auch für Katzen, Hunde sowie Menschen). Darüber hinaus gibt es kostenlose telefonische Anwendungsberatungen sowie Web-Seminare, in denen man Grundlagenwissen vermittelt bekommt und Fragen stellen kann. Top!

Zur Massagepistole OrthoGun 3.0 gibt’s eine Gratis-App, in der man Infos rund um das Produkt bekommt (u.a. Tipps und Tricks, Reinigung), sowie auch sehr gute Anleitungsvideos. Die Filme zeigen allerdings nur die Anwendung des Geräts am Menschen, nicht am Pferd.

Die Hersteller von Horse Relaxe, Wackaro und Massage Mitt Hotspot bieten ebenfalls Erklärvideos auf YouTube an (Wackaro und Massage Mitt Hotspot allerdings nur auf Englisch). Für das erst im Herbst 2023 auf den Markt gekommene W-Health & Care Massagegerät Pro waren zum Testzeitpunkt noch keine Videos vorhanden.

Wie benutzt man ein Massagegerät für Pferde richtig?

Pferdephysiotherapeutin Katrin Obst (www.katrinobst.de) hat bereits in der TV-Sendung "hundkatzemaus" auf VOX Massagegeräte für Pferde getestet – und weiß, wie man vorgehen sollte: "Am besten fangen Sie hinter den Ohren am Genick an und arbeiten sich langsam nach hinten – auf beiden Seiten. Unbesorgt massieren können Sie unter anderem die Hals-, Brust- sowie Rückenmuskulatur und die Hinterhand mit ihren großen Muskeln." Vorsicht ist grundsätzlich vor allem bei Knochenvorsprüngen und Gelenken geboten. Hier sollten Sie lieber nicht mit einem Gerät drübergehen. "Das ist sonst unangenehm fürs Pferd", sagt Katrin Obst.

Und sie hat noch einen Tipp: "Die besten Ergebnisse erzielt man übrigens, wenn man sein Pferd vor dem Einsatz eines Massagegeräts von einem Physiotherapeuten oder Osteopathen durchchecken lässt", sagt Katrin Obst. "Der Experte kann dem Besitzer dann nämlich genau zeigen, wo die Problemzonen des Pferds liegen, also wo man am besten massieren sollte, wie oft und mit welcher Intensität. So unterstützt der Besitzer die Arbeit des Therapeuten."

Schlecken, kauen, schnauben, schütteln, gähnen: Sendet Ihr Pferd diese Signale, während Sie es massieren, dann haben Sie alles richtig gemacht. Genau dieses Wohlbefinden wollen wir erreichen, wenn wir unsere Vierbeiner kneten – oder auch: kneten lassen.

Sollte man Pferde besser vor oder nach dem Training massieren?

Vor dem Training massieren oder danach – was ist effektiver? "Die meisten Pferde entspannen bei einer Massage und werden parasympathisch, deswegen empfehle ich es regelmäßig nach dem Training zu machen", rät Katrin Obst.