"Die Futterautomaten waren tagelang kaputt"
Die Stute von meiner Schwester und mir lebte lange bei mir in München in einem großen Aktivstall. Vor fünf Jahren wechselte sie zu meiner Schwester nach Heidelberg. Dort haben wir uns sehr viele Ställe angesehen. Der Offenstall, in den wir mit unserer Stute zogen, sah zunächst gut aus; doch die Betreiber kümmerten sich irgendwann nicht mehr genug. Die Futterautomaten waren teilweise tagelang kaputt, in der Liegehalle roch es unangenehm, weil Einstreu fehlte. In den Spinden fraßen sich Mäuse durch die Sattelpads.
Unsere Stute wechselte daraufhin in einen anderen Aktivstall. Doch auch da ist nicht alles ideal. Auf den Paddockmatten im Auslauf mangelt es teilweise komplett an einer Tretschicht, daher rutschen die Pferde häufig aus und verletzen sich. Unsere Stute musste diesen Sommer zum zweiten Mal am Sprunggelenk operiert werden, weil sich – mutmaßlich bei einem solchen Sturz – ein Knochenstück gelöst hatte.
Es ist unglaublich schwer, in dieser Region gute Gruppenhaltungen zu finden. Und das Perfide ist: Wenn die Haltung nicht ideal ist, kommt es zu häufigen Wechseln in der Gruppe, die wiederum zu Unruhe und Stress führen. Als Verhaltensforscherin weiß ich auch, dass man bei vielen Dingen keine Abstriche machen darf – ein großer Auslauf kompensiert beispielsweise nicht eine zu kleine Liegefläche. Das Gesamtpaket muss passen, damit sich Pferde wirklich wohl fühlen können.

Dr. Miriam Baumgartner ist einer der Köpfe hinter dem Bewertungssystem BestTUPferd für Ställe.
"Die Preise gingen hoch, der Service dafür runter"
Ich war kurz hinter der österreichischen Grenze in einem echten Traumstall, wo meine eigenen und meine Berittpferde wunderbar umsorgt wurden. Leider haben die Betreiber den Pensionsbetrieb an den Nagel gehängt. Ich wechselte in einen Boxenstall mit täglich Auslauf; das war eine Zeitlang gut. Bis der Stallbetreiber die Preise saftig erhöhte, gleichzeitig aber den Service runterfuhr. Man musste sich nun selbst drum kümmern, dass die Pferde raus kamen und die Boxen gemistet wurden. Und oft genug auch kontrollieren, ob gefüttert wurde.
Mit einer Freundin pachtete ich einen kleinen Offenstall. Den Pferden ging es prima – nur zum Reiten kam ich nicht mehr. Wir hatten nur einen Platz, eine Vereinshalle war 15 Minuten weg. Kein Problem, wenn kein Schnee liegt, doch von dem gibt es im Allgäu im Winter reichlich. Ich wäre mit den Pferden nicht vom Hof gekommen, auch nicht bei einem Notfall. Und es war immer etwas zu tun. Ich bin aber Ausbilderin und möchte auch als solche arbeiten. Also beendeten wir das Experiment nach einem Jahr. In meinem jetzigen Offenstall sind meine Pferde und ich sehr glücklich. Dass sie artgerecht gehalten werden, mit viel Auslauf, ist mir wichtig: Ich kann nicht für pferdegerechte Ausbildung eintreten und die Haltung hinten runterfallen lassen.

Claudia Butry ist Reitausbilderin für klassische Dressur und Bewegungstrainerin nach Eckart Meyners.
"Schimmel im Heu wurde nicht erkannt"
Vor meinem heutigen Stall war ich mit meinen Pferden in kleineren Privatställen. Hier habe ich ein paar Mal die Erfahrung gemacht, dass die Betreiber zwar oft mit viel Herzblut dabei waren, aber leider nicht unbedingt immer mit dem größten Pferdeverstand. Als meinem Wallach etwas zugefüttert werden sollte, weil er etwas abgenommen hatte, stellte ein Betreiber ihm – als rangniedrigstem Tier – einfach eine Futterschale auf die Weide. Funktionierte natürlich nicht so gut. Und wenn ich ihn auf gammeliges Heu hinwies, wurde der Ballen zwar entsorgt; aber er hat Schimmel im Heu auch künftig nicht erkannt. Ich musste also bei jedem Ballen selbst hinsehen, und das war und ist auf Dauer nicht machbar.
In einem größeren Stall, in den ich danach zog, war die Fütterung zweigeteilt: Die Einstellerpferde bekamen ein anderes Heu als die Pferde der Stallbetreiber. Und dieses Heu war qualitativ klar schlechter. Da wechselte ich ziemlich schnell. Denn Raufutter-Qualität und -Menge sind für mich zwei Hauptkriterien für einen guten Stall, mein Pferd muss ausreichend gutes Heu bekommen. Das ist in dem Stall, in dem ich nun seit sieben Jahren bin, der Fall: Die Betreiber machen das Heu selbst und füttern den Boxenpferden sogar abends um 22 Uhr noch eine Portion.

