Wachstum-Wunder Herz
Das Herz ist das erste Organ, das sich beim Pferde-Embryo entwickelt. Schon ab zirka dem 20. Tag kann der Tierarzt den Herzschlag des Pferdebabys auf dem Ultraschall sehen.
Der Ruhepuls
In Ruhe, etwa in der Box oder beim Grasen auf der Weide, liegt der Ruhepuls eines Großpferds zwischen 28 und 40 Schlägen pro Minute, beim Fohlen in den ersten Wochen bei 70 bis 100 Schlägen. Auch bei kleinen Ponys ist der Ruhepuls oft deutlich höher.
Die genaue Herzfrequenz ist sehr individuell. Man kann jedoch ohne körperliche Anstrengung grob folgende Bereiche unterscheiden: Bis etwa 50 Schlägen pro Minute sind die meisten Pferde entspannt. Zwischen 50 und 100 sind sie zwar irritiert, aber noch gut ansprechbar und oft noch lernfähig.
Zwischen 100 und 150 ist meistens schon Angst im Spiel, Lernen fällt schwer. Steigt der Puls über 150, besteht Panik-Gefahr. In diesem Zustand können Pferde unberechenbar werden.
Durchblick mit Pulsuhr
Das Verhalten allein enthüllt nicht immer alles über den Gemütszustand eines Pferds. Pferdekenner wie Horsemanship-Trainer Arien Aguilar nutzen neben ihrer Beobachtungsgabe gerne eine digitale Pulsuhr. „Der Pulsschlag gibt zusätzliche Infos darüber, wie ein Pferd sich in einer Situation gerade fühlt“, sagt Aguilar. Dabei gilt: Je mehr Werte Sie kennen, umso genauer können Sie das Wohlbefinden Ihres Pferds einschätzen.
Pulsuhren für Pferde stammen aus dem Rennsport. Das Prinzip: Elektroden an einem Bauchgurt erfassen den Herzschlag. Ein Sender funkt ihn an eine Pulsuhr oder – je nach System – an Tablet-PC oder Smartphone. Weitere Vorteile: Je nach Software können Sie Trainingsprogramme erstellen und den Verlauf anhand der Pulswerte ermitteln. Auch bei Pferden mit Atemwegserkrankungen haben sich Pulsmesser bewährt: Der Behandlungserfolg zeigt sich, wenn sich die Pulswerte über definierte Strecken in definiertem Tempo verbessern. Die Kosten: Einfache Pulsmesser kosten etwa 100 Euro, komplexere Systeme liegen um 250 Euro (Beispiel: [http://www.polar.com/de www.polar.com/de).
Natürlich können Sie den Puls auch mit einem Stethoskop (ab ca. 5 Euro) oberhalb des linken Ellenbogenhöckers checken. Mit der Hand zu messen, erfordert am meisten Übung. Ertasten Sie mit den Fingerkuppen den unteren Rand des linken Unterkieferastes. Das ist dort, wo der gerade Teil in den runden übergeht. Wie fühlen? Mit den Fingerkuppen den Gefäßstrang ertasten (fühlt sich an wie gekochte Spaghetti). Tipp: Den Gefäßstrang zwischen zwei Finger legen, mäßigen Druck aufbauen und langsam nachlassen, bis Sie den Puls spüren.
Buh-Dup
So hört sich der Herzschlag an. Er produziert zwei Töne. Der erste Herzton, das „Buh“, ist ein langer Muskelton. Er entsteht durch die Schwingungen der Wandmuskulatur.
Der zweite Herzton, das „Dup“, ist ein Klappenton. Er ist kürzer und entsteht beim Schließen der Aortenund Pulmonalklappe.
Bei Pferden entsteht mitunter bei Anstrengung durch die Verwirbelung von Blut noch ein dritter Ton. Den können erfahrene Tierärzte mit Hilfe des Stethoskops hören.
Herzklopfen
Klopft das Herz schneller, bereitet es den Körper auf hohe Leistungen vor – und versorgt das Gewebe mit Sauerstoff. „Das kann man sich wie eine Gießkanne vorstellen, die das Blumenbeet mit Wasser versorgt“, vergleicht Tierärztin Professor Christine Aurich von der Veterinärmedizinischen Universität in Wien.
Stress kann also durchaus positiv sein. Er ist wichtig für Leistung und Lernen. „Ohne Stress wäre uns totlangweilig“, sagt die Wissenschaftlerin. „Er macht erst krank, wenn er lange andauert und die Entspannungsphase fehlt.“
Ruhig, Brauner!
In Ruhesituationen schlägt das Pferdeherz langsam. Überraschend: Es kann sogar vorkommen, dass einzelne Herzschläge ganz aussetzen. Dies ist ein Zeichen für tiefe Ruhe und Entspannung.
Etwa bei der Geburt. Die Wehen sind zwar stark, dauern aber nur etwa 10 bis 20 Minuten. In dieser Zeit setzen einzelne Herzschläge aus. Stuten nehmen die Geburt eben gelassen.
250 Schläge pro Minute
... das sind 4 Schläge pro Sekunde. So viel kann das Pferdeherz bei maximaler Belastung leisten.
Zum Vergleich: Das Herz eines Sportlers bringt es auf höchstens 194 Schläge pro Minute. Selbst ein Techno-Song ist mit durchschnittlich 124-145 Schlägen pro Minute viel langsamer.
Cool im Galopp
Forscher fanden mit Herzschlagmessungen heraus, dass Pferde sich im Galopp wohler fühlen als im Trab. Sie können im Galopp gut entspannen, atmen und eine starke Herzleistung bringen.