Fit und cool – so sollen Pferde sein. Mit genug Kraft und Koordination, um den Reiter gesund zu tragen. Und so viel Vertrauen und Respekt, dass sie in jeder Lebenslage gelassen bleiben und willig tun, was ihre Reiter sich wünschen.
Ein Pferd kann all das lernen. Aber dafür müssen Reiter und Trainer offen bleiben und auch mal über den Tellerrand schauen. Immer mehr Ausbilder machen das inzwischen. Etwa der 3*-Parelli-Instruktor Ralf Heil und die Grand-Prix-Ausbilderin Andrea Bethge. Sie trafen sich im März 2015 für drei Tage zu einem intensiven Austausch.
Dabei entdeckten sie eine solide gemeinsame Basis aus Fairness und Respekt. Für den Horseman und die Dressur-Reiterin steht das Wesen Pferd mit seinen Bedürfnissen an erster Stelle. "Ich verstehe unter Horsemanship, liebevoll mit dem Pferd umzugehen, feinste Hilfen zu nutzen und seine Bedürfnisse zu respektieren. Deswegen höre ich schon lange nicht mehr auf Menschen, sondern auf das, was die Pferde selbst mir mitteilen", sagt Andrea Bethge.
Durch das Treffen mit Ralf Heil hat sich an diesen Grundlagen nichts geändert. "Aber mir ist einmal mehr bewusst geworden, welche Tragweite eine gute Beziehung zum Pferd hat und wie wichtig es ist, auch am Boden wirklich in jedem Moment ganz genau und fein zu sein", sagt Andrea Bethge.
Auch für Ralf Heil hat sich an der Basis seiner Arbeit nichts geändert: "Das ist und bleibt Natural Horsemanship. Andrea hilft mir aber dabei, diese Philosophie auch in die Dressur zu übertragen. Und das tut meinen Pferden ungeheuer gut." Der Effekt ist deutlich: "Seit ich besser dressurmäßig arbeite, fühlen sich meine Pferde auch in allen anderen Bereichen deutlich wohler", hat Ralf Heil festgestellt.
Im Austausch der beiden haben sich sechs Aspekte ergeben, die besonders klar machen, wie sehr Mensch und Tier profitieren, wenn Reiter beide Methoden kombinieren. Die nächsten Seiten liefern für Dressur- und Horsemanship-Freunde viele Trainings-Ideen und Anregungen. Probieren Sie aus, ob auch Ihr Pferd mit dieser Mischung mehr Spaß und Sicherheit gewinnt.
CAVALLO-Experte Ralf Heil

Der Harley-Fan befasst sich seit Mitte der 90er-Jahre mit Natural Horsemanship. Seit 2003 ist er zertifizierter Parelli-Instruktor. Sein Wissen vermittelt er auf dem Birkenhof im Rheingau.
www.ralf-heil.de
CAVALLO-Expertin Andrea Bethge

Wenn es ums Reiten geht, hört die Grand-Prix-Ausbilderin seit Jahren nicht mehr auf Menschen, sondern nur noch auf die Pferde. In ihrem Ausbildungsstall in Münchehagen/Niedersachsen zeigt sie Berittpferden und Reitschülern, wie leicht und freudig Reiten sein kann.
www.playfulpiaffe.de
Basis-Übungen für Pferd und Reiter
Lenken ohne Zügel, Vorwärts ohne Treiben oder sicher abrufbare Entspannung in der Reitbahn – das ist für viele Reiter mit klassischem Hintergrund eine echte Herausforderung. Im Horsemanship werden diese Dinge dagegen sehr früh geübt, meistens schon bevor erstmals ein Gebiss ins Pferdemaul kommt.
Der Grund: Die Zügel sind quasi eine Telefonleitung zum Pferd. Werden sie fürs Lenken und Bremsen genutzt, kann der Reiter nicht mehr hören, was das Pferd ihm sagt. Und genauso, wie ein Pferd dem Wunsch seines Reiters in eine bestimmte Richtung folgen sollte, soll es sich willig bewegen und sich in der Reitbahn wohlfühlen. Die folgenden Horsemanship-Übungen helfen dabei, diese Ziele zu erreichen. Damit wird dann jedes Dressurtraining leichter, Lektionen gelingen besser, und das Pferd hat in der Bahn mehr Spaß.
