Praktische Stirnlampen für den Reiter
Wer als Reiter am Abend nicht im Dunkeln tappen will, braucht Licht. Am besten auf dem Kopf, so sind die Hände frei. Dafür eignen sich vor allem kleine, leichte Stirnlampen. Doch liefern sie genug Licht? Wir ließen acht aktuelle Kompaktstrahler in der Preisklasse bis 75 Euro im Test gegeneinander antreten.
Eine Stirnlampe mit Rotlicht ist für Pferde angenehmer
Eines vorweg: Alle Lampen besitzen ein Rotlicht. Das ist für Reiter insofern wichtig, weil sich Pferde in diesem Licht besser auf den Übergang von Hell nach Dunkel und umgekehrt einstellen können. Auch kann man mit dem Rotlicht kurz mal Richtung Pferd schauen, ohne es zu blenden. Die Reichweite von rotem Licht ist allerdings geringer. Es sollte mindestens drei Meter weit reichen, besser fünf Meter – sonst ist es schlicht zu dunkel. Das genügt dann locker, um Pferde von der Koppel zu holen oder den Füllstand der Heuraufe im Auslauf zu checken.
Der Akku sitzt bei den Testkandidaten vorne im Lampengehäuse. Bei den Modellen von Forclaz, Petzl und Silva lässt er sich wechseln. Lampen mit fest eingebautem Akku fallen nicht zwangsläufig kleiner aus, wie der Newcomer von Ledlenser zeigt. Die HF6R ist nicht nur das größte, sondern mit 135 Gramm auch schwerste Modell im Test. Das führt trotz gutem, am Hinterkopf zweiteiligem Band zu einem stirnlastigen Sitz. Der mit 46 Gramm leichteste Kandidat, die Nitecore NU25UL, trägt sich dagegen wie ein Hauch von Nichts. Ein Vorteil bei flotter Gangart beim Geländeritt, schwerere Modelle können dann nämlich wackeln.
Auch bei Lampen mit Wechselakku gibt es ein Schwergewicht: Die Forclaz HL900 bringt 107 Gramm auf die Waage. Beide verfügen allerdings über die stärksten LED. Die Leuchtweiten beeindrucken: 120 Meter schafft die Forclaz, die Ledlenser kommt (kurzzeitig) sogar auf 155 Meter.
Wie gut sich eine Lampe in der Dunkelheit schlägt, hängt weniger von der Leuchtweite ab als vielmehr vom Leuchtbild, das sie in die Dunkelheit projiziert. Je gleichmäßiger die Lampen den Weiterweg sowie die Seiten und den Bereich vor den Füßen erhellen, desto besser. Denn starke Helligkeitsunterschiede strengen an. Aus diesem Grund haben viele Modelle zwei LED: eine, die wie ein Stadionflutlicht diffus und breit gefächert strahlt, und eine fokussierte, die als Fernlicht dient. Im Idealfall verschmelzen sie zu einem homogenen Leuchtbild ohne Abschattungen.
Das gelingt im Test vor allem der Petzl Actik sowie den Modellen von Nitecore und Silva. Im Vergleich zu diesem Spitzentrio fällt das Leuchtbild von Black Diamond unruhig aus, bei Ledlenser störte die harte Kante zum unbeleuchteten Bereich. Das erinnert ein wenig an den Ausgang eines Tunnels. Zwar lässt sich bei der Ledlenser als einziger der Lichtkegel stufenlos (über ein Rädchen) fokussieren, also »zoomen«, der Tunnelblick verschwindet so aber nicht.
Die Kritik findet jedoch auf hohem Niveau statt. Alle Lampen liefern ein ausreichend helles, angenehmes Leuchtbild. Die Frage ist aber, wie lange?
Bei längeren Einsätzen auf hellste Stufe verzichten
Wann und wie stark der Lichtstrom abschwellt, hängt von der gewählten Leuchtstufe ab. Bei maximaler Helligkeit regeln fast alle Lampen zügig, teils schon binnen weniger Minuten herunter. Das geschieht auch, um die Elektronik vor Überhitzung zu schützen.
Am deutlichsten fällt der Lichtabfall bei Forclaz und Silva aus, hier halbiert sich die Leuchtweite binnen einer halben Stunde, wie die Messungen zeigen. Draußen fällt das weniger auf als im Labor, schließlich gewöhnen sich Augen relativ flott an die Dunkelheit. Sinkt die Leuchtweite aber unter 20 Meter, wird der Weg nicht mehr genug beleuchtet.
