Nach der Ausstrahlung des ersten Teils der Dokumentation über Helgstrand Dressage am 22. November gab der Dänische Reitverband (DRF) zunächst bekannt, Andreas Helgstrand bis auf Weiteres aus der dänischen Nationalmannschaft auszuschließen. Außerdem beendete der Verband die Zusammenarbeit mit Helgstrand Event. Wie die dänische Zeitung Nordjyske berichtete, hat der Dänische Reitverband nun am Dienstagabend bei einer Vorstandssitzung beschlossen, dass die Sperre bis 31. Dezember 2024 gelten soll.
Kein Olympia 2024, Rückkehr ins Nationalteam ab 2025 nicht ausgeschlossen
Dass Helgstrand an den Olympischen Spielen 2024 teilnehme, sei völlig ausgeschlossen, sagte der amtierende Vorsitzende des Dänischen Reitverbandes, Jakob Ravnsbo. Das festgelegte Datum bedeute nicht, dass Helgstrand am 1. Januar 2025 in die Nationalmannschaft zurückkehren werde, aber nach diesem Datum könne man darüber sprechen, ob und unter welchen Umständen dies möglich sei, so Ravnsbo. Die FEI hat bisher kein erneutes Statement oder eigene Sanktionen herausgegeben. In einer ersten Stellungnahme hieß es, man werde eng mit dem Dänischen Reitverband zusammenarbeiten und es gebe eine gegenseitige Anerkennung von Entscheidungen und Sanktionen.
Disziplinarausschuss des DRF soll sich mit Aufnahmen beschäftigen
Wie der DRF in einer offiziellen Pressemitteilung vom 30. November mitteilte, will der DRF-Vorstand Andreas Helgstrand wegen Verstoßes gegen die Regelungen und Richtlinien des Verbands bei der eigenen Disziplinarkommission anzeigen. "Jeder, der Mitglied eines Reitvereins der DRF ist, einen Reiterschein erworben hat und Pferde besitzt, die bei der DRF zum Wettbewerb angemeldet sind, ist verpflichtet, die Vorschriften, Regeln und Richtlinien des Verbandes einzuhalten", hieß es in der Mitteilung. Die Disziplinarkommission soll sich mit den in der Dokumentation festgehaltenen Ereignissen befassen – unter anderem auch mit einer unerlaubten Sedierung, die in Teil 2 zu sehen war. Sie erfolgte nicht wie in Dänemark vorgeschrieben durch einen Tierarzt, sondern durch einen Mitarbeiter von Helgstrand Dressage. "Der Dänische Reitverband distanziert sich entschieden von illegalen Medikamenten und der Situation, die in den Aufnahmen von TV2 gezeigt wird, wo ein Pferd von einem Mitarbeiter von Helgstrand Dressage, der kein ausgebildeter Tierarzt ist, sediert wird. Es ist ein Ausdruck der Missachtung des Wohlergehens des Pferdes und der Gesetzgebung zur Medikamenteneinnahme von Pferden", so der DRF.
Helgstrand Dressage kein Ausbildungsbetrieb für Reiter mehr
Außerdem entschieden der Dänische Reitlehrerverband und der Dänische Reitverband, dass Helgstrand Dressage kein Ausbildungsbetrieb mehr für professionelle Reiter sein soll. Die Behandlung der Pferde sei damit nicht vereinbar. Die drei Auszubildenden bei Helgstrand Dressage und Uggerhalne Sportsrideklub sollen mit Hilfe der Verbände in andere Ausbildungsbetriebe wechseln.
Tierschutzorganisation hat Anzeige gegen Helgstrand erstattet
Während offen bleibt, ob der Dänische Reitverband Anfang 2025, also gut ein Jahr nach Ausstrahlung der Enthüllungsdoku, Gespräche über eine Rückkehr Helgstrands in die Nationalmannschaft führen wird, hat die dänische Tierschutzorganisation Dyrenes Beskyttelse Helgstrand Dressage, Andreas Helgstrand selbst und seine Bereiter bereits wegen Verdachts auf Tierquälerei angezeigt.
"Bei Dyrenes Beskytselse sind wir entsetzt über den Dokumentarfilm. Die versteckten Aufnahmen zeigen, dass die Pferde bei Helgstrand Dressage systematisch auf eine Weise behandelt wurden, die zutiefst besorgniserregend ist und gegen die Grundprinzipien einer verantwortungsvollen Ausbildung und des Tierschutzes verstößt", so Yvonne Johansen, Tierschutzleiterin der Organisation und auf Pferde spezialisierte Tierärztin. In einem an die Polizei Nordjütland übermittelten Bericht kommen die Tierärzte von Dyrenes Beskytselse zu dem Schluss, dass die Pferde grob verantwortungslos behandelt wurden. Dies entspreche einer Misshandlung nach dem Tierschutzgesetz, die mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren geahndet werden könne, so die Tierschützer.