Freestyle-Reiten Ohne Zügel lernt der Mensch, seinen Fokus (also den Blick zum Ziel) sowie seine Körpersprache auch im Sattel klar einzusetzen. Das macht dem Reiter sein Handeln bewusster und fördert die Verbindung zwischen Mensch und Pferd. Pferde werden dabei selbstbewusster, weil sie lernen, sich und ihren Reiter eigenverantwortlich ans Ziel zu bringen.
Wie Reiter ihre Pferde ohne Zügel dirigieren, erklärte Horsemanship-Trainerin Claudia Miller in der Mai-Ausgabe von CAVALLO. Ein anderer Weg führt über das Reiten mit Halsring. Egal, was Sie ausprobieren, Sie sollten immer zunächst in einer geschlossenen Reitbahn üben. Gibt es Probleme oder sind Sie unsicher, sollten Sie sich Hilfe von einem Ausbilder holen.

Von Ecke zu Ecke Komfortzonen in den Reitbahnecken können zwei sehr gegensätzliche Probleme lösen. Faule Pferde werden fleißiger, und unruhige Kandidaten kommen zur Ruhe. Die Übung ist ganz einfach: Sie reiten von einer Ecke zur nächsten. Dort bekommt das Pferd eine Pause und gegebenenfalls Futter (Heunetz). Bei faulen Pferden reiten Sie erst nach einer gefühlt endlosen Pause weiter und zwar so schnell, wie es geht. In der nächsten Ecke kommt die nächste lange (Futter-)Pause. Schon nach wenigen Wiederholungen laufen die Pferde von sich aus viel schneller in die nächste Ecke. Sie verstehen, dass dort Pause und Futter warten. Bei unruhigen Pferden reiten Sie erst weiter, wenn sie wirklich entspannen. Solche Tiere begreifen bald, dass die Ecken Wohlfühlzonen sind. Wenn es dann beim Reiten Irritationen gibt, kann eine Ruhepause in der Ecke schnell wieder für Entspannung sorgen.
Bodenarbeit macht beweglich
Steifer Gang, kurze Tritte, wenig Schwung – Horsemanship-Bodenarbeit bringt nicht immer die besten Bewegungen eines Pferds zum Vorschein. "Vielen Horsemanship-Schülern ist nicht bewusst, dass ihre Pferd auf Dauer leiden, wenn sie ungesund laufen", sagt Ralf Heil. Dabei können Reiter die Bewegungen ihrer Pferde von Anfang an positiv beeinflussen.
Das richtige Tempo Jedes Pferd hat in jeder Gangart ein individuelles Wohlfühl-Tempo, in dem es sich bestmöglich loslässt und seine Muskeln optimal arbeiten. "Dieses Tempo können Sie erkennen, wenn Sie ohne Ausbinder an der Longe arbeiten", sagt Andrea Bethge. Variieren Sie die Geschwindigkeit an der Longe einfach systematisch, mal ein bisschen schneller, dann wieder langsamer. Richtig liegen Sie dann, wenn Ihr Pferd beginnt, sich zu entspannen und die Oberlinie dehnt. Andrea Bethge hat noch einen Tipp: "Das richtige Tempo ist bei faulen Pferden meist eine Idee schneller, als sie von sich aus laufen würden. Und eifrige Pferde entspannen in der Regel am besten, wenn sie etwas langsamer laufen, als sie es anbieten.


Der Körper in Form Schon in der Bodenarbeit können Reiter auch die Grundlagen für gesundes Reiten legen. "Sie können die Haltung Ihres Pferds auf verschiedene Arten beeinflussen", sagt Parelli-Trainer Ralf Heil. "Wenn Sie sich vorwärts-abwärts beugen, laden Sie Ihr Pferd ein, sich zu dehnen. Soll sich das Tier mehr biegen, schieben Sie Ihre Rippen in Richtung der Pferderippen. Wollen Sie Vor- oder Hinterhand hinausschicken, drehen Sie Ihre Schultern zum entsprechenden Körperteil des Pferds." Wenn am Boden die Kommunikation grundlegend funktioniert, wirken diese Hilfen fast bei jedem Pferd spontan. "Diese Körpersignale verstehen Pferde instinktiv", erklärt Ralf Heil. "Man kann sie vom Anfang der Ausbildung an nutzen und sorgt so dafür, dass das Pferd sich vom Start weg möglichst gesund bewegt."
Die Arbeit am Seil
Beim Reiten ist es wie im richtigen Leben: Wer sich gut versteht, erreicht gemeinsame Ziele schneller und kommt weiter. Es lohnt sich also auch für Dressurreiter, sich um die Beziehung zu ihrem Pferd zu kümmern.
