GESPRÄCH MIT DEM BESITZER: Wer sein Pferd gut kennt und es beobachtet, dem fallen Veränderungen schnell auf. Der Pferdebesitzer kann dem Tierarzt deshalb wichtige Informationen geben: Seit wann hustet das Pferd? Wie oft hustet es? Hat sich der Zustand verbessert oder eher verschlimmert? Ist das Tier schlapp? Außerdem oft wichtig für die Diagnose: Das Wissen zur Vorgeschichte des Pferds. Hat es etwa eine Impfung bekommen? Hat sich etwas an der Haltung geändert? Sind weitere Pferde im Bestand krank?
Zu welchen anderen Tieren hatte das Pferd Kontakt? War das Pferd vermehrtem Stress (Turnier, Transport, neue Konstellation in der Herde) ausgesetzt? Tipp: Machen Sie sich Notizen zu diesen Fragen und zum Krankheitsverlauf. Das kann später auch hilfreich zur Behandlungskontrolle sein.
BASISUNTERSUCHUNG: Der Tierarzt misst die Temperatur und beobachtet die Atmung. Schnelles oder mühsames Atmen kann auf eine Erkrankung hindeuten. Mit einem Stethoskop hört der Arzt Lunge und Luftröhre ab. Abnormale Atemgeräusche können Hinweise auf Sitz und Schwere der Krankheit geben. Wichtig: Während des Abhörens sollte die Umgebung möglichst ruhig sein. Zudem klopft der Tierarzt die Lunge von außen ab. So kann er Bereiche aufspüren, die verkrampft oder verschleimt sind.
BRONCHOSKOPIE: Dafür führt der Tierarzt dem sedierten Pferd ein Endoskop durch die Nüster in die Lunge. Auf dem Monitor sieht der Tierarzt, wie stark die Atemwege gereizt sind, wie viel Schleim sich gebildet hat und wie dieser aussieht. Der Schleim kann auch direkt entnommen und anschließend untersucht werden.
WEITERE TECHNIKEN: Röntgen, Ultraschall, Broncho-Alveoläre-Lavage, Blutgasanalyse, Belastungs-, Allergie- und Lungenfunktionstest.
Akuter Husten - GENESUNGSZEIT
Nach einer Infektion sind Pferde noch etwa fünf bis zehn Tage schlapp. „Eine Faustregel gibt es nicht. Aber es gilt: Je länger das Fieber anhält, desto länger braucht das Pferd zum Erholen“, sagt Dr. Rosa Barsnick von der Pferdeklinik Aschheim. Erfahrungswerte der Tierärztin: Pferde benötigen nach drei bis fünf Tagen Krankheit mit Fieber etwa drei Wochen, bis sie wieder richtig fit sind.
Akuter Husten - MEDIKAMENTE
Benötigt das Pferd Arznei, bekommen Sie eine genaue Anweisung vom Tierarzt. „Die meisten Medikamente wie Pulver oder Gel bekommen Pferde übers Futter“, so Dr. Barsnick. Ihr Tipp: Geben Sie Pulver in Mash hinein – so pusten es Pferde nicht mit einem Atemzug vom Futter. Mögen Pferde die Arznei nicht, können Sie diese direkt mit etwas Wasser aufgelöst mit einer Spritze ins Maul geben. Es ist auch möglich, die Arznei hierfür mit Honig, Melasse oder Himbeersirup zu versüßen. Manche
Arzneimittel werden auch inhaliert.
Akuter Husten - INHALIEREN
So weit nicht vom Tierarzt verschrieben, ist es kein Muss – aber angenehm für die Atemwege. Eignet sich sowohl für Pferde mit trockenem als auch mit schleimigem Husten. Sie können Pferde ab dem ersten Krankheitstag bis zur Genesung inhalieren lassen – es schadet in keinem Fall. Inhalationsgeräte sind leihbar. Die Wirkung ätherischer Öle ist strittig, denn schlimmstenfalls können diese die Atemwege auch reizen. Benutzen Sie lieber eine isotonische Kochsalzlösung (0,9 Prozent). Die gibt es als Fertiglösung in der Apotheke oder Drogerie, je nach Größe schon ab vier Euro. Die Kochsalzlösung geben Sie nach Herstellerangabe in den Inhalator. Inhaliert das Pferd vor der Bewegung, löst sich der Schleim besser. Mit einem normalen Vernebler inhalieren Pferde etwa 20 Minuten. Wer keinen Inhalator hat, kann das Pferd auch klassisch mit Eimer und Tuch über der Nase inhalieren lassen. „So wird das Wasser allerdings schneller kalt“, sagt die Tierärztin. Das Pferd kann zwei- bis dreimal am Tag inhalieren. „Je öfter, desto besser die Wirkung. Inhalieren wirkt wie eine Kur an der Nordsee.“
Akuter Husten - HALTUNG
„Das Pferd vorübergehend auf staubarme Einstreu zu stellen, bis es nicht mehr hustet, ist sinnvoll – aber nicht zwingend
notwendig“, erklärt Dr. Rosa Barsnick. Das Hauptproblem bei akutem Husten sind laut der Tierärztin meist Viren und Bakterien. Staub zu reduzieren, bekämpft die Ursache des Hustens nicht. Es trägt aber dazu bei, dass die Atemwege nicht noch zusätzlich gereizt werden.