Dr. Anne Mößeler ist Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik nahe Hannover.
"Die Pferde kamen nicht raus wie angekündigt"
In den Ställen, in denen meine Reitbeteiligungspferde standen, waren die Auslaufmöglichkeiten oft ein ziemliches Manko. Denn die Pferde kamen bei Weitem nicht so oft raus, wie es eigentlich angekündigt war. Immer wieder waren die Koppeln gesperrt – nicht immer aus nachvollziehbaren Gründen. Der Klassiker: Es hat geregnet oder war windig. Dass die Tiere nicht täglich und ausreichend lange auf Weide oder Auslauf kamen, war auch einer der beiden Wechselgründe für die Besitzer.
Der andere war die schlechte Futterqualität. Das Raufutter war teilweise nicht so gut, wie es hätte sein sollen. Auch von meinen Kunden höre ich immer wieder, dass es an diesen beiden Punkten im Alltag hakt. Dass sie dann den Stall wechseln, kann ich sehr gut nachvollziehen – denn genug Bewegung und einwandfreies Futter sind die größten Faktoren, die Einfluss auf die Pferde-Gesundheit haben. Bei beidem würde ich keine Abstriche machen.

Michaela Wieland ist Physio- und Manualtherapeutin für Menschen sowie DIPO-Osteopathin für Pferde.
"Die Weiden waren teilweise ohne Unterstand"
Bevor ich meinen eigenen Stall eröffnete, war ich mit meinem Pferd in nur drei Ställen. Den ersten bewirtschaftete ich mit fünf anderen Reiterinnen; wir hatten eine Scheune als Offenstall ausgebaut. Das war okay, nur der Auslauf war im Winter sehr matschig. Befestigte Auslaufflächen sind für mich daher bis heute wichtig. Als ich fürs Studium nach Göttingen zog, wählte ich einen Stall, wo die Pferde täglich rauskamen und im Sommer rund um die Uhr auf der Weide waren. Allerdings hatte nicht jede Wiese einen Unterstand; die Pferde konnten sich also nicht unterstellen oder trocken liegen – ein Verstoß gegen die Leitlinien. Der dritte Stall war ordentlich geführt, danach zog ich in meinen eigenen.
Nun kenne ich als Betreiberin die andere Seite: Ein paar Kunden musste ich kündigen, weil ihre Wallache nicht in die Herde passten und deckten. Eine Einstellerin hatte an allem etwas auszusetzen. Für Kritik bin ich ja offen; sie muss nur berechtigt sein.

Dr. Vivian Gabor ist Verhaltensforscherin und bildet am Institut für Verhalten und Kommunikation Trainer aus.
"Gemäuerpilze sorgten für schwere Atemprobleme"
Mit meiner Stute Mepsy war ich lange in einem sehr guten Stall, bis ich studienbedingt umziehen musste. Der neue sah eigentlich okay aus, doch nach wenigen Tagen sah mein Pferd schlecht aus, war unruhig, gestresst. Als ich mal sehr spät abends im Stall war, sah ich, dass Heunetz und Wasserbottich aus der Box entfernt waren. Der Stallbetreiber wollte wohl Heu sparen. Ich zog notfallmäßig als Interimslösung in den örtlichen Rennverein und wechselte von dort in einen Kinderreitbetrieb. Der war nett, doch nach anderthalb Jahren musste ich beruflich bedingt wieder umziehen.