"Sieht ein Pferd in seinem Menschen einen verlässlichen Anführer, vertraut es ihm auch in ungewohnten Situationen oder in der Fremde", erklärt Parelli-Trainer Ralf Heil. "Es ist überall sofort bereit, mit dem Menschen zu kooperieren." Das hilft nicht nur beim Verladetraining, sondern auch beim Turnier oder Reitkurs in der Fremde.
Beim Natural Horsemanship steht die Beziehung zum Pferd im Mittelpunkt. Die folgenden zwei Bodenarbeits-Übungen stärken laut Ralf Heil das Band zwischen Mensch und Pferd besonders gut. Wichtig dabei: Bleiben Sie positiv! Es gibt keine Fehler. Klappt etwas nicht, ist das prima, denn Sie können daraus lernen.
Die Acht am Seil Zwei Tonnen oder Pylonen stehen in etwa 5 Metern Abstand an zwei Ecken eines gedachten Dreiecks. Sie selbst stehen auf der dritten Ecke. Schicken Sie Ihr Pferd am 7 Meter langen Seil (oder Longe) in Achterlinien um die Marker, während Sie selbst bei Ihrem Standpunkt bleiben, sich nur vor und zurück bewegen.
"So können Sie üben, Ihr Pferd zu schicken und zu holen", sagt Ralf Heil. Stimmt die Beziehung, klappt beides gleich gut. Allerdings brauchen Sie einige Grundlagen. Sie müssen Schultern und Hinterhand Ihres Pferds sicher dirigieren können, auch in Bewegung. Und Sie sollten Ihr Pferd zurück schicken sowie ohne Zug am Seil zu sich holen können. Klappt das noch nicht, kann die Übung nicht gelingen.
Das Handling von Seil und Gerte sollte man zunächst trocken üben, ein Mensch ersetzt das Pferd. Denn bei jedem Handwechsel müssen Seil und Gerte die Hände wechseln. Das kann zu Kuddelmuddel führen. Sitzen die Handgriffe, stellen Sie sich auf Ihren Punkt, Ihr Pferd frontal vor sich. Nun schicken Sie es rückwärts bis deutlich hinter die Linie zwischen den Markern. Dann schicken Sie die Vorhand in eine beliebige Richtung, lassen das Pferd um den ersten Marker gehen und holen es zu sich. Kurz bevor es bei Ihnen ankommt, schicken Sie die Vorhand wieder raus in die nächste Runde. Klappt die Übung im Schritt, können Trab und später – mit mehr Abstand der Marker – auch Galopp mit fliegenden Wechseln hinzukommen.


"Touch it" Können Sie Ihr Pferd zu einem Ziel schicken? Die Übung schult Ihren Fokus, den Sie im Sattel brauchen, um Ihr Pferd fein zu lenken. Ihr Pferd lernt, sich eigenständig mit Dingen zu beschäftigen. Das stärkt sein Selbstbewusstsein. Es denkt selbst, statt nur Befehle auszuführen.
Wählen Sie ein Ziel (etwa Tonne oder Pylon), und stellen Sie Ihr Pferd so, dass es mit der Nase dran kommt. Sie stehen auf Schulterhöhe neben Ihrem Pferd. Nun richten Sie den Fokus auf das Ziel und zeigen mit dem Finger am ausgestreckten Arm dorthin. Konzentrieren Sie sich allein auf Ihr Ziel und warten Sie ab. Sobald das Pferd seine Nase dem Ziel nähert, beenden Sie die Signale (Fokus und Fingerzeig), loben und geben ihm eine Pause.
Wichtig: Geben Sie die Verantwortung wirklich ab. Sie machen einen Vorschlag und warten danach ab und wiederholen eventuell den Vorschlag. Klappt die Übung aus der Nähe, können Sie die Distanzen vergrößern – sowohl die vom Pferd zum Ziel, als auch Ihre zu Ihrem Pferd.
Pferde lernen spielerisch
Je mehr Freude Mensch und Pferd beim Reiten haben, umso weiter kommen sie. Für Andrea Bethge ist deshalb klar, dass auch die Dressurarbeit vor allem ein fröhliches Spiel sein sollte. "Pferde haben ein kindliches Gemüt, sie sind von Natur aus fröhlich, neugierig und meistens auch motiviert. Damit das so bleibt, sollte auch das Dressurtraining locker und fröhlich gestaltet werden."
