CAVALLO: Für wen sind die Änderungen des Röntgenleitfadens wichtig?
Christoph Lischer: Vor allem für Tierärzte, die eine Kaufuntersuchung durchführen und dazu den Röntgenleit- faden verwenden, der von der Gesellschaft für Pferdemedizin empfohlen wird. Für Pferde-käufer soll der neue Röntgenleitfaden mehr Klarheit bringen, weil der Schwerpunkt auf Befunden liegt, die mit einem Lahmheitsrisiko behaftet sind.
Was hat sich denn konkret verändert?
Die wichtigste Neuerung ist die Abschaffung der vier Röntgenklassen. Pferde werden nicht mehr mit einem schulnotenähnlichen System bewertet. Stattdessen erhebt der Tierarzt nur die Befunde, die von der normalen Röntgenanatomie abweichen. Einige im Röntgenleitfaden festgehaltene Abweichungen werden zudem als Risiko-Befund für spätere Lahmheiten gekennzeichnet.
Was soll sich durch die neue Regelung ändern?
Wir wollen sicherstellen, dass nur solche Befunde als Risiko bewertet werden, für die ein Lahmheitsrisiko nachgewiesen ist. Bisher hatten Pferde, die es nicht in die besten Röntgenklassen eins oder zwei schafften, für Käufer oft einen Makel. Dabei war bei vielen Befunden unklar, ob sie ein Lahmheitsrisiko darstellen.
Ändert sich der Stellenwert der Röntgenuntersuchung?
Die Röntgenuntersuchung wurde bisher oft überbewertet. Dabei ist die klinische Untersuchung des Pferds das Wichtigste. Wir erhoffen uns vom neuen Leitfaden ein Umdenken.
Gab es wissenschaftliche Gründe für die Änderung?
Ja, Studien haben etwa gezeigt, dass Tierärzte Röntgenbilder sehr unterschiedlich beschreiben und bewerten. Da gibt es wenig Übereinstimmung, vor allem bei geringen Abweichungen von der radiologischen Norm. Deutliche Befunde erkennen Tierärzte dagegen meist sicher und übereinstimmend. Durch die festgelegten Risikobefunde sollen Röntgenbewertungen objektiver werden.