Fliegenschutz im Stall und auf der Weide
7 Tipps gegen Fliegen beim Pferd

Bremsen, Fliegen und Co. nerven im Sommer nicht nur, sie können auch Krankheiten übertragen. Was hilft gegen die Plagegeister? Wir haben 7 Helfer gegen Fliegen unter die Lupe genommen.

CAV Fliegenschutz Aufmacher
Foto: Rädlein
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CAV Leckstein Anti-Insect Hellas
Hersteller

Leckstein gegen Insekten

Ein Leckstein, der gegen Insekten wirkt – wie soll das funktionieren? Ganz einfach: Im Produkt der Firma S.I.N. Hellas aus Griechenland (Vertrieb in Deutschland über Imima) stecken ätherische Öle und Aromen, die Fliegen, Mücken, Flöhe und andere lästige Biester abhalten sollen. Durchs Lecken nehmen Pferde den harmlosen Wirkstoff auf. Der Leckstein soll aber nicht nur Insekten abwehren, sondern die Blutzirkulation födern, das Immunsystem stärken, vor Bakterien schützen, einen neutralen pH-Wert im Magen erhalten, vor Zellschäden schützen und das Pferd mit Mineralstoffen wie Eisen, Selen, Zink, Mangan und Vitamin E versorgen.

Anti-Insect-Leckstein im Praxistest

Der drei Kilo schwere Salzleckstein „Anti Insect“ von SIN Hellas kostet 15 Euro und fällt durch seine blaue Farbe auf. Beim Auspacken bröselt er leicht und riecht angenehm nach Meersalz. Und wie soll er nun Fliegen abwehren? Ein Blick auf die Inhaltsstoffe klärt auf: „Aromen und ätherische Ölmischung“ steht da. Aber welche sind das genau? Das Rezept sei ein Geheimnis, sagt der Händler.

Die Bewertung: Der Leckstein wird von allen Test-Pferden sehr gerne angenommen - auch von denen, die sonst überhaupt nicht an Lecksteine gehen. Ob es eine Anti-Insekten-Wirkung gibt, kann der Praxistest nicht zeigen. Durch den Anteil an Melasse eignet er sich weniger für Pferde mit Stoffwechselproblemen. Einem kurzen Schauer unter einem Baum hält der Leckstein stand, noch besser ist es, ihn komplett vor Regen zu schützen und in einer speziellen Leckstein-Halterung aufzubewahren.

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CAV Pferdepflege Pflege Putzen
Rädlein

Fliegensprays und Co.

Natürlicher Fliegensprays: Seit Jahren boomt Insektenschutz, der auf natürlichen Zutaten basiert, wie etwa Niem- oder Lavendelöl. Allerdings wirken nur wenige pflanzliche Stoffe so gut wie die chemisch hergestellten. Die Wirksamkeit natürlicher Stoffe ist bewiesen. Im Einsatz gegen Fliegen und Mücken sind zum Beispiel Lavendel-, Citronella- und Nelkenöl. Der große Nachteil: Ätherische Öle wirken nur rund drei Stunden, ihre synthetischen Kollegen dagegen bis zu acht. Helfen natürliche Fliegensprays einem Pferd besser als synthetische Produkte, muss der Reiter daher häufiger zur Sprühflasche greifen.Verträglicher sind die Stoffe übrigens nicht: Ätherische Öle können Allergien auslösen und die Haut reizen. Daher werden sie nur stark verdünnt eingesetzt und dürfen nicht in die Nähe von Augen, Maul und Nüstern geraten.

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Synthetische Insektensprays: Synthetik, das klingt nach Chemie-Keule – und ungesund. Das sind die Stoffe aber nicht zwangsläufig. Das Insektizid DEET etwa kann zwar Schleimhäute reizen. Aber in den letzten 50 Jahren traten nur in wenigen Einzelfällen schwere Nebenwirkungen auf. Wie wirksam DEET ist, zeigte 2016 erstmals eine Studie bei Pferden: Wurden sie mit DEET eingesprüht, blieb die Hälfte der Testpferde über vier Stunden von Bremsen verschont. Auch Icaridin ist ein erpobter Wirkstoff. Gute Erfahrungen gibt es auch mit Insektenschutzmitteln, die Pyrethroide enthalten. Dabei handelt es sich um synthetische Stoffe wie Permethrin, Flumethrin und Cypermethrin. Sie ahmen die chemische Struktur von Pyrethrinen nach, natürlichen Insektiziden, die bei bestimmten Chrysanthemen vorkommen. Pyrethroide sind für Insekten abschreckend und tödlich.

