Sattelgurt ist nicht gleich Sattelgurt. Wie weit die Schulter ausholen kann, wie gut die Hinterhand unter den Schwerpunkt kommt, entscheidet auch der Gurt mit. "Durch einen idealen Sitz des Gurtes wird die Schulterbewegung bis zu elf Prozent verbessert, das Untertreten der Hinterhand sogar um bis zu 20 Prozent", sagt DIPO-Pferdeosteotherapeutin Eve Beisel. Gurte wirken auf Muskulatur und Atmung des Pferdes.
Zahlreiche Muskelstränge werden im Rumpf angesprochen, den Sattel und Sattelgurt umfassen. "Über fasziale Verbindungen hat dieser Bereich Einfluss auf das komplette Pferd", so Beisel. Die Gurthersteller experimentieren daher mit breiten Auflageflächen, Materialien und Flexibilität. Doch welcher Gurt eignet sich für welches Pferd? Wie muss er sitzen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Welcher Sattelgurt eignet sich für empfindliche Pferde? / Welcher Sattelgurt eignet sich bei Scheuerstellen?
Ein Lammfellgurt kann bei empfindlichen Pferden sinnvoll sein: Dass Lammfell viel Druck schluckt, konnte auch ein CAVALLO-Drucktest 2010 mit einem asymmetrischen Kurzgurt von Mattes zeigen (einen ähnlichen Kurzgurt mit Lammfell von Mattes finden Sie in unserem Partnershop sowie einen Langgurt mit Lammfell von Mattes, ebenso wie ein anatomisches Modell mit Lammfell von Christ oder einen Western-Konturgurt mit Lammfell von Christ). Sie können Ihren vorhandenen Sattelgurt auch mit einem Lammfell-Schoner nachrüsten (z.B. von Kavakade für Kurzgurte, geschlossener Bezug für gerade Gurte in verschiedenen Längen von Mattes). Zu beachten ist, dass Gurte mit Lammfell oft dicker sind – manchmal kann dann der Ellenbogen nicht so gut darübergleiten. Achten Sie darauf, dass der Gurt nicht am Ellenbogen reibt. Ist der Ellenbogen die kritische Stelle bei Ihrem Pferd, könnte ein sehr flacher oder anatomisch geschnittener Gurt die richtige Wahl sein.
Alternativen zum Lammfell sind beispielsweise Gurte mit einer Unterseite aus Frottee oder die Gurte des Herstellers Medi-Cheval, die an der Unterseite mit Hohlfaserflor ausgestattet sind. Das ist eine spezielle Polyesterart, die noch besser als Lammfell polstern und besonders hautschonend sein soll. Wer ein vegane Alternative zum Lammfell sucht, findet Gurte mit Kunstfell (z.B. Kurzgurt mit Memory-Schaum und Kunstfell von Busse), auch als Kunstfellbezug zum Nachrüsten (z.B. von Kentucky Horsewear).
Viele Reiter schwören auf den Langgurt, weil er fürs Pferd bequemer ist. Denn die Schnallen liegen nicht auf dem Pferdebauch, sondern auf dem Schweißblatt des Sattels. CAVALLO- Druckmessungen haben ergeben, dass gerade im Schnallenbereich der stärkste Druck entsteht. Langgurte verteilen den Druck gleichmäßiger und ohne Druckspitzen. Deshalb fühlen sich vor allem Pferde, die empfindlich am Bauch sind, sichtlich wohler, wenn dort keine Schnallen drücken, auch wenn diese abgepolstert sind. Einen Langgurt, der zusätzlich mit Lammfell ausgestattest ist, gibt es von Mattes in unserem Partnershop, Kentucky Horsewear hat einen Langgurt mit Fellimitat im Sortiment. Einen anatomischen Langgurt aus Leder mit Gel gibt es von Acavallo, Kavalkade bietet einen Langgurt mit Memory-Foam sowie einen Langgurt aus Softleder an.
Schnurengurte haben eine sehr gute Druckverteilung und können für empfindliche Pferde daher ebenfalls sinnvoll sein. Sie sind nicht nur längs, sondern auch diagonal flexibel und bieten so gute Bewegungsfreiheit.
Für was ist ein Mondgurt gut?
