Wenn Pferde mit sich und der Welt zufrieden vor sich hinlächeln könnten, dann hätten wir hier ein Exemplar: Grauschimmel Pablo steht gesattelt auf dem Reitplatz, die Nase am Rücken unserer Fotografin, und schaut seinen Menschen bei der Arbeit zu. So fesselnd scheint das nicht zu sein. Immer wieder fallen ihm die Augen zu, während seine Besitzerin zusammen mit seinem Trainer Josef Kmoch kleine Sprünge aufbaut, an die Pablo nun Stück für Stück herangeführt werden soll. Die machen das schon richtig, denkt er sich wohl und kuschelt sich dichter an die Frau mit der Kamera heran.

Erst anschauen, dann springen: Jungpferd Pablo darf das Hindernis zuerst inspizieren. Selbstverständlich bei Josef Kmoch.
Das Schmusetier ist erst vier Jahr alt und steht da wie ein alter Hase. Hier im sächsischen Lichtenau bereitet Josef das Ausbildungspferd mit viel Einfühlungsvermögen und guter Laune auf den Springsport vor. Der junge Springreiter hat sich nach dem Studium selbstständig gemacht. Mit Unterstützung seiner Eltern hat der 26-Jährige bereits viel auf die Beine gestellt. Er führt seinen Berittbetrieb, geht auf Turniere, Shows und Messen, veranstaltet Live-Events vor Ort, hält deutschlandweit Kurse, betreibt eine Online-Academy, vertreibt seinen eigenen Halsring und teilt seine tägliche Arbeit mit seinen Followern auf Instagram und Tiktok. Trotzdem ist der lockige Blondschopf, der fast immer strahlt, auf dem Boden geblieben – auch wenn er es liebt, mit den Pferden über Hindernisse zu fliegen.

"Ich möchte die Pferde mit positiver Motivation fördern, ohne sie zu überfordern."
Bei der Pferdeausbildung geben die Pferde den Zeitplan vor. "Ich bin dankbar, dass ich mit den Pferden so arbeiten kann, wie es die Pferde brauchen. Die Kunden pochen nicht auf schnelle Erfolge, weil sie wissen, wie wichtig eine gute Basis ist”, sagt Josef. Das ist eines der Erfolgsrezepte des jungen Trainers, der auf jedes einzelne Pferd eingeht, als ob es sein eigenes wäre. "Ich versuche, die Tiere mit einer positiven Motivation an die neuen Aufgaben heranzuführen und sie zu fördern, ohne sie zu überfordern”, betont Josef.
Josef Kmoch ging schon früh seinen eigenen Weg und hörte auf sein Bauchgefühl
Schon als Kind hatte Josef nur Pferde im Kopf, erzählt seine Mutter. Sie wusste immer, wo sie ihren Sohn finden konnte, wenn er nicht in der Schule war. Das erste eigene Pferd, Wallach Capri, teilte sie sich mit Josef – sie ritt aus, er ging E-Springen. Mit dem Pferd Favorit einer bis heute guten Freundin erarbeitete er sich erste Platzierungen auf A-Niveau. Dass der junge Reiter ein außergewöhnlich gutes Händchen für Pferde hat, blieb dem jetzigen Stallbesitzer Holger Friebel nicht verborgen. Dessen Wallach Luca bildete Josef selbst aus und schaffte mit ihm den Sprung in die Klasse M und Leistungsklasse 3.
Züchter Bernd Schröder stellte dem jungen Reiter dann ein Nachwuchspferd zur Verfügung. "Jasmina hat mir erst mal alles genommen. Dafür hat sie später alles wieder zigfach zurückgegeben. Sie war meine größte Lehrmeisterin. Von ihr habe ich richtiges und ehrliches Reiten gelernt. Ich hätte sie euch gerne vorgestellt”, erzählt Josef am Kaffeetisch, den seine Mutter auf dem Reitplatz aufgebaut hat. Die Stute musste aus gesundheitlichen Gründen aus dem Sport genommen werden und wohne nun zwar weit weg von ihm, habe aber dort das schönste Leben, was er sich für sie vorstellen könnte: "Eine Herde und Weiden, soweit das Auge reicht. Ich hätte ihr nicht besser Danke sagen können, auch wenn die Entscheidung sehr schwer war.” Vor Kurzem hat er sie dort besucht, sagt er gerührt, und wir alle fühlen mit ihm und wischen uns Tränchen aus den Augen. Jasmina war nicht einfach. Sie durchlief den klassischen Ausbildungsweg bis zur Springpferde-M und machte dann plötzlich komplett dicht. Kein Sprung war mehr möglich, in den Hänger wollte sie auch nicht mehr. Alle sagten zu Josef: Setz dich durch. Aber der ging seinen eigenen Weg. Er stieg ab. Für eine ganze Weile. Fragte, sich was er falsch gemacht hatte. Und verbrachte viel Zeit mit der Stute. Spaziergänge, Führübungen, Bodenarbeit. Er ritt sie wieder, aber es war mal besser, mal schlechter. Also rüstete er nach und nach ab: Eisen runter, Martingal weg, Sperrriemen weg, Reithalfter weg. Er stellte die Dressurarbeit noch mehr in den Fokus: lösen, motivieren, Freude haben. Dieses Gefühl versuchte er mit aufs Turnier zu nehmen. Doch oft beschloss er erst am Turniertag, zurückzuziehen und wieder nach Hause zu fahren. "Das war zwar teuer, aber dieses Lehrgeld hatte ich zu zahlen”, gesteht Josef. "Mein Ziel war dann, den Sprung ins Zwei-Sterne-M-Springen zu schaffen, damit ich auf dem Turnier so wie zu Hause reiten darf – ohne Reithalfter.” Das schaffte er. Reiter und Pferd waren endlich richtig glücklich – und erfolgreich.

