Als Rachel Dura mit ihrem Pferd im Gelände unterwegs war, bemerkte sie aus dem Augenwinkel ein Tier hinter sich. "Ich dachte zuerst, dass uns ein Hund verfolgt. Da das Tier in der Wiese lag, erkannte ich nicht genau, ob es wirklich ein Hund ist", zitiert das Schweizer Portal 20min.ch die Reiterin. Nach ein paar Metern habe sie sich erneut umgedreht und festgestellt, dass das Tier näher gekommen sei. Die Reiterin blieb mit ihrem Pferd stehen. Es habe gewirkt, als ob der Luchs versuche, sich anzupirschen. Ich hatte schon Angst um mein Pferd", so Dura. In einem Video hat die Reiterin festgehalten, wie sie anschließend versuchte, den Luchs mit Rufen und Zischen zu vertreiben – was auch schnell fruchtete, das Tier trat den Rückzug an und verzog sich ins Gebüsch. Die Reiterin vermutete, dass der Luchs nicht gerochen habe, dass ein Mensch auf dem Pferd saß – hätte er sich weiter genähert, wäre sie abgesessen.
Pferde sind für den Luchs als Beute viel zu groß
Nicole Bosshard von der Stiftung KORA für Raubtierökologie und Wildtiermanagement vermutet ebenfalls, dass der Luchs den Menschen auf dem Pferd nicht wahrgenommen habe – und zudem vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben ein Pferd gesehen hat. Es könne sich um ein neugieriges Jungtier gehandelt haben. Dass das Tier das Pferd angegriffen hätte, hält Bosshard für nahezu ausgeschlossen. Pferde seien für einen Luchs viel zu groß und entsprächen nicht seinem Nahrungsspektrum, welches vor allem aus Rehen und Gämsen und kleineren Säugetieren bestehe.
Auch für Menschen sei der Luchs nicht gefährlich. Begegne man der Raubkatze in der Natur und diese verziehe sich nicht von allein, solle man durch Rufen oder Klatschen auf sich aufmerksam machen. Die scheuen Tiere würden sich verziehen, sobald sie einen Menschen sehen oder hören. Die Reiterin habe also alles richtig gemacht.
Begegnungen mit Wölfen und freilaufenden Hunden im Gelände möglich
Die Schweiz hat eine vergleichsweise große Luchs-Population von insgesamt ca. 300 Tieren. In Deutschland sind es geschätzt 180 bis 200 Tiere. Einem Luchs in freier Wildbahn zu begegnen, ist also sehr unwahrscheinlich. Reiter müssen sich hierzulande in einigen Regionen beim Ausritt aber neben freilaufenden Hunden möglicherweise auch auf Wölfe einstellen. Das niedersächsische Umweltministerium gibt Verhaltenstipps für Reiter bei Wolfskontakt.
Wie verhält man sich als Reiter bei Wolfskontakt?
- Ruhe bewahren, auf keinen Fall weggaloppieren. Der Wolf ist möglicherweise genauso schnell.
- In einer Gruppe die Pferde möglichst nebeneinander und dem Wolf zugewandt aufstellen.
- Wenn der Wolf sich nicht zurückzieht, zusammen langsam auf ihn zureiten.
- Wenn der Wolf weicht, ihn nicht in die Enge treiben.
Freilaufender Hund beim Ausritt – was tun?
- Genau wie beim Wolf anhalten, um keinen Jagdtrieb auszulösen
- Absteigen, wenn das Pferd sehr unruhig ist. Bedroht der Hund das Pferd, ihn versuchen zu verjagen. Erst weiterreiten, wenn der Hund ruhig ist.
- Ist der Hund freundlich, kann man weiterreiten, auch wenn der Hund anfänglich noch folgt.