Hersteller von Mondgurten werben mit optimaler Bewegungsfreiheit für die Ellbogen sowie einer breiteren Auflagefläche am Brustbein für eine bessere Druckverteilung. Letzteres bestätigte bereits eine Druckmessung von CAVALLO an sechs Sattelgurten, über die wir in Heft 11/2010 berichteten (siehe unten, Sattelgurte im Druck-Test). Mondgurte sollen vor allem Pferden mit einer starken Rippenwölbung gut passen. Einen Mondgurt von Christ finden Sie in unserem Partnershop.
Zu beachten ist: Ein Mondgurt passt nicht jedem runden Pferd! Es ist immer zu prüfen, wie breit die Gurtlage tatsächlich ist und an welcher Stelle der Bauch tiefer kommt. Ist der Gurt zu stark für das Pferd geschwungen, gibt die vordere Kante mehr Druck weiter als die hintere.
Gurte in Mondform gibt es in verschiedenen Varianten. Manche haben einen tieferen und weiteren Ausschnitt für den Ellbogen als anatomisch geschnittene oder geschweifte Sattelgurte. Andere Mondgurte wiederum sind zwar ebenfalls wie ein Halbmond geschnitten, besitzen jedoch keine Extra-Ausschnitte für die Ellbogen. Von Mattes gibt es beispielsweise auch einen Mondgurt mit Stollenschutz.
Wie herum kommt ein Mondgurt?
Ein Mondgurt muss mit der "Sichel", also der ausgeschnittenen Seite, in Richtung Vorderbeine liegen. Die gerade Seite des Gurts liegt hinten, zeigt also zu den Hinterbeinen. Nur so kann der Gurt die gewünschte größere Ellenbogenfreiheit bieten.
Wo liegt der Sattelgurt richtig?
Der Sattelgurt sollte an der schmalsten Stelle des Pferdebauchs, etwa eine Handbreit hinter dem Vorderbein liegen. Wichtig ist, dass der Ellenbogen des Pferds nicht an den Sattelgurt oder gar die Schnallen stößt. Er sollte über den Gurt hinweggleiten können.
Was ist ein Kurzgurt?
Ein Kurzgurt ist ein Sattelgurt, bei dem die Gurtschnallen nicht direkt am Sattel unter dem Reiterbein, sondern tiefer auf dem Pferdebauch liegen (wie dieser Kurzgurt von Kavalkade). Die meisten Dressursättel haben lange Gurtstrupfen und können deshalb nur mit einem Kurzgurt genutzt werden.
Wo muss ein Kurzgurt sitzen?
Wichtig beim Kurzgurt: Die Schnallen dürfen nicht zu tief liegen und mit dem Ellbogen in Berührung kommen. Zudem liegen die Schnallen dann direkt am Ende des Brustmuskels. Beides führt dazu, dass das Pferd kürzere Schritte macht.
Je höher die Schnallen liegen, desto schonender fürs Pferd. Tipp: Prüfen Sie auch die Breite des Sattelgurts am Pferd, wobei breiter nicht gleich besser ist. Je mehr an einem Gurt dran ist, desto weniger Freiheit hat der Ellbogen.
Wie messe ich die Länge des Sattelgurts? / Welche Gurtlänge braucht mein Pferd?
Kurzgurt: Nehmen Sie ein Maßband, und legen Sie es auf beiden Seiten kurz unter der Satteldecke an. Je höher die Schnallen später liegen, desto schonender fürs Pferd. Haben die Strupfen am optimalen Platz keine Löcher, müssen Sie zur Lochzange greifen. Besser: Bitten Sie einen Sattler Ihnen zu helfen.
Langgurt: Legen Sie ein Maßband auf beiden Seiten in der Mitte der Strupfen an. Länge ablesen. Fertig.
Wichtig bei beiden Messungen: Um die richtige Gurtlänge zu ermitteln, sollten Sie vorm Maßnehmen fünf bis zehn Minuten reiten.
Wann sollte man einen Kurzgurt und wann einen Langgurt wählen?
Die meisten Dressursättel haben lange Gurtstrupfen und können deshalb nur mit einem Kurzgurt genutzt werden. Der Grund dafür liegt im Komfort für den Reiter: Die Gurtschnallen liegen nicht direkt am Sattel unter dem Reiterbein, sondern tiefer auf dem Pferdebauch. Damit liegt das Bein näher am Pferd und es gibt keine unangenehmen Druckstellen an der Oberschenkelinnenseite. Zum Nachgurten müssen Reiter nicht das Bein vor den Sattel legen, sondern nur den Arm lang machen.
Durch die langen Strupfen ist es möglich, den Kurzgurt variabel zu gurten. Der Sattler kann die Gurtung individuell nach den Bedürfnissen und der Anatomie des Pferds ausrichten.
