Diese Übungen mit dem Pylonen-Quadrat kann jeder machen: Egal, ob Sie Horsemanship üben und vom Boden aus geführt oder frei mit Ihrem Pferd arbeiten, dressurmäßig reiten oder mal wieder die Langzügel oder Doppellonge nutzen wollen. Die Übungen sind unabhängig von der Reitweise und lassen sich auf jeden Ausbildungsstand von Pferd und Reiter anpassen.
Sie brauchen nur den einen Aufbau – und bekommen damit zahlreiche kreative Trainings-Möglichkeiten. "Das Training fordert Pferd und Reiter mental. Und es ist super, um aus dem Alltagstrott zu kommen", sagt Hero Merkel.
Aufbau: Für diese Übungen brauchen Sie nur vier Pylonen. Diese bauen Sie im Quadrat auf. Es sollten für Schrittarbeit jeweils mindestens drei Meter Abstand zwischen den Pylonen sein. Für Trab und Galopp sind vier bis fünf Meter Abstand ideal. Das Quadrat kann aber auch größer werden mit Abständen bis zu sieben Metern, wenn enge Wendungen Ihnen und Ihrem Pferd noch schwerfallen. Für die einzelnen Übungs-Varianten kann das Quadrat einfach stehenbleiben. Sie müssen nichts umbauen.
So nutzen Sie das Quadrat effektiv und entspannt:
- Wärmen Sie Ihr Pferd vor den Übungen im Schritt auf. Sie können auch einen Spaziergang vor dem Training machen.
- Starten Sie jede Übung zunächst im Schritt. So haben Sie selbst Zeit, die Linienführung zu verinnerlichen und Ihr Pferd entsprechend vorzubereiten. Klappt die Übung fließend und harmonisch im Schritt, können Sie auch im Trab und Galopp arbeiten.
- Auch Übergänge und Tempowechsel innerhalb einer Gangart sind effektive Übungsvarianten.
- Bauen Sie regelmäßig Handwechsel und Pausen ein – wie im normalen Training auch.
- Spielen Sie mit den Abständen zwischen den Pylonen. So können Sie testen, wie sich ein größeres oder kleineres Quadrat auf den Ablauf auswirkt.
- Sie können die Übungen bunt mischen. Sie haben keine feste Reihenfolge.
- Bauen Sie das Training kleinschrittig auf: Üben Sie zunächst die Linien, die dem Pferd leichtfallen. Gelingt die Übung fließend und auf feine Körpersprache und Hilfengebung, können Sie die Anforderungen steigern.
- Nicht nur das Köpfchen des Pferds ist gefragt, auch das des Reiters: Sie sollten stets im Voraus planen, was Sie als nächstes vom Pferd wünschen. Halten Sie den Fokus.
Eine Übung klappt nicht? Bleiben Sie gelassen und gehen wieder einen Schritt in den Anforderungen zurück. Oder üben Sie eine Figur, die das Pferd gut beherrscht – und probieren es dann nochmals.
Warum Pausen so wichtig sind: Es geht nicht darum, möglichst viel zu trainieren – sondern darum, die Kommunikation zu verfeinern. Kreativität fordert das Köpfchen. Das Pferd muss mitdenken und zuhören. Es kann nicht einfach eine Lektion abspulen und abschalten. Damit das Gehirn das Gelernte speichern kann und die Bewegungsabläufe leicht und locker bleiben, sind rechtzeitige Schrittpausen am langen Zügel wichtig.
"Drängelt das Pferd nach außen, verliert den Takt, wirkt müde oder verspannt sich – dann ist dringend eine Pause nötig", sagt Hero Merkel. Je eher Sie solche Anzeichen wahrnehmen, desto schneller können Sie reagieren (mehr zum Thema Pause im Artikel "Mach mal Pause").
Übung 1: Große und kleine Acht fürs Gehirn
So geht’s: Bei der kleinen Acht reiten Sie eine Acht um Hütchen 1 und 4. Bei der großen Acht geht der erste Bogen der Acht um Hütchen 1 und 2 und der zweite Bogen um Hütchen 4 und 3. Es gibt kein bestimmtes Zeitlimit für die Übung. Achten Sie auf Zeichen Ihres Pferds und bauen Pausen ein, wenn nötig (siehe oben zum Thema Pausen).

