Profi-Tipps fürs Gelände-Training im Freien
Dressur-Training im Gelände

Feldwege, Holzstapel und Seitenstreifen eignen sich fürs Dressurreiten im Freien. Mit acht Übungen von Ausbilder Andreas Frey trainieren Sie vom Aufwärmen bis hin zu Koordination und Kraft Ihr Pferd auch im Gelände. Sie werden es genießen!

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Foto: Lisa Rädlein

Das Warm-Up können Sie im Sattel oder auch zu Fuß machen. Die beschriebenen Übungen wie Übertreten können je nach Ausbildungsstand auch an der Hand durchgeführt werden.

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WOZU? Als Warm-up eignen sich Übertreten und Rückwärtsrichten an der Hand. "Ihr Pferd kommt steif aus dem Stall und wird locker, wenn Sie am Boden arbeiten", erklärt Andreas Frey. "Wenn Sie danach aufsitzen, haben Sie ein besseres Reitgefühl."

WO? Auf jedem ebenen Schotter- oder Feldweg.

SO GEHT‘S: Fürs Übertreten stehen Sie links neben dem Pferd auf Schulterhöhe. Der linke Zeigefinger umschließt den Trensenring und stellt das Pferd nach innen, die rechte Hand greift den Zügel auf Höhe der Schulter. Geben Sie ein Stimmsignal wie "Side" und touchieren Sie kurz die Flanke, damit es übertritt. Üben Sie dann von rechts. Zum Rückwärtsrichten stehen Sie neben oder vor dem Pferd. Schieben Sie es mit wenig Druck zurück. Fordern Sie wenige Schritte.

Im Schritt bergauf

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Lisa Rädlein
Klettern am Berg stärkt die Muskeln der Hinterhand.

WOZU? Die Hinterhand schiebt bergauf die meiste Last, die Vorhand greift vor. Das Pferd wölbt den Rücken und dehnt den Hals. Hinterhand- und Bauchmuskulatur arbeiten. Das baut Übermut ab.

WO? Auf Graswegen, bei aufgeweichtem Boden auf Schotterwegen. Vorsicht bei Matsch, Frost und Schneeglätte.

SO GEHT‘S: Ihr Pferd sollte im Takt und in leichter Anlehnung bleiben.

Seitengänge im Grünen machen elastisch

WOZU? Seitengänge zeigen, wie gut das Pferd an den Hilfen steht. Wer kein Schulterherein beherrscht, kann Schenkelweichen verlangen. Schenkelweichen löst das Pferd. Seitengänge wie das Schulterherein wirken eher versammelnd, da das Pferd mehr unter den Schwerpunkt tritt.

WO? Diese Übung eignet sich für Feld- und Schotterwege mit Grünstreifen.

SO GEHT‘S: Nehmen Sie den Grünstreifen als Orientierung. Reiten Sie im Schritt einige Meter Schulterherein auf beiden Händen. Achten Sie auf die korrekte 30-Grad-Abstellung zum Grünstreifen. Schicken Sie Ihr Pferd zwischendurch einige Schritte flott vorwärts, sonst gerät die Lektion leicht ins Stocken. Das kann zu Fehlern in Takt, Losgelassenheit und Anlehnung führen.

Schritt für Schritt über‘s Holz

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Lisa Rädlein

WOZU? "Diese Übung fördert Konzentration und Koordination des Pferds", betont Andreas Frey. "Sie hilft dem Pferd, ein stärkeres Bewusstsein für seine Beinfolge zu entwickeln."

WO? Hierfür können Sie auf einer möglichst ebenen Fläche im Gelände einige dickere Äste nebeneinander legen oder einen dünnen Baumstamm verwenden.

SO GEHT‘S: Stellen Sie sich Ihrem Pferd gegenüber, die Hölzer liegen zwischen Ihnen und dem Pferd. Lassen Sie Ihr Pferd vorsichtig an das Bodenhindernis herantreten, bis es geschlossen mit den Vorderbeinen davor steht. "Wenn Sie mit dem rechten Vorderbein beginnen, stellen Sie das Pferd leicht nach links", rät Andreas Frey. "So wird die rechte Schulter frei". Hat Ihr Pferd das rechte Vorderbein über die Stange gesetzt, lassen Sie es längere Zeit so stehen. Die anderen Beine sollen langsam und präzise folgen. Achten Sie darauf, dass Ihr Pferd auch mit den Hinterbeinen geschlossen an das Hindernis tritt.