Nachteil on Kurzgurten: Die Schnallen des Kurzgurts können in der Bewegung mit den Vorderbeinen in Kontakt kommen. Das passiert, wenn der Kurzgurt zu kurz ist oder das Pferd eine schlechte Gurtlage hat, sodass der Gurt nach vorne rutscht und in die Nähe der Ellenbogen gerät. Anatomisch geformte Kurzgurte sollen dem Ellenbogen mehr Bewegungsfreiheit geben.
Kurzgurte finden Sie in unserem Partnershop:
- Anatomischer Kurzgurt mit Lammfell von Mattes
- Kurzgurt aus Softleder von Kavalkade
- Anatomischer Dressur-Kurzgurt von Equipe
Vielseitigkeits- und Springsättel haben in der Regel kurze Strupfen und werden mit einem Langgurt genutzt. Doch auch Dressursättel können damit ausgerüstet werden.
Viele Reiter schwören auf den Langgurt, weil er fürs Pferd bequemer ist. Denn die Schnallen liegen nicht auf dem Pferdebauch, sondern auf dem Schweißblatt des Sattels. CAVALLO- Druckmessungen haben ergeben, dass gerade im Schnallenbereich der stärkste Druck entsteht. Langgurte verteilen den Druck gleichmäßiger und ohne Druckspitzen. Deshalb fühlen sich vor allem Pferde, die empfindlich am Bauch sind, sichtlich wohler, wenn dort keine Schnallen drücken, auch wenn diese abgepolstert sind.
Langgurte finden Sie in unserem Partnershop:
- Langgurt mit Lammfell von Mattes in unserem Partnershop
- Langgurt mit Fellimitat von Kentucky Horsewear
- Anatomischer Langgurt aus Leder mit Gel von Acavallo
- Langgurt mit Memory-Foam von Kavalkade
- Langgurt aus Softleder von Kavalkade
Wie gurtet man richtig an?
Der Gurt muss an der schmalsten Stelle des Pferds liegen. Dorthin wird der Gurt von alleine rutschen. Zu weit hinten stört er das Pferd beim Atmen.
Holen Sie den Gurt nicht gerade zu sich herüber, sondern ziehen ihn leicht schräg nach vorne, um ihn dann am Fell nach hinten in die richtige Position gleiten zu lassen. So verdrehen sich die Haare nicht unter dem Gurt.
Erst die hintere Strippe leicht anziehen, dann die vordere. Nicht umgekehrt, das schnürt dem Pferd die Luft ab.
Anschließend ziehen Sie beide Strippen vorsichtig auf gleiche Höhe und gurten so weit wie auf der gegenüberliegenden Seite.
Wie gurtet man richtig nach?
Nachdem der Gurt mittig unterm Pferd liegt, wird erst locker gegurtet. Ziehen Sie die Gurtstrupfen nicht gleich bis zum Anschlag an. So entwickelt das Pferd garantiert Gurtzwang. Sie können später vor dem Aufsitzen und nach fünf bis zehn Minuten noch nachgurten. Je kleinschrittiger Sie nachgurten, desto schonender fürs Pferd, denn es kann sich langsam an den Druck gewöhnen.
7 Sattelgurte im Test
CAVALLO wollte wissen: Sind die Herstellerangaben bei Sattelgurten reell? Wie sieht es etwa mit der Verarbeitungsqualität aus, und wie verhält es sich mit der Druckverteilung? Gemeinsam mit zwei Expertinnen nahmen wir 2021 sieben Gurte unter die Lupe. Bei zwei Unternehmen baten wir aufgrund des Ergebnisses um eine zusätzliche Stellungnahme. Die Sattelgurte waren für drei Pferdetypen ausgesucht: Isländer, Tinker und Warmblut, freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Stall Reittherapie im Abenteuerland, Stolberg.
Die Expertinnen:
Eve Beisel aus Aachen ist DIPO-Pferdeosteotherapeutin und TCVM-Therapeutin (Traditionelle Chinesische Veterinärmedizin) für Pferde. www.physio-21.de
Eva Menke aus Aachen arbeitet als Sattlerin für das Reitsportgeschäft Röttsches. Sie favorisiert vor allem die klassische Reitkunst. www.reitsport-roettsches.de
1. Sattelgurt im Test: Lammfell Mondgurt, Werner Christ, 129 Euro
Das Firmenversprechen: Anatomischer Dressurgurt mit konkaver Sichelform. So hat der Bauch mehr Platz, als Effekt wird der Gurt nicht mehr so stark nach vorne gezogen und sitzt wie angegossen.