Doch für viele Reiter, egal ob aus der klassischen Ecke oder dem Horsemanship, ist Dressur eine ernste Angelegenheit. So war es auch bei Ralf Heil: "Wenn ich die Zügel aufnahm und Kontakt zum Pferdemaul herstellte, wurde ich viel ernster als in der restlichen Arbeit mit meinen Pferden. Deshalb war Dressur für meine Pferde eine ernste Angelegenheit, die ihnen viel weniger Spaß machte als fröhliche Spiele am Seil oder im Roundpen." Die folgenden zwei Tipps von Andrea Bethge lösen im Dressur-Training Körper und Stimmung.
Ski-Langlauf "Es gibt nichts besseres, um eine Reitstunde effektiv aufzulockern", findet Andrea Bethge. Das Prinzip ist simpel: Der Reiter bewegt seine Hände und Arme im Takt der Bewegung abwechselnd weit nach vorn zum Pferdemaul. Die Zügel sollen richtig durchhängen, die Hand gleitet in weichem Kontakt am Pferdehals entlang. "Das funktioniert im Schritt und Galopp sehr gut", sagt die Grand-Prix-Ausbilderin. Vom Trab rät sie ab, da würden die Bewegungen zu hektisch.
Je nach Geschmack können Reiter dabei ganz aufrecht sitzenbleiben, entlasten oder auch in den leichten Sitz gehen. Egal wie, die Übung lockert den Reiter effektiv und damit auch sein Pferd. Das Tier lernt, dass der Mensch auf seinem Rücken sich auch mal stärker bewegt. Der Mensch verlässt durch diese Übung oft seine Sitz-Schablone, in die er sich selbst hineinmanövriert hat. "Zu stark an der Form orientierter Unterricht, Bewegungseinschränkungen, Ängste oder auch einfach nur falsche innere Bilder lassen Reiter im Sattel erstarren. Doch steife Reiter sorgen dafür, dass auch ihre Pferde sich festhalten", erklärt Andrea Bethge. Wer öfter mal im Sattel Ski-Langlauf macht, bleibt locker.

Ausgiebig loben Jeder Mensch weiß es von sich selbst – nichts motiviert stärker als Lob und Anerkennung. Das geht auch Pferden nicht anders. Und trotzdem fällt es vielen Reitern schwer, ihre Mitmenschen oder Pferde zu loben. Für Andrea Bethge ist es deshalb bewusster Teil der Dressurarbeit, ihre Pferde ständig, ausgiebig und gegebenenfalls auch mal laut hörbar zu loben. "Oft müssen sich Reiter wieder ins Bewusstsein rufen, warum sie eigentlich im Sattel sitzen: Sie lieben ihre Pferde und möchten eine schöne Zeit mit ihnen verbringen. Ich fordere jeden auf, seinem Pferd diese Liebe zu jeder möglichen Gelegenheit klar und deutlich mitzuteilen."
Wie man das macht, hängt davon ab, was dem Pferd angenehm ist. "Ich habe festgestellt, dass viele Pferde sehr positiv darauf reagieren, wenn man sie am Hals bis weit nach vorne streichelt oder im Genick krault", sagt Andrea Bethge. "Angst oder Abwehr ernte ich dagegen kaum." Deshalb nochmal die Aufforderung an alle Reiter: Trauen Sie sich, Ihr Pferd zu loben, und zwar immer öfter und immer lauter.
Horseman's Handshake
Vom Pferd Respekt zu verlangen, ist für viele Reiter ganz normal. Niemand will von einem rüpeligen Vierbeiner ignoriert, umgerannt oder durch die Gegend gezogen werden. Aber auch Pferde mögen es nicht, wenn man ihnen quasi "wortlos" das Halfter über den Kopf zerrt, sie unvermittelt aus der Döse-Phase reißt, am Putzplatz mit voller Kraft herumschiebt oder mit Schmackes den Sattel auf den Rücken knallt. "Respektvoller Umgang mit dem Pferd ist ein wichtiger Schlüssel für eine gute Beziehung und damit auch für Spaß und Erfolg beim Reiten", betont Andrea Bethge. Was für die Dressur-Trainerin schon seit Jahren völlig selbstverständlich ist, fehlt vielen Reitern noch im Bewusstsein. Zwei Ansätze aus dem Natural Horsemanship machen es Reitern leichter, auch ihrem Pferd gegenüber höflich zu bleiben.