Bei längeren Ausritten am Abend empfiehlt es sich daher, von Beginn an auf die hellste Stufe zu verzichten. Dann halten die meisten Kandidaten viele Stunden lang die Leistung konstant.
Nach allen Tests und Messungen steht fest: Mit keiner der getesteten Lampen tappt man im Dunkeln. Uneingeschränkt empfehlen können wir aber nur die Modelle von Forclaz, Ledlenser, Nitecore sowie Petzl. Vor allem die Nitecore begeistert. Mit 43 Euro kostet sie von allen Prüflingen am wenigsten und gibt eines der angenehmsten Leuchtbilder. Mit ihren 46 Gramm bringt sie am wenigsten auf die Waage, trägt sich topkomfortabel und erfüllt dank zweier LED, die einzeln und im Verbund leuchten können, jeden Lichtwunsch. Kleines Minus: Durch die vielen Lichtoptionen kommt man bei der Bedienung auch mal durcheinander.
Anders bei der Forclaz HL900 von Decathlon: Sie besitzt einen Taster zum Erhöhen der Leuchtkraft und einen zum Verringern – einfacher geht es nicht. Auch der Preis von 45 Euro hat der Testcrew gut gefallen. Ein Leichtgewicht ist die Lampe nicht, beim Reiten kann sie und damit auch das Leuchtbild wackeln.
Das kann auch bei der Ledlenser HF6R passieren. Die schwerste Lampe im Test beeindruckt dafür mit einem enorm weit reichenden und stufenlos fokussierbaren Verbund von drei LED. Damit richtet sie sich an alle, die richtig viel Licht brauchen, z.B. wenn draußen Stallarbeiten am Abend verrichtet werden müssen. Der in jeder Zoomstufe kreisrunde, scharf abgegrenzte Lichtkegel kann ein wenig gewöhnungsbedürftig sein.
Alles andere als gewöhnungsbedürftig zeigen sich im Test die beiden Modelle von Marktführer Petzl. Das Duo überzeugte mit superkomfortablem Sitz und einfachstem Handling. Es gibt einen Taster und drei Schaltstufen: dunkel, hell, superhell. Bei der Ausleuchtung liegt das Duo an der Spitze, die Lichtleistung ist viele Stunden konstant. Im zweithellsten Modus strahlen beide sogar eine ganze Nacht lang hell genug. Sie unterscheiden sich nur durch die Anzahl der LED: Die Tikka besitzt (neben Rotlicht-LED) eine, die Actik zwei, wodurch sie noch etwas weiter und heller strahlt – und sich damit den Testsieg sichert.
Das Testprocedere im Detail
Kalibrierung
Zuerst studieren wir die Anleitungen und machen die Lampen betriebsbereit (wo nötig: Kopfband anbringen, Akkus einlegen). Danach wiegen wir alle Lampen auf einer Präzisionswaage. Um die Akkus zu kalibrieren, laden wir sie einmal voll und lassen die Stirnlampen so lange leuchten, bis die Akkus erschöpft sind. Anschließend erfolgt ein erneuter Ladevorgang über einen 2,4-Ampere-USB-Port. Die Ladestromstärke sowie die Zeit bis zum vollständig geladenen Akku wird gemessen (bei 20 °C Lufttemperatur).
Licht-Messungen
Wie hell und weit die Lampen auf maximaler und zweit- bzw. dritthellster Stufe leuchten, messen wir im Labor mit einem Luxmeter: direkt nach dem Einschalten und danach in kurzen Intervallen, bis das Licht allenfalls noch zum Halten eines (gut ausgebauten) Weges reicht (25 Lux/2 m). Hierbei zeigt sich nicht nur die Leistung des Akkus, sondern auch, wann und wie stark die Stirnlampen ihre LEDs dimmen – einmal, um Strom zu sparen, zum anderen aber auch, um die Elektronik vor Überhitzung zu schützen. Zwischen den Messungen lagern die Strahler bei 15 °C in leichtem Luftstrom. In einem weiteren Durchgang messen wir die minimale Helligkeit und die des Rotlichts.
Praxistest
Abschließend vergleicht die Testcrew alle Stirnlampen auf Nachtwanderungen und in schnelleren Bewegungen. Im Fokus: der Sitz, die Bedienung – auch mit Handschuhen – und vor allem das Leuchtbild der Lampen. Am meisten Punkte ernten die Kandidaten, die den Nahbereich vor den Füßen großflächig und gleichmäßig erhellen, die Seiten beleuchten und außerdem weiter Entferntes sichtbar machen.