Eve Beisel: Am Testpferd verteilt der Gurt den Druck ungleichmäßig, die Hälfte des Gurtes trägt nicht mit. Die vordere Kante gibt mehr Druck weiter als die hintere. Das liegt daran, dass der Gurt für dieses Pferd doch zu stark geschwungen ist. Obwohl es ein tendenziell rundes Islandpferd ist. Das zeigt: Ein Mondgurt passt nicht jedem runden Pferd! Es ist immer zu prüfen, wie breit die Gurtlage tatsächlich ist und an welcher Stelle der Bauch tiefer kommt. Das ist übrigens auch eine Alters- und Trainingsfrage: Ein dreijähriges Pferd hat noch keine Bauchmuskulatur wie ein trainiertes zehnjähriges Pferd.

Eva Menke: Ordentliche Verarbeitung! Schön ist, dass das Lammfell um die Kante gezogen ist. Der Gurt ist relativ dünn, so kann der Ellbogen gut darüber gleiten. Die Druckverteilung ist bei diesem Pferd nicht ideal, der Gurt ist zu stark gebogen für den Isländer und seine Gurtlage. Die ist nämlich gar nicht so weit vorn wie vermutet. Daher ist da noch einiges an Platz.
Kurz-Fazit: "Ein Mondgurt passt nicht jedem Pferd"
Den Mondgurt von Christ gibt es in unserem Partnershop.
2. Sattelgurt im Test: Privilège Equitation
Das Firmenversprechen: Der vollelastische Gurt übt weniger Druck auf Brustmuskeln und Brustbein aus.

