Sattel im Test: Butterfly, Maxflex, Stübben Equi-Soft
Moderne Sattelbäume im Test

Wir haben Sattelbaum-Konzepte getestet, die besonders komfortabel fürs Pferd sein sollen. Was sagen Reitgefühl und Druckmessung?

CAV Sattelbäume Test Aufmacher
Foto: Rädlein

Damit Sättel noch angenehmer fürs Pferd werden, feilen und forschen Hersteller an den Sattelbäumen. Wir haben getestet, wie gut drei moderne Sattelbaum-Konzepte tatsächlich funktionieren. Die Sättel von Butterfly, Maxflex und Stübben Equi-Soft sollen dem Pferd alle eine besonders gute Bewegungsfreiheit bieten. Stübben setzt dazu auf einen zweigeteilten Baum, Butterfly auf bewegliche Scharniere im Schulterbereich und Maxflex auf flexibles Material.

Unsere Highlights

Die Testkriterien für den Sattel-Test

Der Testritt zeigte, wie frei sich das Pferd bewegte. Klassik-Ausbilderin Cornelia Greifenberg-Gruns ritt jeden Sattel am Testtag zunächst ohne Druckmessmatte Probe und beurteilte jeweils, wie frei und zufrieden das Testpferd, Halbbluthengst Cent II, damit ging. Außerdem beurteilte sie das Sitzgefühl.

Zweites Testkriterium war die Druckmessung. Diese führte David Albrecht vom Team Satteltester (www.teamsatteltester.de) für CAVALLO durch. Eine Messmatte zeichnete die Druckverteilung in Schritt, Trab und Galopp auf. Die Druckbilder auf den folgenden Seiten zeigen jeweils die durchschnittliche Belastung über die gesamte Mess-Sequenz. Der Druck sollte sich möglichst gleichmäßig verteilen, hohe Druckkonzentrationen (im Druckbild rot) vermieden werden. Zudem müssen empfindliche Stellen wie die Wirbelsäule frei bleiben. Auch die Schulter kann sich nur ohne Druck frei bewegen.

Abstimmung der Sättel vom Hersteller

Die Sättel wurden am Testtag von Sattlern der jeweiligen Hersteller vor Ort ausgewählt und angepasst. Damit sich die Hersteller vorab einen Eindruck von der Sattellage machen konnten, erhielten sie detaillierte Fotos des Testpferds. Die Sattlerei Stübben, die am Testtag keinen Sattler zum Termin schicken konnte, passte den Testsattel vorab anhand dieser Fotos an. Die Druckbilder vermitteln einen ersten Eindruck davon, wie die modernen Sattelbäume auf den Pferderücken wirken. Weitere Feinabstimmung wäre nötig: „Bei allen Testsätteln müsste punktueller hoher Druck noch durch die Polsterung ausgeglichen werden“, sagt Mess-Experte Albrecht.

Die Druckmessung zeigt, wo kritische Punkte liegen. Viele Versprechen der Hersteller hielten die Sattelbäume: Die Bewegungsfreiheit der Schulter war etwa beim Butterfly-Sattel besonders gut, mit dem geteilten Equi-Soft Modell von Stübben ließen sich Gewichtshilfen tatsächlich besonders direkt einsetzen.

Die Druckmessungen zeigten aber auch, wo kritische Punkte der innovativen Sattelbäume liegen können. Welcher Sattel in welchem Bereich punkten konnte und wo es Verbesserungspotenzial gibt, lesen Sie auf den nächsten Seiten.

So beurteilen Sie die Passform Ihres Sattels selbst

Sattel-Test: Stübben Equi-Soft, Dressursattel Aramis

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Das Testpferd ließ sich mit dem Equi-Soft leicht um Kurven führen.

Der Sattelbaum

Der Equi-Soft-Sattelbaum ist in der Mitte geteilt und mit Gurtbändern verbunden. Die Hälften können sich bis zu einem gewissen Abstand auseinanderbewegen. Das soll dem Pferd größtmögliche Bewegungsfreiheit bieten und Druck vom Rücken nehmen. Der Reiter soll seine Gewichtshilfen besonders direkt übertragen können. Basis ist der Stübben-Stahlfederbaum.

