Ein Tierschutzfall im Landkreis Amberg-Sulzbach erregte zuletzt Aufmerksamkeit. Das Veterinäramt stellte dort auf einer Reitanlage Mängel und Verstöße bei der Haltung und Versorgung von Pferden fest – siehe unseren vorigen Artikel zum Thema:
Unterschiedliche Parteien werfen den Behörden Versäumnisse vor. So schrieb etwa die Urheberin des Facebook-Aufrufs Anfang Dezember: "Es wurde von vielen Seiten schon versucht endlich die Behörden dazu zu bewegen tätig zu werden."
Vorbesitzer der Anlage wirft Versäumnisse vor
Auch Michael Eitel, nach eigenen Angaben Vorbesitzer der Reitanlage im Landkreis Amberg-Sulzbach, kritisiert Polizei und Veterinäramt, die Hinweisen unzureichend nachgegangen wären.
Die Anlage habe er im September 2022 an die neue Besitzerin verkauft, so Michael Eitel. Da er bereits viele Pferde aus seiner eigenen Zucht verkauft hatte, habe er die neue Besitzerin bereits im Juni 2023 einziehen lassen, obwohl notariell 1. Oktober vereinbart gewesen sei. Eitel war nach eigenen Angaben noch bis Anfang September 2023 zeitgleich auf der Anlage. Die neue Besitzerin habe ca. 40 Pferde mitgebracht. Er selbst habe für einige ihrer Tiere den Tierarzt gerufen, deren Zähne machen lassen, Entwurmungen durchgeführt, den Schmied kommen lassen und die Kosten dafür übernommen, sagt Eitel. Er behauptet, die Pferde hätten teilweise Wochen ausschließlich in der Box verbracht, die Futtervorräte der neuen Stallbesitzerin seien knapp gewesen. Eitel habe bis heute Futter für ihre Tiere bereitgestellt.
Anfang Dezember kam Bewegung in den Fall
"Am 13. Juli habe ich Anzeige bei der Polizei und am 17. Juli beim Veterinäramt Amberg-Sulzbach erstattet", so Eitel. "Das Amt kam noch am selben Tag, hat ein Bestandsprotokoll angefertigt, Auflagen angeordnet und einen Termin zur Erfüllung gesetzt." Dann sei wochenlang nichts passiert. Am 27. August habe er zudem Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet, so Eitel. Wiederum sei bis Anfang Dezember nichts passiert, wirft Eitel Veterinäramt, Polizei und Staatsanwaltschaft vor.
Am 4. Dezember habe er erneut bei der Staatsanwaltschaft, Polizei und Veterinäramt nachgehakt – dann sei Bewegung in die Angelegenheit gekommen. "Nicht zuletzt wegen weiterer Anzeigen von ehemaligen Reitschülern, die inzwischen auf die Vorfälle aufmerksam geworden waren, und von einer Tierärztin, die ausnahmsweise von der Feuerwehr geholt wurde und nicht die Haus- und Hoftierärztin der Stallbetreiberin war, um ein Pony am 2. Dezember zu erlösen", so Eitel.
Wie viele Pferde wurden tatsächlich eingeschläfert?
Bis heute seien fünf Pferde in der Obhut der Stallbesitzerin aufgrund ihres schlechten Zustands eingeschläfert worden, behauptet Eitel. In zwei Fällen sei er selbst dabei gewesen, von den weiteren habe er durch die Abholung der Tierkörperbeseitigung und durch andere auf der Anlage anwesende Personen erfahren.
Das Landratsamt Amberg-Sulzbach dementiert die Zahl der eingeschläferten Pferde. Zwischen Juli 2023 und dem jetzigen Zeitpunkt seien zwei Pferde eingeschläfert worden, heißt es auf Nachfrage von CAVALLO. Seitens des Veterinäramtes Amberg-Sulzbach habe es zwischen Mitte Juli und Anfang Dezember drei Vorortkontrollen gegeben. Aktuell seien noch 23 Pferde auf dem Hof, deren Zustand sei unauffällig.
Veterinäramt nicht auf der Suche nach Pferden
Ein weiterer Vorwurf gegen das Landratsamt kommt von der Initiatorin des Facebook-Aufrufs zu dem Fall. Sie schrieb in einem Update vom 19. Dezember, es seien Pferde in schlechtem Zustand vom Hof verschwunden, das Veterinäramt versuche, diese zu finden. Das Landratsamt äußerte sich dazu wie folgt gegenüber CAVALLO: "Es gibt auf dem Betrieb keine Bestandssperre. Das Veterinäramt Amberg-Sulzbach sucht nicht nach Pferden. Die Tierhalterin ist mit Anordnung verpflichtet, bei etwaigen Tierbewegungen den neuen Aufenthaltsort mitzuteilen, so dass das Veterinäramt Amberg-Sulzbach Überprüfungen zur neuen Haltung vornehmen kann."
Die Stallbetreiberin dementiert die Vorwürfe
Die Reitstallbetreiberin selbst dementierte auf telefonische Nachfrage die Vorwürfe gegen sie. Sie könne nachweisen, dass diese nicht zutreffen.