So gehen Sie in jedem Notfall vor: Absichern & Beruhigen
Sichern Sie die Unfallstelle ab. Stellen Sie auf der Straße ein Warndreieck auf, halten Sie Fußgänger im Gelände davon ab, sich dem Pferd zu nähern, oder sperren Sie den Stallbereich ab, um unangenehme Reize möglichst abzuschalten. Reden Sie dem Pferd außerdem gut zu und beruhigen es so etwas.
So gehen Sie in jedem Notfall vor: Hilfe rufen
Rufen Sie sofort danach oder gleichzeitig Hilfe. Meist ist die Feuerwehr zuständig. Verständigen Sie außerdem immer einen Tierarzt.
So gehen Sie in jedem Notfall vor: Halftern
Verhindern Sie, dass sich das Pferd selbst befreit und davonrennt. Ziehen Sie wenn möglich ein Halfter oder Notfallhalfter über und haken Sie Zügel möglichst aus. Sie können bis zum Eintreffen der Helfer etwas Gras oder Heu zum Beruhigen anbieten.
So gehen Sie in jedem Notfall vor: Auskundschaften
Sind Sie zu mehreren, checkt eine Person zugleich ab, wo die Helfer hinfahren können, wo Sie das Pferd nach der Rettung hinbringen können etc.
Festliegen im Stall
Selbst helfen: Liegt das Pferd mit den Beinen zur Wand fest, können Sie in vielen Fällen selbst helfen. Nähern Sie sich immer nur vom Pferderücken aus!
Das sollten sie parat haben:
- Einen Schafhaken aus Kunststoff (Schäfereibedarf)
- 1 bis 2 Hebegurte (3 Tonnen Zuglast, 5 Meter lang mit Schlaufe an jeder Seite, Baumarkt)
Wie Sie vorgehen: Schlaufen Sie den Gurt mittels Schafhaken aus einem sicheren Bereich unter dem Pferd durch. „Wählen Sie die natürlichen Höhlungen des Pferds, etwa zwischen Rippenbogen und Oberschenkel, zum durchfädeln“, rät Peterbauer. Haben Sie ein oder zwei Gurte unter dem Pferd durchgezogen, können ein oder zwei Personen das Pferd ein kleines Stück von der Wand wegziehen. „Das reicht meist schon, damit das Pferd von selbst aufstehen kann.“
Wann Profis ranmüssen: Zeigen die Pferdebeine von der Wand weg zum Helfer, ist es sicherer, wenn der Tierarzt das Pferd sediert. Ist eine Situation für die Helfer zu riskant, rufen Sie Tierarzt und Feuerwehr zu Hilfe.
No-Gos: Liegt ein Pferd im Hänger fest, Hänger nicht betreten, sondern Profis rufen. Außerdem darf der Schweif als Verlängerung der Wirbelsäule nie zum Ziehen genutzt werden.
Feststecken im Gelände
Abstand halten: „Egal wie gut die Beziehung zu Ihrem Pferd ist: Wenn es irgendwo festsitzt, wird es immer versuchen, sich mit aller Kraft zu befreien“, erklärt Peterbauer. Da Pferde dabei oft um sich schlagen, ist es wichtig, gebührenden Abstand einzuhalten. „Bleiben Sie als Besitzer möglichst ruhig und reden Sie aus sicherer Entfernung auf das Pferd ein“, rät Christoph Peterbauer. Nur der Kopf des Tieres sollte unbedingt mit einem Halfter oder Nothalfter gesichert werden. Pferde in Panik, die es doch irgendwie schaffen, sich selbst zu befreien, können schwere Verletzungen bei Zuschauern oder Helfern verursachen.
Das Pferd beruhigen: Bevor die Rettungskräfte eintreffen und der Tierarzt das Tier sediert hat, können Sie das Pferd mit Futter beruhigen. „Reißen Sie zum Beispiel Grasbüschel ab. Fressen beruhigt“, weiß Peterbauer. Bei längerem Feststecken können Sie das Pferd auch tränken; aber nur, wenn es noch nicht sediert wurde. Sonst könnte es sich verschlucken. Um äußere Einflüsse abzuschirmen, können Sie außerdem versuchen, ein Tuch oder eine Jacke über den Pferdekopf zu legen. „Nicht über die Ohren, da reagieren viele Pferde empfindlich“, so Peterbauer.
