Druse: Alles über Symptome, Diagnose und Behandlung
Wenn die Lymphknoten anschwellen - Druse ist eine hochansteckende Krankheit

Die bakterielle Infektion der oberen Atmungswege bei Pferden ist hoch ansteckend – und keineswegs harmlos. Betroffen sind die Lymphknoten des Kopfes. Welche Therapie hilft gegen Druse?

CAV Husten Lunge Nüstern
Foto: Rädlein

Seit Wochen grassierte die Druse in dem Pensionsstall – vermutlich eingeschleppt durch ein Jungpferd, das vorm Schlachten gerettet worden war. Doch manche Einsteller waren sich der Risiken der hoch ansteckenden Infektion nicht bewusst – oder ignorierten diese. Sie leugneten, dass ihre Pferde Druse hatten („Der hat nur eine Rotznase“) und stellten die Tiere einfach auf Paddocks mit Tränken und Raufen, die gesunden Tieren vorbehalten waren. Gastreiter und Stallwechsler schleppten die Druse weiter in andere Pferdeställe. Das ist ebenso verantwortungslos wie riskant.

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Wie macht sich die Krankheit bemerkbar?

Druse ist eine hoch ansteckende, fieberhafte Infektionskrankheit des Pharynx und der oberen Atmungswege, hervorgerufen durch das grampositive Bakterium Streptococcus equi subsp. equi. Die Bakterien adherieren an den nasalen, pharyngealen und Mundschleimhäuten, so dass nach einigen Stunden diese in die regionären Lymphknoten des Kopfes gelangen.

Vorkommen: Bei ein bis sechs Jahre alten Pferden und bei Fohlen älter als fünf Monate kommt Druse am häufigsten vor. Risikopferde sind schlecht gefütterte, unhygienisch gehaltene Pferde, Absetzer (Trennung von der Mutter, Transport in neue Umgebung, Kontakt mit fremden Fohlen), ältere Pferde aus Ställen mit häufigem Pferdewechsel und subklinisch infizierte Pferde.

Infektion: Pferde infizieren sich über direkten Kontakt, Futtertröge, Tränkebecken, Zaumzeug, Nasenbremsen, über Reiter, Stallpersonal (Händekontakt, Kleidung, Sattelzeug), Turniere oder Transportfahrzeuge. Ein infiziertes Pferd kann während der drei- bis vierzehntägigen Inkubationszeit schon andere Tiere anstecken. Extrem hohe Ansteckungsgefahr besteht, wenn infizierte, nicht geheilte oder fieberhafte Pferde gemeinsam in Laufställen, auf Paddocks oder Weiden gehalten werden. Sind die Pferde durch Vorerkrankungen (Herpes- oder Influenzavirusinfektion) geschwächt, kann leicht eine Druseinfektion folgen. Die Druse kann sowohl als Primär- als auch Sekundärinfektion vorkommen.

Risikopatienten

Druse kommt bei Pferden bis sechs Jahren am häufigsten vor, wobei schlecht gefütterte und/oder in unhygienischen Laufställen gehaltene Tiere besonders gefährdet sind. Fohlen ab dem 5. Lebens- monat können erkranken. Absetzer, die viel Stress haben (Trennung von der Mutter, Transport in neue Umgebung, Kontakt mit fremden Fohlen) sind extrem anfällig für den Erreger. Auch ältere Pferde aus Ställen mit häufigem Pferdewechsel sind gefährdet; ebenso Offenstallpferde, die sich leicht infizieren, wenn die Bakterien erstmal im Bestand sind.

Klinische Symptome der Druse

Fieber bis 42 Grad Celsius (normal 37,5-38,0° C für erwachsene Pferde; 37,5-38,5° C für Fohlen bis 6. Lebensmonat) entsteht drei bis 14 Tage nach einer Druse-Infektion. Weitere Symptome: Mattigkeit, Schwäche, das Pferd frisst und trinkt wenig. Drei Tage nach Beginn des Fiebers treten weitere Symptome auf: ein- oder beidseitiger schleimig-eitriger Nasenausfluss, Schwellung und Schmerzhaftigkeit der Kehlgangs-, Ohrspeicheldrüsen- oder Retropharyngeallymphknoten, gestreckte Kopf-Hals-Haltung, Schluckbeschwerden (Wasser und zerkautes Futter fließt aus den Nüstern), Atmungsgeräusche infolge Schwellung der retropharyngealen Lymphknoten mit Einengung des Kehlkopfes.

