Reiterhände führen gerne ein Eigenleben. Warum nur bewegen sie sich so oft in alle Richtungen, nur selten dahin, wo sie sollen – nach vorne Richtung Pferdemaul?

Eingedrehte Hände
Sie dürfen nur kurzzeitig als annehmende Zügelhilfe eingesetzt werden. In Dauerstellung wirken sie hart. Sie entstehen häufig, wenn Reiter angespannt sind.

Heruntergedrückte Hände
Sie entstehen vor allem, wenn Reiter versuchen, das Pferd zum Nachgeben im Genick zu veranlassen, aber auch durch zu viel Anspannung im Körper.

Nach außen gedrehte Hände
Diese Handhaltung ist kein Fehler, hier jedoch übertrieben dargestellt. Sie folgt aus der korrekten Auswärtsrotation im Oberarm. Dadurch kommen die Ellenbogen näher zum Körper. So wird verhindert, dass beim Vorgehen der Hand der Schultergürtel mit nach vorne kippt.

Ungleich hohe Hände
Körperliche Schiefen des Reiters (Rechts- bzw. Linkshänder), fehlende oder zu viel Spannung können die Ursache dafür sein, das Reiter die Hände nicht parallel oder unruhig halten. Sie bringen das Pferd aus der Balance.

Zu hohe Hände
Reiter mit hohem Muskeltonus tragen ihre Hände oft zu hoch. Teilweise wird die hohe Hand gezielt zur Aufrichtung eingesetzt. Sie wirkt hart, weil die Ellenbogen angespannt und unnachgiebig sind. Deshalb gilt: Die Position der Hände richtet sich nach der Halsposition des Pferds.

Offene Hände
Sie resultieren aus wenig Körperspannung (etwa große, schmale Reiter) oder weil der Reiter es gut meint und besonders weich einwirken möchte.
Dressurausbilderin Isabelle von Neumann-Cosel kennt die Tücken der Reiterhände. "Wir Menschen sind es gewohnt, alle Probleme mit den Händen zu lösen. Im Sattel sollen wir genau das aber vermeiden. Das ist eine große Herausforderung!" Wie ärgerlich, dass gerade die feine, weiche Hand, die wir unseren Pferden so gerne bieten würden, sich in der Praxis oft als so knifflig entpuppt. Aber kein Grund zur Panik: Erstens stehen Sie mit Ihren Hand-Problemen wirklich nicht alleine da. Und zweitens hat Isabelle von Neumann-Cosel tolle Tipps auf Lager, die schnell helfen.
Ohne gute Verbindung keine gute Handposition
Ideal und damit auch funktional ist die Position der Hände, wenn sie etwa eine Handbreit über dem Widerrist frei und aufrecht getragen werden. Der Abstand der Hände zueinander ist grundsätzlich (beim ausgebildeten Pferd) abhängig davon, wie breit der Pferdehals ist. Die Finger sind geschlossen und liegen nebeneinander, die Daumen liegen dachförmig auf den Zügeln. Die Fingerkuppen sollen bei geschlossener Zügelfaust den Daumenballen leicht berühren. Die Oberarme werden so weit nach außen gedreht, dass die Ellenbogen sich dem Körper annähern und sich schwerer anfühlen als die Hände. Die Winkelung der Ellenbogen hängt von der Länge und Proportion der Arme und der Kopfhaltung des Pferds ab.
Die Zügelführung gibt dem Pferd einen sicheren Rahmen. Das Gebiss trägt der Reiter dabei wie eine Balancierstange vor sich her. Dafür müssen Schultergürtel, Hände und Gebiss immer parallel bleiben. Die Anlehnung ist gleichmäßig, wenn von der Seite möglichst nur einer der beiden Zügel sichtbar ist. Unterarm und Zügel bilden eine Linie. "So wird es auch gelehrt. Aber es fehlt die Information, dass diese Linie erst das Ergebnis einer korrekten Anlehnung ist und nicht erzwungen werden kann", betont Isabelle von Neumann-Cosel. "Gute Reiter fühlen am Ringfinger die weiche Verbindung und erlauben es dem Pferd, ihre Ellenbogen in Richtung Maul zu bewegen. So funktioniert eine korrekte Zügelverbindung, die immer mit der echten Dehnungsbereitschaft des Pferds einhergeht."
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