Horseman's Handshake Der englische Begriff beschreibt übersetzt den Handschlag des Pferdemenschen. "Jeder Reiter sollte jedes Pferd damit begrüßen", findet Horseman Ralf Heil. Dieser "Handschlag" beginnt schon, bevor die Hand tatsächlich Kontakt zum Pferdefell aufnimmt. "Wenn ich mich einem Pferd nähere, schaue ich zuerst, wie es auf mich reagiert. So bin ich einerseits sicher, dass das Pferd mich wahrnimmt. Und wenn ich sehe, dass es sich abwendet oder sogar weggeht, halte ich ein. Wer zu einem Pferd läuft, das ihn nicht bemerkt hat oder das keinen Kontakt haben möchte, der benimmt sich ähnlich unhöflich wie ein Mensch, der einen anderen ungefragt in den Arm nimmt", sagt Ralf Heil. "Ich trete dann einen Schritt zurück und frage neu an. Hin gehe ich erst, wenn das Pferd mich anschaut oder auf mich zukommt.
Dann strecke ich meine Hand mit dem Handrücken nach oben aus, so dass das Pferd ihn mit der Nase beschnuppern kann. Das ist der eigentliche Handschlag".


Bekanntschaft mit den Dingen Zu allen Gegenständen, die wir an oder aufs Pferd bringen, sollten die Tiere vorab Kontakt aufnehmen können. "Ihre Reaktion zeigt uns, ob sie mit irgendetwas Probleme haben", erklärt Ralf Heil. Das ist besonders beim Sattel sehr aufschlussreich. "Wehrt das Pferd den Sattel ab, etwas durch Giften oder Schweifschlagen, muss ich prüfen: Passt er, ist mit meiner Reiterei alles in Ordnung? Ein Pferd, das sich beim Reiten wohlfühlt, akzeptiert den Sattel willig."
Gymnastik macht Pferde glücklich
Sport macht Spaß. Wer sich regelmäßig körperlich anstrengt, fühlt sich nicht nur besser. Mit einem starken, beweglichen Körper und gut koordinierten Bewegungen lassen sich auch körperliche Herausforderungen leichter meistern. Kaum überraschend, dass dies alles auch für Pferde gilt.
"Pferde wollen nicht nur mental und emotional gefordert und gefördert werden, sondern auch körperlich", betont Parelli-Trainer Ralf Heil. "Dafür bietet die klassische, deutsche Dressur, wie sie auch Andrea Bethge nutzt, unendlich viele tolle Übungen, Ideen und Ansätze." Sie lassen sich perfekt mit den Ideen des Horsemanships verbinden. Nur nicht mit ihrer heute vielerorts üblichen Perversion. "Wer Pferde mit Druck an die anstehende Hand reitet, macht sie kaputt – mental, emotional und körperlich", sagt Andrea Bethge. Das ist mit echtem Horsemanship nicht vereinbar.
Locker durch Seitwärts Gute Gymnastik nützt jedem Pferd, auch einem "parellisierten", wie Ralf Heil es augenzwinkernd nennt. Etwa korrektes Seitwärts: "Übertreten und Schenkelweichen haben viele tolle Effekte: Kruppe, Lende und Schultern werden gelockert, die Bauchmuskeln müssen mehr arbeiten. Und das Pferd lernt, die Beinbewegungen besser zu koordinieren, was Raumgriff fördert", zählt Andrea Bethge den Nutzen der Seitwärtsbewegungen auf. Die Übungen lösen und stärken gleichzeitig. "Außerdem werden Pferde umso schlauer, je komplexere Bewegungen sie beherrschen", hat die Ausbilderin beobachtet. Dabei sollte der Reiter so feine Hilfen geben wie möglich. "Je selbstständiger Pferde die Übungen absolvieren, umso besser sind die Effekte."


Kraft für den Motor Alle Lektionen fallen Pferden leichter, wenn sie genug Kraft in der Hinterhand haben. Deshalb sollte man ins Training auch Übungen für die Muskeln der Kehrseite einbauen. "Viele Übergänge in den Galopp lassen Muskeln an Hinterhand und Bauch schneller wachsen", sagt Andrea Bethge.
"Wenn der Mensch dabei bewusst eine aufrechte Körperhaltung einnimmt, springt auch das Pferd stärker nach oben und nimmt mehr Last mit der Hinterhand auf", ergänzt Ralf Heil. Dieselbe Technik hilft auch im Sattel: "Aufrichten ohne ins Hohlkreuz zu kommen und nach oben denken – das bringt Pferde viel besser auf die Hinterhand, als wenn man sie langsam macht", sagt Andrea Bethge.