Sie sind grün-braun, sehen eher aus wie plattgedrückte Eier und haben eine Menge zu erzählen: Pferdeäpfel.
Alle 90 bis 120 Minuten kullern die Bollen aus dem Pferd und geben uns Aufschluss über seinen Gesundheitszustand, was es gefressen hat oder wie es derzeit um seine Nerven steht. Wer die Botschaften richtig entschlüsselt, kann im Fall des Falles schnell reagieren.
Mehr Äpfel = mehr Stress
Fünf bis zwölfmal täglich äpfeln Pferde. Nervosität und Stress erhöhen die Frequenz. Für Pferdebesitzer ein ernstes Anzeichen, genauer hinzuschauen und mögliche Stress-Faktoren auszuschalten. Insgesamt entstehen täglich 15 bis 23 Kilo Pferdeäpfel.
Bis es so weit ist, geht einige Zeit ins Land. Denn was vorne hineinkommt, verlässt das Pferd erst nach einer mehr als 48 Stunden dauernden Reise durch den Darm. Was also im Stroh oder Gras landet, wurde vor über zwei Tagen gefressen! Auf dieser langen Reise durch den Magen-Darm-Trakt passiert eine ganze Menge: Das zerkleinerte Futter wird mit Magensäure vermischt, durch Bakterien aufgespalten, Eiweiß, Kohlenhydrate und Fett werden ins Blut abtransportiert, der Futterbrei wird entwässert und zu Pferdeäpfeln geformt.
Pferdeäpfel und Gesundheit
Bei Tierärzten gehört der Blick auf die Rossbollen zu fast jeder Untersuchung dazu. Vor allem, wenn das Pferd Probleme mit dem Magen oder Darm hat. Auch Pferdebesitzer können diese Gesundheitskontrolle mit ein wenig Übung nutzen und erfahren so ohne großen Aufwand, ob ihr Pferd gut verdaut.
Sie wollen alle Details zur Begutachtung von Pferdeäpfeln? Hier erhalten Sie das geballte Fachwissen unserer Expertin und Pferdeernährungsberaterin Dr. Kerstin Schneider:
Wichtig für die Apfellese ist, nur frische Bollen anzuschauen. Pferdeäpfel, die schon eine Weile in der Box oder auf der Weide lagen, sind bereits nachgedunkelt, angetrocknet oder zerfallen. So geben sie nicht mehr viele Infos preis. Zerteilen Sie die Bollen ruhig auch mal. So können Sie die Struktur besser erkennen. Pferden selbst verraten die Hinterlassenschaften übrigens noch viel mehr als uns: Sie erkennen aufgrund der enthaltenen Pheromone, um welches Geschlecht es sich handelt, ob es ein Konkurrent ist oder ein unterlegenes Tier. Selbst ihren eigenen Haufen erkennen Pferde und können andere Rossbollen bestimmten Pferden zuordnen, die mit ihnen in einer Gruppe leben.
Pferdeäpfel: Das verrät die Farbe über Gesundheit und Futter
Frisst ein Pferd ausreichend Heu von guter Qualität und verdaut gesund, sind die Pferdeäpfel grünlich-braun und glänzen leicht vor Feuchtigkeit. Doch Pferdeäpfel können auch eine andere Farbe annehmen. Wir sagen, was Sie darüber wissen müssen.

Mit einem täglichen Blick auf die Pferdeäpfel können Sie den Gesundheitszustand Ihres Pferdes beobachten.
Grasgrüne Pferdeäpfel
Diese sieht man bei Pferden, die viel frisches Weidegras gefressen haben. Es enthält viele schnell verdauliche Substanzen, viel Eiweiß und Zucker, sodass die Verweildauer im Darm zu kurz ist, um die Farbe zu ändern. Der Effekt verstärkt sich, wenn die Tiere viel kurzes Gras gefressen haben.
Futtertipp: Bieten Sie parallel zum Weidegang ausreichend Heu an. Das verlängert die Verweildauer im Darm und Gras kann besser verdaut werden. Das ist vor allem bei Stuten empfehlenswert. Durch die weiblichen Hormone sind sie grundsätzlich verfressener, ihr Körper ständig auf der Hut einer möglichen Trächtigkeit, weshalb sich Stuten gern auf frisches Gras stürzen.

