Werden Sie konkret
Wer sich vor seiner Suche klarmacht, was er will, was er braucht und was er leisten kann, der findet auch leichter genau das, wonach er sucht. Seien Sie also ehrlich zu sich selbst.
Fragen Sie sich: Welches Können bringe ich mit? Wie viel Zeit? Welche Ambitionen? Und als Pferdebesitzer: Was kann ich der potenziellen Reitbeteiligung bieten? Was braucht mein Pferd? Welche Unterstützung brauche ich? Und genau das kommt dann in die Anzeige im Internet, der Fachzeitschrift oder in den Aushang in einem Stall in Ihrer Umgebung.
Kraft & Zeit sparen
Vergessen Sie nicht, dabei alles Wichtige zu erwähnen, nicht zu übertreiben und bei Wünschen und Bedürfnissen realistisch zu sein: Das spart Ihnen zeitaufwendige Treffen. Es bringt ja nichts, einen flotten Vollblüter ausprobieren zu wollen, wenn Sie Angst vor der Geschwindigkeit haben. Ebenso wenig zielführend ist, das eigene Pferd als L-Dressur-fertig anzupreisen, wenn es nicht mal in der Lage ist, sicher vorwärts-abwärts zu gehen.
Prüfen Sie besonders Ihr Zeitbudget sorgfältig: Wie oft haben Sie Zeit oder wie oft braucht Ihr Pferd einen anderen Reiter? Sind Sie wirklich regelmäßig verfügbar oder brauchen Sie flexible Zeiten? Schauen Sie der Realität ins Auge und entscheiden dann. Denn abgehetzt aufs Pferd zu steigen oder die Stallarbeit nur husch, husch zu erledigen, ist für keinen zufriedenstellend.
Das richtige Pferd
Werden Sie sich klar, was das Pferd mitbringen sollte, wie es sein und was es können müsste – und als Besitzer, welche Eigenschaften ein Reiter besitzen sollte, damit er zu Ihrem Pferd passt.
Machen Sie sich Notizen: Was sind Ihre No-Gos? Was muss unbedingt sein? Möchten Sie zum Beispiel regelmäßig am Reitunterricht teilnehmen bzw. soll Ihr Mitreiter Ihr Pferd im Unterricht reiten? In diesem Fall sollten auch Trainer und Reiter gut zusammenpassen, damit alle auf Dauer zufrieden sind.
Sehen Sie sich als Mitreiter an, wie der Reitlehrer unterrichtet, bevor Sie zusagen, regelmäßig bei ihm zu reiten – gerade wenn Ihnen ein bestimmter Unterrichts- oder Reitstil wichtig ist, sollten Sie darauf achten.
Welche Rolle passt?
Fast genauso wichtig wie das Pferd ist die richtige Chemie zwischen Pferdebesitzer und Mitreiter. Überlegen Sie ehrlich, mit welchem Typ Sie am besten auskommen und welche Rolle Sie selbst einnehmen möchten und können: Geben Sie gerne Ihr Wissen weiter und harmonieren darum gut mit einer jüngeren oder unerfahreneren Reiterin? Oder wünschen Sie sich eher selbst reiterliche Unterstützung, egal ob als Pferdebesitzer oder Mitreiter? Machen Sie sich in jedem Fall klar, ob Sie akzeptieren können, wenn der Dritte im Bunde besser reitet als Sie selbst.
Damit die Harmonie von Anfang an stimmt, muss der Besitzer außerdem gleich klarmachen, welche Arbeiten auf die Reitbeteiligung zukommen.
Die Suche starten
Um sich zusammenzufinden, können Sie per Mundpropaganda suchen oder Zettel in die umliegenden oder den eigenen Stall hängen. Auch Zeitschriften oder Internetportale wie quoka.de, ebay-kleinanzeigen.de, ehorses.de oder pferde.de helfen weiter. Formulieren Sie Ihr Gesuch klar und präzise – das verbessert Ihre Chancen.
Sympathie zählt
Unterhalten Sie sich also ausführlich miteinander und fragen nach den für Sie wichtigen Dingen. Besonders entscheidend ist das Zwischenmenschliche, Pferdebesitzer und Reiter müssen sich sympathisch sein.
Sollten Sie sich von Anfang an nicht wohlfühlen, dann ist das vielleicht nicht der richtige Mensch für Ihr Pferd, oder Sie passen nicht zu diesem Besitzer-Ross-Gespann. Reagieren Sie dann rasch und brechen lieber den Termin freundlich ab. Dann geht es eben weiter mit der Suche.
Authentisch sein
Erste Eindrücke können alle voneinander sammeln, wenn die potenzielle Mitreiterin das Pferd putzt und sattelt. Auch hier gilt: Augen auf! Wie reagiert das Pferd auf den neuen Menschen? Zeigt die Bewerberin die Erfahrung, die sie angeblich hat?
Ganz wichtig: Verstellen Sie sich nicht. Wenn Sie als Besitzerin normalerweise viel mit Ihrem Pferd schmusen, zeigen Sie das ruhig auch, wenn eine Bewerberin da ist. Würden Sie in der Regel auf kleine Frechheiten eines Pferds mit strenger Stimme reagieren, dürfen Sie das auch beim Treffen mit dem Pferdebesitzer und einem potenziellen Reitbeteiligungspferd. Nur so können beide Parteien sich wirklich ein Bild davon machen, ob der jeweilige Stil des anderen zum eigenen passt.
