Box oder Weide misten - aber richtig!

8 Tipps wie Sie richtig misten
Box oder Weide misten - aber richtig!

Zuletzt aktualisiert am 12.12.2018
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Foto: Tom Hartig

Ammoniakgas: Gift für die Lunge

Einmal am Tag gründlich ausmisten ist ein Muss. Das Wichtigste ist laut Dietbert Arnold, Sachverständiger für Pferdezucht und -haltung (www.hippologe.de), Pferdeäpfel und Urin sorgfältig zu entfernen. Denn gepresst und unter Luftabschluss entsteht daraus giftiges Ammoniakgas. Atmen Pferde das stark ätzende Gas ein, reichen schon wenige Moleküle in einer Million Luftteilchen aus, um in kurzer Zeit dauerhafte Schäden zu verursachen, etwa chronischen Husten.

Verstärkt wird die Gefahr durch sekundären Feinstaub, der aus Ammoniak- und Luftmolekülen entsteht und die empfindlichen Atemwege des Pferds zusätzlich schädigt. Auch feuchtes, verschmähtes Heu gehört ausgemistet, sonst droht Schimmel.

Als Streu empfiehlt Karl Single, Ausbildungsleiter am Haupt- und Landgestüt Marbach (www.gestuet-marbach.de), eine Matratze. Er meint aber keine Mistmatratze aus Äpfeln und Urin, sondern eine Unterlage aus sauberem Stroh. Diese sollten Sie einmal täglich gründlich misten und weitere zwei Mal abäpfeln. Alle drei bis vier Wochen wechseln Sie die Streu komplett.

Schubkarre beladen mit Maurer-Technik

Das Beladen einer Schubkarre bedarf einer ganz eigenen Technik. Dietbert Arnold weiß, wie man den Mist optimal in die Karre packt: „Achten Sie auf die Gewichtsverteilung, um den größtmöglichen Vorteil aus der Hebelwirkung Ihrer Schubkarre zu ziehen.“

Aus dem Physikunterricht in der Schule kommt Ihnen die Formel „Kraft x Kraftarm = Last x Lastarm“ vielleicht bekannt vor. Für Sie bedeutet das: Je ausgeglichener der Mist über der Radachse und damit je weiter er von Ihnen weg liegt, desto weniger Kraft müssen Sie beim Auskippen aufbringen. So stehen Sie am längeren Hebel – und das nicht nur sprichwörtlich.

Aber auch die Richtung, in der der Mist in der Schubkarre liegt, macht einen Unterschied. Da ist die Technik des Maurers ein gutes Vorbild. Legen Sie die erste Schicht Stroh längs in die Karre, sodass die Halme „in Fahrtrichtung“ zeigen. Dann können Sie die einzelnen Ladungen in Maurer-Manier auf Versatz immer höher schichten. So liegt der Mist in der Karre, ohne dass die Hälfte auf dem Weg zum Misthaufen flöten geht.

Aufgabeln wie ein Profi

Das Zauberwort lautet üben, üben, üben. Denn wie die Redewendung sagt: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, auch kein Stallmeister. Aber natürlich lernt der Profi eine ganz bestimmte Technik. Karl Single ist Ausbildungsleiter am Haupt- und Landgestüt in Marbach und verrät uns, was er seine Schüler lehrt.

„Meiner Meinung nach ist Stroh die beste Einstreu. Dafür eignet sich eine handelsübliche Mistgabel“, sagt Karl Single. Ob drei, vier oder fünf Zinken spielt dabei keine Rolle. Liegen die Pferdeäpfel auf einem ansonsten sauberen Strohbett, fährt der Pferdewirt mit der Gabel unter den Mist, sodass sich zwischen Gabel und Bollen eine Strohschicht befindet.

So können die Pferdeäpfel nicht zwischen den Zinken hindurchfallen. Die Bollen kippt er dann in die Schubkarre und wirft das übrige saubere Stroh zurück in die Box.

So werden Sie auch aufdringliche Pferde los

Es kann schnell mal passieren, dass sich das Pferd in der Box hektisch bewegt und zack – pikt die Mistgabel in die Pferdehaut. Um solche Verletzungen zu vermeiden, muss das Pferd während des Ausmistens der Box aus der Gefahrenzone sein.

In einem Offen- oder Laufstall besteht dieses Risiko weniger. Aber am besten ist es auch hier, wenn die Stallbewohner während des Mistens Zugang zur Weide bekommen und aus dem Weg sind. Doch auch wenn es diese Möglichkeit nicht gibt, kann man sich ein Ablenkungsmanöver einfallen lassen. Dietbert Arnold empfiehlt zum Beispiel, morgens zunächst den Boden bei der leeren Heuraufe sauber zu machen. Wenn man sie danach befüllt, sind die Pferde beschäftigt und man kann ohne die „Hilfe“ vieler Pferdenasen seine weitere Arbeit verrichten.

Aber auch ohne Tricks können Sie bei Gruppen entspannt misten. Für Bettina Dauber, Leiterin des Stalls Richthofen Circle (www.richthofen-circle.de), gilt: „Erst die Arbeit, dann das Kuscheln.“ Während des Mistens sollten Sie also keinesfalls auf Schmusekurs gehen, sondern die neugierigen Pferde konsequent ignorieren. Dann verstehen sie schnell, dass es nichts zu sehen gibt, und stehen Ihnen in Zukunft nicht mehr auf den Füßen herum.