Eva Menke: Es gibt zwei Details an diesem Gurt, die mich stören: Die Gummiplatte ist leicht asymmetrisch aufgesetzt. Das Leder, aus dem die Strupfen entspringen, ist auf einer Seite weniger tief ausgeschnitten als die andere. Das sind handwerkliche Dinge, die ich als Nachlässigkeit in der Verarbeitung werte. Am Pferd jedoch sitzt der Gurt ordentlich. Er verteilt den Druck gut und lässt genug Spielraum, damit die Schulterfreiheit des Pferdes gewährleistet ist.

Eve Beisel: Elastizität ist ja bei Gurten ein großes Thema. Gerade bei elastischen Gurten ist es wichtig, nicht zu stramm zu gurten, um der Elastizität nicht ihre Wirksamkeit zu nehmen. Dass die Gummiplatte bei unserem Testgurt schief aufgesetzt ist, übt vermutlich unterschiedlichen Druck auf die Muskulatur aus. Ob sich ein Pferd dadurch verspannt, müsste man beobachten. Es sollte bei der Herstellung darauf geachtet werde, dass diese Gummiplatte gerade aufgesetzt wird, um etwa Scheuerstellen zu vermeiden. Gut ist, dass das Material weich ist und der Gurt eine breite Auflagefläche hat. Der Ellbogen kommt gut am Strupfenbereich vorbei, wichtig für die Bewegung der Vordergliedmaßen. Da vorne ist ausreichend Platz.

Kurz-Fazit: "Schulterfreiheit sowie eine gute Druckverteilung"
Den Privilège Equitation-Gurt gibt es in unserem Partnershop.
3. Sattelgurt im Test: Schnurengurt Cordula
Das Firmenversprechen: Keine Scheuerstellen mehr durch weiche und anschmiegsame Naturprodukte. Die Seile sind achtfach geflochten und aus Merinowolle hergestellt. Gleichmäßige Druckverteilung. Der Gurt darf nicht so fest gegurtet werden wie andere Fabrikate.

Eva Menke: Von der Druckverteilung her super, ich könnte meine Hand stundenlang zwischen Gurt und Pferdebauch lassen! Nicht so schön ist, dass die Schnallen so schmal sind, dass die daran befestigten Schnüre sich davor übereinander legen wollen. Eine Unterlegung der Schnallen wäre da hilfreich.
Eve Beisel: Schön, dass der Gurt nicht nur längs, sondern auch diagonal flexibel ist. Solch eine diagonale Beweglichkeit ist sehr angenehm fürs Pferd: Wenn es sich biegt, passt dieser Gurt sich an. Hinzu kommt: Dreck hat durch die Schnüre wenig Chancen, sich zwischen Gurt und Pferd zu setzen, er fällt einfach ab. Die Sorge, dass ein Sattelgurt Blutgefäße abdrückt, sehe ich wenig akut bei gleichmäßiger Druckverteilung. Grundsätzlich kann durch zu viel Druck auf die Muskulatur Blutzirkulation und Lymphfluss gestört werden.
Kurz-Fazit: "Mit diagonaler Beweglichkeit"
Schnurengurte sind häufig auch aus Polypropylen-Schnur erhältlich. Diese ist besonders robust und günstiger, jedoch nicht so anschmiegsam, elastisch und atmungsaktiv wie Naturmaterialien – gute Druckverteilung und eine besonders flache Machart für gute Ellenbogenfreiheit bieten sie trotzdem. In unserem Partnershop finden Sie einen Schnurengurt von Busse sowie Schnurengurt von HKM aus Polypropylen.
4. Sattelgurt im Test: Zwanglos Gurt, Krakeltier
Das Firmenversprechen: Ein Gurt aus Wollfilz. Die Gurtbänder laufen um das Brustbein herum, so entsteht eine druckarme Zentralzone. Der Gurt wird per Foto und Fragebogen an das zu begurtende Pferd angepasst.

Eve Beisel: Ellbogenfreiheit und Schnitt sind gut. Doch unterm Pferdebauch ist keine flächige Druckverteilung zu spüren, die tragenden Gurtbänder geben fühlbar mehr Druck weiter. Eine gleichmäßige Druckverteilung ist nicht nur für Muskulatur, Faszien, Lymphen und Blutfluss wichtig. Laut chinesischer Medizin verlaufen im Gurtbereich auch wichtige Meridiane, Energiebahnen. Die Verbindung von Vorderhand und Hinterhand des Pferdes schaffen auch Meridiane. Ein Beispiel ist der Nierenmeridian, der von der Hinterhand bis zum Intercostalraum am Brustbein führt. Seine Irritation kann Angst und Schreckhaftigkeit auslösen.

