10 Dinge, auf die Reiter mal verzichten sollten

Freiräume schaffen durch Weglassen
10 Dinge, auf die Sie mal verzichten sollten

Zuletzt aktualisiert am 31.12.2023
CAV Reiter ohne Zaumzeug
Foto: Rädlein

1. Überzogene Ansprüche

Warum nur klappen die verflixten Seitengänge immer noch nicht? Weshalb bolzt mein Pferd trotz ständigem Springtraining Stangen um? Und wann gewinnen wir unsere erste Schleife?

Wer nur noch potenziellen Erfolgserlebnissen hinterherfegt, steht unter Dauerdruck und verliert die Freude an kleinen Dingen. In Kombi mit einem stressigen Beruf artet das schönste Hobby der Welt schnell in Stress aus.

Besser: Werden Sie wieder Kind – und genießen Sie zauberhafte kleine Momente, die unsere verkopfte Erwachsenenwelt oft gar nicht mehr wahrnimmt. Ihr Pferd begrüßt Sie liegend? Setzen Sie sich, wenn es das zulässt, ein paar Minuten dazu und freuen Sie sich über sein Vertrauen. Nehmen Sie dieses Gefühl mit ins nächste Training! Rascheln Sie gemeinsam durchs Herbstlaub, futtern Sie zusammen Kekse. Jeder geteilte Glücksmoment ist ein Gewinn, übertriebender Ehrgeiz hingegen nicht.

2. Lahme Ausreden

Sie träumen vom Kurs beim Lieblingstrainer? Möchten in eine andere Reitweise hineinschnuppern oder einen Wanderritt machen? Planen Sie ständig irgendwas, irgendwann, irgendwo, kommen aber nicht zu Potte? Dann sind diese Zeilen für Sie! Was Sie davon abhält, Ihr Ding durchzuziehen, sind mutmaßlich Ausreden wie "keine Zeit", "das schaffe ich noch nicht" oder "mir fehlt gerade das Geld". Schluss!

Hören Sie auf, sich Dinge für morgen, übermorgen oder nächsten Monat vorzunehmen. Den perfekten Zeitpunkt gibt es eh nicht. Haben Sie das einmal verinnerlicht, dann können Sie besser einschätzen, was Ihnen und Ihrem Pferd wirklich gut tut. Vielleicht hat sich Ihr Wunsch bisher nicht erfüllt, weil Sie Bammel davor haben? Dann vergessen Sie es doch einfach! Das befreit die Seele und macht den Weg frei für wirklich erreichbare Ziele.

3. Nutzloses Zeug

Alte Futtersäcke, abgenagte Gerten, verratzte Kardätschen oder muffiges Altleder: Was immer sich Unnötiges angesammelt hat – weg damit! Wichtig: Entscheiden Sie positiv, was Sie behalten wollen, und nicht negativ, was weg muss. Mit der richtigen Einstellung macht Entrümpeln garantiert Spaß!

4. Verpflichtungen

Müssen Sie wirklich jedes zweite Pferd im Stall mitbetreuen? Sind Sie dazu verpflichet, in fünf WhatsApp-Stallgruppen mitzuchatten? Und glauben Sie echt, Ihre Stallkameraden gegen sich aufzubringen, wenn Sie nicht regelmäßig eine Torte anschleppen oder den nächsten Stalltreff versäumen? Aber nein! Sie können nicht alle Erwartungen erfüllen.

Fragen Sie sich lieber: Wer oder was ist wichtig in meinem Reiterleben? Wieviel Zeit braucht mein Pferd, damit wir beide schöne neue Erlebnisse statt Stress sammeln? Versprochen: Wenn Sie die Antworten kennen, werden Sie eher mal "nein" sagen können, sollte Ihnen etwas zu viel werden. Setzen Sie Ihre Prioritäten danach, wovon Sie und Ihr Pferd profitieren!

5. Naschwerk

Es gibt kaum etwas Schöneres, als Pferde mit Futter zu verwöhnen. Alleine der Moment, wenn wir ihnen ein Leckerli ins samtige Maul schieben oder den Trog mit appetitlich duftendem Mash füllen, löst wonnige Glücksgefühle in uns aus. Hach! Ähnlich fühlt es sich an, wenn wir in der Futterabteilung eines Reiterladens spicken. Was es da so alles gibt! So müssen sich Omas im Supermarkt fühlen: Die können bekanntlich auch an keiner Tafel Schoki für den geliebten Enkel vorbeilaufen.

Tatsächlich ist die Auswahl an Pferdefutter heutzutage ähnlich bunt und vielfältig wie die Süßwarenregale im Lebensmittelhandel. Und wenn man es beim Einkauf übertreibt, genauso schädlich wie das süße Naschwerk. Nötig sind die meisten Zusatzfutter auch nur dann, wenn sie dem Bedarf eines Pferds genau angepasst sind.

Schauen Sie also unbedingt genau hin, was Ihr Pferd wirklich braucht. Tipp: Lassen Sie sich von Experten beraten und die Futterration berechnen. Denn weniger ist manchmal mehr.

6. Gebiss, Sattel & Co.

Einfach irre, oder was? Ein Pferd ohne Zügel und Gebiss reiten – und dabei am besten auch noch auf dem blanken Rücken balancieren? Für viele Reiter klingt das wahnsinnig, für andere bedeutet so wenig Ausrüstung wie möglich Freiheit pur! Sicher ist: Ab und an mal ohne Metall im Maul, Zügel in den Händen oder Sattel zwischen Po und Pferderücken zu reiten, ist meistens ein Gewinn für Pferd und Mensch. Denn je zwangloser beide unterwegs sind, desto eher profitiert die Beziehung. Nebenbei bekommen Reiter ein glasklares Feedback dazu, wie gut ihre Hilfen ankommen und was das Pferd kann.

Das Tolle daran: Jeder kann die Freiheit ohne Sattel, Zaum und Zügel genießen – solange Sie Ihr Pferd gut einschätzen können. Das erleichtert etwa die Wahl des Gebisslos-Zaums, denn die Wirkweise unterschiedlicher Modelle variiert extrem. Ein gesundes, gut bemuskeltes Pferd sollte auch keine Probleme haben, wenn es ohne Sattel geritten wird. Übertreiben Sie nur nicht: Je nach Gangart und Sitz kann der Druck schnell das bis zu 1,5-fache Ihres Gewichts betragen. Auch mögen manche Pferde unsere spitzen Sitzbeinhöcker nicht. Was auch immer Sie weglassen: Es muss Ihrem Pferd gut tun!

7. Stall-Geflüster

"Die sitzt ja nur drauf, die reitet nie richtig", ... "Füttere doch mal Biotin für die Hufe", ... "Lästern die über mein Pferd?" – niemand zwitschert soviel über Reiter und Pferde wie Reiter. Mal kritisieren wir, mal werden wir kritisiert. Problem: Alles, was sich rund ums eigene Pferd dreht, ist hochsensibel und bauscht sich fix zum handfesten Stallknatsch auf!

Unser Rat: Arbeiten Sie an Ihrer Toleranz. Vieles, über das wir uns mokieren, ist eigentlich nicht so schlimm. Es kostet nur Zeit und Nerven. Die Entscheidung liegt bei Ihnen: Bilden Sie eine fluffige Blase um sich, und blenden Sie aus, was andere tun oder vermeintlich über Sie reden. Halten Sie sich lieber an vertraute Stallkameraden, die Sie weiterbringen.

Harmonie unter Freunden färbt übrigens ab – auf die Stallgemeinschaft, die Tiere und sogar auf die engagiertesten Schwatzbacken.

8. To-Do-Listen

Montags Dressur, dienstags Cavaletti, mittwochs ... – ein Termin jagt den nächsten. Puh!

Tipp: Hauen Sie die Bremse rein. Ihnen fehlt die Energie fürs Training? Dann putzen Sie Ihr Pferd eben einfach nur oder gehen Sie gemeinsam spazieren. Entspannte Reiter schmeißen auch mal Pläne um. Sie genießen ihr Hobby.

9. Lästiges Smartphone

"Bla, bla, bla, ...", nervt Sie das Dauergeschnatter telefonierender Mitmenschen auch so? Wen nicht! Doch Hand aufs Herz: Können wir überhaupt noch ohne Smartphone? Kaum im Stall angekommen, bimmelt das Ding, sendet neue Nachrichten oder informiert uns wimmernd darüber, was Freunde gerade im Social Media treiben. Und falls es mal schweigt, schauen viele selbst im Sattel alle zehn Minuten besorgt aufs Display, ob nicht doch etwas Spannendes passiert sein könnte.

Sicher: In Spezialfällen wie bei einem Reitunfall oder wenn man auf Hufschmied und Tierarzt wartet, ist ein Telefon Gold wert.

Ansonsten: Schalten Sie bitte ab. Ihr Pferd verdient Ihre volle Aufmerksamkeit. Genießen Sie ungestört die Zeit mit Ihrem Liebling. Sie werden staunen, wieviel Freiräume Sie und Ihr Fellfreund ohne das schrille Ding gewinnen.

10. Stall-Trends

"Die Sabine sieht heute aber auch wieder stylisch aus! Und womit hat Marie das Fell von Puppy nur so glänzend gepflegt?" Wenn wir wollen, dann entdecken wir nahezu täglich neue Styles oder Produkte, die das Reiter- und Pferdeleben bereichern. Und wer ist schon nicht gerne up to date! Nur: Nicht alles, was andere haben oder für den neusten Schrei halten, brauchen Sie auch.

Investieren Sie Zeit und Geld lieber in wenige hochwertige Dinge, die Sie und Ihr Pferd wirklich benötigen – und stecken Sie den Rest Ihres Pferdebudgets zum Beispiel in eine gute Reitstunde. Gutes Reiten ist garantiert immer in!