Der nächste Stall sah toll aus, war gerade saniert und professionell geführt. Doch nach wenigen Wochen traten bei vielen Pferden sehr schwere Atemwegserkrankungen auf. Auch bei Menschen, die über dem Stall wohnten. Eine Untersuchung brachte Gemäuerpilze zutage. Ich zog daraufhin in einen kleinen Privatstall. Die Betreiberin war anfangs nett. Bis ich herausfand, dass sie die Sattelschränke – die wir Einsteller nicht abschließen durften – durchwühlte. Das ging gar nicht. Danach pachtete ich einen eigenen Stall. Seitdem ist Ruhe eingekehrt.
Für mein Maultier brauchte ich dann aber andere Trainingsmöglichkeiten und stellte ihn daraufhin in einen Aktivstall. Dort wurden es zu viele Pferde: Anfangs waren es 38, später dann 58. Als mein Muhl Schlafprobleme bekam, zog ich kurzerhand die Reißlinie und stellte ihn bei einem Freund unter, wo er immer noch wohnt. Mein Tipp für die Stallsuche: checken, ob alle Pferde gesund und entspannt aussehen. Und ruhig zwei-, dreimal unangekündigt prüfen, ob die Tiere wirklich täglich rauskommen.

Conny Röhm ist unabhängige Futterberaterin und leitet das Tierwissenschaftliche Institut.
"Boxen wurden nicht gemistet, sondern nur übergestreut"
2019 zog ich mit meinem Pferd von Bayern nach Niedersachsen um. Im neuen Stall sollte es eigentlich Vollpension geben; als ich dann dort war, hieß es jedoch: Es wird nicht gemistet, es wird nur übergestreut – und alle drei Monate wurden die Tiefstreuboxen entleert. Ich habe dann selbst gemistet, aber in den Nachbarboxen lagen teils schimmlige Pferdeäpfel. Meine Stute bekam Atemprobleme; möglich, dass das am Mist-Management lag. Entgegen der vorherigen Absprache kamen die Pferde im Winter auch nicht jeden Tag raus, sondern nur jeden zweiten, gruppiert nach Stalltrakt. Platz wäre zwar da gewesen, aber den Auslauf abzutrennen oder die Pferdegruppen am Tag zu wechseln, war vermutlich zu viel Aufwand. Der Auslauf ist hier oft ein Problem, weil es häufig Turnierställe gibt, in denen die Pferde wenig bis gar nicht rauskommen – oder Selbstversorgerställe, aber das kann ich mit meinem Beruf nicht managen.
Ich wechselte daraufhin in einen Stall mit großer Paddockbox. Dort konnte ich Heu bedampfen und sorgte auch dafür, dass meine Stute auf dem Auslauf bedampftes Heu bekam. Allerdings wurden Stroh und Heu in der Stallgasse und über den Boxen gelagert. Dem Husten meiner Stute tat das nicht gut, also zog ich quasi von heute auf morgen in den Nachbarstall in eine Paddockbox. Doch dort wurden nachts die Türen zum Paddock geschlossen, die Fläche der Box war irre klein. Ich hatte so ein schlechtes Gewissen meinem Pferd gegenüber und floh nach einem Monat in einen Bewegungsstall.

Der wirkte sehr gut gemanagt, und ich hatte den Eindruck, dass sich mein Pferd wohlfühlt. Doch es fing an zu koppen, war immer wieder verletzt. Als sie wegen eines Bandschadens in die Krankenbox gehört hätte, wurde mir das verwehrt; die sei für die Integration von neuen Tieren gedacht. Also zog ich nochmal um, in einen hellen, luftigen Boxenstall mit täglich Auslauf. Das ist mir ebenso wichtig wie ein gutes Stallklima. Ich habe das Gefühl, dass sich meine Stute wohl fühlt.

Dr. Christine Fuchs ist Schlaf-Expertin und Tierärztin an der Tierklinik Lüsche/Niedersachsen.
Fazit
Eine Freundin von mir musste sich kürzlich einen neuen Stall suchen. Und irgendetwas passte immer nicht: Entweder kamen die Pferde nicht täglich raus, oder es wurde zu wenig gefüttert, oder das Stallklima war muffig und damit erst recht nicht für ihren Asthmatiker geeignet. Ehrlich gesagt: ich bin froh, dass das in meinem Stall alles passt und sich mein Pferd wohlfühlt.
Dabei ist das doch kurios: Wir wissen heute so viel darüber, was Pferde brauchen, um sich wohl zu fühlen und gesund zu bleiben. Täglicher Auslauf, Herdenhaltung, hochwertige und ausreichende Raufuttergabe, gute Luftqualität – das sind ja keine Staatsgeheimnisse. Und doch hakt es daran so oft in der Praxis. Vielleicht müssten wir Reiter viel häufiger mit den Füßen abstimmen und Ställen mit solchen Mankos den Rücken kehren. Möglich, dass sich dann mehr ändert.

Barbara Böke, CAVALLO-Redakteurin