Normalerweise braucht eine Stute keine Hilfe, wenn sie ihr Fohlen zur Welt bringt. Das geschieht in der Regel in fünf bis 20 Minuten. Da Fantastic Dream im Jahr zuvor aber eine schwere Geburt hatte, war Dr. Annette Wyrwoll diesmal besonders auf der Hut. „Sie hatte schon gut 20 Minuten Wehen, und es ging nicht voran“, sagt Wyrwoll. Da der Mensch bei Komplikationen nachhelfen sollte – vorausgesetzt, er weiß, wie stark, in welche Richtung und wann er ziehen muss –, unterstützte die Tierärztin ihr Pferd.
„Manche Stuten fühlen sich gestört und werden unruhig, wenn der Mensch zu dicht dabei ist. Anderen macht das nichts aus“, erklärt Wyrwoll. „Wichtig ist, dass Sie das Fohlen nicht einfach herausziehen, sondern im Takt der Wehen und Bauchmuskeln die Geburt mit wenig Zug unterstützen.“ Besonders in der Phase, in der Kopf und Becken des Fohlens herausgepresst werden, können Sie der Stute helfen. Die Nabelschnur reißt von selbst; den Stumpf sollten Sie mit einem jodhaltigen Mittel desinfizieren.
Ist das Fohlen da, lecken Stuten wie Fantastic Dream ihr Kleines trocken. Das ist aber kein Automatismus; manche Stuten lecken nicht. Wenn es die Mutter nicht stört, können Sie selbst mit etwas Stroh nachhelfen. Dr. Annette Wyrwoll macht ihre Entscheidung auch von der Jahreszeit abhängig: „Manche Züchter wollen, dass man bei der Geburt und danach erst mal überhaupt nicht eingreift. Unsere ersten Fohlen werden aber schon im Februar geboren, da kann es noch Minusgrade haben.“ Damit das Neugeborene nicht friert, rubbelt Wyrwoll es trocken und packt es mit Stroh ein.
Die Nachgeburt aufheben
Es kann ein bis zwei Stunden dauern, bis das Neugeborene aufzustehen versucht. „Meine Stutfohlen waren meist schneller auf den Beinen als die Hengstfohlen“, erinnert sich Annette Wyrwoll. Wenn das Fohlen auch nach zwei Stunden keinerlei Anstalten macht, sich zu erheben, muss dringend ein Tierarzt her. Sobald die Stute die Nachgeburt ausgestoßen hat, sollten Sie diese in einem Eimer aufheben, damit der Tierarzt sie auf Vollständigkeit überprüfen kann.
Spätestens dann sollte er auch Stute und Fohlen untersuchen. Hat die Stute noch Reste der Nachgeburt in sich, kann das lebensgefährlich sein. „Die Nachgeburt besteht hauptsächlich aus Eiweißen, die dann im Körper vergammeln“, erklärt Annette Wyrwoll. Das kann zu einer Geburtsrehe oder zur Blutvergiftung führen. In den ersten vier Lebensstunden sollte das Fohlen die erste Milch (Kolostrum) trinken, spätestens nach zwölf Stunden den ersten Kot (Darmpech) ausstoßen.