Diskussion um die Silvesternacht
Feuerwerksverbot aus Tierschutzgründen? + Umfrage

Zum ersten Mal seit zwei Jahren durfte an Silvester wieder geböllert werden. Welche Bilanz Pferdebesitzer ziehen und welche Forderungen Tierschützer zu einem Verbot stellen.

Pferd vor Silvester-Feuerwerk
Foto: NAPA74 / GettyImages

Zwei Jahreswechsel in Folge war Silvesterfeuerwerk aufgrund der Corona-Pandemie verboten. Das neue Jahr 2023 durfte nun wieder mit Raketen und Böllern begrüßt werden. Einige Pferdebesitzer berichteten in diesem Jahr von verstärkter Knallerei in ihrem Umfeld, andere erlebten die Nacht relativ ruhig. Die Verkaufszahlen für Feuerwerkskörper entsprechen laut vorläufigen Zahlen des Verbands der Pyrotechnischen Industrie fast dem Niveau von 2019, also vor der Corona-Pandemie.

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Gab es in der Silvesternacht 2022/2023 in der Nähe Ihres Stalls mehr oder weniger Feuerwerk als vor der Corona-Pandemie?
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Zwischenfälle aufgrund des Feuerwerks blieben nicht aus: In Seelze nahe Hannover geriet ein blinder Appaloosa-Hengst wegen der Raketen in Panik und lief in einen nahegelegenen Fluss, aus dem er sich nicht mehr befreien konnte. Die Feuerwehr rückte aus und schickte einen Retter ins Wasser, der Mann konnte den Hengst beruhigen und aus dem Wasser führen.

Politiker sind geteilter Meinung zum Feuerwerks-Verbot

Tierschützer fordern wegen ähnlicher Fälle und dem Stress für Tiere seit Langem ein Verbot von Raketen und Böllern. Die Politik ist geteilter Meinung. Aufgrund der Ausschreitungen in der Silvesternacht vor allem in Berlin ist die Debatte um ein allgemeines Böller-Verbot erneut angefacht. Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer spricht sich für ein Verkaufsverbot aus, Bundesinnenministerin Nancy Faeser reagiert hingegen ablehnend auf den Vorschlag. "Das bestehende Recht bietet bereits umfassende Möglichkeiten, um das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände zu verbieten oder auch zu begrenzen", sagt eine Ministeriumssprecherin.

Auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann positionierte sich gegen eine Gesetzesänderung. "Für und gegen Feuerwerk gibt es viele Argumente", sagt er "Das muss jeder für sich entscheiden. Ich sehe jetzt nicht, dass wir Feuerwerke verbieten sollten."

Umwelt- und Tierschutzbündnis fordert Feuerwerks-Verbot

Die Deutsche Umwelthilfe (DHU) will mit einer Unterschriftenaktion dagegenhalten. Ein von der DHU koordiniertes Verbändebündnis fordert in einem offenen Brief ein Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk. Dem Bündnis schlossen sich auch Tierschutzorganisationen wie PETA oder Vier Pfoten an. Der Brief richtet sich an die zuständige Bundesinnenministerin Faeser, aber auch an Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Umweltministerin Steffi Lemke, da die Knallerei auch der Gesundheit der Menschen sowie der Umwelt schade. Bereits mehr als 95.000 Personen haben den Brief unterzeichnet. Wer den Brief unterschreiben möchte, kann das online tun: Silvester-Aktion der Deutschen Umwelthilfe.

Zudem fordert die DHU das Innenministerium auf, die erste Sprengstoffverordnung (1. SprengV) hinsichtlich des § 24 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 zu ändern. Eine solche Änderung war bereits angekündigt worden. Mit ihr könnten Städten und Kommunen erweiterte und gegebenenfalls das gesamte Stadtgebiet umfassende Sperrzonen für Pyrotechnik ausweisen.

Ist Feuerwerk in der Nähe von Pferden erlaubt?

Laut Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1. SprengV § 23) gilt ein Verbot für das Zünden von Feuerwerkskörpern in unmittelbarer Nähe von Krankenhäusern, Kirchen, Kinder- und Altenheimen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden oder Anlagen. Tierschutzrechtliche Aspekte allein werden bisher nicht berücksichtigt. In der Vergangenheit war von Pferdehaltern etwa bereits gefordert worden, Böllerverbote auch auf Gebiete mit Weidetierhaltung auszuweiten. Welche neuen Regelungen auf die aktuelle Diskussion folgen, bleibt für Pferdebesitzer weiter abzuwarten.

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6 / 20253

Erscheinungsdatum 17.05.2023