Medizin-Kompendium: Hufrehe
Was tun bei Hufrehe?

Hufrehe tritt das ganze Jahr über auf. In Herbst und Winter droht vorbelasteten Tieren ein weiterer Schub. Was können Besitzer und Tierarzt tun?

Medizin-Kompendium Hufrehe
Foto: Lisa Rädlein
In diesem Artikel:
  • Was ist Hufrehe beim Pferd?
  • Welche Symptome haben Pferde bei Hufrehe?
  • Soforthilfe für Hufrehe-Patienten
  • Wie lässt sich Hufrehe vorbeugen?

Was ist Hufrehe beim Pferd?

Bei Hufrehe wird nach und nach der Aufhängeapparat des Hufbeins zerstört. Dieser Hufbeinträger besteht aus den Blättchenschichten von Hornwand und Huflederhaut, die über Lamellen eng verzahnt sind. Lockert sich diese Verbindung zwischen Hufbein und Hornkapsel, führt dies dazu, dass sich das Hufbein womöglich senkt. Das kann bereits ein bis drei Tage nach Auftreten der Rehe der Fall sein.

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Medizin-Kompendium Folge 287
Hufrehe: Ursachen, Symptome und Behandlung
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Oft kommt es zusätzlich zu einer Hufbeinrotation: Weil die Sohlenfläche des Hufbeins von der tiefen Beugesehne nach unten gezogen wird, dreht sich seine Spitze nach unten; es droht ein Sohlendurchbruch.
"Hufrehe ist keine orthopädische Erkrankung, sondern eine innere Erkrankung, bei der die Blutgefäße im Huf geschädigt werden", erklärt Tierarzt Dr. Joachim Onderka.

Inhalt
Medizin-Kompendium Hufrehe
Lisa Rädlein
Rehe-Hufe zeigen die typische Rillenbildung und eine nach vorne gebogene Zehe.
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Bingold
Senkt sich das Hufbein ab, kann es im schlimmsten Fall die Sohle durchbrechen.

Welche Symptome haben Pferde bei Hufrehe?

Rehe kann innerhalb weniger Stunden ausbrechen. Das Pferd hat Schmerzen, will sich häufig hinlegen oder nicht mehr fressen. Die Sohle ist druckempfindlich, am Fesselkopf ist eine Pulsation zu spüren. Typisch ist die Rehe-Stellung, bei der das Pferd die Zehen der Vorderbeine entlastet und die Hinterbeine unterschiebt. Es will nicht laufen und verlagert das Gewicht von einem Bein aufs andere.

Bereits nach etwa zwei Tagen geht diese akute in die chronische Phase über. Im schlimmsten Fall kommt es im Endstadium dazu, dass sich die Verbindung zwischen Hufbein und Hornkapsel komplett löst: Das Pferd "schuht aus". Senkt sich oder rotiert das Hufbein, kann es zum Sohlendurchbruch kommen.

In der Anfangsphase einer akuten Hufrehe merkt man dem Pferd häufig äußerlich nichts an. Doch die Krankheit entwickelt sich rapide. Binnen weniger Stunden kann sich das Hufbein senken oder rotieren. Dem Pferd geht es schlagartig schlechter und Veränderungen am Huf fallen auf.

Achten Sie unbedingt auch auf folgende Alarmsignale:

  • Das Pferd zittert und schwitzt.
  • Puls (normal: 28 bis 40 Schläge pro Minute) und Atmung (normal: 8 bis 12 Züge pro Minute) sind erhöht. Zudem spüren Sie eine starke, klopfende Pulsation am Fesselkopf. Im Stand entlastet das Pferd die schmerzenden Zehen, indem es die Vorderbeine weit nach vorne verlagert und die Hinterbeine unter den Körper schiebt (Rehe-Stellung).
  • Oft liegen die Tiere viel.
  • Typisch ist auch die ständige Gewichtsverlagerung von einem Vorderbein aufs andere.
  • Beim Laufen tritt das Pferd zuerst mit Ballen und Trachten auf, erst danach klappt der vordere Teil des Hufs auf den Boden. Die Schritte sind flach und kurz.
  • Bei einem chronischen Krankheitsverlauf bekommt das Pferd mehrmals in seinem Leben einen Reheschub. Anzeichen sind Wendeschmerz und Fühligkeit; der Huf wird knollig, Reheringe bilden sich.

Soforthilfe für Hufrehe-Patienten

Hufrehe ist ein Notfall. Bis der Tierarzt eintrifft, sollte das Pferd auf sehr weichem Boden stehen und das betroffene Bein gekühlt werden. Dazu eignet sich eiskaltes Wasser oder ein Eimer mit gestoßenen Eiswürfeln. Die eiskalte Soforthilfe hat zwei enorme Vorteile: Kälte lindert den Schmerz und die Gefäße schwellen ab. "Die Hufrehe wird angehalten", sagt Dr. Marc Koene, Leiter der Tierärztlichen Klinik für Pferde in Lüsche/Niedersachsen. Nur die Venolen, die das Blut aus dem Huf pumpen, bleiben leitungsschwach. Um einen Blutstau im Huf zu verhindern und die Gift- sowie Entzündungsstoffe abzutransportieren, verabreicht der Tierarzt Gerinnungshemmer. Einige Tierärzte haben gute Erfahrungen mit dem Aderlass und nutzen ihn für akute Fälle. Dabei werden dem Pferd mehrere Liter Blut abgezapft und durch die gleiche Menge Kochsalzlösung ersetzt. "Das verringert die Anzahl der roten Blutkörperchen", sagt Dr. Hermann Josef Genn, Leiter der Pferdeklinik Mühlen in Niedersachsen. "Die restlichen Blutkörperchen rutschen so besser durch die Gefäße." Danach bekommt das Pferd einen dicken Polsterverband (linkes Bild) oder orthopädischen Hufbeschlag. Diese Maßnahmen sollen die weitere Senkung oder Rotation des Hufbeins verhindern.

Wie lässt sich Hufrehe vorbeugen?

Übergewicht ist zu vermeiden. Das heißt: Fütterung auf den Bedarf anpassen und die Bewegung dabei nicht vergessen. Einmal erkrankte Pferde sollten am besten auf einen Paddock oder eine Fressbremse (z.B. Shires Deluxe Maulkorb , Eldorado Weidemaulkorb oder Kerbl Fressbremse Maulkorb,) tragen.

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Lisa Rädlein
Eine Fressbremse kann bei anfälligen Pferden das Risiko für Übergewicht verringern.
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10 / 2023

Erscheinungsdatum 13.09.2023