3-Tages-Rhythmus auf der Weide

Das Absammeln der Weide ist eine lästige Aufgabe. Jedoch können mit dem Pferdekot auch Eier ausgeschieden werden, aus denen Larven von Blut- oder Spulwürmern schlüpfen. Die Larven überleben Kauen und Schlucken und gelangen in ihren neuen Wirt. Um einer Verwurmung vorzubeugen, äpfeln Sie alle drei Tage ab.

Als Gerät empfiehlt Dietbert Arnold eine Dunggabel aus Metall. Damit können Sie bei kurzem Gras die Mistbollen aufgabeln und in die Schubkarre werfen, ohne sich zu bücken. Zusätzlich eignet sich eine gefächerte Laubharke aus runden Metallzinken mit Querverstrebungen, um die Äpfel auf die Dunggabel zu schieben.

Strecke sparen mit der richtigen Karre

Stefan Seyfarth, Betriebsleiter des Gut Heinrichshof bei Dresden (), hat mit Minilaufställen, Paddocktrails und Wallachgruppen täglich einige Strecken zurückzulegen.

Um sich die Arbeit mit vielen Pferden auf einer großen Fläche so leicht wie möglich zu machen, ist sein Tipp: Achten Sie auf das Fassungsvermögen. Egal ob große oder kleine Schubkarre, Radlader oder Mistblitz: Das Fahrzeug sollte zur täglich anfallenden Menge an Mist passen. Optimal ist, wenn das Volumen der Karre ausreicht, um „einmal im Auslauf herumzukommen“.

So werden die Wege zum Misthaufen seltener. Nur zu schwer werden darf die Schubkarre nicht. Wenn Sie merken, dass Sie das Gewicht nicht mehr stabilisieren können, ist das ein Zeichen, die Karre weniger vollzuladen.

So schonen Sie Ihren Rücken

Pferdemist kann ganz schön schwer sein – das belastet die Wirbelsäule. Sabine Herter ist langjährige Pferdebesitzerin und staatlich anerkannte Physiotherapeutin mit eigener Praxis (www.team-sabine-herter.de). Sie erklärt, dass durch falsches Belasten des Rückens nicht nur die Bandscheiben und Gelenke strapaziert werden, sondern auch die stabilisierenden und schützenden Strukturen der Wirbelsäule wie Bänder und Muskeln.

Schmerzen entstehen dann, wenn bestimmte Muskelgruppen auf Dauer mehr beansprucht werden als andere und Bandscheiben sowie Gelenke ungleich belastet werden. Um dem vorzubeugen, hat uns Sabine Herter 5 Punkte genannt, die bei der Stallarbeit wichtig sind:

- Achten Sie beim Anheben einer Last grundsätzlich auf einen geraden Rücken.
- Aus den Beinen heraus heben! Gehen Sie in die Knie, halten Sie die Last möglichst nah an Ihrem Körper und richten Sie sich durch die Streckung der Beine auf – der Rücken bleibt gerade.
- Drehen Sie Ihren Rumpf nicht ruckartig, während Sie Gewicht auf der Mistgabel haben.
- Seitenwechsel! Probieren Sie mal, mit dem schwächeren Arm oben zu greifen. Das trainiert Ihre schwächere Seite und Sie vermeiden somit einseitigen Verschleiß.
- Das bewusste Anspannen von Bauch- und Rückenmuskulatur schützt die Strukturen der Wirbelsäule.

Fit für die Stallarbeit

Wer regelmäßig ausmistet, sollte sich dafür fit machen. Mit Ausgleichssport wie Laufen oder Schwimmen mobilisieren, dehnen und kräftigen Sie Ihren Rücken. „Aber auch zuhause können Sie etwas tun“, sagt Physiotherapeutin Sabine Herter.

Übung 1 startet im Vierfüßlerstand, die Hände senkrecht unter den Schultern, die Knie unter den Hüftgelenken. Ihre Ellenbogen sind leicht gebeugt und Ihr Kopf befindet sich in Verlängerung der Wirbelsäule, Blick zum Boden. Dann abwechselnd: Katzenbuckel – Hohlkreuz. Atmen Sie aus und machen Sie dabei Ihren Rücken ganz rund, indem Sie Ihr Becken einrollen, sich aus den Schultern herausdrücken und den Kopf auf die Brust nehmen. Dann kommt das Hohlkreuz. Kippen Sie Ihr Becken nach unten und legen Sie den Kopf in den Nacken, Blick zur Decke. Wiederholen Sie die Übung zehn bis 20 Atemzüge lang. Als Steigerung strecken Sie den linken Arm und das rechte Bein aus, sodass sie auf einer Linie mit der Wirbelsäule sind. Diese Position halten Sie zehn Sekunden lang und führen dann Ellenbogen und Knie mit der Ausatmung unter Ihrem Körper zusammen. Zehn Wiederholungen pro Seite.

Übung 2 beginnen Sie auf dem Bauch liegend. Die Arme strecken Sie nach vorne, die Beine nach hinten, Blick Richtung Boden. Dann heben Sie Arme, Beine und Ihren Oberkörper ein paar Zentimeter an, während der Unterleib auf dem Boden bleibt. Nach zehn Sekunden entspannen Sie und wiederholen das Ganze fünf bis zehn Mal.