Eva Menke: Gut verarbeitetet. Das Material ist angenehm weich, wirft aber Falten nach innen, sobald man den Gurt in Pferdebauch-Form bringt. Laut Hersteller verändert sich das mit Körperwärme und Feuchtigkeit. Problematisch ist, dass der Druck über die Gurtbänder komplett an die Stellen am Pferdebauch gegeben wird, wo die Gurtbänder verlaufen. Besser wäre es, wenn mittig eine Lederplatte im Filz den Druck flächig verteilen würde.
Kurz-Fazit: "Faltenwurf am Pferdebauch"
5. Sattelgurt im Test: Laurenza DR, Busse Sportartikel
Das Firmenversprechen: Kurzgurt aus bestem Sattel-Leder, mit Lackleder abgesetzt. Anatomisch geschnitten mit vergrößerter Auflagefäche für optimale Funktion.

Eva Menke: Schön ist, dass das weiche Leder um die Kante gelegt ist. Das gefällt mir handwerklich. Ansonsten ist das Leder des Gurtes in der Faserung unterschiedlich, was für unterschiedliche Lederqualitäten spricht. Von der Haptik her ist das Leder plastikhaft. Am Pferd müsste der Gurt sich besser anschmiegen. Die Struktur an der Brustplatte ist schief angesetzt, das ist problematisch.

Eve Beisel: Der Gurt ist an keiner Stelle der Brustplatte gleichhoch gearbeitet und hart. Deswegen liegt der Gurt im Brustbeinbereich asymmetrisch am Pferd. Beides gefällt mir nicht. Der Ellbogenausschnitt ist gut. Der Gurt baut am Pferd aber eine Brücke, er verteilt den Druck auf den Schnallenbereich und auf die Mitte.
Kurz-Fazit: "Struktur an der Brustplatte ist schief angesetzt"
Stellungnahme von Busse-Sportartikel: "Selbstverständlich ist unser Anspruch symmetrisch gearbeitete Gurte... Der Gurt ist bewusst stabil..., um eine ruhige und den Sattel stabilisierende Lage zu erzielen. Zu weiche Gurte verleiten den Reiter zum zu strammen Angurten; die beschriebene Brückenbildung konnten wir bei unseren diversen Tests bisher nicht beobachten."
6. Sattelgurt im Test: Pandora Pro, Schockemöhle
Das Firmenversprechen: Schnittführung sorgt für viel Bewegungsfreiheit und optimale Druckverteilung, breite Mittelplatte für optimale Druckverteilung im Brustbereich. Nur verwendbar mit Pandora Pad Fell, Leder oder Softpoly.

Eva Menke: Der Gurt, auf den das Polster geklettet wird, ist aufwändig und gut verarbeitet. Ich hätte mir gewünscht, dass die Hakenseite des Kletts vom Pferd weg zeigt. Das tut sie nicht, und wenn hier nicht sorgfältig geklettet wird, können die Haken zu Scheuerstellen führen. Am Pferd ist die Druckverteilung des Gurts gleichmäßig. Aber beide Polsterungen schlagen Falten! Ganz extrem das Fellpolster.
Eve Beisel: Gute Ellbogenfreiheit, das Bein geht problemlos am Gurt vorbei. Das Fellpolster sieht schön aus, ist aber extrem schlecht verarbeitet. Fühlt man mit der Hand mit etwas Druck darüber, sind massive Falten spürbar, die auch durch sorgfältiges Ankletten nicht verschwinden.

Kurz-Fazit: "Beide Polsterungen schlagen Falten"
Stellungnahme von Schockemöhle Sports zum Testergebnis: "Trotz langer und ausgiebiger Tests mit Probanden, unter anderem Profireitern, und einer akribischen Wareneingangskontrolle, können dennoch einzelne Artikel geliefert werden, die produktionsbedingt nicht unserer Zufriedenheit entsprechen. Wir arbeiten kontinuierlich daran, solche Ausnahmen weiter zu reduzieren und einzudämmen!"
7. Sattelgurt im Test: Flexible Moving Gurt, Felix Bühler
Das Firmenversprechen: Innovativer Langgurt mit durchgängigen, dreilagigen Elastikeinsätzen für druckempfindliche Pferde. Das anatomisch geformte und weich gepolsterte Mittelstück verhindert ein Vorrutschen des Sattels und sorgt für eine optimale Druckentlastung.

