Wie funktioniert das Nervensystem bei Pferden?

Anatomie-Serie Teil 7
Das Nervensystem des Pferdes

Zuletzt aktualisiert am 04.11.2020
Anatomie-Serie
Foto: Sandra Reitenbach

Parasympatische Momente schaffen

"Gönnen Sie Ihrem Pferd regelmäßig nach dem Training eine Massage – das Nervensystem dankt es", sagt Katrin Obst. Wohltuende Berührungen entspannen die Muskeln, Puls und Atmung werden langsamer, die Zellregeneration setzt ein und das Pferd schüttet Glückshormone aus.

Um das Genick des Tiers zu entspannen, empfiehlt die Pferde-Physiotherapeutin kreisende, sanfte Berührungen mit den Fingerspitzen.

Sie können auch den Mähnenkamm kräftig schütteln. Tipp: Wenn Sie auf der linken Seite vom Pferd stehen, greifen Sie mit der rechten Hand in den Mähnenkamm und rütteln daran. Er bewegt sich dann schnell hin und her.

Eine der Lieblingskraulstellen vieler Pferde ist der Widerrist. Auch hier sind kreisende Bewegungen mit den Fingerspitzen angenehm.

Dufte Sache

Lavendel beruhigt die Nerven. Atmen Pferde ätherisches Lavendelöl ein, entspannen sie sich nach stressigen Situationen schneller. Das zeigen verschiedene Studien (Journal of Equine Veterinary Science, Vol. 33/2013 und Vol. 63/2018). Lavendel wirkt sich auf den Herzschlag und den Cortisolspiegel im Blut aus.

Darum lebt der Säbelzahntiger im Pferd weiter

Das autonome (vegetative) Nervensystem sichert das Überleben. Es steuert Atmung, Organe und den Stoffwechsel – und zwar unabhängig vom Gehirn. Nach uraltem Muster aus der Entwicklungsgeschichte des Pferds erkennt es Gefahr und Sicherheit und reagiert darauf. Deshalb flüchten Pferde, wenn es im Gebüsch knackt – auch wenn es keine Säbelzahntiger mehr gibt.

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Sandra Reitenbach

1 bis 100 Meter pro Sekunde

beträgt die Leitungsgeschwindigkeit von Reizen in den Nervenfasern. Dicke und Markhaltigkeit der Fasern beeinflussen das Tempo.

Voll unter Strom

Das Nervensystem leitet Signale über elektrische Ströme weiter. Ob Qualle, Mensch oder Pferd – alle Tiere nutzen dafür den gleichen Mechanismus.

Was bei Stress und Entspannung passiert

Der Sympathikus ist der Stressnerv. Er springt bei Angst und hoher Belastung an, mobilisiert dann Reserven für Flucht oder Kampf: Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, der Atem wird flacher.

Der Parasympathikus ist der Entspannungsnerv. Er erhält Körperfunktionen wie die Verdauung aufrecht und sammelt Energiereserven. Er springt an, wenn das Pferd entspannt ist und ruht.

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