- Die Nieren beim Pferd: Das sollten Sie wissen
- Was verursacht eine Nierenentzündung beim Pferd?
- Wie macht sich eine Nierenentzündung bei Pferden bemerkbar?
- Wie diagnostiziert der Tierarzt Nierenentzündung beim Pferd?
- Wie behandelt der Tierarzt Nierenentzündungen bei Pferden?
- Können Pferdebesitzer Nierenentzündungen beim Pferd vorbeugen?
- Risiko Cushing
Die 15-jährige Warmblutstute war häufig matt und wollte bei der Arbeit keine Leistung bringen. Äußerlich war bei der gepflegten Stute nichts zu erkennen, dafür aber innerlich: Die Harnstoff- und Kreatininwerte waren etwas erhöht.
Eine Nierenfunktionsanalyse, so beschrieben es Tierärzte im Fachmagazin "Pferdeheilkunde", brachte weiteren Aufschluss: Beide Nieren waren in ihrer Funktion eingeschränkt. Die Stute litt an einer chronischen Niereninsuffizienz.

Die Nieren beim Pferd: Das sollten Sie wissen
Die beiden Nieren liegen etwa auf Höhe der ersten Lendenwirbel; die linke ist bohnen-, die rechte herzförmig. Den Nieren kommt eine wichtige Aufgabe in punkto Entgiftung zu: Sie sorgen dafür, dass Abfallstoffe ebenso wie überschüssige Stoffe ausgeschieden werden. Das Organ reguliert zudem den Wasser- und Salzhaushalt des Körpers und ist für die Hormonbildung (etwa von Renin, steuert den Blutdruck) wichtig.

Die Niere besteht aus Nierenmark und Nierenrinde. Die Filteraufgabe übernehmen die Nephrone – das sind die Nierenkörperchen mit dem zugehörigen harnbereitenden Kanälchensystem. Im Nierenbecken wird anschließend der Harn gebildet und der Blase zugeführt.

Was verursacht eine Nierenentzündung beim Pferd?
Infektionskrankheiten verschiedenen Ursprungs verursachen eitrige oder nicht-eitrige Nierenentzündungen. Wenn die Niere eitert, ist oft schon ein anderes Organ infiziert. Von dort schwemmt das Blut Erreger in die Niere.
Die häufigsten Keime sind Actinobacillus equuli, der bei Fohlen über einen infizierten Nabel in den Körper gelangen kann (Fohlenlähme), und der Druse-Erreger Streptococcus equi. Bei Stuten können Erreger von außen durch Scheide und Harnröhre in die Niere wandern.
Die Nierenkörperchen (Glomeruli) erkranken vor allem nach Infektionen durch Streptokokken oder nach Infektiöser Anämie. Glomeruli sind haarfeine Gefäßknäuel, die Pferdeblut filtern und Nährstoffe vom Harnstoff trennen. Wenn sich Immunkomplexe oder große Eiweißmoleküle bei einer eiweißreichen Fütterung an die Filter anhaften, verstopfen diese.
Diese Form der Nierenentzündung, die sogenannte Glomerulonephritis, kann auch als Folgeerkrankung auftauchen. Experten vermuten, dass es sich um eine allergische Reaktion in den Nieren handelt. Auch Tumore können die Filterfunktion stören.
Wie macht sich eine Nierenentzündung bei Pferden bemerkbar?
Der Krankheitsverlauf variiert je nach Ursache des Leidens. Symptome zeigen sich jedoch meist erst spät. "Die Kompensationsfähigkeit der Niere ist enorm. Selbst wenn 50 Prozent ihrer Funktion ausfallen, läuft alles noch normal", sagt Pferdefachtierarzt Dr. Stephen Eversfield aus Wiesbaden. Deshalb beginnen Nieren entzündungen häufig unbemerkt.
Bei der eitrigen Form kündigen Schwäche, kolikartige Unruhe, steifer Gang, Appetitlosigkeit und Fieber eine akute Entzündung an. Oft fällt der Verdacht nicht auf eine Entzündung in der Niere, sondern auf eine Verschlechterung der Erstinfektion. Hat das Pferd vergrößerte, schmerzempfindliche Nieren und uriniert es zu viel oder zu wenig, sollte der Tierarzt Blut und Harn analysieren.

