Springreiterin Susan Kjærgård nutzt Geruchstraining für ihre Sportpferde. Die Dänin ritt bereits in der Nationalmannschaft. Seit Jahrzehnten bildet sie hypersensible Pferde aus. "Als ich jung war, hatte meine Familie kein Geld, um teure Springpferde zu kaufen – also trainierte ich Problempferde", erzählt sie. Dabei suchte sie stets nach neuen Lösungswegen. Aber als sie vom Schnupper-Training hörte, dachte sie zunächst: Das ist verrückt. Doch sie besuchte einen Workshop von Rachaël Draaisma, und der wissenschaftliche Hintergrund überzeugte sie.
Duftarbeit entstand aus der Arbeit mit Hunden
Rachaël Draaisma, Trainerin aus den Niederlanden, arbeitete lange mit Hunden. Dabei erlebte sie immer wieder, wie Nasenarbeit bei chronischen Schmerzen, Stress und Verhaltensproblemen half. Die Erfahrungen übertrug sie auf Pferde. Sie studierte die Körpersignale von Pferden und entwickelte ihr Schnüffel-Training, das auch das Fluchtverhalten von Pferden einbezieht. Über Nasenarbeit Verhaltensprobleme lösen? Klingt nach einer duften Sache. Die positiven Effekte sind sogar biologisch erklärbar.
Neugier vertreibt bei der Duftarbeit Angst
Das Besondere an der Nasenarbeit: Pferde schnüffeln aus eigenem Antrieb. Sie entdecken und untersuchen ihre Umwelt auf natürliche Art mit der Nase. "Im normalen Training müssen sie meistens auf Kommandos hören und gelernte Lektionen zeigen. Beim Schnüffel-Training haben sie freie Wahl. Sie dürfen ihre Sinne einsetzen, haben Spaß und gewinnen Selbstvertrauen und ein besseres Verständnis für die Welt", sagt die Verhaltens-Expertin. Schnüffel-Training ist "Empowerment" für Pferde: Die Tiere erfahren Selbstwirksamkeit. Die Methode der Expertin beruht auf Erkundung: "Wenn Pferde neugierig und mutig agieren, bleibt kein Platz für Angst", erklärt Rachaël Draaisma. Viele Pferde blühen mit Geruchs-Training auf und verknüpfen darüber positive Erfahrungen mit Menschen.
Stute Clara war aggressiv und verschlossen
Springreiterin Susan Kjærgård testete die Methode mit Stute Clara, die sich aggressiv in der Box verhielt, sich gegen den Schenkel beim Reiten wehrte und sich dem Menschen gegenüber verschloss. Susan Kjærgård weckte Claras Erkundungstrieb mit duftenden Objekten. Sie präsentierte ihr etwa Handtücher mit Ketchup. Auf Turnieren duftet es schließlich auch nach Pommes und Ketchup. Auch Futtersuche baute die Reiterin ins Training ein. Sie ließ die Stute dabei über blaue Plane gehen, was sie an den Wassergraben als Hindernis gewöhnte. "Clara wurde bald neugieriger und mutiger. Nach einer Schnüffel-Session wartete sie mit gespitzten Ohren auf mich, was sonst nie der Fall war." Das Pferd entspannte sich körperlich und psychisch, das spiegelte sich auch beim Reiten.
Nach dem Abladen beim Turnier legt sie eine kurze Fährte
Bei Wallach Kastkærs Sirius setzt die Reiterin meistens Spurensuche ein. Denn das Springpferd ist mit seiner Aufmerksamkeit oft überall und kann sich schwer fokussieren. "Bei der Spurensuche bleibt er konzentriert und wird ruhiger." Sie legt dem Wallach nach dem Abladen auf dem Turnier eine kurze Fährte. Dank der Nasenarbeit starten beide entspannt in die Prüfung. Leute auf den Turnieren schauen oft verdutzt. "Daran habe ich mich gewöhnt", meint Susan Kjærgård. "Ich fand den Gedanken ja auch erst komisch. Aber die Erfahrung zeigt, dass es kein Blödsinn, sondern sinnvolles Training ist." Also, immer der Nase nach und einfach ausprobieren.
Duftarbeit für Pferde zum Mitmachen im PDF: