Ratgeber Leckerlis: Darauf kommt es bei der Belohnung an
Gesunde Leckerlis zum Naschen

Kein Getreide, wenig Zucker, natürliche Zutaten – solche Leckerlis sind im Trend. Wir zeigen, worauf es bei gesundem Futterlob ankommt.

CAV Leckerli Ratgeber Teaser
Foto: Rädlein

Was richtig lecker schmeckt, ist angeblich auch immer eine kleine Sünde: Ob kalorienreiche Schokolade und fettige Chips für den Menschen – oder eben Leckerlis fürs Pferd mit Melasse und Zucker. Tatsächlich müssen Leckereien und Futterlob keine Kalorienbomben sein. Es gibt schließlich immer mehr gesunde Snack-Alternativen für Pferde. Wir zeigen, was sich auf dem Leckerli-Markt tut, ob kalorien- und zuckerreduzierte Happen wirklich so gesund sind und worauf Sie bei den Inhaltsstoffen achten sollten.

Unsere Highlights

Was gibt es Neues auf dem Leckerli-Markt?

Bei Müsli, Mash und Kraftfutter gibt es den Trend zu getreidefreien oder kalorienreduzierten Rezepturen schon länger. Nun schwappt die Welle auf die Leckerlis über: „Das Interesse an gesunden Belohnungen ist gestiegen“, berichtet Klaus Mittermeier, Vorstand beim Futterhersteller Mühldorfer AG (muehldorfer-pferdefutter.de). Solche Leckerlis sind vor allem für Pferde wichtig, die unter Stoffwechselkrankheiten wie dem Equinen Metabolischen Syndrom (EMS) oder Cushing leiden. Sie reagieren empfindlich auf leichtverdauliche Kohlenhydrate wie Zucker und Stärke, Hufrehe droht. Und auch für Moppelchen, die nicht gemästet werden sollen, geht der Trend zum getreidefreien Snack ohne Hafer und Co.

Was steckt in den neuen Light-Leckerlis?

Um möglichst zuckerarme Rezepturen zu finden, experimentiert Anja Rudolf von der Leckerli-Fabrik (leckerli-fabrik.de) immer wieder mit neuen Zutaten. Sie stellt ihre Leckerlis von Hand her. „Meine normalen Light-Leckerlis sind zwar getreidefrei, enthalten aber rote Bete und Karotte und haben dadurch einen natürlichen Zuckergehalt.“ Um diesen noch weiter zu reduzieren, setzt Rudolf in einer zweiten Light-Variante Kräuter statt Gemüse ein. Rudolfs Light-Varianten enthalten außerdem Leinsamenmehl statt Haferflocken. „Durch den gegenüber Haferflocken leicht erhöhten Proteingehalt gilt auch hier: nicht zu viel füttern“, rät Rudolf.

Auch die großen Hersteller setzen bei Lightprodukten auf Ölfrüchte wie Leinsamen oder Sonnenblumenkerne. Die Mühldorfer AG möchte in Zukunft auch Innovationen aus dem Futterbereich für Leckerlis nutzen. So könnte aus einem neuen, absolut getreideund stärkefreien Futter ein Leckerli entstehen. Das Futter hat einen hohen Proteingehalt und wurde für Pferde entwickelt, die unter Insulinresistenz leiden, aber sportliche Leistung bringen sollen. Es besteht aus einer extrudierten, also durch Druck in Form gepressten Masse aus verschiedenen Ölfrüchten. „Das ist neu, denn Extrudate gab es bisher nur mit Getreidestärke. Der Vorteil an Extrudaten ist, dass sie homogen sind, einen schönen, krossen Biss haben und gut schmecken“, sagt Mittermeier. Perfekt also für Leckerlis.

Muss ein Leckerli unbedingt gesund sein?

„Wer nur sehr selten Leckerlis füttert, muss sich nicht allzu viele Gedanken um die Inhaltsstoffe machen“, sagt Professor Ellen Kienzle vom Lehrstuhl für Tierernährung und Diätetik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. „Wer dagegen sehr gerne mit positiver Verstärkung arbeitet und viele Leckerlis füttert, sollte mehr darauf achten.“ Und einen Blick aufs Pferd werfen: „Ist das Pferd schlank, spielt der Kaloriengehalt der Leckerlis keine große Rolle“, so Kienzle. Professor Dirk Winter von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen sieht das ähnlich: „Sind Leckerlis wirklich nur ein Belohnungshappen, steht der ernährungsphysiologische Aspekt nicht im Vordergrund.“ Trotzdem sollten Leckerlis für ihn so zusammengesetzt sein, dass sie theoretisch auch als Zusatzfutter zum Einsatz kommen könnten.

Welche Vorteile haben Leckerlis ohne Getreide?

„Auch Kohlenhydrate sind Zucker“, betont Dirk Winter. Getreidefreie Produkte sind für Patienten mit Stoffwechselproblemen und Risikokandidaten wie dicke Pferde deshalb besser geeignet als herkömmliche Leckerlis. Besitzer sollten aber auch die weiteren Zutaten genau unter die Lupe nehmen, um versteckten Zucker aufzuspüren.

Worauf muss man beim Zuckergehalt von Leckerlis achten?