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Pferd mit Zebra-Fliegendecke auf der Weide
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Zebra-Look und Karo-Muster

Schon seit Jahren im Trend: Fliegendecken und -Masken mit Zebra-Streifen. Für den Zebra-Look gibt es einen Grund. Forscher aus Ungarn und Schweden untersuchten, welche Farbmuster Bremsen abschrecken. Das Ergebnis: Streifen wie bei Zebras mit einem hohen Farbkontrast halten die Insekten fern. Je schmaler die Streifen, desto unattraktiver sind sie für die stechenden Biester. Zu diesem Ergebnis kamen auch US-Forscher in einer anderen Studie.

Spannend: Offenbar halten nicht nur Decken mit Zebra-Streifen, sondern auch Karomuster lästige Plagegeister ab. Das ist das Ergebnis einer Studie von Prof. Tim Caro an der Uni Kalifornien. Eigentlich wollten die Wissen- schaftler dem sogenannten Blend-Effekt der Zebra-Streifen auf die Spur kommen. Die Streifen bewirken eine Bewegungstäuschung, die den Insekten den Landeanflug erschwert. Erstaunliches Ergebnis der Studie: Die Fliegen landeteten häufig auf dunklen Decken, mieden aber nicht nur die gestreiften Decken, sondern auch solche mit Karomustern.

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CAV Fliegenmaske ECO mit Schopfdurchlass
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Fliegenmasken

Fliegenmasken halten nicht nur lästige Insekten von Ohren und Augen fern. Sie schützen auch vor Bakterien, die Fliegen anschleppen und die zu Bindehautentzündungen führen können. Achten Sie darauf, dass die Maske sicher am Pferdekopf sitzt und gut abschließt, damit keine Insekten unter die Maske kriechen können. Das Material muss robust sein und Bisse anderer Pferde aushalten können.

Wenn diese drei Punkte passen, sitzt die Maske gut am Kopf – auch wenn findige oder verspielte Pferde trotzdem Wege finden, um sie abzustreifen.

  1. Augen: Zwischen Wimpern und Maske sollten zwei, drei Zentimeter Platz sein.
  2. Nase: Unter die Maske dürfen keine Fliegen gelangen. Dafür muss die Maske an Pferdenase und Ganasche eng anliegen.
  3. Ohren: Die Maske sollte groß genug sein, damit die Tiere ihre Ohren bewegen können.

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CAV Vorhänge Lamellen Pferd Fuchs Kopf Box
Rädlein

Lamellen-Vorhang als Fliegen-Barriere

Lamellen an Stalltüren schützen Pferde vor Regen, Schnee und Insekten. Doch im Sommer können Lamellen wie Pech und Schwefel aneinanderkleben; der Vorhang mutiert zur Matte, durch die sich empfindliche Pferde nicht mehr hindurch trauen. Die Luft im Stall wird stickig. Im Winter dagegen werden manche Vorhänge hart und brüchig. Im CAVALLO-Test schnitt die Pendeltürfolie  von Großewinkelmann am besten ab. Sie trotzte dem Stress-Test im Labor bei unterschiedlichen Klima-Bedingungen am besten. Ob ein Lamellenvorhang zum Insektenschutz sinnvoll ist, hängt auch von den Gegebenheiten im Stall ab. Kommen ohnehin kaum Fliegen hinein, lieber vom Luftzug profitieren - haben die Pferde dagegen auch drinnen nicht ihre Ruhe, kann ein Lamellenvorhang sinnvoll sein.

Tipp: Nicht jedes Pferd weiß auf Anhieb, dass es einfach durch die Plastikstreifen gehen kann. Machen Sie es den Pferden leicht, und hängen Sie die Streifenvorhänge nach und nach auf: Erst einen, mit der Zeit nehmen Sie dann mehr Streifen dazu. Hängt der Vorhang bereits, können Sie ihn auch mit ein paar Streifen zur Seite schlagen. In den meisten Fällen gehen die Pferde nach einer gewissen Eingewöhnungszeit problemlos durch.

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CAV_0611_Fliegenmuetzentest_01 (jpg)
Rädlein

Fliegenplage an der Wurzel packen mit Netzen und Co.

