Bernd Hackl: Ich nehme an, das lief ab wie bei uns auch: Das Team der Produktionsfirma Mina TV sucht verschiedene Leute raus, kommt zu ihnen und filmt probeweise. Dann werden diejenigen ausgewählt, die am meisten überzeugt haben. Ich weiß, dass die Auswahl groß gewesen ist und offensichtlich fiel die Wahl auf Uwe Weinzierl. Wenn man überlegt, wie sich Martin Rütter, der Gründer der Produktionsfirma, gegen den Hundetrainer Cesar Millan eingesetzt hat, dass er dafür gesorgt hat, dass Millan in Deutschland nicht mehr auftritt, ist das schon sehr verwunderlich. Ich verstehe nicht, warum gerade Martin Rütter scheinbar sagte: Ja, das passt, der Uwe ist super. Dem Team muss doch aufgefallen sein, dass frühere Skandale um ihn Wellen geschlagen haben, dass eine NDR-Doku damals mit Uwe Weinzierl extrem negative Kritiken eingefahren hat. Wenn nicht, muss da sehr schlampig gearbeitet worden sein. Sonst weiß ich keine Antwort darauf. Es sei denn, man wollte polarisieren, um Quote zu machen.
Dafür gibt es einen einfachen Grund. Ich habe auf die erste Corona-Impfung extrem reagiert und gesagt: Ein zweites Mal mache ich das noch mit, aber wenn es auch so schlimm wird, lasse ich mich kein drittes Mal impfen. Tatsächlich hätte ich dann nach der zweiten Impfung fast meinen Beruf an den Nagel hängen können, so wie es mir ging. Wenn ich überlege, was für ein Aufwand das zehn Jahre lang war, wie viel Zeit es mich gekostet hat, ist es wohl auch besser, ich fange nicht wieder an. Ich muss mich um meinen Betrieb kümmern und um viele Projekte, die ich in Angriff nehme.
Ich distanziere mich von diesem Training. Die erste Kontaktaufnahme zum Pferd sollte für mich immer weich sein. Und mit dem Stick ins Gesicht zu schlagen, ist ein No-Go. Man könnte ein Auge treffen – das ist indiskutabel. Andererseits stört mich das extreme Cybermobbing. Wenn ich sehe, wie andere in Rollkur reiten und Sperrriemen zuknallen, und dass die FN das immer noch nicht verbietet, frage ich mich schon, ob die Empörung den eigentlichen wunden Punkt trifft. Was ich mir in der Sendung insgesamt mehr gewünscht hätte, ist, dass rauskommt, wie sehr die meisten Pferdemenschen Pferde lieben. Klar, wenn ein Pferd den Menschen angreift, muss man Grenzen setzen. Aber man sollte immer mit einer Strenge der Liebe arbeiten. Ich bin da einfach Herzensmensch.
Ja, tatsächlich ist Horsemanship aus meiner Sicht über die Jahre zu einer Ansammlung von Tricks verkommen. Da muss sich das Pferd auf Kommando hinlegen, auf Pfiff auf den Reiter zutraversieren oder rückwärts Tonnen umkreisen. Dabei ist Horsemanship kein Abrichten, sondern eine Lebenseinstellung. Es geht darum, immer den Fairnessgedanken gegenüber dem Pferd im Kopf zu haben. Horsemanship ist keine Reitweise und kein Ausbildungssystem. Man findet in allen Systemen Leute mit und ohne Horsemanship. Zu gutem Horsemanship gehört auch, an uns selbst zu arbeiten. Sich zu fragen, wie beweglich bin ich denn, kann ich mich dem Bewegungsrhythmus des Pferds anpassen, fühle ich, wann der Rücken des Pferds hochkommt?
Das stimmt. Manche vergessen dabei leider, wie wichtig es ist, richtig reiten zu lernen. Ein Beispiel dazu: Klar kannst du bei mir dein Pferd ohne Kopfstück reiten – aber nur ohne Gerte. Wenn ich sehe, wie du die Gerte ins Gesicht schlägst zum Lenken, schicke ich dich heim. Dann nimm doch lieber ein Kopfstück und reite dein Pferd mit feinen Hilfen ordentlich von hinten nach vorne. Damit geht es ihm psychisch und körperlich besser.
Leider sieht man zu oft Pferde, die nur noch starr blicken, das sollte nicht sein. Bei uns ist es so: Ein freches Pferd, das seinen Besitzer schubst und drückt, wird auch als freches Pferd wieder nach Hause gehen. Aber es wird händelbar sein. Ich gebe dann Tipps, wie es funktionieren kann, beispielsweise indem der Besitzer das Pferd ein bisschen mehr auf Abstand hält beim Führen. Jedes Pferd hat einen Charakter, das ist für mich ganz klar. Bei einem schwierigen Pferd breche ich aber nicht den Willen, sondern versuche, es für die Arbeit mit mir zu motivieren. Und zwar so, dass es mit mir Spaß hat. Schwierigkeiten bekommt man möglichst mit Herz und Verstand in den Griff.