Stall-Apotheke: Erste-Hilfe-Set für Pferde
Erste Helfer für den Notfall

Im Notfall muss es fix gehen. Deswegen sollten Sie eine Stall-Apotheke parat haben. Was muss zwingend rein, und worauf müssen Sie achten?

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Erste-Hilfe-Koffer mit den wichtigsten Materialien können Sie im Handel kaufen.

Einen Schrank oder Koffer mit allem, was man im Notfall braucht, gibt es wohl in jedem Stall. Meist fehlt jedoch immer das, was ganz dringend benötigt wird. Oder Medikamente und Salben liegen schon jenseits des Verfallsdatums und gehören in den Müll. CAVALLO erklärt, was unbedingt in Ihre Stall-Apotheke gehört, auf was Sie verzichten können, und worauf Sie bei Medikamenten achten müssen.

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Der Inhalt hilft nur geübten Reitern

Eine Stall-Apotheke ist nur dann sinnvoll, wenn Sie mit dem Inhalt auch umgehen können. Ein falsch angelegter Verband führt schnell zu bleibenden Gewebeschäden am Pferdebein. Sie sollten also genau wissen, auf was es beim Bandagieren ankommt, wie man Fieber misst oder den Puls mit dem Stethoskop kontrolliert. Wenn Sie Ihrem Tierarzt im Notfall bereits am Telefon die Werte von Puls, Atmung und Temperatur durchgeben, kann er den Zustand Ihres Pferds schneller einschätzen. Dazu ist ein digitales Fieberthermometer in Ihrer Stall-Apotheke Pflicht. Halten Sie den Sensor beim Messen mit Kontakt zur Darmwand, sonst sind unter Umständen die Messwerte zu niedrig. Ein Stethoskop zur Pulskontrolle sollten Sie ebenfalls haben (ein preiswertes reicht). Üben Sie das Messen ab und zu, dann gewöhnt sich Ihr Pferd daran. Zudem bekommen Sie ein Gespür für die Normalwerte. Für Notizen sollten Zettel und Stift in Ihrer Stall-Apotheke nicht fehlen.

Um Verbandsmaterial sauber abzuschneiden, gehört eine rostfreie, gebogene Verbandsschere in jeden Medizin-Kasten. Ebenfalls stets zur Hand sollten Sie Einmal-Handschuhe haben. Die kommen immer dann zum Einsatz, wenn Sie sterile Finger brauchen. Zeckenzange und Pinzette dürfen in Ihrer Stall-Apotheke auch nicht fehlen.

Kühlelemente sind hilfreich, wenn Schwellungen vorliegen. Praktisch sind Kompressen, deren Kühlwirkung einsetzt, wenn Sie die Packung knicken. Optimal ist es, wenn Sie einen Maulkorb haben, falls das Pferd nach einer Kolik oder einer Sedierung nicht fressen darf. Auch eine Nasenbremse ist sinnvoll. Die sollten Sie aber nur nach Rücksprache mit Ihrem Tierarzt anwenden. Alternativ können Sie Ihrem Pferd kräftig in eine Hautfalte greifen, um es zu beruhigen.

Praktisch kann auch eine kleine Taschenlampe sein. Vor allem, wenn Sie abends im Dunkeln im Stall sind. Oder wenn Ihr Pferd an Bauch oder Innenschenkel verletzt ist. Dann können Sie die Stelle anleuchten und begutachten. Eine Hufuntersuchungszange ist nur etwas für Geübte. Pferdebesitzer können damit testen, ob das Pferd am Huf druckempfindlich ist. Allerdings müssen Sie sehr vorsichtig sein. Haben Pferde Hufabszesse, kann wenig Druck bereits sehr schmerzhaft sein.

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Das Fieberthermometer befestigen sie mit einer Klammer. Messen sie regelmäßig, dann kennen sie die Normalwerte.

Für einen Verband brauchen Sie sterile Wundauflagen. Diese dürfen nicht fusseln oder mit der Wunde verkleben. Sterile Verbandswatte (etwa 15 Zentimeter breit) zum Abpolstern, Mullkompressen sowie Klebeband brauchen Sie ebenfalls für Verbände. Praktisch sind selbstklebende Bandagen (etwa 15 Zentimeter breit).