Akuter Husten - FÜTTERUNG
Muss nicht zwingend verändert werden. Wer Heu füttert, kann es nass geben. Das mindert die hohe Staubbelastung beim
Fressen. Tunken Sie das Heu vorm Füttern zehn Minuten komplett unter Wasser. „Dann ist es gut durchnässt, aber Nährstoffe und Vitamine sind noch erhalten“, so die Tierärztin. Hochdosiertes Vitamin C (als Ascorbinsäure) kann das Immunsystem unterstützen. Klären Sie mit Ihrem Tierarzt, ob es für Ihr Pferd sinnvoll ist.
Akuter Husten - BEWEGUNG
Bei einem bakteriellen oder viralen Infekt mit Fieber braucht das Pferd absolute Ruhe. Es darf sich nicht anstrengen. Wenn es nicht mehr hustet und der Tierarzt sein Okay gegeben hat, trainieren Sie das Pferd langsam wieder: Beginnen Sie mit Spaziergängen oder Ritten im Schritt und Trab. Wie lange Sie das Pferd belasten können, erkennen Sie an der Atmung. Pumpt das Pferd, hat es geblähte Nüstern oder hustet bei Belastung, ist das Tier überfordert. Beenden Sie das Training und gehen Sie es nächstes Mal langsamer an.
Akuter Husten - Arztkontrolle
Anfangs zirka wöchentlich. Mindestens ein Kontrolltermin – auf jeden Fall so lange Kontrolle, bis das Pferd gesund ist.
Chronischer Husten - GENESUNGSZEIT
Wurde eine chronische Krankheit diagnostiziert, ist diese nicht heilbar. Das Pferd wechselt zwischen zwei Phasen: Remission (guter Zustand) und Krise (Krankheitsschub). Auf akute Schübe weisen wiederkehrender Husten, schnelle Atmung, Bauchatmung, aufgeblähte Nüstern und teils auch Atemgeräusche hin.
Chronischer Husten - MEDIKAMENTE
Das Pferd bekommt nur bei einem Schub Medikamente nach Anweisung des Tierarztes. „Braucht es ständig Medikamente, sind Haltung und Fütterung noch nicht optimal umgestellt“, sagt Dr. Rosa Barsnick. Beachten Sie: Schleimlöser und Bronchienweitsteller wirken symptomatisch. Damit ist noch nicht die Entzündung bekämpft. Cortison wirkt entzündungshemmend. Manche Medikamente können auch inhaliert werden.
Chronischer Husten - INHALIEREN
Tritt ein Krankheitsschub auf, kann Inhalieren wohltuend für die angegriffenen Atemwege sein. Für chronisch hustende Pferde gelten die gleichen Empfehlungen wie für akut kranke Pferde. Wie Sie Ihr Pferd inhalieren lassen, lesen Sie oben unter „Akut“.
Chronischer Husten - HALTUNG
Chronische Huster sollten permanent möglichst staubfrei gehalten werden. Sie brauchen viel frische Luft. Viel Weidegang ist ideal. Boxenpferde sollten auf staubarmer Einstreu stehen. „Das können kommerziell entstaubte Holzspäne, Weichholzpellets, Papiergranulat oder andere staubarme Einstreu sein“, so Dr. Barsnick. Es darf kein Heu- oder Strohlager nah beim Pferd sein.
Chronischer Husten - FÜTTERUNG
Das Futter muss immer möglichst staubarm sein. Gut ist bedampftes Heu. Der Dampf reinigt nicht nur, sondern tötet bis zu
einem gewissen Maß auch Keime ab. „Silage oder Heulage ist oft noch besser, da sie komplett durchsäuert ist und bei guter Qualität keinen Schimmel und Bakterien enthält“, so die Expertin. Für ganz empfindliche Pferde eignen sich laut Dr. Barsnick Heucobs. Manche Sorten können sogar trocken verfüttert werden. Sie sind hitzebehandelt, und beim Pressen wird der
Staub gebunden. Manko: Die Pferde sind damit nicht lange mit Fressen beschäftigt.
Chronischer Husten - BEWEGUNG
Wie viel Bewegung das Pferd verträgt, ist abhängig vom Krankheitsstadium. Zeigt es Bewegungsfreude und hustet gar nicht oder nur einmal am Anfang des Trainings, tut Bewegung gut: Sie trägt zum Schleimlösen bei und belüftet die Lunge. Wie stark Sie Ihr Pferd fordern können, ist individuell. Ihr Pferd zeigt es Ihnen: Pumpt es, hat es stark geblähte Nüstern
und beruhigt sich die Atmung des Tiers auch zehn Minuten nach der Belastung noch nicht – dann wurde zu viel gefordert. Beenden Sie das Training. Das Pferd darf jederzeit auf den Paddock (wichtig: gut bewässern) und auf die Weide, wo es selbst entscheiden kann, wie viel es sich bewegen möchte.
Chronischer Husten - ARZTKONTROLLE
Abhängig vom Zustand. Nach einem akuten Schub kommt der Tierarzt nach etwa zwei bis vier Wochen zur Kontrolle.