Ein bis zwei Wochen nach dem Auftreten der ersten klinischen Symptome: Kehlgangs- und/oder Retropharyngeallymphknoten schwellen weiter an und werden fluktuierend, so dass die eitrig entzündeten Lymphknoten rupturieren. Der Eiter entleert sich nach außen oder nach innen in die Luftsäcke. Hochgradig, schubweiser, weißer Eiter fließt während des Schluckaktes aus den Nüstern (Seite 45 Bild C). Der Eiter aus dem Luftsack kann auch geschluckt oder in die Bronchien eingeatmet werden.

Ältere Pferde, Fohlen mit gutem maternalen Schutz und Pferde mit einer Impfung gegen Druse zeigen deutlich geringere Symptome. Infektionen, die sich klinisch nicht bemerkbar machen (subklinisch), sind ebenfalls möglich.

Diagnose der Druse

Der Tierarzt stellt die Diagnosen: Eitrige Entzündung der Kehlgangs-, Ohrspeicheldrüsen- und/oder Retropharyngeallymphknoten (ein bis vier Wochen nach Infektion). Blutuntersuchung: Erhöhung der weißen Blutzellen , Erhöhung der Fibrinogenkonzentration über 4 g/L (normal 2 – 4 g/L). Endoskopisch kann eine Eiteransammlung in den Luftsäcken festgestellt werden infolge von Abszessen in den Retropharyngeallymphknoten (siehe Seite 45 Bild B).

Ätiologische Diagnose: Der Druseerreger Streptococcus equi subsp. equi wird in Eiterproben des Lymphknotenabszesses kulturell nachgewiesen. Proben aus einem eitrigen Nasenausfluss oder einer Luftsacklavage werden im Labor mittels Polymerase Kettenreaktion (PCR) untersucht, um den Druseerreger am sensitivsten nachzuweisen.

Komplikationen

Krankheitsdauer ist bei Abszessen in den Kopflymphknoten oder beim Luftsackempyem ein bis zwei Wochen, wobei die Erregerausscheidung über die Nase bis zu sechs Wochen beträgt. Ausscheider eines Bestandes werden mit 20 Prozent angegeben, wobei die Persistenz des Streptococcus in der Luftsack- und/oder in der Rachenschleimhaut ist. Gelangen die Bakterien in andere Organe, so können Abszesse auch dort entstehen (= metastasierende Druse): Mediastinal-, Gekrösewurzel- (Bauchdruse mit Bauchfellentzündung) oder Periproktallymphknoten. Abmagerung, Ödeme an Unterbrust- und Unterbauch sind die Folge. Manche Pferde leiden unter Koliken infolge Adhäsion des Dünndarmes am Gekröselymphknotenabszess, die rektal bemerkt und ultraschallmäßig bestätigt werden. Eine Abdominaloperation könnte einen inoperablen Zustand nachweisen und das Pferd muss euthanasiert werden. Weitere Komplikationen sind Petechialfieber (Morbus maculosus = Gefäßentzündung = Vaskulitis: Ödeme an Kopf, Unterbrust, Unterbauch, Beinen; Petechien = Punktblutungen in Kopfschleimhäuten), Myokarditis (Herzmuskelentzündung), Muskelinfarkt, Skelettmuskelnekrose und Skelettmuskelatrophie.

