Hobbyhorsing ist seit Anfang des Jahres Teil der Wettbewerbsordnung (WBO) der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Die FN legt darin Regeln für Dressur- und Springwettbewerbe mit Steckenpferden fest. "Die Entscheidung, Hobby Horsing in die Wettbewerbsordnung aufzunehmen, zeigt die Flexibilität und Offenheit dieser Organisation gegenüber Trends und Sportarten im Pferdesport", schreibt das Szene-Onlinemagazin "Hobby Horsing Magazin" dazu. Mit Pferdesport habe Hobbyhorsing rein gar nichts zu tun, kritisieren dagegen aktuell viele, auch prominente Reiter und Ausbilder. Bei der FN sei das Thema darum fehl am Platz.
Reitsport in der Krise trifft auf Hobbyhorsing
Dass ein scheinbar harmloses Thema wie das Hobbyhorsing der FN so viel Gegenwind einbringt, zeigt, dass vielen Pferdeleuten aktuell der Schuh drückt. Die Aufnahme von Hobbyhorsing in die WBO berührt ein zentrales Thema: den Reitsport in der Krise. Ist Hobbyhorsing der Anfang vom Ende des Reitsports? Oder eröffnet es neue Zielgruppen und führt Kinder zum echten Pferd hin? Fragen, die vor dem Hintergrund aktueller Krisen des Reitsports umso hitziger diskutiert werden.
Kritiker: Steckenpferde sind keine Sache der FN
Die wichtigsten Argumente der Kritiker: Genauso wie Tischfußball keine Sache des Deutschen Fußball-Bunds sei, seien Steckenpferde kein Thema der FN. Anstatt alternative Trends ohne echtes Pferd in die WBO aufzunehmen, solle sich der Verband auf die Förderung von Reitschulen und attraktive Angebote für Reiteinsteiger fokussieren. Auch vor dem Hintergrund immer teurer werdender Pferdehaltung (Stichwort Tierarztgebühren) stößt vielen sauer auf, dass die FN sich der Steckenpferde annimmt: Ziel müsse sein, die Interessen der Halter echter Pferde zu vertreten. Bauernproteste und Tierschutz-Skandale sind ebenfalls Hintergrund der breiten Kritik an der FN. Die Vereinigung solle sich dieser Themen annehmen, statt Geld und personelle Ressourcen auf das Thema Hobbyhorsing zu verwenden.
Hobbyhorsing als Förderung des Reitsports?
Die FN nahm die Kritik zum Anlass, ihre Unterfangen zu erklären und sich erneut für Hobbyhorsing im Sinne der Förderung des Reitsports auszusprechen. In einem auf ihrer Internetseite veröffentlichten Interview ließ die FN Thomas Ungruhe, Leiter der FN-Abteilung Pferdesportentwicklung, zum Thema Stellung nehmen: "Vereine und Betriebe nutzen Hobby Horsing als Chance, Kinder an das Thema Pferd heranzuführen und für den Reitsport zu begeistern. Die Kinder, die in Vereinen und Betrieben zum Hobby Horsing kommen, wollen natürlich zum Pferd. Sie sind vom Pferd fasziniert. Sie wollen Reiten, Voltigieren, Pferde putzen – alles das tun, was man mit Pferden zusammen erleben kann. Und das unterstützen wir wie auch die Vereine und Betriebe: Hobby Horsing als Hinführung zum Pferd und Pferdesport."