Das ist besonders für Reiterinnen wichtig, die ihren Weg im Umgang mit Pferden schon gefunden haben und sich darum nicht völlig neu orientieren möchten.
Mehrere Proberitte
Ob zuerst der Besitzer das Pferd vorreitet oder die Reitbeteiligung gleich selbst aufsteigt, kann nur das Gefühl entscheiden und sollte auch im Gespräch geklärt werden. Wer sich als potenzielle Mitreiterin unsicher fühlt, sollte das auch ausdrücken und sich Tipps vom Besitzer holen.
Mit einem einzigen Proberitt ist es meist nicht getan. War der erste Versuch vielversprechend, sollte auf jeden Fall ein weiterer, idealerweise sogar mehrere Proberitte vereinbart werden. Am besten für alle ist es, sich Zeit zu lassen und auch das Longieren oder einfaches Spazierengehen zu testen.
Richtig beurteilen
Ausgiebiges Kennenlernen hilft auch dabei, einen wirklich guten Eindruck von Reiterin oder Pferd zu bekommen und Details besser einordnen zu können. Hat das Pferd vielleicht auf dem Platz nicht den gewünschten Ausbildungsstand, ist aber im Gelände toll?
Fehlt der Reiterin noch Konsequenz im Umgang, aber gibt sie feine Hilfen? Gerade kritische Geister mindern so die Gefahr, potenziell passende Kandidaten zu früh auszuschließen.
Vertrag abschließen
Iris Müller-Klein, Fachanwältin für Medizinrecht und Spezialistin für Pferderecht, rät, auf alle Fälle einen Reitbeteiligungsvertrag abzuschließen. Einen Mustervertrag gibt es unter www.cavallo.de/reitbeteiligung. Im Vertrag wird Wichtiges geregelt: was die Mitreiterin mit dem Pferd machen darf, was sie monatlich dafür zahlt, wie oft sie kommen darf und muss – und welche Pflichten sie übernimmt. Auch die Kündigungsfrist sollte darin festgehalten werden. Vorsicht bei Minderjährigen: Beide Elternteile müssen den Reitbeteiligungsvertrag unterschreiben. Sonst ist er nicht gültig.
Zwingend notwendig ist solch ein Vertrag nicht. Im Streitfall ist es jedoch gut, die Vereinbarungen schriftlich zu haben. „Wenn sich jemand strikt weigert, etwas schriftlich festzuhalten, lassen Sie unbedingt die Finger von der Sache“, rät Rechtsanwältin Iris Müller-Klein.
Die Versicherung
Achten Sie als Mitreiterin darauf, dass die Besitzerin eine Tierhalterhaftpflichtversicherung für das Pferd hat. „Darin enthalten sein sollte nicht nur das sogenannte Fremdreiterrisiko. Reitbeteiligungen müssen explizit mitversichert sein, damit Schäden an Dritten gedeckt sind, wenn die Mitreiterin mit dem Pferd unterwegs ist“, betont Rechtsanwältin Iris Müller-Klein. „Auch Schäden, die der Reitbeteiligung durch das Pferd entstehen, sollten mitversichert sein“, erklärt die Anwältin.
Ist die Reitbeteiligung nicht mitversichert, braucht sie unbedingt eine passende eigene Haftpflichtversicherung, weil sie als Reitbeteiligung zum Tieraufseher wird und für Schäden durch das Pferd an Dritten haftet. Zweckmäßig ist laut Müller-Klein ein Versicherungsschutz gegen die Haftung aus Tiergefahren, wenn diese nicht über die Versicherung des Besitzers abgedeckt sind. Auch eine Unfallversicherung sollte bestehen, wenn die Mitreiterin nicht mitversichert ist. „Auch andernfalls ist diese Versicherung sinnvoll, da der Reitsport risikobehaftet ist“, so Müller-Klein.
Was darf es kosten?
Geld ist immer ein schwieriges Thema, muss aber klar und deutlich angesprochen werden. Sie sollten sich umhören, was andere in der Regel verlangen. Daran können Sie sich ganz gut orientieren.
Bedenken Sie immer den Ausbildungsstand des Pferds, die Ausstattung des Stalls, die gewünschte Mitarbeit und natürlich, wie oft die Mitreiterin das Pferd bewegen soll. Wer nur einmal wöchentlich reiten darf, dafür aber jedes Mal einen ganzen Laufstall von vier Pferden misten muss, möchte sicherlich nicht 70 Euro monatlich zahlen.
Bedenken Sie auch regionale Unterschiede: Angebot und Nachfrage können sich stark unterscheiden und die Preise beeinflussen. Verschaffen Sie sich über regionale Anzeigen einen Überblick über die Situation.
Konflikte klären
Im Laufe jeder Beziehung können Konflikte auftauchen. Sind es nur Missverständnisse, lassen sie sich schnell durch ein Gespräch klären. Sind Sie aber dauerhaft unzufrieden, sollten Sie ehrlich überlegen, ob es Ihnen mit oder ohne Mitreiterin bzw. mit oder ohne Ihr Reitbeteiligungspferd besser geht. Haben Sie keine Freude mehr, sollten Sie den Schritt wagen und eine neue Suche beginnen.