Das Reitgefühl

Die Sitzposition fühlte sich für unsere Testreiterin mittig an. Die seitlichen Nähte rieben etwas. Die Teilung des Sattels in der Mitte störte sie nicht.

Die Bewegungsdynamik des Pferds war mit diesem Sattel besonders gut zu spüren. „Ich konnte selbst schnell loslassen im Sitz“, sagt Cornelia Greifenberg-Gruns. Auch das Pferd löste sich schnell und ließ sich gut sitzen. Auffällig war, wie gut das Testpferd sich mit diesem Sattel in Wendungen führen ließ: „Ich konnte selten ein Pferd so gut durchbiegen. Auch in engen Wendungen bog sich Cent ohne Widerstand.“

Das Druckbild

Der Schwerpunkt des Drucks änderte sich während der Messung relativ häufig. Das deutet auf eine nicht ganz so stabile Lage des Sattels hin. Die Druckfelder auf beiden Seiten waren recht uneinheitlich, links blieb ein Bereich fast ohne Druck. Bei solcher Brückenbildung werden andere Stellen dafür stärker belastet. Dass sich dieses Problem auch bei den anderen Testsätteln zeigte, deutet auf einen etwas unsymmetrischen Rücken des Testpferds hin, der durch die Polsterung ausgeglichen werden müsste. Das Druckbild zeigt zudem einige rote Punkte mit erhöhtem Druck: Auch diese müssten durch gezieltes, individuelles Aufpolstern noch beseitigt werden.

Im Test kam in allen Gangarten leichter bis mittlerer Druck auf die Wirbelsäule. Da die Dornfortsätze der Wirbelkörper besonders empfindlich sind, muss das vermieden werden. „Der Grund könnte sein, dass durch die Beweglichkeit der Hälften mehr Reibung zwischen Sattelkissen und Satteldecke und somit Zug nach unten entsteht. So könnte sich die Satteldecke straff ziehen“, sagt Mess-Experte David Albrecht. Auch die Schulter wurde etwas mehr eingeengt als bei den anderen Sätteln. „Das Testmodell war von Vornherein etwas knapp an der Schulter. Zudem wird der Sattel durch die Teilung bei Belastung beidseitig nach unten gedrückt. So wird der Schulterwinkel enger“, begründet Albrecht.

Das Fazit

Das Reitgefühl war toll. Im Druckbild zeigten sich kritische Punkte. Weitere Messungen müssten zeigen, ob diese durch optimale Anpassung verschwinden.

Sattel-Test: Maxflex, Dressursattel Leonhard Pro

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Testpferd Cent wurde erst etwas flott, dehnte sich dann aber entspannt.

Der Sattelbaum

In den Sätteln von Maxflex steckt ein sogenannter Flexbaum. Er besteht aus Polyurethan, das flexibel in der Längs- und Querachse, aber dennoch formstabil sein soll. Für mehr Stabilität ist der Baum mit Stahlfedern verstärkt. Der vordere Bereich des Sattels soll seitlich rotationsfähig sein und sich so den Bewegungen der Pferdeschulter anpassen. Das soll maximale Schulterfreiheit ermöglichen. Zudem haben die Sattelkissen laut Hersteller einen breiten Wirbelkanal.

Das Reitgefühl

Die Sitzposition auf dem Pferd fühlte sich für unsere Testreiterin mittig und im Schwerpunkt an. Der Kontakt zum Pferderücken war eher fest, wodurch direkte Einwirkung möglich war. Die Sitzfläche fand unsere Testreiterin etwas schmal, aber nicht kantig. Sie hatte das Gefühl, recht hoch über dem Pferd zu sitzen, fand aber eine gute Sitzposition.

Testpferd Cent wurde mit diesem Sattel zunächst etwas flotter und fühlte sich etwas steifer an, dehnte sich dann aber in allen Gangarten. „Es hat etwas gedauert, bis ich zum Sitzen gekommen bin“, so die Testreiterin. Auf der Geraden konnte sich Cent mit diesem Sattel besser ausbalancieren als mit den anderen Sätteln, dafür bog er sich in den Wendungen etwas weniger gut. Die Bewegungen der Schulter fühlten sich generell nicht ganz so flüssig an.