Feine Sinne schonen: Oft muss der Tierarzt ein feststeckendes Pferd ruhigstellen. Wichtig zu wissen: Manche Beruhigungsmittel machen Pferde besonders geräuschempfindlich. „Außerdem fühlen Pferde Vibrationen im Boden sehr gut, etwa wenn ein schweres Fahrzeug sich nähert“, so Christoph Peterbauer. Schweres Gerät sollte darum erst heranfahren, wenn die Rettungsausrüstung angelegt ist. Halten Sie alle Personen dazu an, leise zu sprechen, und schicken Sie Unbeteiligte weg.
Kooperation ist wichtig: Besprechen Sie mit der Feuerwehr oder den Rettungskräften und dem Tierarzt, wie Sie vorgehen, bevor jemand agiert. Ein gemeinsamer Plan ist das A und O, um dem Pferd richtig helfen zu können.
Stallbrand
Stallbegehung machen: Bei einer Stallbegehung mit der Feuerwehr finden Sie und die Einsatzkräfte zum Beispiel heraus, wie sich unterschiedliche Boxen öffnen lassen und ob alle Fluchtwege frei sind. „Am besten sind Übungen in voller Montur – davor scheuen nämlich viele Pferde“, erklärt Peterbauer.
Vorab einen Plan machen: „Ranghöhere Pferde sollten immer zuerst aus dem Stall. Die anderen folgen dann leichter“, erläutert Peterbauer. Außerdem sollte genug umzäunte Fläche zur Verfügung stehen, auf der die Pferde in zueinander passenden Gruppen freigelassen werden können. „Beim Brand der Wiener Hofburg haben sich etwa Hengste ineinander verkeilt und waren schwer voneinander zu trennen“, so Peterbauer.
Das können Sie tun: „Nur die Feuerwehr darf Pferde aus brennenden Gebäuden holen“, so Peterbauer. Wichtig ist, dass genug Leute da sind, die der Feuerwehr draußen die Pferde abnehmen. „Stellen Sie schon im Vorfeld ein Team zusammen“, rät der Experte. Stehen nicht genügend eingezäunte Flächen zur Verfügung, führen Sie die Pferde mit einem Abstand von einer Pferdelänge zueinander im Kreis.
Das sollte im Stall hängen:
- Telefonliste des Helferteams
- Stall-, Flucht- und Notfallplan
- Halfter und Markierungen für die Pferdesortierung an jeder Box
Pferde kontrollieren: „Haben Pferde Brandverletzungen, kann der Tierarzt sie meist nur in der ersten Stunde nach dem Brand leicht behandeln, wenn sie noch, unter Adrenalin‘ stehen“, erklärt Peterbauer. Ziehen Sie Decken aus, sobald das Pferd aus dem Stall ist: „Ich habe erlebt, dass glühende Holzstücke langsam durch die Decke schmolzen“, so Peterbauer.
Schwere Verletzung
Den Tierarzt fragen: Bewahren Sie Ruhe und ziehen Sie einen Tierarzt zurate. „Doktern Sie nicht selbst an einer Wunde herum. Teils ist die Verletzung größer als von außen zunächst sichtbar.“
Das Pferd ruhig halten: Oft ist es besser, das Pferd nach einem Unfall möglichst wenig zu bewegen, bis der Tierarzt sich die Verletzung angesehen hat. „Binden Sie das Pferd nach Unfällen, Bränden oder anderen Ereignissen, die das Tier erschrecken könnten, aber niemals an“, warnt Peterbauer. „In Panik reißen Pferde am Strick, bis sie sich befreit haben.“ Flieht das Pferd dann, kann das gefährlich werden.
Wunden schützen: Um Erste Hilfe leisten zu können und Wunden zu schützen, sollten Sie einen Kurs belegen. Dort lernen Sie, wie Sie unterschiedliche Verletzungen, etwa an heiklen Stellen wie dem Auge oder in der Nähe von Gelenken, am besten versorgen können. „Mit einer sauberen Wundauflage kann man Verletzungen vor Verschmutzung schützen, bis der Tierarzt da ist“, so Peterbauer. Er rät, immer ein Erste-Hilfe-Paket mit auf Ausritte zu nehmen.
Ausreit-Apotheke:
- Sterile Wundauflagen
- Wundspüllösung
- Fixierbinden
- Schere
- Rettungsdecke
- Pinzette
- Saubere Einmalhandschuhe
Transportieren: „Ich habe teils schon direkt auf der Weide stundenlang genäht“, so Peterbauer. In anderen Fällen muss das Pferd schnell in die Klinik. Ein Helfer sollte daher Anhänger und Fahrer organisieren, während Sie auf den Tierarzt warten.