Kann man Maultiere, Esel und Pferde zusammen halten?
Langohren und Pferde leben in der Natur in ganz unterschiedlichen Strukturen: Während Pferde und Ponys als Harem mit einem Hengst (teilweise auch mehren Hengsten) und mehreren Stuten mit ihren Fohlen leben, sind wildlebende Eselhengste Einzelgänger. Eselhengste verhalten sich territorial, sie verteidigen ihr Revier vor Eindringlingen – vor allem dann, wenn dort lebende Eselstuten rossig sind. Mehrere Eselstuten bilden zusammen mit ihren Fohlen eine Herde. In der Natur würden sich Esel keiner Pferdeherde anschließen oder umgekehrt. Falls sich Pferde und Esel in der Natur dasselbe Gebiet teilen, halten sie sogar einen großen Abstand von etwa 2,5 Kilometer voneinander.
Lebt ein domestizierter Eselhengst dauerhaft mit einer Pferdestute zusammen, verhält er sich oft aggressiv und deckt häufig. Das territoriale Verhalten macht ein Zusammenleben mit einem Pferdehengst schwierig bis unmöglich. Züchter von Eseln stellen fest, dass die Bindungen in ihren Herden weniger stabil und oberflächlicher sind als bei Pferden und die Hierarchie weniger ausgeprägt.
Leben Esel, Mulis und Pferde freiwillig zusammen?
Eine Forschergruppe aus Großbritannien untersuchte das Verhalten einer gemischten Herde aus vier Eseln, vier Maultieren und acht Ponys, die zum Teil bereits aus gemischten Herden kamen. Nach einigen Monaten bildeten sich drei Untergruppen: eine Ponygruppe, eine Maultiergruppe und eine Eselgruppe. Haben die Tiere also die Wahl, bevorzugen sie die gleichen Spezies. In der Hierarchie standen die Ponys über den Maultieren, die wiederum über den Eseln standen. Freundschaften zwischen Eseln und Pferden oder Maultieren werden trotzdem immer wieder beobachtet – meistens aber dann, wenn der Esel, das Pferd oder das Muli keine eigenen Artgenossen hat.
Quelle: Schweizer Nationalgestüt, Beratungsstelle Pferd
Was unterscheidet Maultiere von Mauleseln?
"In Deutschland gibt es vor allem Maultiere, kurz Mulis", erklärt Julia Krüger, die im hessischen Bad Wildungen lebt und eine große Herde Mulis besitzt. Beim Muli ist die Mama ein Pferd und der Papa ein Esel. Bei Mauleseln ist es umgekehrt: Die Mutter ist eine Eselstute, der Vater ein Pferdehengst. Kleine Eselsbrücke: Maulesel = Mutter Esel. Da stets die Mutter das Fohlen erzieht, verhalten sich Maultiere eher wie Pferde und Maulesel eher wie Esel.
Welche Arten von Maultieren gibt es?
Zurzeit gehören 15 Tiere zu Julia Krügers Herde. Maultiere gibt es in ähnlich vielen Varianten wie Pferde – je nachdem, welche Rasse mitgemischt hat. Kein Muli gleicht dem anderen. Ihr Lukas ist ein eher zierlicher Araber-Muli, Ferdinand ein kräftiger Ardenner-Muli und Bubble ein Tinker-Esel-Mix mit vier hochweißen Beinen ohne Behang.
Mulis sind selten fruchtbar
Fohlen? Fehlanzeige. Mulistuten sind selten fruchtbar, Mulihengste immer unfruchtbar. Bei der Kreuzung entsteht eine ungerade Chromosomenzahl, weshalb meist keine Geschlechtszellen gebildet werden. Der Sexualtrieb ist dennoch da, so dass die Muli-Hengste kastriert werden sollten.
Maultier und Pferd im Vergleich: Was unterscheidet Pferde und Mulis?
Es sind längst nicht nur die langen Ohren, die anders sind. Maultiere haben eher runde Kastanien; manche vier, andere nur zwei an den Vorderbeinen – wie ihre Eselväter. Mulihufe sind im Verhältnis zum Körper kleiner und ovaler als Pferdehufe. "Damit können Mulis prima auf schmalen Wegen balancieren", erklärt Julia Krüger. Besonders trittsicher sind Mulis auch dank einer vergleichsweise steilen Schulter. Außerdem sind Mulihufe in der Regel steinhart, so dass die meisten Tiere im Gelände ohne Hufschutz auskommen.

Mulis sind sehr trittsicher.
Daneben fällt die lange Schweifrübe und eine eher dachförmige Kruppe auf – das Erbe der Esel. Und genau wie die Grautiere haben Mulis eine eher problematische Sattellage. Deshalb stattet Julia Krüger einige Langohren trotz Maßsattel mit einem Hintergeschirr aus. Auch die Gurtlage muss die Muli-Expertin besonders beobachten. Denn Mulis haben wie Esel zwar eine dickere Haut als Pferde, was sie noch unempfindlicher gegen Sonne und Kälte macht. In der Sattel- oder Gurtlage brechen im Winter oder bei starker Beanspruchung jedoch immer wieder Haare ab.
Stur? Der Charakter von Maultieren
Was bei Mulis oft für Sturheit gehalten wird, ist tatsächlich Besonnenheit. Die Langohren denken mit, treffen weniger emotionale, sondern rationale Entscheidungen. Sie brauchen daher Zeit zum Überlegen – und bleiben derweil stehen. Pferde treffen eher emotionale und schnelle Entscheidungen. Bei Gefahr flüchten sie sofort.
Wie unterscheiden sich Mulis in der Ausbildung von Pferden?
Bei der Muli-Ausbildung darf man sich keine Fehler erlauben, denn die klugen Mixe haben ein bombastisches Gedächtnis: "Sie merken sich einfach alles, sind wesentlich nachtragender als Pferde", meint Julia Krüger. Genau wie beim Pferdetraining gilt: "Neue oder schief gegangene Übungen zerlegt man am besten in kleine, logische Einzelschritte."