Und welche Medikamente gehören in eine gute Stall-Apotheke? Zum Desinfizieren von Schrammen dürfen Jodlösungen nicht fehlen. Inzwischen gibt es auch zahlreiche moderne Wundlösungen auf dem Markt (zum Beispiel Octenivet). Vor Blau- und Silberspray warnen inzwischen viele Tierärzte. Sie hemmen die Heilungsphasen, weil sie keine Luft mehr an Verletzungen lassen. Zudem kann der Tierarzt die Wunde nicht ohne Weiteres nähen. Angebrochene Augensalben werfen Sie nach der Behandlung immer weg, weil Bakterien an der Öffnung zurückbleiben und das Auge erneut in zieren können. Inzwischen gibt es Augensalben auch praktisch portioniert. Besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt, was speziell für Ihr Pferd in der Stall-Apotheke sonst noch nützlich ist.

Medikamente, die täglich gebraucht werden, bekommen einen Extraplatz. Schreiben Sie darauf den Namen des Pferds, das die Medikamente benötigt und notieren Sie das Kaufdatum.

Kontrollieren Sie ein Mal im Jahr den kompletten Inhalt

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Rädlein
Der richtige Verband schützt vor Infektionen.

Ihre Stall-Apotheke bewahren Sie am besten in einem separaten Schrank auf, damit Medikamente und Verbandsmaterial vor Schmutz, Staub und Feuchtigkeit geschützt sind. Hängen Sie den Schrank so hoch, dass die Arzneimittel nicht in die Fänge von Kindern oder Tieren geraten können. Schließen Sie den Schrank nicht zu. Möglicherweise haben Sie im Notfall den Schlüssel nicht parat.

Kontrollieren Sie Ihre Stall-Apotheke ein Mal jährlich. In vielen Ställen wird sie ein Mal ausgestattet und gammelt dann vor sich hin. Checken Sie das Verfallsdatum der Medikamente und entsorgen Sie diese nach Ablauf im Restmüll. Auch Verbandsmaterial frischen Sie regelmäßig auf. Bei Klebebändern und selbstklebenden Bandagen lässt die Klebekraft über die Jahre nach. Sie haben in der Regel auch ein Verfallsdatum und müssen von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden.

Packungsbeilagen verknüllen leicht oder gehen sogar verloren. Praktisch: Heften Sie alle Beilagen in einem Ordner ab, dann haben Sie diese stets griffbereit. Ebenfalls hilfreich ist eine Telefonliste. Darauf notieren Sie nicht nur die Nummern von Stallbesitzer und Schmied, sondern auch die Rufnummern von mindestens zwei Tierärzten, falls einer davon nicht erreichbar ist.

Auch der Kontakt zur nächsten Pferdeklinik sollte auf der Liste stehen, samt Wegbeschreibung dorthin. Einige Pferdebesitzer sind im Notfall so aufgeregt, dass sie den Weg zur Klinik nicht mehr finden. Und denken Sie daran: Üben Sie das Verladen rechtzeitig.

Im Handel gibt es gefüllte Erste-Hilfe-Koffer speziell für Pferde. Die Preise variieren je nach Inhalt zwischen 115 und 350 Euro.

Info

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Die Telefonnummer einer Pferdeklinik in der Nähe darf nicht fehlen.

Puls, Atmung und Temperatur sollten Sie selbst bestimmen können.

Temperatur
Die Normaltemperatur liegt bei Pferden über 2 Jahren zwischen 37,5 und 38,2°C (unter 2 Jahren: bis 38,4°C). Nach Belastung ist ein Anstieg auf 39 bis 40°C möglich und normal.

Puls
Der normale Ruhepuls liegt bei erwachsenen Pferden bei 28 bis 40 Schlägen pro Minute. Zählen Sie 6 Sekunden lang und multiplizieren mit 10.

Atmung
Erwachsene Pferde atmen in Ruhe 8 bis 16 Züge pro Minute.

Die aktuelle Ausgabe
6 / 20253

Erscheinungsdatum 17.05.2023