Behandlung der Druse

An Druse erkrankte Pferde brauchen absolute Stallruhe, weiches vitaminreiches Futter (Mash) erleichtert das Schlucken und fördert die Heilung. Die Abszessreifung wird mittels Infrarotbestrahlung (2-4x/Tag über 10 Minuten) der oberen Halsgegend oder der Zwischenkieferregion gefördert. Weiche und fluktuierende Abszesse der Lymphknoten rupturieren oder werden gespalten und anschließend mit 5%iger Vetiseptlösung gespült. Eine Luftsackspülung infolge Eiteransamlung wird täglich oder jeden zweiten Tag mit warmem Wasser durchgeführt, bis kein Eiter mehr herausgespült werden kann. Pferde als Bakterienausscheider oder Pferde mit subklinischer Streptococcusinfektion können mit Hilfe einer Instillation eines Penizillin-Gelatine-Gemisches in die Luftsäcke geheilt werden. Gefüttert wird vom Boden aus, damit Eiter aus den Luftsäcken über die Nase abfließen kann. Die Ausmistung und Reinigung der Box hat jeden Tag zu erfolgen (= Biosicherheit herstellen!). Die Therapie dauert meist zwischen ein und zwei Wochen. Die Prognose ist gut. Die Antibiotikabehandlung mit Penizillin ist äußerst fraglich und verzögert die Heilung. Bei Eiterungsprozessen in den Mediastinal- oder Gekröselymphknoten ist eine Penizillintherapie indiziert. Die Behandlung wird mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Jedoch ist bei Druse die Prognose auf Heilung oder Besserung sehr vorsichtig zu stellen!

Kontrolle eines Ausbruchs

Das Wichtigste ist der Nachweis des Druse-Erregers, die Diagnose, Quarantäne und Behandlung! Pferde mit Druse-Abszessen sind nach Abheilung noch bis zu sechs Wochen Ausscheider über Nase und Mund. Eine Kontrolle der Streptococcenausscheidung oder eine Persistenz in der Pharyngeal- oder Luftsackschleimhaut (Dauerausscheider = subklinische Pferde) kann mit Hilfe einer Luftsackspülung und anschließender PCR kontrolliert werden. Erst nach sechs Wochen bzw. Negativität der PCR-Kontrolle sind geheilte Pferde wieder trainierbar und eine gemeinsame Haltung mit gesunden Pferden auf der Weide möglich. Die Boxen, Geräte und Transporter sind zu reinigen und anschließend zu desinfizieren.

Das Drusebakterium ist in Wasser sechs Wochen lebensfähig. Sonnenlicht tötet das Bakterium in 24 Stunden ab. In Kot, Erde oder auf Zäunen überlebt das Bakterium keine drei Tage.

Vorbeugung gegen Druse

Beim Pferdekauf sollte das Tier drei Wochen in Quarantäne, bevor es in die Herde eingegliedert wird. Zeigt ein Pferd im Stall Fieber, sollte es isoliert werden. Wichtig: Kein Kontakt durch Eimer oder Putzzeug. Druse-Pferde zum Schluss füttern und misten. Handschuhe, Kittel und Gummistiefel anziehen, nach Kontakt wechseln und durch eine Wanne mit Desinfektionsmitteln laufen. Laut der neuen Leitlinie zur Pferdeimpfung der Ständigen Impfkommission (StIKo, vom 3.3.2017) am Friedrich-Löffler-Institut ist die Impfung gegen Druse „ausschließlich als Notfallmaßnahme zur Verringerung der klinischen Veränderung bei akut infektionsgefährdeten Pferden zu empfehlen“. Bei nicht akut infektionsgefährdeten Pferden raten die StIKo-Experten von einer prophylaktischen Impfung ab, unter anderem aufgrund der hohen Nebenwirkungsrate und geringen Schutzwirkung. Auch bestandsspezifische Impfstoffe (Arzneimittelrecht beachten) bieten keinen vollständigen Schutz.

Die beste Prophylaxe ist ein gutes Immunsystem. Durch Impfung der Pferde gegen Influenza und Herpesvirus steigt die Immunität, so dass auch die Schleimhautbarriere mit IgA und IgGb zunimmt und so die Eintrittspforten für den Druseerreger mehr geschützt sind. Dazu tragen auch eine bedarfsgerechte Fütterung, ordentliche Stall- und Transporthygiene sowie eine artgerechte Haltung mit viel Bewegung an frischer Luft bei.

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6 / 20253

Erscheinungsdatum 17.05.2023