Rückwärts um die Ecke

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Lisa Rädlein

WOZU? Wie gut Ihr Pferd tatsächlich an den Hilfen steht, zeigt die Kombination von Rückwärts und Biegung.

WO? Es eignet sich jeder gebogene Weg oder eine Kreuzung. Optimal ist ein Holzstapel am Wegesrand.

SO GEHT‘S: Stoppen Sie zwei bis drei Pferdelängen hinter der Biegung des Wegs oder dem Holzstapel. Drehen Sie sich nicht auf dem Pferd, um zu sehen, wohin Sie reiten. Damit verlagern Sie Ihr Gewicht falsch. Schauen Sie nach vorne und richten Sie Ihr Pferd so lange rückwärts, bis sich der Eckpunkt seitlich auf Höhe Ihres Knies befindet. Nun dirigieren Sie Ihr Pferd Schritt für Schritt um Biegung, Kreuzung oder Stapel. Achten Sie darauf, dass Ihr Pferd nicht zu einer Seite ausbricht. Das verhindern der äußere Zügel und der äußere Schenkel.

Rückwärts den Berg hinauf

WOZU? Diese Übung ist Schwerstarbeit für die Hinterhand. Beim Rückwärtstreten am Berg muss das Pferd die Hinterhand mehr untersetzen und den Rücken aufwölben.

WO? Für die Übung eignet sich eine Steigung im freien Gelände, aber auch eine Hofeinfahrt. Der Untergrund darf weder rutschig noch uneben sein.

SO GEHT‘S: Voraussetzung ist, dass das Pferd auf einer ebenen Fläche sicher geradeaus rückwärts tritt. Die Übung geht sowohl vom Boden als auch vom Sattel aus. Beginnen Sie das Rückwärtsrichten am Berg mit ganz wenig Steigung. Erhöhen Sie die Intensität der Steigung nur langsam. Für den Anfang reichen wenige Tritte. Achten Sie darauf, dass sich das Pferd nicht auf den Schweif tritt.

Zulegen und Aufnehmen

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Lisa Rädlein

WOZU? Tempowechsel und Wechsel zwischen den Gangarten lockern und kräftigen das Pferd. Sie machen es wach und aufmerksam und zeigen, wie durchlässig es ist.

WO? Suchen Sie sich einen Weg neben einer Weide. Dann können Sie die Zaunpfosten als optische Anhaltspunkte nehmen. Es eignen sich auch Bäume entlang eines Waldwegs oder Telefonmasten an Feldwegen.

SO GEHT‘S: Schicken Sie Ihr Pferd im Arbeitstrab voran und traben Sie leicht, um sich und das Pferd zu lockern. Sie starten an einem Pfosten und suchen sich einen weiteren als Zielpunkt. An dieser Markierung parieren Sie durch zum Schritt. Einige Pfosten später traben Sie wieder an. Nehmen Sie sich weitere Pfosten als Orientierung, um das Tempo zu verstärken und zu verlangsamen. Diese Übung taugt auch im Galopp. Galoppieren Sie Ihr Pferd bewusst mal auf dem einen, mal auf dem anderen Fuß an. Achten Sie darauf, dass Ihr Pferd durch das Tempo nicht zu stürmisch wird, das kann bei schlechten Bodenverhältnissen im Winter gefährlich werden. Andreas Frey rät zu genügend Schrittpausen zwischen den Trab- und Galoppeinheiten, auch um das Pferd in der Kälte nicht zu sehr ins Schwitzen zu bringen.

Flüssige Wendungen

WOZU? Ist bei aufgeweichtem oder unebenem Boden nur Schrittarbeit möglich, bringt Kurzkehrt Biegung ins Pferd. Außerdem lockert es. Diese Übung erzieht Pferde, die beim Ausritt gerne nach Hause ziehen.

WO? Suchen Sie sich einen Feld- oder Schotterweg. Der Weg sollte für ein Warmblut mindestens zwei Meter breit sein, damit Sie das Kurzkehrt nicht zu klein reiten müssen.

SO GEHT‘S: Achten Sie darauf, das Kurzkehrt so groß wie möglich zu reiten, damit der Bewegungsfluss und der Takt nicht verloren gehen. Vergrößern Sie die Wendung, sobald Ihr Pferd zu hektisch wird oder ausbricht.

Die aktuelle Ausgabe
6 / 20253

Erscheinungsdatum 17.05.2023