Damit die Lunge Luft bekommt

Pferde-Husten: Was hilft kranken Lungen?
Damit die Lunge Luft bekommt

Zuletzt aktualisiert am 02.08.2016

Mach dich aus dem Staub: Hustende Pferde brauchen frische Luft. Staub reizt angeschlagenen Atemwege und kann sie dauerhaft schädigen. „Staubarme Haltung und Fütterung sind wichtig, sonst versagt jede Therapie“, sagt Dr. Heike Kühn vom Immunologischen Zentrum für Pferde in Truchtlaching.

Öffnen Sie Fenster und Türen und lüften regelmäßig. Sind Pferde im Stall, vermeiden Sie es zu fegen oder Heu und Stroh aufzuschütteln. Putzen Sie das Pferd im Freien. Lagern Sie Raufutter nicht nahe der Boxen oder auf dem Holzboden über den Tieren. Bei Husten empfiehlt es sich, Heu vorm Füttern nass zu machen oder zu bedampfen.

Manche Tierärzte raten, hustende Pferde auf Späne zu stellen. „Späne enthalten nicht so viel organischen Staub wie Heu und Stroh“, sagt Dr. Christian Bingold. Der Grund: Heu und Stroh brauchen lange zum Trocknen. Während des Trocknungsprozesses entstehen Pilzsporen – und zwar desto mehr, je länger das Futter auf dem Feld liegt. Späne hingegen werden maschinell getrocknet und enthalten weniger Reizstoffe.

Verschiedene Behandlungen helfen, dass Pferde bald wieder besser Luft bekommen. Welche Therapie sinnvoll ist, entscheidet der Tierarzt je nach Ursache des Hustens und Patient. Ein Patentrezept gibt es nicht. Besprechen Sie die Gabe von Medikamenten immer mit dem Therapeuten.

SCHLEIMLÖSER

„Schleim ist ein Reizstoff und gehört nicht in die Lunge“, erklärt der Tierarzt. Das Problem: Schleim bildet neuen Schleim – und somit immer wieder einen Reiz, der die Krankheit fortbestehen lässt. Außerdem kann Schleim die Flimmerhärchen schädigen, die Schmutz aus den Bronchien putzen.

Folgende Substanzen können etwa das Abfließen des Schleims teils erleichtern: Acetylcystein (kurz ACC), Dembrexin oder Bromhexin. Schleimlösende Medikamente können hilfreich sein bei viralen und bakteriellen Infekten, Inflamatory Airway Disease (IAD, eine entzündliche Atemwegserkrankung) sowie bei COB.

Hat das Pferd akuten Husten ohne Fieber und hustet es normalerweise nie, wird es meist ohne Medikamente wieder gesund. Tierheilpraktikerin Julia Melanie Hahlweg gibt als pflanzlichen Schleimlöser Efeu und Primel und unterstützend zur Therapie
Thymian. Homöopathische Mittel sind Silicea, Pulsatilla, Mercurius und Pyrogenium.

LUNGENSPÜLUNG

Die Lungenwäsche soll festsitzenden Schleim lösen. Dabei flößt der Tierarzt dem Pferd über den Magen oder über die Vene in recht kurzer Zeit viel Flüssigkeit ein. Dadurch verändern sich die Druckverhältnisse in Blutgefäßen und Gewebe. Die Folge: Feuchtigkeit dringt in die Lunge und benetzt die Flimmerhärchen.

Diese können so den Rotz besser abtransportieren. Manche Tierärzte halten Lungenspülungen für fragwürdig, da man ein künstliches Lungenödem erzeuge. „Das ist übertrieben“, findet Dr. Heike Kühn. Sie setzt die Methode erfolgreich ein – etwa bei RAO-Patienten. „Lungenspülungen eignen sich nur für Pferde, deren Bronchien tatsächlich massiv verschleimt sind“, sagt sie.

Antibiotika sollen Bakterien abtöten. Meist ist die Gabe jedoch nicht nötig. „Bei Pferden mit COB etwa sind Bakterien im
Schleim oft nur Begleiterscheingungen der Krankheit – nicht deren Auslöser“, erklärt Dr. Bingold. Durch Bakterien ausgelöst wird hingegen Druse. Die Behandlung mit Antibiotika ist aber strittig.

INHALIEREN

Die **Inhalation** soll lindernde Dämpfe in Atemwege und Bronchien bringen. „Inhalieren mit Kochsalzlösung ist immer sinnvoll, wenn Schleim zu lösen ist“, sagt Dr. Bingold. Das Pferd bekommt dabei eine Atemmaske über die Nüstern. Der Inhalator zerstäubt gelöste Stoffe oder Medikamente.

Es entstehen Nebeltröpfchen. Entscheidend für den Behandlunsgerfolg ist die Partikelgröße dieser Tröpfchen: Sind sie zu groß oder zu klein, landen sie im Magen oder in den Nüstern statt in den Atemwegen. Sie haben keinen Inhalator? Einige Firmen und Tierkliniken verleihen Geräte. Bei der Firma Horse Support kosten Ultraschall-Inhalatoren inklusive Zubehör rund 50 Euro die Woche.

Das **Fütterungs-Cortison** ist neu für Pferde mit Husten zugelassen. „Der Entzündungshemmer bremst das Immunsystem in seinen Reaktionen gegenüber Reizstoffen“, erklärt Dr. Christian Bingold. Die Methode wird temporär eingesetzt bei COB-Patienten, um den Husten behandeln.

AKUPUNKTUR UND AKUPRESSUR

Akupunktur (Nadeln) und Akupressur (sanfter Fingerdruck) sollen Atemwegserkrankungen lindern. „Zu uns kommen viele Pferde mit chronischem Husten und teils mit akuten viralen Infekten“, sagt Dr. Ina Gösmeier, Leiterin einer Praxis für Traditionelle Chinesische Veterinärmedizin und Akupunktur. Laut der Tierärztin bringt besonders die Kombi aus Akupunktur und Akupressur den Schleim zum Fließen. „Ich akupunktiere erst und markiere dann bestimmte Punkte, die der Besitzer täglich akupressieren soll.“