- Wissenswertes über Spat
- Welche Ursachen hat Spat?
- Welche Symptome deuten auf Spat hin?
- Wie stellen Tierärzte die Diagnose Spat?
- Wie behandeln Tierärzte Spat?
- Wie lässt sich Spat vorbeugen?
Wissenswertes über Spat
Die Spatgelenke bestehen aus zwei kleinen Gelenkreihen: zum einen zwischen Röhrbein und Sprunggelenk, zum anderen innerhalb des Sprunggelenks. "Beim Spat entzünden sich Gelenk (Arthritis), Knochen (Ostitis) und eventuell auch Knochenhaut (Periostitis) des Sprunggelenks", erklärt Tierarzt Dr. Martin Waselau. Die Entzündung kann auf Weichteile wie Spatsehne oder Schleimbeutel (Bursitis) übergreifen. Dabei entzünden sich ausschließlich die kleineren, unbeweglichen Gelenksabteilungen.
Chronische Irritationen mit Entzündungen greifen die Gelenkoberflächen an und führen im chronischen Status letztlich zur Arthrose. Der Körper versucht dies auszugleichen, indem er oft unkontrolliert neue Knochensubstanz (Kitt) bildet. Dadurch verengen sich die Gelenkspalten. Sind sie geschlossen, ist das Gelenk versteift (Ankylose) – und das Pferd bestenfalls wieder lahm- und schmerzfrei. Beim osteolytischen Spat wachsen hingegen keine arthrotischen Zubildungen, sondern die Knochen des Pferds entkalken allmählich.
Welche Ursachen hat Spat?
Meist führen Traumata oder Überlastungen (wiederholte Verdrehungen, Stauchungen, Quetschungen oder Zerrungen) der stärker belasteten Innenseite des Sprunggelenks zum Spat. Generell können alle häufigen Dreh-, Reiß- und Zugkräfte, die der Hinterhand abverlangt werden, Spat auslösen. Seltener kann auch eine Verletzung des Gelenks etwa durch einen Tritt oder Knochenzysten Ursache für Spat sein.
Werden Pferde in den ersten beiden Lebensjahren nicht ausreichend mit Mineralstoffen versorgt, wird oft der Kalzium-Stoffwechsel gestört. Die Knochen werden in diesem Fall nicht mit genügend Substanz gefüllt (osteolytischer Spat). Eine Überdosierung von Kalzium kann ebenfalls fatale Folgen haben: Der Organismus versucht, den erhöhten Pegel zu reduzieren und baut den Mineralstoff nicht nur im Blut, sondern auch in den Knochen ab. So werden die Knochen entkalkt statt aufgebaut.
Manchmal ist eine schlechte Knochenqualität allerdings nicht angefüttert, sondern genetisch bedingt. Entzündungen können dazu füh- ren, dass die Knochen im Sprunggelenk nicht optimal durchblutet sind. Dadurch werden sie nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen ver- sorgt und instabil. Im Jugendalter kann zudem juveniler Spat auftreten

Welche Symptome deuten auf Spat hin?
Betroffene Pferde lahmen oft im Übergang von Ruhe zu Bewegung. Das kann nach einigen Runden verschwinden, wenn sich das Pferd eingelaufen hat, kann aber auch anhaltend sein. Die Schritte sind oft verkürzt. "Bei Spat kann die Hinterhand generell steif sein. Das Pferd läuft wie mit angezogener Handbremse", sagt Dr. Waselau. Die Hinterbeine schlingern nach außen. Sekundär könnten Steife und Fehlbelastungen zu Rückenbeschwerden führen, weil die Muskulatur verspannt. Auch ein (einseitiger) Verlust der Hinterhand- oder Rückenmuskulatur oder Knieprobleme sind möglich.
Weil das Pferd die Sprunggelenke nicht beugen möchte, schleifen die Zehen der Hinterhufe auf dem Boden; sichtbar an vorne abgenutzten Hufeisen bzw. Hufen. Das Pferd möchte ungern die Hufe geben, vor allem für längere Zeit wie beim Hufschmied. Manche Pferde haben auch Probleme beim oder kurz nach dem Aufstehen oder Wälzen. Am Sprunggelenk können sich Verdickungen (Knochenzubildungen/Exostosen) bilden, meist auf der Innenseite.
"Man unterscheidet beim Spat drei Stadien", erklärt Dr. Waselau: Im geringgradigen und hochgradigen Stadium sind die Pferde meist weniger lahm – weil die Krankheit noch nicht so weit fortgeschritten ist oder eben so sehr, dass das Gelenk bereits versteift ist. "Im mittelgradigen Stadium sind die Pferde deutlich lahmer. Die Phase kann sich über Jahre hinziehen, manchmal sogar das halbe Pferdeleben", so Dr. Waselau.
Wie stellen Tierärzte die Diagnose Spat?