Neben dem Koppelgang sollte ausreichend Heu zur Verfügung stehen.
Pferdeäpfel mit Gelbstich
Sie sind ein Zeichen für viel Kraftfutter, aber auch für zu viel Stroh. Das Problem: Stroh enthält viel Lignin und ist für Pferde nur schwer bis kaum zu verdauen. Die Gefahr: Verstopfungskoliken drohen, weil das Stroh im Lauf der Verdauung nicht weiter zerkleinert wird und so die Engpässe im Darm verstopft. Bei Pferden, die viel Stroh fressen, kann auch ein Magenproblem dahinterstecken. Mit dem Natriumbicarbonat aus dem Stroh wollen Pferde ihren übersäuerten Magen puffern.
Futtertipp: Die Obergrenze für Pferde sind 3 bis 4 Kilo Stroh pro Tag. Ältere Pferde sollten nur 1 bis 2 Kilo am Tag bekommen. Damit Pferde gar nicht erst in Versuchung kommen: Kein schmackhaftes Haferstroh als Einstreu verwenden.
Das verrät die Konsistenz von Pferdeäpfeln
Glänzend, einzeln, geben nach, wenn man auf sie tritt: So in etwa lässt sich die Konsistenz eines Haufens gesunder Pferdeäpfel beschreiben.
Weich, keine einzelnen Bollen zu erkennen
Bei einem gesunden Pferd regulieren sich zu weiche Pferdeäpfel von selbst. Grund kann etwa ein Weidewechsel sein. Irgendwann hat sich das Pferd an das neue Futter gewöhnt. Doch der Pferdedarm enthält eine empfindliche Zusammensetzung an Mikroben, ist daher sehr sensibel und reagiert auf die kleinsten Schwankungen recht heftig.
Bei weichem Kot sind die Mikroorganismen im Dickdarm durcheinander. Die negativen haben sich vermehrt, der vordere Verdauungstrakt ist überfordert und die Passagezeit der Nahrung dadurch zu kurz. Am Ende kommt ein weicher Brei hinten raus.
Futtertipp: Heil- oder Kieselerde hilft sehr gut. Beides puffert den Magen-Darm-Trakt und wirkt gegen Übersäuerung. Gut sind auch rechtsdrehende Milchsäurebakterien aus Joghurt für den Heilungsprozess oder ein Schuss Obstessig übers Futter, da er basisch verstoffwechselt wird. Grundsätzlich gilt: Vermeiden Sie krasse Futterwechsel! Das bedeutet: Nicht einfach von heute auf morgen mehr Stärke füttern, weil das Pferd mehr arbeitet. Das Gleiche gilt für Öl, Karotten oder anderes Saftfutter. Pferde sind Steppentiere und auf langsame Futteraufnahme spezialisiert.
Durchfall beim Pferd
Sind Pferdeäpfel so flüssig, dass sie nicht mal mehr einen Haufen bilden, sondern eher an einen Kuhfladen erinnern, sollten Sie unbedingt Fieber messen und einen Tierarzt rufen. Hinter Durchfall kann ein Infekt stecken, bei dem der ganze Organismus betroffen ist und nicht nur der Verdauungstrakt.
Kotwasser
Vor allem ältere Pferde haben im Winter, wenn sie nicht mehr auf der Weide stehen, Probleme mit Kotwasser. Durch den Wegfall des Weidegangs sind sie gestresst, können das harte Heu nicht mehr gut verwerten und das fehlende Gras kann die Mikroorganismen aus dem hinteren Darmbereich nicht mehr unterstützen.
Futtertipp: Um das Kotwasser in den Griff zu kriegen, sollten Sie das Pferd trotzdem Gras fressen lassen. Denn die Psyche ist der Hauptfaktor für Kotwasser. Deswegen sind vor allem auch Tinker und Schimmel betroffen. Sie werden oft aus der Herdengemeinschaft ausgegrenzt und haben dadurch psychischen Stress.