Tierschutzmängel beim Konik-Weideprojekt des NABU in Ostfriesland

Koniks sollen weg von den „Wilden Weiden“
Tierschutzmängel bei NABU-Weideprojekt

Zuletzt aktualisiert am 04.08.2023
CAV Konik Koniks Wildpferde
Foto: Colourbox

Das NABU-Beweidungsprojekt mit Heckrindern und Koniks bei Leer in Ostfriesland steht vor dem Aus. Das ist gut so! Denn hier ist nicht zum ersten Mal der Tierschutz auf der Strecke geblieben. Der Mantel des Naturschutzes, der über der naturnahen Haltung auf "Wilden Weiden" liegt, hat große Löcher. Und auch beim Naturschutz selbst scheinen es die Verantwortlichen für die Beweidungsprojekte nicht immer ganz so genau genommen zu haben, zumindest, was die Mistentsorgung betrifft. Aktuell streiten sich jedenfalls der Landkreis Leer und der NABU Niedersachsen, was tatsächlich auf den Weiden passiert und schiefgelaufen ist.

Konik-Fohlen und Heckrinder gestorben

Unbestritten ist, dass erst jüngst wieder Heckrinder und Konik-Fohlen gestorben sind. Über den Zustand der Tiere gibt es unterschiedliche Einschätzungen: Laut Landkreis Leer seien bei den Pferden mangelnde Hufpflege, Parasitenbefall sowie Mineralstoffmängel festgestellt worden. "Ein lahmendes Pferd musste per Ersatzvornahme erlöst werden, weil es den Verantwortlichen nicht gelang, dieses eigenständig und zeitnah zu organisieren", meldet der Landkreis. Auf der Fläche in Coldam gebe es zudem Pferde, die adipös seien.

Laut NABU-Erklärung sind Rinder wie Pferde hingegen in einem "gutem Zustand"; keines der Pferde habe Hufrehe. Die Umstände des Todes der beiden Fohlen seien bislang nicht vollständig geklärt, heißt es auf der NABU-Website Anfang August. Wann mit der Klärung zu rechnen ist, verrät der Naturschutzbund nicht. Die Kadaver waren allerdings bereits Anfang Mai von Betreuern entdeckt worden.

Zu viele Tiere leben auf zu kleiner Fläche

Dass zu viele Tiere auf den Flächen leben, räumte der NABU-Landesvorsitzende Dr. Holger Buschmann ein, was "erhebliche Probleme mit sich bringt". Höherer Betreuungsaufwand, da es in einem größeren Bestand eher verletzte Tiere gebe; intensives Zufüttern, wobei es dennoch schwierig sei dafür zu sorgen, dass auch die rangniedrigen Tiere ausreichend versorgt seien. Zudem falle natürlich mehr Mist an, als wenn sich weniger Tiere auf der Fläche befinden. Noch sei ungeklärt, warum die Bestände so hoch seien, obwohl der NABU Niedersachsen gegenüber der LUNO (Landschaftspflege und Naturerlebnis Ostfriesland gGmbH, Tochtergesellschaft des NABU) bereits 2021 zugestimmt hatte, die Heckrinderherden in Coldam und am Thedingaer Vorwerk vollständig aufzulösen, so der Landesvorsitzende.

Warum ist das nach solch einer langen Zeit noch ungeklärt? Und warum fand eine erforderliche Blutuntersuchung im Jahr 2022 nicht statt? Diese Fragen beantwortet der NABU nicht. Sollte er aber, denn die Naturschützer tragen die Verantwortung für die Tiere.

Landkreis Leer will die Konik- und Rinderhaltung bis Ende September 2023 beenden

Die Verwaltung beabsichtigt nun, die Beendigung der Beweidungsprojekte auf den Flächen Thedingaer Vorwerk und Coldam anzuordnen; die hier lebenden Heckrinder- sowie Pferdeherden müssten bis zum 30. September 2023 aufgelöst sein. "Die Erfahrungen der letzten Monate lassen aus Sicht des Landkreises nicht erwarten, dass eine dauerhaft verlässliche und tierschutzgerechte Versorgung und Betreuung der Tiere gewährleistet werden kann." Der NABU Niedersachsen hält diese Anordnung "auch des Tierwohles wegen für zeitlich nicht umsetzbar" und prüft weitere Schritte.

Diesen Einsatz hätten wir uns vom NABU gewünscht, um das Management der "Wilden Weiden" in Leer zu optimieren. Das wäre zum Wohl der Tiere gewesen. So hat das Beweidungsprojekt jedenfalls keine Zukunft.

Kommentar von CAVALLO-Chefredakteurin Linda Krüger