Eve Beisel: Der Gurt hat große Aussparungen und damit viel Ellbogenfreiheit, das gefällt mir. Die Brustplatte ist groß, passend für Großpferde. Für Ponys wird sie überdimensioniert sein: Ist eine Platte zu groß für ein Pferd, wird es das Pferd oder Pony in der Bewegung behindern. Das kann dazu führen, dass das Pony kürzer tritt. Die zwei Strupfen sind wenig elastisch. Dadurch, dass man die Strupfen komplett durchziehen kann von einer zur anderen Seite, muss mit Bedacht gegurtet werden.

Eva Menke: Ordentlich verarbeitet. Ich hätte mir eine bessere Polsterung des D-Rings gewünscht, hier könnte punktuell Druck entstehen. Der Langgurt ist schwieriger zu gurten als die Kurzgurt-Version, da die seitlichen Polster beim Langgurt verschiebbar sind. Da muss man aufpassen, dass sie nicht unterschiedlich hoch liegen oder irgendwo stören. Am Pferd fällt auf, dass der Gurt länger bestellt werden muss als üblich, die Platte und ihre Polster schlucken Material und daher fällt der Gurt eher kurz aus.
Kurz-Fazit: "Muss mit Bedacht gegurtet werden"
Fazit von CAVALLO-Autorin Jeanette Aretz

