Wenn der Huf am Boden bleibt
Der Huf scheint mit dem Boden verwachsen. Er ist wie von einem Magnet angezogen. Keine Chance! Das Pferd hebt den Huf einfach nicht. Und was macht dann der Mensch? Er stemmt sich mit voller Körperkraft gegen das Pferd und redet auf das Tier ein. Doch die Hufe kleben weiter wie betoniert am Boden. Auch schon erlebt? Kleiner Trost, dann geht es Ihnen wie vielen Pferdemenschen. "Funktioniert das Hufegeben nicht, tendieren wir zum Krafteinsatz. Das verschärft aber nur das Problem", weiß Pferde-Profi Katja Schnabel.
Hufeauskratzen ist für Reiter wie Zähneputzen: Es gehört zur täglichen Routine. Deshalb ist es umso wichtiger, es sicher und angenehm zu gestalten – und zwar für Mensch und Pferd.
Der Mensch ist dem Pferd körperlich unterlegen. Stemmen sich 60 Kilo gegen 600 Kilo – wer gewinnt da wohl das Duell? Klar, das Pferd. Zugleich speichert es ab, dass es sich mit Kraft durchsetzen kann. Eskalieren Berührungen am Bein, lernt das Pferd im schlimmsten Fall, den Menschen mit Unarten wie Treten auf Abstand zu halten. Das Problem kann beim Hufeauskratzen erstmals auftauchen – und sich dann auch in anderen Situationen zeigen. Beginnen Sie also gar nicht erst ein Duell. "Pferde heben selbst ihr Bein, wenn eine Fliege daran krabbelt", sagt Katja Schnabel. Das zeigt: Pferde reagieren auf leichte Reize. Und das können Reiter nutzen.
Welche Techniken und Griffe bei konkreten Problemen beim Hufegeben helfen, wie Pferdebesitzer Problemen vorbeugen und welche Sicherheits-Regeln wichtig sind – das erklärt Katja Schnabel im fünften Serien-Teil über Alltagsprobleme mit Pferden.
Warum gibt mein Pferd ungern die Hufe?
Hier ist Ursachenforschung gefragt: Vielleicht hat das Pferd einfach noch nicht verstanden, was es tun soll. Junge Pferde etwa müssen erst lernen, sich auszubalancieren. Längere Zeit auf drei Beinen zu stehen, erfordert ein gewisses Maß an Koordination. Hampeln Pferde bei der Hufpflege, ist das also nicht zwingend ein Zeichen für Ungehorsam. Vielleicht versuchen sie auch, ihr Gleichgewicht zu finden. Gibt das Pferd plötzlich einen oder mehrere Hufe nicht mehr, obwohl das nie ein Problem war? Dann können Schmerzen dahinterstecken. Lassen Sie das vom Tierarzt abklären. Hat das Pferd schlechte Erfahrungen gemacht, etwa beim Schmied, kann auch Angst der Grund sein. Für das Fluchttier ist es überlebenswichtig, über seine Beine verfügen zu können. Auch Angst vor dem Anbindeplatz kann eine Rolle spielen. Wichtig: Üben Sie das Hufegeben an einem Ort, an dem das Pferd sich wohlfühlt.
Ein fester Griff um die Fessel ist wie ein Löwenbiss fürs Pferd
Für das Pferd macht es bereits einen großen Unterschied im Wohlbefinden, auf welche Art der Mensch es anfasst. "Umgreife ich die Fessel und halte dort fest, ist das fürs Pferd wie ein Löwenbiss. Das Gefühl ist unangenehm und das Pferd möchte sich befreien", erklärt die Pferdewissenschaftlerin. Nehmen Sie also den Huf und legen diesen locker in Ihre Hand. Das ist angenehmer fürs Pferd.
Wenn Pferde treten
Ihr Pferd hat gelernt, Sie über Tritte und Drohungen einzuschüchtern? Dann ist es laut Katja Schnabel ratsam, sich Profi-Hilfe zu holen. Sonst drohen Verletzungen. Sie selbst agiert bei tretenden Pferden mit Ruhe und zeigt keine negativen Emotionen oder Angst. "Ich ignoriere die Aggression, bleibe neutral und weiche nicht zurück", sagt die Expertin.
Übung 1: Taktile Reize zeigen Hebewirkung
Das Pferd soll den Hinterhuf geben. Streichen Sie zuerst mit Ihrer Hand über den Pferderücken, die Hinterhand und wandern langsam das Bein herunter. Für den Vorderhuf fangen Sie an der Pferdeschulter an und arbeiten sich abwärts. Das Pferd gibt daraufhin den Huf? Gut so. Wenn das Pferd auf das Streichen allein nicht reagiert, verstärken Sie den Reiz: Kratzen Sie mit den Fingernägeln leicht am Pferdebein oder klopfen rhythmisch.

Reizend! Katja Schnabel kratzt mit den Fingernägeln am Bein. Das animiert zum Heben des Hufs.
Zeigt das Pferd die gewünschte Reaktion im Ansatz, beenden Sie den Reiz. Hat das Pferd die taktile Hilfe verstanden, kombinieren Sie diese mit einem Stimmkommando wie "Huf".
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