Andreas Helgstrand muss Medaille wegen Medikation abgeben

Unerlaubte Medikation auf dänischer Meisterschaft
Andreas Helgstrand muss Bronzemedaille zurückgeben

Zuletzt aktualisiert am 21.09.2023
Andreas Helgstrand mit Jovian auf der Eurpameisterschaft 2023.
Foto: DeFodi Images / GettyImages

Eine Berufungskommission des dänischen Reitverbands (DRF) entschied vorgestern (19.9.): Andreas Helgstrand hat gegen Punkt 23 des Allgemeinen Reglements des DRF verstoßen, muss seine Bronzemedaille zurückgeben und eine Strafe von 5000 Dänischen Kronen (670 Euro) bezahlen.

Was ist vorgefallen? Wie das dänische Reitsportmagazin Ridhesten und eurodressage berichten, wurde Helgstrands Pferd aufgrund leichter Koliksymptome in seiner Box auf dem Turniergelände der dänischen Meisterschaft am Vorabend der Prüfung behandelt. Nachdem ein Pfleger ihn gerufen hatte, verabreichte Tierarzt Jonas Rasmussen Hengst Jovian zwei verschiedene Medikamente: Traumeel und Duphalyte. Traumeel ist ein entzündungshemmendes biologisches Arzneimittel; Duphalyte können etwa bei Flüssigkeitsmangel oder verminderter Konzentration des Gesamteiweiß im Blutplasma gegeben werden. Nach der Behandlung schickte Rasmussen kurz nach 22 Uhr eine E-Mail an die tierärztliche Beraterin des Dänischen Reitverbandes, Mette Uldahl. Uldahl las die E-Mail jedoch erst am Sonntagabend. Zu diesem Zeitpunkt war Andreas Helgstrand bereits mit Jovian im Finale gestartet. Laut seines Tierarztes Rasmussen erfuhr Andreas Helgstrand selbst erst am Dienstag nach der Meisterschaft von der eingereichten Beschwerde und der Behandlung seines Pferds.

Medikament-Nutzung außerhalb des üblichen Anwendungsgebiets

Dem dänischen Reglement zufolge ist jeweils der Reiter eines Pferds für die Einhaltung der Regeln verantwortlich. Zur Verurteilung Helgstrands führten verschiedene Punkte. So seien die Medikamente auf dem Turniergelände ohne Genehmigung durch den tierärztlichen Berater des DRF erfolgt – diese ist laut Regelwerk immer erforderlich, außer es handelt sich um einen ernsten oder lebensbedrohlichen Notfall. Das Arzneimittel Traumeel sei in erster Linie für die Behandlung von Schmerzen und Entzündungen des Bewegungsapparates bestimmt, so der Verband weiter. Traumeel sei für das vorliegende Problem (milde Kolik) nicht bestimmt, es handle sich somit um eine Nutzung außerhalb des üblichen Verwendungsgebiets unter direkter persönlicher Verantwortung des Tierarztes. Die Flüssigkeiten (Medikamente etc.) seien über eine Sonde verabreicht worden, das Pferd habe diese also offenbar nicht freiwillig zu sich genommen. Nach Reglement des DRF dürfe Pferden Flüssigkeit nur in einer Form verabreicht werden, die sie freiwillig zu sich nehmen. Pferde dürften außerdem nicht unter dem Einfluss von schmerzlindernden, leistungssteigernden, stimulierenden oder beruhigenden Substanzen an Reitwettbewerben teilnehmen.

Dänischer Verband pocht auf eigenes Regelwerk

Helgstrand bezog sich zu seiner Verteidigung auf die Richtlinien der Internationalen Reiterlichen Vereinigung FEI. Beide verabreichten Medikamente stünden nicht auf der FEI-Dopingliste. Laut FEI sei eine Flüssigkeitsbehandlung als Behandlung mit mindestens zehn Litern definiert, Jovian habe aber nur 500 ml Duphalyte erhalten. Während der Behandlung seien außerdem zwei Technische Delegierte (TD) in der Stallgasse vorbeigekommen.

Die Argumente überzeugten den dänischen Verband nicht. Mette Uldahl hätte vorab informiert werden müssen – und bei den dänischen Meisterschaften sei das Regelwerk des dänischen Verbands DRF gültig, und nicht das internationale Regelwerk der FEI.