Das Druckbild

Der Schwerpunkt des Drucks veränderte seine Position während der Aufnahmen ähnlich wie beim Stübben-Sattel relativ häufig. Er verschob sich noch etwas mehr nach links und rechts. Das weist auf eine nicht ganz so stabile Lage hin.

Im Schritt war die Druckbelastung im hinteren Bereich des Sattels relativ hoch. Im Trab und Galopp verteilte sich der Druck deutlich besser. Punkte mit hohem Druck müssten noch durch die Polsterung beseitigt werden. Der Maxflex-Sattel wies im Test die beste Wirbelsäulenfreiheit auf. Auch die Schulter wurde nicht eingeengt, allerdings gab es hier kleine Druckpunkte, die noch optimiert werden könnten.

Das Fazit

Der Sattel mit dem Flexbaum bot wie versprochen gute Bewegungsfreiheit in der Schulter. Dass Maxflex auf eine sehr gute Wirbelsäulenfreiheit achtet, ist ein dickes Plus.

Sattel-Test: Butterfly Comfort, Dressursattel Christine

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Cent konnte sich raumgreifend bewegen.

Der Sattelbaum

Wie alle Butterfly-Sättel haben auch die Modelle aus der neuen Comfort-Serie ein bewegliches Scharniersystem im Bereich von Schulter und Widerrist. Die Sättel haben dadurch keine starre Kammerweite, sondern sollen sich individuell der Anatomie und den Bewegungen des Pferds anpassen. Die Sättel aus der Comfort-Reihe haben einen Holz-Stahlfederbaum, der mit Längs- und Quergurten bespannt wird. Dadurch soll der Baum stoßabsorbierend wirken. Das soll auch den Pferderücken schonen.

Das Reitgefühl

Die Position auf dem Pferd fühlte sich für unsere Testreiterin mittig an. Der Sattel war im Sitzbereich etwas kantig. Er engte unsere Testreiterin nicht ein. Sie saß dicht am Pferd.

Testpferd Cent dehnte sich gut an die Hand heran. Die natürliche Schiefe des Pferds war deutlicher zu spüren. In Kurven musste Cornelia Greifenberg-Gruns mehr Bein einsetzen, damit Cent nicht nach innen kippte. „In Wendungen lehnt sich das Pferd innen an Sattel und Reiter an. Durch die Beweglichkeit im Schulterbereich fällt der Sattel hier als Stütze weg“, vermutet sie. Ob das die Schiefe verstärkt oder das Pferd besser in Balance findet, lässt sich nach einem einmaligen Ritt nicht beurteilen.

Das Pferd konnte sich mit dem Butterfly-Modell besser bewegen als mit den anderen Sätteln im Test. Im Schulterbereich fühlte es sich geschmeidiger an.

Das Druckbild

Die Position des Druckschwerpunkts änderte sich über die Mess-Sequenz beim Butterfly-Modell am wenigsten. Das spricht für eine stabile Lage.

Das Druckbild zeigte größere rote Bereiche als bei den anderen Testsätteln. Das heißt, dass sich der Druck generell stärker zentrierte und weniger gut verteilte. Im Schritt zeigte sich der Druck vor allem im hinteren Sattelbereich, im Trab und Galopp war dieser Effekt weniger ausgeprägt.

Wie bei den anderen Sätteln zeigte sich links eine Brückenbildung. „Dadurch kommt mehr Last auf die rechte Seite. Das zeigt sich hier deutlich“, so Albrecht. Individuelle Polsterung müsste ausgleichen und könnte die gesamte Druckverteilung verbessern.

Die Schulterfreiheit war gut, hier lastete kein Druck. Die Druckbereiche reichten bei unserem Testmodell recht nah an die Wirbelsäule. Im Galopp kam teils leichter Druck auf die Wirbelsäule. „Das kommt öfter vor, auch wenn Sättel in Schritt und Trab wirbelsäulenfrei sind“, sagt Albrecht. „Aufgrund der geringen Druckwerte würde ich das hier noch nicht als kritisch sehen.“

Das Fazit

Wirbelsäulenfreiheit und Druckverteilung könnten beim unserem Testmodell noch verbessert werden. Der Sattel bot im Test die beste Schulterfreiheit. Reitgefühl und Druckbild stimmten in diesem Punkt überein.

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4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023

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