Petra Teegen: Ich habe mich schon früher im Tierschutz engagiert und Pferde aufgenommen; das erste Pferd kam vor 38 Jahren zu mir. Das hat sich wohl herumgesprochen, sodass es immer mehr Anfragen gab. Die Vereinsgründung war nötig, um Spendengelder für den Pferdeschutz bekommen zu können. Zum Start hatte ich vier Mitstreiter, inzwischen hat der Verein fast 1300 Mitglieder.
Wir sind im Grunde von einer Krise in die nächste geraten. In der Corona-Zeit haben wir viele "Frauenhauspferde" aufgenommen, also Pferde von Frauen in Not, die in Frauenhäuser geflüchtet sind. Aber auch sehr viele von durch Corona verstorbenen Menschen. Dann kamen nach der Flutkatastrophe im Ahrtal allein 43 Tiere aus diesem Gebiet zu uns. Und die hohen Preise für Futter und Tierarzt merken wir natürlich ebenfalls deutlich: Im ersten halben Jahr nach der Vereinsgründung 2013 haben wir 60 Pferde aufgenommen; in diesem Jahr sind es bereits über 120.Und wir bekommen immer mehr Pferde, die krank sind. Vor zehn Jahren war eines von zehn Pferden krank, heute jedes zweite. Aufgrund der Vielzahl von Pferden mit Atemwegsproblemen haben wir inzwischen auch einen eigenen Stallbereich für Asthmatiker eingerichtet.

Wir haben schon immer sehr genau gewirtschaftet, da wir uns ja allein über Spendengelder und Mitgliedsbeiträge (10 Euro im Jahr) finanzieren. Wir nehmen zum Beispiel nie mehr Pferde auf, als wir unterbringen können. Das sind im Sommer mit Weidegang rund 50 Tiere. Dank unseres großen Netzwerks können wir die Pferde zum Glück sehr gut vermitteln, sodass Platz für Neuankömmlinge entsteht. Die Pferdeklappe ist ja kein Gnadenhof, auf dem die Pferde bis zum Ende bleiben. Wir haben zwar inzwischen auch eine "letzte Koppel", aber nur für maximal fünf Tiere.
Was uns sehr geholfen hat, ist die Einrichtung eines Raums für tierärztliche Behandlungen; der hat uns schon zehntausende Euro an Klinikkosten gespart. Und dass ich das Bundesverdienstkreuz für mein Engagement erhalten habe, war eine ungeahnte, große finanzielle Hilfe: So haben wir Spenden von Firmen erhalten, die wir sonst nicht bekommen hätten.
Ich bin extrem dankbar für die vielen Menschen, die uns unterstützen! Übers Internet und die sozialen Medien besuchen täglich 150000 Menschen die Pferdeklappe. So können wir oft ganz schnell in Notsituationen helfen.
Ganz unterschiedliche. Durch unser großes Netzwerk konnten wir zum Beispiel ein Klappenpferd, das beim Transport von Bayern zu uns wegen einer Fahrzeugpanne an der Autobahn gestrandet war, binnen 20 Minuten abholen. Und dank unseres Rettungsanhängers für die Großtierrettung haben wir erst vor kurzem einen fast 1,80 Meter großen Warmblüter im Wortsinn aus dem Sumpf gerettet, kurz bevor er versunken wäre. Wir stellen auch eine Plattform zur Verfügung, um etwa Gnadenbrotpferde zu vermitteln, die wir nicht aufnehmen können.
Da wir die Pferde weitervermitteln, kommen als Klappenpferde nur Tiere bis 20 Jahre infrage. Wir brauchen auf jeden Fall den Equidenpass. Wer sein Pferd anonym abgibt, muss eine Abtretung unterschreiben; die Erklärung gibt es an der Klappenkoppel in der Notbox. Wir vermitteln die Tiere dann in ein neues Zuhause mit einem Schutzvertrag, der über zwei Jahre läuft. In dieser Zeit behalten wir uns vor, das Pferd zurückzuholen, wenn es nicht gut versorgt wird. Das ist aber bisher nur einmal vorgekommen – bei inzwischen fast 2000 vermittelten Pferden. Wir verkaufen die Pferde nicht, sondern geben sie gegen die uns entstandenen Kosten wie Futter und Tierarzt ab; oder es wird der Schlachtpreis berechnet. Nach zwei Jahren haben die neuen Besitzer dann das Sagen; wir wollen niemanden zwingen, ein Klappenpferd lebenslang zu behalten.
Die Betreuung der Klappenpferde liegt tatsächlich hauptsächlich in meinen Händen und denen meines Sohnes Aik. Anke Rode, die Schriftführerin des Vereins, ist ebenfalls sehr engagiert und kümmert sich mit um die Tiere. Wir haben aktuell zwei Helfer mit Handicap sowie ab und zu Stallhelfer, die aber leider meist nicht lange bleiben. Doris Gildemeister, unsere zweite Vorsitzende, ist "die Feuerwehr" am Tierarzttag und hat die riesige Aufgabe, die vielen Sachspenden zu verwalten. Und Kerstin Bautze, unsere Kassenwartin, die sich zusätzlich zu ihrer Aufgabe intensiv um unsere Patenpferde und deren "Patentanten" kümmert. Wir haben fünf Patenpferde, die ganz viele Paten haben. Diese Tiere sind bei uns gelandet und nach dem Tierschutzgesetz nicht vermittelbar. Sie werden voll von ihren Paten finanziert.
Wir haben einen Notfallplan für eine solche Situation; schließlich müssen die Pferde versorgt sein. Und auch die Nachfolge ist mit Aik und Anke gesichert; schließlich werde ich in diesem Jahr 70.
Ich würde sehr gerne einen Pferdetransporter anschaffen, um Klappenpferde abholen zu können; aber dafür haben wir aktuell noch kein Geld.
Wer noch mehr über die Arbeit der Pferdeklappe aus den vergangenen zehn Jahren sowie wertvolle Tipps von Petra Teegen und rührende Geschichten erfahren möchte, kann bereits jetzt unter www.pferdeklappe-magazin.de das Jubiläumsmagazin vorbestellen, das am 1. Dezember 2023 erscheint. Die Hälfte des Netto-Verkaufserlöses, also 3,25 Euro pro Magazin, werden an den Verein Erste Pferdeklappe/Notbox e.V. gespendet und helfen so durch die harten Wintermonate.
Kontakt Pferdeklappe:
Pferdeklappe e.V. / Notbox Schleswig-Holstein
Ruruper Str. 42
24392 Norderbrarup
Telefon: 04641/462934
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Internet: erste-pferdeklappe.de
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