Vernetzt die Gehirnhälften: Viele Richtungswechsel sorgen dafür, dass sich die Gehirnhälften des Pferds vernetzen. "Das passiert immer, wenn die linke und die rechte Seite abwechselnd den gleichen Reiz bekommen – wie eben bei der Acht", erklärt Hero Merkel. Wildpferde sind neurologisch schlechter vernetzt als unsere domestizierten Pferde. Sie reagieren instinktiv. Vom Reitpferd wünscht man sich aber, dass es mitdenkt. Gut vernetze Pferde zeigen weniger Fluchtinstinkt und bleiben gelassener. Für nervöse und junge Pferde eignet sich die Achter-Übung daher besonders. Außerdem sind laut der Trainerin gut vernetzte Pferde möglicherweise weniger auf Futter fixiert und klammern weniger an Artgenossen. Die Reaktionen werden insgesamt klarer und feiner.
Übung 2: Neue Wege mit System
So geht’s: Wechseln Sie immer wieder zwischen einer geraden Linie außen an zwei Hütchen vorbei – und dann auf die Diagonale. Sie starten an Pylone 1. Dann geht’s geradeaus an einer Seite des Quadrats entlang zu Hütchen 2. Das ist die gerade Strecke. Hinter Hütchen 2 biegen Sie diagonal zwischen 2 und 4 hindurch ab und machen dann einen Bogen außen um die 4 herum – ohne die Richtung zu wechseln. Von der 4 starten Sie wieder geradeaus zur 1 und von dort auf die Diagonale. Nach vier Durchgängen bzw. vier Diagonalen legen Sie eine Pause ein und wechseln die Hand.

Mitdenken gegen Langeweile: "Das ist die beste Übung gegen Langeweile", sagt Hero Merkel. Der Reiter ist mental gefordert. Er muss stets den Fokus halten und den Weg neu planen. Das Pferd kann kein bekanntes Programm abspulen. Pferd und Mensch schulen ihre Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit.

Übung 3: Endlosschleife um drei Pylonen
So geht’s: Hier üben Sie eine Endlosschleife mit zwei Bögen, die jeweils wie ein kleines "Aus der Ecke kehrt" verlaufen. Eine Schleife verläuft linksherum, eine rechtsherum. Innerhalb der Übung gibt es also bereits einen Handwechsel. Geben Sie sich und dem Pferd etwas Zeit, um reinzukommen. Üben Sie dann nur so lange, wie es sich harmonisch anfühlt.

Fürs Köpfchen und Vorwärts: "Durch die Richtungswechsel vernetzt auch diese Übung die Gehirnhälften des Pferds. Die Richtungswechsel kommen aber nicht so schnell wie bei den Achten. Das Pferd hat auf der Geraden Zeit, um mit Schwung ins Vorwärts zu kommen. Eignet sich gut für Pferde, bei denen man mehr Lauffreude nach der Biegung fördern möchte.
Übung 4: Viertelwendung an der Ecke und Geraden im Wechsel
So geht’s: An jeder Pylone bauen Sie eine Viertelwendung um die Vorhand ein. Dann geht’s gerade weiter zum nächsten Hütchen. Als Variante können Sie auch um die Hinterhand wenden – oder zwischen Vor- und Hinterhandwendungen wechseln. Die Übung kann bis zur Galopp-Pirouette gesteigert werden.

Für Geraderichtung und Pirouetten: Der Ansatz der Übung, vom Quadrat in die Wendung zu gehen, ist schon hunderte Jahre alt. "François Robichon de la Guérinière etwa soll damit bereits die Galopp-Pirouetten verbessert haben", weiß Hero Merkel. Zudem kann die Übung die Geraderichtung fördern. Der Reiter muss das Pferd gut mit den Hilfen einrahmen, damit es aus der Viertelwendung wieder korrekt auf die Gerade kommt.
Übung 5: Vorwärts-Seitwärts-Rückwärts-Quadrat
So geht’s: Stellen Sie das Pylonenquadrat anfangs kleiner auf – etwa 3 x 3 Meter. Oder üben Sie innerhalb des Pylonenquadrats. Starten Sie von Pylone 1 auf gerader Linie zu Pylone 2. Zwischen 2 und 3 geht das Pferd im Sidepass, einen Volltravers, über die Gerade: "Dabei bewegt es sich seitwärts und ist in Bewegungsrichtung gebogen", erklärt die Trainerin. Die Beine bewegen sich diagonal. Das Pferd wird im Raum verschoben, ohne sich zu drehen. An Pylone 3 leiten Sie das Rückwärts ein bis Pylone 4. Zwischen Pylone 4 und 1 geht es erneut in den Sidepass. Machen Sie nach einem Durchgang eine Pause. Danach wiederholen Sie die Übung rechtsherum.

Verbessert den Takt im Trab: "Das starke seitwärts mit der diagonalen Schrittfolge hilft Pferden, den Trab zu takten – obwohl die eigentliche Übung im Schritt ist", erklärt Hero Merkel. Sie wendet die Übung bei Korrekturpferden mit Taktproblemen im Trab an. Sie trabt dann nach dem Durchgang im Quadrat die Pferde an und prüft, ob sich der Takt verbessert hat. Seitengänge vernetzen zudem wie Richtungswechsel die Gehirnhälften.
Die Expertin

Hero Merkel ist Stunt- und Showreiterin und bildet ihre Pferde sowohl in der klassischen Dressur als auch in der Freiarbeit aus. Vielseitig einsetzbare Übungen sind daher wichtig für sie. Die Trainerin legt Wert darauf, die Pferdepersönlichkeit zu stärken. Darum arbeitet sie häufig mit Aufgaben, die das Pferdegehirn besser vernetzen – wie das Pylonen-Quadrat.