Selbst wenn Leckerlis weder Getreide noch zugesetzten Zucker enthalten, sind sie nicht automatisch zuckerfrei. Stehen zum Beispiel Apfeltrester oder Rübenschnitzel ganz vorn auf der Zutatenliste, steigt der Gehalt an leichtverdaulichen Kohlenhydraten. Auch Melasse ist nichts für Diät-Pferde.

Oft lohnt sich beim Leckerli-Kauf ein Blick auf die Verpackung: Hier sind die analytischen Bestandteile aufgeführt. Der Zuckergehalt ist meist in Prozent angegeben; manchmal ist die Liste aber auch weniger detailliert und der Zuckergehalt fehlt.

Übrigens sind zuckerarme Leckerlis nicht nur für Pferde mit Stoffwechselproblemen gesünder: „Für die Zähne ist alles, was klebt, schädlich. Dazu zählt natürlich Zucker, noch schlimmer sind aber Plombenzieherleckerli mit Melasse oder klebriger Stärke“, betont Professor Ellen Kienzle.

Sind Leckerlis ohne künstliche Zusatzstoffe gesünder?

Der Leckerli-Trend geht hin zu natürlichen Zutaten und weg von künstlichen Zusatzstoffen. Das kann Leckerlis verträglicher machen: „Manche Pferde können zum Beispiel auf zugesetzte Aromen empfindlich reagieren“, sagt Ellen Kienzle. Andere Zusatzstoffe wie etwa Pelletierhilfsmittel seien dagegen meistens kein Problem.

Wie sinnvoll sind Leckerlis mit Vitaminen oder Mineralien?

Zu den Zusatzstoffen gehören neben Aromen auch Vitamine: „Vitamine wie A, D oder E werden in der Regel künstlich hergestellt“, so Professor Dirk Winter. „Bei Futtermitteln, die nur als Leckerlis Verwendung finden, kann auf den Zusatz von Mineralstoffen und Vitaminen verzichtet werden“, sagt er. Sind Leckerli dennoch mit den Vitaminen A oder D angereichert, sollte man das bei der Futterration einkalkulieren, raten Fütterungsexperten. „Denn eine Überversorgung könnte sich negativ auf das Skelett auswirken“, sagt Professor Ellen Kienzle.

Generell hält sie es für wenig sinnvoll, Pferde über Leckerlis mit Vitaminen oder Mineralien zu versorgen. „Ist das Pferd weniger brav und verdient sich weniger Leckerlis, bekäme es nämlich weniger davon ab.“ Auch Klaus Mittermeier von der Firma Mühldorfer rät: „Wer Mineralfutter aus der Hand füttern will, greift besser zu Mineralbrickets. Die haben dann eine genaue Dosierungsanleitung auf der Packung.“

Wie verträglich sind Leckerlis mit Kräutern und Co.?

Nicht nur Mineralien und Vitamine sollen Leckerlis aufwerten; viele neue Produkte enthalten auch Kräuter wie Anis, Oregano, Thymian oder Kamille. „Die Kräuter, die wir verwenden, haben Arzneibuchqualität und sind getestet“, sagt Klaus Mittermeier von Mühldorfer. Fütterungs-Expertin Professor Kienzle rät bei Kräuterzusätzen trotzdem zur Vorsicht: „Kräuter wirken bei jedem Pferd individuell sehr unterschiedlich und können Unverträglichkeiten auslösen.“

Manche Leckerlis enthalten für Duft und Aroma statt Kräutern auch ätherische Öle. „Diese können die Magenschleimhaut des Pferds angreifen“, gibt Professor Ellen Kienzle zu bedenken. Was auf den ersten Blick gesund erscheint, muss also nicht immer verträglich sein. Das gilt auch für Knoblauch, der oft als besonders gesundheitsfördernd angepriesen wird. Die Fütterungs-Expertin rät allerdings dringend davon ab: „Knoblauch ist als Leckerli-Zutat nicht geeignet“, sagt Professor Kienzle. „Pferde können die darin enthaltenen Giftstoffe nicht gut verarbeiten.“

Was sollte man bei Leckerlis aus gepresstem Heu beachten?

Diese Produkte sind als Snacks jetzt ebenfalls im Kommen. „Für ein getreidefreies Leckerli haben wir zum Beispiel Alpenwiesenheu mit Kamille kombiniert“, sagt Klaus Mittermeier. Solche Rezepturen sind eine gute Alternative für Stoffwechselpatienten.

Tipp von Professor Kienzle: Machen Sie bei Heu-Leckerlis den Quell-Test. Gehen die Leckerlis stark auf, wenn man sie mit warmem Wasser übergießt, droht Schlundverstopfung. Als trockener Snack sind solche Presslinge nicht geeignet. Generell gilt, dass Pferde Leckerlis nicht gierig verschlingen sollten.

Fest steht: Wer Leckerchen für sein Pferd mit Bedacht aussucht und füttert, hat noch mehr Spaß beim Freude machen.

Mehr Tipps zur guten Ernährung von Pferden

Die aktuelle Ausgabe
4 / 2023

Erscheinungsdatum 15.03.2023

Abo ab 42,99 €