Ein ausgiebiges Frühstück ist für Menschen der beste Start in den Tag. Bei Pferden ist jede Mahlzeit wichtig. Freilebend verbringen sie rund 60 Prozent ihrer Zeit mit Fressen. Sie sind quasi Dauerfresser. Nach einer Mahlzeit dösen sie zwei bis drei Stunden, bevor sie weitergrasen.
Stehen Pferde ganztägig auf der Weide, entspricht das ihrem natürlichen Fressbedürfnis am ehesten. Sie grasen zwischen 12 und 14 Stunden. Im Stall schlingen sie Heu und Kraftfutter zusammengerechnet oft in zwei bis vier Stunden hinunter. Das ist viel riskanter, als manche Reiter denken.
Anatomisch gesehen sind Pferde einfach nicht auf das Fressen großer Mengen ausgerichtet. Ihr Magen ist recht klein. Er fasst nur etwa 5 bis 15 Liter. Salzsäure wird quasi dauernd produziert. Wie schnell das Futter durch den Magen in den Dünndarm rutscht, hängt vom Volumen ab. Größere Mengen gehen schnell durch, kleine Portionen brauchen länger. Das ist bekömmlicher: Das Pferd kaut das Futter gründlich, speichelt es intensiv ein, füllt ständig seinen Magen.















Heu besser nicht rationieren
Pferde kauen Heu intensiver und können es nicht hinunterschlingen. Ein Kilo Heu frisst ein Pferd in rund 40 Minuten. Da Pferde laut neuester Empfehlungen von Fütterungsexperten mindestens 1,5 Kilogramm Heu pro 100 Kilo Körpergewicht am Tag fressen sollen, knabbert etwa ein 600 kg schweres Pferd rund sieben Stunden an zehn Kilo Heu.
In den meisten Pferdeställen wird Heu jedoch rationiert, weil es angeblich fett und träge macht. Tatsächlich ist gutes Heu der optimale Treibstoff, der den Pferdedarm in Schwung hält. Stabilität und Qualität der Darmflora hängen von der Rohfaser ab. Bei der Verdauung entstehen flüchtige Fettsäuren, die dem Pferd stundenlang als gleichmäßige Energiequelle zur Verfügung stehen. Heu sollten Sie daher nicht rationieren, sondern Ihrem Pferd die freie Wahl lassen, sich rund um die Uhr zu bedienen. Wer am Raufutter spart und womöglich auch noch die Fütterung auf zwei Portionen am Tag beschränkt, riskiert Magengeschwüre und schwere Verdauungsstörungen (Kolik).
Fressen ist für Pferde aber auch eine psychisch wichtige Beschäftigung. Fehlt diese, entwickeln manche Tiere abnormales Verhalten. Sie schlucken Luft (koppen), tigern in ihren Boxen auf und ab oder weben in Erwartung des Futters. Dabei belasten sie abwechselnd die Vorderbeine und pendeln mit dem Kopf hin und her. Um solche Stereotypien zu vermeiden, muss die Fütterung so gut es geht an die Bedürfnisse des Pferds angepasst werden. Hilfreich sind dabei Heunetze. Daraus futtern Pferde ihre Portion langsamer. Laut neuer Leitlinien zur Pferdehaltung unter Tierschutzaspekten sollten Fütterungspausen nie länger als vier Stunden dauern.
















Tipp: Hafer und Pellets aufteilen
Im Vergleich zum Heu frisst ein Pferd sein Kraftfutter rasend schnell: Ein Kilogramm Hafer verschlingen Pferde in zehn Minuten, gequetschten Hafer sogar noch schneller. Zu viel Kraftfutter auf einen Schlag kann wegen Überladung und Gasbildung im sensiblen Verdauungstrakt zu Koliken führen.
Teilen Sie das Kraftfutter unbedingt auf mindestens zwei Mahlzeiten auf. Mehr als 0,5 Prozent des Körpergewichts sollte die Menge an Getreide pro Fütterung nicht betragen. Das wären bei einem 500 Kilogramm schweren Pferd rund 2,5 Kilo Hafer. Alles über einem Prozent des Körpergewichts sollte auf drei Portionen geteilt werden. Normalerweise erreicht ein Großteil des Futters nach 12 Stunden den Dickdarm. Große Mengen flutschen zu schnell ins Gedärm und bringen dort die Mikroorganismen durcheinander. Das gilt vor allem bei hochkonzentriertem Futter für Sportpferde. Achten Sie unbedingt darauf, dieses Futter portioniert zu füttern. Und gönnen Sie Ihrem Pferd vor dem Reiten eine Verdauungspause von mindestens einer Stunde.
Optimal fürs Pferd ist die Fütterung mit einem Kraftfutterautomat. Er gibt über den Tag verteilt kleine Mengen Pellets, Hafer, Müsli oder Mineralfutter in den Trog. Das schont den empfindlichen Pferdemagen. Die Automaten sind allerdings mit rund 10 000 Euro für etwa acht bis neun Boxen recht teuer in der Anschaffung. Dafür sind sie individuell auf das Pferd abgestimmt; die Daten werden im Offenstall etwa mittels Chip abgerufen. So erhält jedes Pferd genau das, was es braucht und wann es es braucht. Ansonsten muss der Stallbesitzer auf regelmäßige Fütterungszeiten und angemessene Portionen achten. Ob er das Kraftfutter um 6 Uhr und 18 Uhr serviert oder zwei Stunden später, ist egal. Hauptsache, er hält sich in etwa an die jeweiligen Zeiten. Denn Pferde gewöhnen sich rasch an einen bestimmten Rhythmus. Manche bekommen vor lauter Aufregung Verdauungsstörungen, wenn die gewohnten Futterzeiten nicht eingehalten werden.
Um den Magen auf das Kraftfutter vorzubereiten, sollten die Pferde 10 bis 15 Minuten vorher Heu bekommen. Das ist gut für die Speichelbildung, die Schichtung des Futters im Magen sowie den reibungslosen Durchfluss vom Magen in den Dünndarm. Auch ihr Kraftfutter fressen die Pferde so langsamer. Als Abstand zwischen den einzelnen Kraftfutter-Mahlzeiten sind sechs bis acht Stunden optimal. Dänische Forscher fanden heraus, dass Pferde vermehrt Magengeschwüre hatten, die über sechs Stunden nichts zu fressen bekamen.
















Rohfasern verlängern die Kauzeit
Pellets sind schneller verputzt als Körnermischungen mit Heu; härtere Pellets werden nicht so schnell gefressen wie weiche. Die Zeit am Trog können Sie verlängern, wenn Sie das Getreide mit Stroh-Häcksel mischen. Vorsicht bei Mischungen von Luzerne (Alfalfa)-Häcksel und Gerste. Studien zeigen, dass Pferde 100 Gramm davon in einer Minute verputzen.
Heu gegen Magengeschwüre
Heu ist die natürliche Medizin gegen Magengeschwüre, die bei Pferden häufig sind. Tatsächlich liegt dies aber nicht daran, dass Heu den allzu sauren pH-Wert im Magen puffert.
Studien der Uni Leipzig zeigten vielmehr, dass das Magen-Milieu nach Heufütterung im sauren Bereich zwischen zwei und drei liegt. Dieser pH-Wert ist optimal für eine gesunde Verdauung. Denn in diesem Milieu ist die Produktion des Hormons Gastrin gehemmt, das wiederum die Salzsäure sprudeln lässt.