2006 sorgten zwei Forscher von der Universität Berlin für Aufsehen. Mit einem schwarzen, feinmaschigen und 1 Meter hohen Netz um eine Pferdeweide reduzierten sie die Fliegenplage dort um 90 Prozent. Der Grund: Das Netz war höher, als die meisten Insekten fliegen, und bremste sie so aus. Allerdings nicht nur Schädlinge, sondern auch Nützlinge. Deshalb kam das Produkt nie auf den Markt. Weil Mücken & Co. oft in Misthaufen brüten, verfolgen die Forscher nun den Ansatz, Dunggruben zu umzäunen. Das können Sie mit einem Moskitonetz auch selbst ausprobieren!

Natürliche Helfer: Sie wollen auf natürliche Weise gegen Insekten vorgehen? Lassen Sie Spinnennetze im Stall unbehelligt; darin fangen sich Mücken & Co. Auch Schwalben sind im Stall nützliche Untermieter: Eine Familie verputzt während der Brutzeit etwa 250.000 Insekten. Und wenn Sie genau wissen, dass aus Ihrem Teich die Mückenplage schlüpft: Wasserflöhe oder Bakterien wie Culinex machen Mücken-Larven den Garaus.

Nicht wirklich neu, aber immer wieder gut zu wissen: Pferdeweiden sollten nicht in der Nähe von Feuchtgebieten liegen. Und ist die Bremsenplage besonders schlimm, lassen Sie Pferde nachts auf die Weide. Da sind weniger Biester unterwegs.

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CAV Bremsenfalle
Rädlein

Bremsenfallen

Wie riesige Sonnenhüte baumeln sie auf Pferdeweiden und sollen die Tiere schützen: Nicht vor Sonnenbrand, sondern vor bissigen Bremsen. Angezogen vom großen schwarzen Ball der Falle, der sich in der Sonne aufheizt wie ein warmer Pferdekörper, sollen sie direkt nach oben in den hutförmigen Trichter und damit in die Falle schwirren.

Doch bereits im Jahr 2017 zeigte eine Studie, dass die Fallen kaum selektiv Bremsen fangen. Wissenschaftler untersuchten dabei von Mai bis Oktober sechs Fallen im Kreis Gütersloh und eine Falle in der Stadt Bielefeld (NRW). Sie wurden einmal wöchentlich geleert und der Fang im Labor bestimmt. Das Ergebnis: Der Anteil der Bremsen unter den gefangenen Tieren lag bei nur vier Prozent. Eine Studie zu Pferdebremsenfallen im Niedersächsischen Oldenburger Umland kam zu ganz ähnlichen Ergebnissen wie die Studie aus 2017. Hier lag der Anteil des Beifangs bei fast 91 Prozent. In machen Bundesländern ist der Einsatz von Bremsenfallen darum gesetzlich beschränkt.

Die Vereinigung der Freizeitreiter und -Fahrer in Deutschland (VFD) hat 2017 eine Projektgruppe "Insektensterben + Bremsenfallen" gegründet. Sie hat folgende Regeln für den Einsatz von Insektenfallen mit minimiertem Beifang aufgestellt:

  • Falle nur in der Bremsensaison aufstellen (ca. Mitte Juni bis Mitte September) und den Inhalt täglich kontrollieren. Im Spätsommer abbauen, wenn nur noch vereinzelt Bremsen darin sind.
  • Falle nur über kurzrasigem Bewuchs aufstellen.
  • Falle nur so aufstellen, dass sie die meiste Zeit des Tages in der Sonne ist, d.h. möglichst entfernt von Gehölzen.
  • Fangflüssigkeit mit Spülmittel, Seife ohne Duftstoffe (z.B. Neutralseife) versetzen.
  • Fangflüssigkeit alle drei Tage, bei hohen Temperaturen täglich wechseln.
  • Fanggefäß nachts auf den Boden stellen, ebenso an kühlen Tagen, an denen keine Bremsen fliegen.
  • Fanggefäß auch ohne Fangflüssigkeit nicht in der Falle belassen, das Fanggefäß ist auch ohne Flüssigkeit darin für die Insekten eine Falle

Zudem rät die VFD, bevorzugt auf andere Schutzmaßnahmen wie geeignete Weidewahl, Unterstände, Fliegenvorhänge und geeignete Bepflanzung zu setzen. Bremsenfallen sind angesichts von Insektensterben also mit Vorsicht zu genießen und sollten wenn überhaupt mit Bedacht eingesetzt werden.

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6 / 20253

Erscheinungsdatum 17.05.2023