Was sorgt für frische Luft im Stall?

Eine Frage, drei Experten
„Was sorgt für frische Luft im Stall?“

Zuletzt aktualisiert am 02.01.2023
Eine Frage,drei Experten
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Das sagt die Haltungs-Expertin:

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privat

Fenster sollten niemals das alleinige Lüftungskonzept sein, denn sie verleiten zum Schließen, besonders in der kalten Jahreszeit. Gibt es kein anderes Lüftungsverfahren, fehlt der Luftaustausch im Stall; daher muss es ein durchdachtes Konzept für die Frischluftzufuhr geben. Im Idealfall sollte sich die Stallluft so anfühlen und riechen, als würde man draußen stehen; die Luft darf keinesfalls stickig oder verbraucht sein.

In der Praxis haben sich Trauf-First-Lüftungen bewährt. Die frische Luft kommt an den Seiten in den Stall hinein, die warme und verbrauchte Luft entweicht nach oben.

Auch bei Gruppenhaltungen sollte man darauf achten, dass es große Tore oder offene Fronten gibt. Ideal wären mehrere Eingänge und hohe Gebäude. Natürlich spielt auch das Stall-Management eine Rolle. Es sollte täglich abgeäppelt werden, auch nasse Stellen sollten entfernt werden, sofern keine Kompostierungsmethode mit entsprechender Pflege angewandt wird.

Gemistet werden sollte idealerweise, wenn die Pferde draußen sind, damit sie den aufgewirbelten Staub und die Schadgas-belastete Luft nicht abbekommen. Da die Tiere auch im Winter täglich mehrere Stunden freien Auslauf haben müssen, kann man das gut mit der Stallarbeit kombinieren. Es hat sich bewährt, dass man den Boden vor dem Kehren befeuchtet; das bindet Staub.

Die Einstreu kann sich auch positiv auf die Stallluft auswirken. Ammoniak-Messungen, die ich gemacht habe, waren immer sehr gering, wenn eine täglich gepflegte, ausreichend tiefe Einstreu wie ein Mix aus Miscanthus und Hanf verwendet wurde.

Das sagt die Lungen-Spezialistin:

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Lisa Rädlein

Es ist ein Irrglaube, dass Atemwegsprobleme im Winter zunehmen. Im Gegenteil: Dieses Jahr hatten wir extrem viele Fälle im Sommer. Aber allgemein auftretende Atemwegsinfekte bei einzelnen Pferden, die im Winter häufiger sind, erhöhen das Risiko dieser Tiere, später an Equinem Asthma zu erkranken. Denn geschlossene Fenster sorgen dafür, dass sich Entzündungen in den Atemwegen verschlimmern. Ammoniak ist stark reizend.

Wer ein gutes Lüftungskonzept hat, verringert die Anzahl an Atemwegsproblemen. Ich rate auch immer dazu, einen Spezialisten hinzuzuziehen, etwa von einer Stallbaufirma. Denn Lüftung ist immer eine individuelle Sache, abhängig von der Lage von Öffnungen (wie Fenster, Oberlichter, Türen). Wie sehr sich die Luft im Stall bewegt, kann anhand eines künstlich erzeugten Nebels überprüft werden. Manche Lüftungsspezialisten bieten das an. Dieser Nebel zeigt, in welchen Bereichen sich die Luft mit welcher Geschwindigkeit bewegt, wo sie sich nur verwirbelt oder staut.

Man kann für noch so gutes Stall-Management sorgen, also die Pferde zum Misten rausbringen, staubarme Einstreu verwenden, für gute Heu-Qualität sorgen – das nutzt nicht viel, wenn noch eine Stunde nach den Stallarbeiten der Staub in der Luft steht. Staub, Schadgase und Pilzsporen sind schädlicher für die Atemwege des Pferds als kalte Luft. Wir haben hier nur sehr selten Temperaturen, die wirklich ein Problem für die Atemwege darstellen würden.

Das sagt der Stallbau-Experte:

Eine Frage,drei Experten
Lisa Rädlein

Erfahrungsgemäß gehen die ersten Fenster in den Ställen zu, sobald der erste kalte Ostwind kommt. Diese kalte Luft kann man aber bremsen. Empfehlenswert sind Windschutznetze, Lamellen oder Lochbleche.

Lamellen und Windschutznetze kann man vor den Fenstern anbringen. Allerdings müssen die Netze regelmäßig gereinigt werden; Staub und Pollen verstopfen sie sonst, dann kommen weder Licht noch Luft durch. Besser sind stabile Lochbleche, also Bleche mit eingestanzten Löchern. Die kann man über Boxenfenstern oder an der Traufseite des Stalldachs nachrüsten.

Je nach Bauweise des Stallgebäudes kann man auf der Giebelseite eine Spaceboardlüftung erstellen: Dafür werden zwischen einzelne, etwa zehn Zentimeter breite Bretter Luftschlitze von zwei Zentimetern gesetzt. Alle anderen Möglichkeiten wie ein nachträglicher Lichtfirst werden teuer. Eine Möglichkeit in Altgebäuden wäre ein Lüftungsschacht im Dachbereich. Dafür brauche ich aber einen Höhenunterschied von mehr als fünf Metern, sonst wird keine frische Luft angesaugt – oder das muss ein Ventilator übernehmen.