Auch die nicht-eitrige Form beginnt unauffällig und entwickelt sich meist schleichend über Monate bis Jahre, wobei sich das Pferd phasenweise erholt. Erst im späten Stadium wird es schwächer, magert ab, frisst schlecht und uriniert zu viel oder zu wenig. In diesem Fall ist die Entzündung oft schon chronisch. Ist der Stoffwechsel in der Niere gestört, können Zellen sterben.
Funktionieren zwei Drittel des Gewebes nicht mehr, drosseln die Nieren ihre Leistung bis zum Nierenversagen (Niereninsuffizienz). Das Pferd vergiftet sich allmählich an den harnpflichtigen Substanzen, die sich in Blut und Gewebe sammeln (Urämie). Versagen beide Nieren völlig, stirbt das Pferd rasch.
Wie diagnostiziert der Tierarzt Nierenentzündung beim Pferd?
Der Veterinär tastet das Pferd rektal ab. Entzündete Nieren sind geschwollen, leicht schwammig und druckempfindlich. Durch den Darm ist meist nur die linke Niere tastbar. Entzündungen sind auch mittels Ultraschall erkennbar. Es kann zudem eine Probe des Nierenrindengewebes (Biopsie) entnommen und unter dem Mikroskop untersucht werden. "Bei der Entnahme muss man vorsichtig sein, weil man damit sonst schwer kontrollierbare Blutungen auslösen kann", warnt Dr. Eversfield.
Eine Blutprobe gibt Aufschluss darüber, ob die Zahl der Harnstoff- und Kreatininmoleküle erhöht ist. Dann ist die Niere überlastet. Abgestorbene Nierenzellen deuten auf Schäden hin. Auch eine Urinprobe ist aufschlussreich: Viele Bakterien und weiße wie rote Blutkörperchen in trübem, gelblich-flockigen Urin sind Indizien für eine eitrige Nierenentzündung. Proteine und rote Blutkörperchen deuten auf eine nichteitrige Nierenentzündung hin.
Wie behandelt der Tierarzt Nierenentzündungen bei Pferden?
Infusionen waschen die Gifte aus dem Blut. Zusätzlich verabreicht der Tierarzt harntreibende Medikamente, um die Nierenfunktion zu erhalten. Das ist besonders bei nicht-eitrigen Nierenentzündungen wichtig, weil sie meist erst mit fortschreitendem Nierenversagen auffallen. Bei eitrigen Entzündungen ermittelt der Veterinär den Erreger. Fünf bis zehn Tage lang bekommt das Pferd dann spezifische Antibiotika in hoher Dosis.
Die Behandlungsdauer variiert. Akute Nierenentzündungen können schon nach einer Woche vorbei sein. Bei chronischen Nierenschäden kann man nur noch das Gewebe schonen, indem das Pferd dauerhaft eiweißarmes Futter und ausreichend wasserlösliche Mineralstoffe (Elektrolyte) bekommt.
Können Pferdebesitzer Nierenentzündungen beim Pferd vorbeugen?
Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung der Nieren. Das Pferd sollte zudem ausreichend trinken, auch in der kalten Jahreszeit. Eine Decke hält hier die Nieren warm.
Risiko Cushing
Ein entgleister Hormonhaushalt kann zu Nierenproblemen führen: Die Ursache für das Equine Cushing Syndrom liegt im mittleren Bereich der Hirnanhangdrüse (Hypophyse). Zusammen mit der Nebennierenrinde produziert die Drüse bei einer Cushing-Erkrankung Hormone im Übermaß, unter anderem das adrenokortikotrope Hormon (ACTH) und das "Stress-Hormon" Kortisol.
Dieses Ungleichgewicht kann zu einer Insulinresistenz führen und die Nieren belasten; die Folge sind Fehlfunktionen des körpereigenen Filtersystems und Nierenversagen.