Die Bedeutung von Gurten wird leicht unterschätzt. Einen Gurt aus diesem Test kannte ich schon – aus einem Langzeittest, den ich durchgeführt habe (www.alifewithhorses.de). Es ging um Gurtmodelle für besonders empfindliche Pferde. Der Privilège Equitation hat mich bei einem Pferd mit Gurtzwang-Symptomen (Schnappen, Ohren anlegen) überrascht. Ich hatte erwartet, dass ein guter Gurt das Schritt für Schritt bessert, selbstverständlich mit sanftem Angurten verbunden. Dieses Modell verbesserte das Verhalten vom ersten Tag an! Damit hatte ich nicht gerechnet. Lehrreich fand ich im CAVALLO-Test, dass auch Klassiker wie ein Mondgurt nicht für jedes runde Pferd passen – und Lammfell nicht automatisch gut fürs Pferd ist. Ausprobieren, um für ein Pferd den richtigen Gurt zu finden, ist ein Muss! Herstellerangaben allein reichen nicht. Etwas ernüchternd fand ich die Mängel in der Verarbeitung bei einigen der Test-Objekte. Ob wir da überall Montagsmodelle erwischt haben? Ich hoffe es.
Sattelgurte im Druck-Test
CAVALLO wollte es im Jahr 2010 genau wissen und maß nach, wie gut verschiedene Gurte den Druck beim Angurten ums Brustbein und der Schnalle verteilen. Ist der Hightech-Gurt besser als der klassische Langgurt aus Leder? Und wie wirkt sich ein stark angezogener Westerngurt aus?
Das Mess-System:
Für die Druckmessungen beim Angurten griff CAVALLO auf das System "Fastscan mobile" der Hannoveraner Firma Savecomp Megascan zurück. Es besteht aus zwei 30 x 15 Zentimeter großen und nur 0,2 Millimeter dicken Sensorfolien. Sie sind so dünn, dass sie das Messergebnis nicht verfälschen können.
"Auf der Folie ist Platz für knapp 1000 Messpunkte", erklärt Mess-Experte Albrecht Schneider von Savecomp Megascan. "Das System arbeitet mit einer Frequenz von mehr als 500 Hertz; es kann also etwa 500 Einzelbilder pro Sekunde aufzeichnen, und liefert so praktisch unverzerrte Messdaten."
Die Mess-Methode: Da der Reiter den Sattel durch sein Gewicht auf Dauer zusammendrückt und die Messergebnisse mit zunehmender Zeit immer stärker beeinflusst, wurde im Stand ohne Reiter gemessen.
Der Sattler Christoph Rieser aus Obersteinebach in Rheinland-Pfalz und Osteopathin Barbara Welter-Böller aus Overath in Nordrhein-Westfalen begutachteten anschließend die Messergebnisse. Gemessen wird am lebenden Objekt: Naomi ist eine achtjährige Appaloosa-Paint-Stute. Das Schulpferd der Reitanlage Sonnenhof in Leonberg-Gebersheim bei Stuttgart leidet weder unter Gurt- noch Sattelzwang.
Die getesteten Gurte im Überblick:
- Mit Lammfell gepolsterter anatomischer Kurzgurt der Firma Mattes: Anatomisch geschnittener Weichgurt mit Ellebogenfreiheit. Gekreuzte Gurte aus Polypropylen, Lammfell angenäht. Die Belastungen liegen im unteren Bereich. "Offenbar schluckt das dicke Lammfell einen großen Teil des Drucks", sagt Sattler Christoph Rieser anerkennend. Einen aktuellen anatomischen Kurgurt von Mattes mit Lammfell können Sie online bestellen.
- Memoform-Kurzgurt von DT-Saddlery: Besteht aus einem hochelastischem Stoff, der für die Matratzen bettlägriger Menschen entwickelt wurde. Das Material gibt nach, und geht nur langsam wieder in seine Ausgangsform zurück. Dadurch soll es den Druck gleichmäßig verteilen. Mit Verbreiterung für bessere Druckverteilung unterm Bauch. Im Test schluckt der Gurt trotz mehrmaligem Nachgurten so viel Druck, dass bis auf die Schnallen kaum Spitzen auszumachen sind. Deutlich halbkreisförmig zeichnen sich lediglich die Außennähte ab. Einen Gurt mit Memory-Foam von Kavalkade finden Sie in unserem Partnershop.
- Lemico-Kurzgurt von DT-Saddlery: Bauchseite aus weichem Leder, die Oberseite aus pflegeleichtem Lemico, Polsterung aus Schaum. Lemico ist ein sehr pflegeleichter, lederähnlicher Stoff. Mit Verbreiterung für bessere Druckverteilung unterm Bauch. Schaumstoff polstert den Zwischenraum. Hier treten die Konturen der Außennähte noch deutlicher hervor, zudem gibt es Druckspitzen unterm Brustbein sowie unter der Schnalle. Allerdings sind die dabei auftretenden Kräfte auch bei Nachgurten mit dem Vierfachen der Ausgangskraft noch sehr gering.
- Langgurt von Theo Sommer: Leichte Verbreiterung im Bauchbereich. Unterseite aus weichem Polsterleder, Oberseite aus festerem Rindleder. Polsterung aus Schaumstoff. Beideitig elastische Gurtschnallen. Die Schnalle drückt kaum durch. Der Druck verteilt sich gleichmäßig entlang dem Gurt. Das zeigt sich auf dem Laptop im Druckbild mit etwas stärkeren Spitzen links und rechts vom Brustbein.
- Geschwungener Kurzgurt von G. Passier & Sohn: Der Kurzgurt durch seine geschwungene Form ein Vorrutschen hinter den Ellenbogen und nach vorne Ziehen des Sattels verhindern. Oberleder aus Rindsleder, Unterleder aus weichem Rindsleder, Polsterung aus offenporigem Schaum (10 mm). Im Test verteilt er den Druck deutlich breiter als der etwas schmalere Langgurt. "Dafür bilden die Schnallen eine Treppe und drücken sichtbar durch", sagt Osteopathin Barbara Welter-Böller.
- Vollelastischer Kurzgurt von G. Passier & Sohn: Gerade geschnittener Gurt aus drei Lagen Gummiband. Das Druckbild ist recht uneinheitlich. Die grün-blauen Felder auf dem Laptop zeigen an, dass der Druck bis auf eine wenige Stellen recht gering ist.