Für die Spatprobe winkelt der Tierarzt das Hinterbein eine Minute lang an und beugt das Sprunggelenk. Anschließend muss das Pferd traben. Lahmt es während der ersten Tritte deutlich stärker als sonst, kann das auf Spat deuten – muss es aber nicht, "weil durch den passiven Stehapparat des Pferds auch Fessel- und Kniegelenk simultan gebeugt werden".
Bestätigt wird die Spatprobe durch eine Gelenkanästhesie aller kleinen Spatgelenke. Dafür spritzt der Tierarzt das Anästhetikum (örtliche Betäubung) direkt ins Gelenk. Verschwindet die Lahmehit, ist der Nachweis sicher, dass dort primär die Lahmheitsursache liegt. Weniger zuverlässig ist die Leitungsanästhesie, bei der der Arzt die umgebenden Nerven betäubt. Das infiltriert auch naheligende Strukturen.
Bildgebende Verfahren können die Untersuchung untermauern. Der Tierarzt fertigt hierfür Röntgenaufnahmen der betroffenen Gliedmaße an. "Wird eine Operation angedacht, mache ich zudem Computertomografie-Aufnahmen", sagt Dr. Waselau: Damit könne man direkt in den Knochen schauen, ob eine OP zielführend sei oder wo genau das Problem liege.
Wie behandeln Tierärzte Spat?
Anfangs werden in der Regel entzündungshemmende und schmerzlindernde Präparate ins Gelenk gespritzt. "Systemische Entzündungshemmer haben den Nachteil, dass sie nicht zielgenau wirken und zu Magengeschwüren oder Nierenproblemen führen können", erklärt Dr. Waselau. Daher arbeitet der Tierarzt mit lokalen Kortison-Injektionen. Präparate wie Hyaluronsäure, IRAP oder PRP würden hier keinen Sinn machen: "Diese Mittel setzen auf den Erhalt des Knorpels, aber genau das will man nicht erreichen, sondern einen Abbau des Knorpels, damit die Knochen miteinander verschmelzen und das Pferd so lahmfrei wird."
Diese konservative Therapie reiche in vielen Fällen aus, so die Erfahrung von Dr. Waselau. Betrage der Abstand zwischen den Injektionen allerdings nur noch wenige Monate, sollten Reiter über weitere Optionen nachdenken.
Vor allem in den USA, sagt Dr. Waselau, werde hochprozentiger Alkohol ins Gelenk injiziert, der den Knorpel zerstört, so die Knochenfusion beschleunigt und die Nervenendigung in der Gelenkkapsel betäubt. "Allerdings muss man vorher ein Arthrogramm machen, damit der Alkohol nicht ins große Gelenk geht, sondern nur in die kleineren, weiter unten liegenden Gelenke." Alternativ kann der Knorpel durch eine Laserbehandlung zerstört werden.
Beim chirurgischen Eingriff wird das Gelenk mit Schraube und Platte stabilisiert. "Das reduziert den Schmerz und beschleunigt ebenfalls die Knochenfusion." Der Eingriff werde aber eher selten gemacht, so der Tierarzt: "Über Injektionen erhält man mit weniger Aufwand größere Effekte, und das Risiko fürs Pferd ist ebenfalls geringer." Doch manche Pferde, betont Dr. Waselau, würden trotz aller Maßnahmen weiterhin lahmen.
Zusätzlich zur tiermedizinischen Behandlung wird versucht, die übermäßig beanspruchte Fläche des Sprunggelenks mit angepasster Hufbearbeitung zu entlasten. Dieser sogenannte Spatbeschlag muss sich individuell am Pferd und der Stellung seiner Hinterbeine orientieren.
Bei osteolytischem Spat müssen die Knochen stabilisiert werden. Eine Stoßwellentherapie kann potenziell den Durchblutungsprozess anregen. Ansonsten kann auch bei osteolytischem Spat eine Arthrodese durch künstliche Gelenkversteifung helfen.
Wie lässt sich Spat vorbeugen?
Eine ausgewogene Fütterung kann potenziell die Wahrscheinlichkeit für Spat reduzieren. Junge Tiere müssen während der Aufzucht mit Mineralstoffen versorgt werden, damit sich Knochen und Gelenke gesund entwickeln. Dr. Martin Wa- selau rät dazu, bei der Ankaufsuntersuchung Röntgenbilder von beiden Sprunggelenken in mehreren Ebenen anfertigen zu lassen, um ju- venilen Spat frühzeitig zu erkennen.
Ebenfalls wichtig: eine korrekte Hufbear- beitung. Regelmäßige Hufkorrekturen vom Fohlenalter an beugen Stellungsfehlern vor. Andernfalls könnten diese die Sprunggelenke überlasten. "Auch eine steile Hinterhand kann zu Überbelastungen führen, vor allem bei viel Bewegung oder sportlicher Leistung." Richtiges Reiten, das Muskeln korrekt aufbaut, entlastet hingegen die Sprunggelenke.