Update: FN leitet Verfahren gegen Stallbesitzerin ein
Wie die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) auf Nachfrage von CAVALLO bestätigt, ist der Verband in dem Fall aktiv geworden. So habe die FN Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Amberg erstattet. "Denn eine eventuelle Fortnahme der Tiere oder die Verhängung eines Tierhaltungsverbotes, kann ausschließlich durch die staatlichen Behörden erfolgen, die dazu mit hoheitlichen Befugnissen ausgestattet sind", so die FN. Außerdem habe man Kontakt mit dem zuständigen Veterinäramt aufgenommen. Weiter schreibt die FN: "Unserseits haben wir ein Verfahren eingeleitet, welches die Lizenzentziehung im Pferdesportbereich zum Gegenstand hat. Dieses Verfahren läuft zum jetzigen Zeitpunkt noch. Diesbezüglich arbeiten wir mit dem zuständigen Bayerischen Reit- und Fahrverband zusammen."
Aufnahmen im Netz zeigen verwahrloste Pferde
Worum geht es in dem Fall? Verwahrloste, stark abgemagerte Pferde, teils mit Verletzungen, manche am Boden liegend; dazu Aufnahmen desolater Hufe. Diese Bilder stammen aus Beiträgen in den sozialen Medien, in denen Pferdefreunde Anfang Dezember auf "nicht mehr tragbare Umstände" in einem Reitstall im oberpfälzischen Landkreis Amberg-Sulzbach hinwiesen und die Behörden zum Handeln aufforderten. Die Beiträge sind teils tausendfach kommentiert und geteilt worden.
Fotos aus sozialen Medien sind bisher nicht verifiziert
Eine Tierschützerin schickte zudem eine E-Mail mit Fotos kranker und zum Teil verwahrloster Pferde an das BR-Studio Amberg und weitere Medien, wie der Bayerische Rundfunk (BR) berichtet. Die Absenderin der E-Mail behaupte, dass die Besitzerin des Reitstalls völlig überfordert sei und die Tiere dringend Hilfe benötigen würden. Ob diese Bilder aktuell sind und tatsächlich in dem Pferdestall aufgenommen wurden, prüft das Landratsamt laut BR. Zu den Fotos in den sozialen Medien sagte das Landratsamt auf Nachfrage von CAVALLO man wisse nicht, wo, wann und von wem die Bilder gemacht wurden.
Tierschutzmängel schon im Sommer festgestellt
Die Bilder und Aussagen der Tierschützer sind bisher nicht zu verifizieren. Was das Landratsamt jedoch in einer Pressemitteilung bestätigte: Tierschutzrechtliche Mängel in einem Pferdehaltungsbetrieb im Landkreis Amberg-Sulzbach wurden dem Veterinäramt bereits im Juli 2023 gemeldet. Das Veterinäramt habe dort seitdem in regelmäßigen Abständen unangekündigte Kontrollen durchgeführt. Dabei wurden Mängel festgestellt und die Besitzerin der Pferde wurde aufgefordert, diese zu beheben.
Zwischenzeitlich habe sich die Lage für das Veterinäramt so dargestellt, dass sich die Situation für die Tiere verbessert hat. Doch nun gab es neue Hinweise auf Verstöße. Bei der Polizei in Vilseck wurde laut BR vor gut zwei Wochen eine Anzeige gegen die Halterin des Reitstalls erstattet, jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Teils "sehr deutliche Abmagerung", ein Pferd musste erlöst werden
Veterinäramt und rechtliche Vollzugsabteilung hätten den Betrieb aufgrund der aktuellen Ereignisse eng verzahnt vor Ort überwacht, so das Landratsamt Amberg-Sulzbach. "Am 4. Dezember wurden abermals Mängel und Verstöße festgestellt, sodass erneut entsprechende Maßnahmen, beispielsweise die tägliche Zufuhr von ergänzenden Futtermitteln zum Aufbau der Muskelmasse, eingeleitet wurden", erklärt die Behörde. "Die Halterin wurde zudem aufgefordert, für einige wenige Tiere umgehend einen Tierarzt einzubestellen, um die Ursache für die sehr deutliche Abmagerung zu ermitteln, und die Tiere zu entwurmen."
Am 8. Dezember ordneten zwei Tierärzte des Veterinäramts und das Landratsamt an, fünf Pferde unter besondere Betreuung zu stellen, um eine ausreichende Ernährung sicherzustellen. Bei einem dieser Pferde habe sich trotz der eingeleiteten Maßnahmen der Gesundheitszustand derart verschlechtert, dass es am folgenden Tag eingeschläfert werden musste.
Einige Pferde haben den Hof verlassen, andere bleiben bis auf Weiteres
Am 11. Dezember wurden weitere Maßnahmen ergriffen: Ein Pferd sei anderweitig untergebracht und eine erneute tierärztliche Untersuchung eingeleitet worden. Ein weiteres Tier sei bereits verkauft worden. Hier verlangt das Landratsamt Amberg-Sulzbach einen entsprechenden Nachweis inklusive Nennung des neuen Besitzers. Zwei weitere Tiere seien verschenkt worden.
Diese Tiere würden nun von den jeweils zuständigen Landratsämtern überwacht. "Soweit Tiere weggebracht werden, endet der Tierschutz nicht, sondern die Überwachung wird sofort von dem dann zuständigen Landratsamt vom ersten Tag an übernommen; ein Austausch der betroffenen Landkreis-Behörden findet in derart gelagerten Tierschutzfällen regelmäßig statt", erklärte das Landratsamt Amberg-Sulzbach. Die restlichen Tiere bleiben bis auf Weiteres in dem Pferdehaltungsbetrieb. Der Gesundheitszustand der verbliebenen Pferde sei derzeit als unbedenklich einzustufen, so die Behörde. Wie es langfristig mit der Pferdehaltung weitergehen wird, werde geprüft und sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzbar.