Duftende ätherische Öle und farbiges Licht – das sind zwei uralte Möglichkeiten, Lebewesen zu behandeln. Beide sind nicht unumstritten; und sie werden oft eher mit Wellness als mit ernsthafter Therapie bei physischen und psychischen Erkrankungen assoziiert.
Mehr Erfahrung als Wissenschaft
Kein Wunder, denn ihre Wirkung beruht größtenteils auf Erfahrungswerten und kann nicht bzw. nur in Teilen wissenschaftlich bewiesen werden. Doch weiß wohl jeder aus eigener Erfahrung, dass ätherische Öle bei Erkältung oder Kopfschmerz helfen und farbiges Licht auf die Stimmung wirkt.
Auch Tiere werden mit Licht- und Aromatherapie behandelt, meist von naturheilkundlich bzw. energetisch arbeitenden Therapeuten wie Tierheilpraktikern oder Osteopathen. Was können Düfte und Farben bei Pferden bewirken?
Die Wirkung farbigen Lichts auf Körper und Geist
Sie spielt schon seit Jahrtausenden in vielen Kulturen eine wichtige heilkundliche Rolle. Die Farblichttherapie geht davon aus, dass jede Farbe ein eigenes Wellenspektrum und damit verbunden eine bestimmte Wirkung hat.
Die Farblichtschwingungen werden über Auge und Haut in tiefer liegende Gewebe und Organe weitergeleitet, erreichen die Zellen im Organismus und entfalten hier ihre spezielle Wirkung. Sie haben Einfluss auf die Psyche, können Körperfunktionen anregen oder harmonisieren und Störungen des Bewegungsapparats, die durch Energieflussstörungen verursacht werden, auflösen.
„Die Lichttherapie kann man beim Pferd alleine, aber auch in Kombination mit der manuellen Behandlung einsetzen“, erklärt Osteopathin und Tierheilpraktikerin Monika Hornburg aus Heilbronn/Baden-Württemberg. „Das Pferd kann das Licht über das Auge wahrnehmen, womit zumeist psychische Reaktionen auslöst werden. Ich kann das Licht aber auch direkt auf Akupunkturpunkte oder bestimmte Körperregionen richten. Dies ist im energetischen Bereich sehr wirkungsvoll und kann eine Alternative zur Nadelakupunktur darstellen.“
Rot wärmt, Grün entspannt
Die Farbe wählt der Therapeut je nach gewünschter Wirkung aufs Pferd. „Rot zum Beispiel wärmt, aktiviert, regt an und fördert die Durchblutung. Grün wirkt auf das vegetative Nervensystem, entspannt und sediert. Gelb wirkt erheiternd und stimuliert die Drüsenfunktion. Blau wirkt entzündungshemmend, kühlt und entspannt“, erklärt Monika Hornburg. Aus ihrer Praxis hat sie viele einleuchtende Beispiele.
„Gerade im Bereich der Wirbel und bei der Beckenkorrektur ist zusätzlich zur osteopathischen Behandlung eine Farblichtbehandlung zur Unterstützung sinnvoll“, sagt die Therapeutin. „Wenn der Abstand vom ersten Halswirbel zum Unterkiefer ungleich ist, reicht es sogar oft aus, eine kurze Bestrahlung an bestimmten Stellen zu machen, um dieses Ungleichgewicht zu beheben. Diese Korrektur ist für den Pferdebesitzer direkt sichtbar und oft verblüffend.“
Farbe auch beim Equipment beachten
Ein weiteres Beispiel aus ihrer Praxis: Bei chronischen Nasennebenhöhlenerkrankungen kann eine Farbtherapie dafür sorgen, dass angestautes Sekret oft in erstaunlicher Menge abfließt.
Wichtig ist Monika Hornburg, dass man das Tier nicht zu einer bestimmten Farbe zwingt: „Ich gebe dem Pferd die Möglichkeit, sich dem Licht auch zu entziehen. Pferde zeigen sehr genau, was ihnen guttut und was nicht.“
Die Osteopathin rät Pferdebesitzern, auch die Wirkung der Farben ihrer Ausrüstungsgegenstände auf ihr Pferd zu hinterfragen: „Eine rote Decke etwa kann durchaus anregend aufs Pferd wirken – schließlich erzeugt sie rotes Licht, das wiederum auf die Körperzellen und die Psyche des Pferds wirkt. Für ohnehin unruhige, energiegeladene Pferde würde ich eine grüne Decke wählen.“
Will man tiefer in die Lichttherapie einsteigen, sollte man sich immer an einen erfahrenen Therapeuten wenden – und bei ernsthaften medizinischen Problemen in jedem Fall einen Tierarzt hinzuziehen!
Aromatherapie: Vom Licht zum Duft
Diese ist eine spezielle Form der Phytotherapie, also der Pflanzenheilkunde. Sie arbeitet mit duftenden ätherischen Ölen, die aus Pflanzen gewonnen werden und spezielle psychische wie physische Wirkung auf den Organismus haben. Diese Art der Behandlung ist schon seit der Antike bekannt und relativ gut etabliert.
Doch auch zur Wirksamkeit der Aromatherapie gibt es bis jetzt kaum wissenschaftliche Untersuchungen – vor allem für die Behandlung von Tieren. Ansätze gibt es allerdings, wie diese Studie aus 2017: Veterinäre wiesen nach, dass bestimmte ätherische Öle bei Hunden, Katzen und Pferden tatsächlich antibakteriell wirken, zum Beispiel gegen Staphylokokken.
Insgesamt ist die Wirkung der ätherischen Öle jedoch sehr komplex und beruht noch immer hauptsächlich auf Erfahrungswerten. Daher sollten die Öle nur vom Fachmann mit genauer Kenntnis der Wirkung und Nebenwirkungen angewandt werden.
Wirkung mit Pferd überprüfen
„Insgesamt gibt es zirka 150 ätherische Öle, gängig für die Aromatherapie beim Pferd sind rund 20“, erklärt die pharmazeutisch-technische Assistentin Monika Feldmann aus Recke/Nordrhein-Westfalen. Sie beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Aromatherapie für Menschen wie für Pferde und absolviert derzeit eine Ausbildung zur Heilpraktikerin.
„Die Wirkung der Öle reicht von schmerzlindernd und krampflösend über stimmungsaufhellend und konzentrationsfördernd bis hin zu antimikrobiell und entzündungshemmend.“ Auch Monika Feldmann ist es wichtig, bei jeder Behandlung zuerst die Reaktion des Pferds zu prüfen: „Halte ich dem Pferd das Öl hin und riecht es interessiert daran, ist das ein Zeichen, dass das Öl für die Behandlung passen könnte. Wendet sich das Pferd ab, sollte man das Öl nicht anwenden oder gar aufzwingen.“
Wie werden die duftenden Öle angewendet?
Die Aromatherapie erfolgt innerlich über Atemwege und Verdauung sowie äußerlich auf der Haut. Wichtig ist, dass keine synthetischen, sondern nur hochwertige echte ätherische Öle verwendet werden – gewonnen mittels Wasserdampf-Destillation bzw. das Auspressen von Zitrusfrüchteschalen. Meist müssen die Öle verdünnt werden, da sie sonst Haut und Schleimhäute reizen und eventuell sogar giftig wirken.
„Für die äußerliche Anwendung mische ich 20 ml Basisöl mit fünf bis sieben Tropfen des jeweiligen Öls“, erklärt Monika Feldmann. „Aufgetragen werden kann das Öl rund um die Nüstern, so dass die Dämpfe eingeatmet werden, aber auch auf Stirn, Mähnenkamm und Solarplexus, also im Bereich des Nervengeflechts zwischen Brustbein und Bauchnabel.“
Die Wirkung ist zum Teil erstaunlich vielfältig – etwa bei Lavendel. „Lavendelöl, unverdünnt aufgetragen, wirkt antibakteriell und schmerzlindernd, lässt Hautverletzungen besser heilen und reduziert die Narbenbildung“, so Feldmann. „Und es hält Fliegen fern.“
Beruhigend wirkt Lavendel obendrein, das zeigte kürzlich eine US-Studie: Die Werte des Stresshormons Cortisol waren bei Pferden, die während einer Hängerfahrt Lavendelduft einatmeten, deutlich niedriger als bei einer Kontrollgruppe.
Für Stresssituationen wie das Verladen schwört Feldmann auch auf Jasmin, um Pferde zu beruhigen und Ängste abzubauen: Verdünnt etwa mit Mandelöl, trägt sie es schon eine Woche vor dem Verladetermin täglich auf Stirn und Nüstern auf. „Viele Pferde, die nicht in den Hänger wollen, lassen sich so problemlos verladen.“
Fazit: Den Tierarzt ersetzen Licht- oder Aromatherapie natürlich nie, und sie erfordern Expertenwissen. Dann können Pferde von Farben und Düften richtig profitieren.
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