Herzenspferd: Mit Stute Jasmina feierte Josef Kmoch viele Erfolge.
Die eigene Stute geht schwere Dressurlektionen am Halsring
Parallel zu Jasmina zog damals eine andere Stute bei Josef ein: Kassi, sein erstes eigenes Pferd.

Josef mit Kassi im Grünen: "Ich helfe den Pferden, sich körperlich besser zu fühlen und selbstbewusst zu werden."
Für sie hatte er lange gespart. "Andere Kinder haben sich immer von ihren Geldgeschenken etwas gekauft, Josef hat es auf Seite gelegt”, erinnert sich seine Mutter. Kassi bildete Josef so aus, wie Jasmina es ihn gelehrt hatte. Er hörte ihr zu, fand heraus, was ihr gefiel, entdeckte die Freiarbeit. Heute folgt ihm die Schimmelstute ohne Strick, sogar in den grünen Auwiesen direkt am Flüsschen Zschopau. Sie passagiert und piaffiert am Halsring ohne Sattel in zwangloser Selbsthaltung. So haben es beide am liebsten. Da geht nicht nur Josef das Herz auf. Hier in der Natur fühlt er sich wohl. Und die ist ein perfekter Trainingsort: "Alle meine Pferde nehme ich mit raus”, sagt Josef. Im Wasser trainiert er Kraft und Balance noch spielerischer als auf dem Reitplatz.

Ein magisches Team: Josefs eigene Stute Kassi geht mit ihm am liebsten zur Freiarbeit in die Natur und zum gemeinsamen Schwimmen. Für einen Ausflug ins Grüne braucht sie keinen Zaum.
Den eigenen Weg gehen zu können, das bietet Josef auch den Pferden an. Dafür bildet er sie so frei wie möglich aus. "Ich möchte, dass die Pferde spüren, dass ich ihnen helfen möchte, in unserer Welt zurechtzukommen. Sie sollen wissen, dass sie Fehler machen dürfen, damit wir dadurch gemeinsam wachsen. Ich unterstütze sie, sich körperlich besser zu fühlen und selbstbewusster zu werden”, erklärt er. Zum Beispiel mit Bodenarbeit und Balanceübungen auf einem wackligen Untergrund wie der Wippe.

Mit einem guten Körpergefühl klappt es auch unterm Sattel besser. Stute Amica balanciert sich auf der Wippe aus, Josef gibt Hilfestellung.
"Die Pferde brauchen eine ehrliche, individuelle und vielseitige Basisausbildung, um gesund zu bleiben. Wenn wir dabei beharrlich auf ein gesundes, natürliches Bewegungsbild achten, dürfen wir auch Leistung von ihnen erfragen.” Kassie stupst ihn mit der Nase an, während er spricht. Er unterbricht kurz. "Sorry, sie fragt, ob sie grasen darf”, entschuldigt er sich bei uns. Wie aufmerksam von ihm.

Josef Kmoch ist aktiver Springreiter und bildet Berittpferde auf der von ihm gepachteten Anlage in Lichtenau bei Chemnitz liebevoll aus. Seinen Ausbildungsweg zeigt er auf Shows und Lehrveranstaltungen sowie in seiner Online-Academy. Mehr Infos: www.josefkmoch.de