Jedes Pferd kann Probleme lösen, manchmal müssen wir Menschen ihm nur den richtigen Weg zeigen. Wir coachen Sie auf den nächsten Seiten dorthin!
Probleme lösen in 3 Schritten
1. KAPIEREN – so verklickern Sie richtig gut: Diesen Lösungsweg sollten Sie einschlagen, wenn Probleme vor allem dadurch entstehen, dass Ihr Pferd Ihre Signale nicht versteht.
-> Praktische Tipps und Übungen finden Sie auf unserer Seite „Kapieren: So verklickern Sie richtig gut“.
2. KÖNNEN – so ermutigen Sie Ihr Pferd: Dieser Lösungsweg ist dann richtig für Sie, wenn Ihr Pferd Aufgaben nicht ausführen kann, weil Angst und Nervosität im Weg stehen.
-> Mehr dazu im Praxisteil auf auf unserer Seite „Können: So ermutigen Sie Ihr Pferd“.
3. WOLLEN – mit Führung mehr erreichen: Dieser Lösungsweg ist für Sie richtig, wenn Ihr Pferd häufig selbst die Führung übernehmen möchte oder Ihre Führungsqualitäten testet.
-> Mehr dazu auf unserer Seite „Wollen: Mit Führung mehr erreichen“.
Kapieren: So verklickern Sie richtig gut
Sie üben eine neue Lektion, die einfach nicht klappen will? Oder Alltagsmanöver wie Stehenbleiben führen immer wieder zu langwierigem Hin und Her?
Verständnisprobleme kommen nicht nur bei eher langsamen Lernern wie dem Milz-Typ vor. Auch frechen Klassenclowns und Hasenfüßen können immer wieder Fragezeichen auf die Stirn geschrieben stehen. Dagegen gibt es einige hilfreiche Strategien:

Häppchenweises Vorgehen enttarnt Verständnislücken
Haben Sie nur den leisesten Verdacht, dass Ihr Pferd Sie nicht verstanden hat, gehen Sie immer einen Schritt zurück und zerlegen das Geforderte in kleine Einzelschritte. Eine Übung, mit der Sie gut das Verständnis mehrerer Basislektionen feststellen können, nennt Yvonne Gutsche: „Ich lasse Pferde gerne in einer liegenden Acht um mich herumgehen. Das Pferd kreist zunächst etwa auf der linken Hand um mich. Dann lasse ich es auf mich zukommen, während ich zurückweiche. Als Nächstes schicke ich es mit der Schulter nach außen weg und lasse es einen Kreis in die andere Richtung um mich herumgehen.“
Gelingt die liegende Acht immer noch nicht, überprüfen Sie Ihre Hilfengebung. Lassen Sie sich im Zweifel von Ihrem Trainer helfen. Kein Erfolg? Vielleicht müssen Sie an einer besseren Führung arbeiten oder mehr Sicherheit vermitteln.
Zeigen Sie Ihrem Pferd, dass es etwas kann
„Für die meisten Menschen ist es wichtig, dass das Pferd eine Aufgabe ausführt, also zum Beispiel über einen Sprung geht – egal wie“, beobachtet Berni Zambail. Doch ein mit Holterdiepolter geschaffter Sprung bedeutet nicht, dass Ihr Pferd wirklich weiß, wie springen funktioniert. „Erklären Sie Ihrem Pferd Dinge so, dass es weiß, dass es sie wirklich kann“, (siehe Übungen weiter unten).
So kann das Pferd beim nächsten Mal mit Selbstvertrauen an eine Aufgabe herangehen. Das geht Menschen nicht anders: Haben Sie einmal einen Zufallstreffer auf der Dartscheibe gelandet, nachdem Sie überredet wurden mitzuspielen, sind Sie längst nicht überzeugt und fähig, ein zweites Mal ins Schwarze zu treffen.
Arbeiten Sie im Kopf eine Liste ab
„Ein Plan im Kopf ist ganz wichtig, um präzise Signale zu geben“, betont Yvonne Gutsche. Auch hier bietet es sich an, jeden Vorgang in Einzelschritte zu zerlegen – und zwar in Ihrem Kopf. Schrittweise gehen Sie dann jede Stufe einer Hilfe durch, von der Vorbereitung bis zum Nachgeben oder Weglassen der Hilfe, wenn das Pferd reagiert hat. Solche Listen im Kopf helfen auch gegen Fehler, die sich eingeschlichen haben und dem Pferd das Verständnis der Hilfen erschweren.
Setzen Sie sich selbst einen Floh ins Ohr. Sagen Sie sich immer wieder positiv formuliert vor, woran Sie arbeiten möchten, etwa „Hand vor“. Das tun auch Profis.
„Ich neige dazu, mit meiner linken Hand nach hinten festzuhalten, und muss da wirklich gegen meinen inneren Schweinehund anreiten, der immer wieder in die alte Gewohnheit zurückfällt“, erzählt etwa Yvonne Gutsche.
Übungen in Einzelschritte zerlegen
Werden Sie kreativ, um Aufgaben zu zerlegen. Berni Zambail etwa erklärt jungen Pferden das Prinzip Springen so: Er lässt sie zwischen liegenden Tonnen (alternativ Strohballen, Cavalettiblöcke o. Ä.) hindurchgehen, nachdem diese beschnuppert wurden.
Übungen aufteilen für Durchblick
Nach Schritt kommt Trab. Der Durchgang wird nach und nach immer enger, bis das Pferd nicht mehr einfach hindurchkommt. Da es aber schon weiß, dass es auf die andere Seite soll, ist der Gedankensprung zum kleinen Hüpfer keine große Sache mehr.

Können: So ermutigen Sie Ihr Pferd
„Ach, dieser Angsthase soll sich mal nicht so anstellen für jede Kleinigkeit.“ Solche Sprüche kennt jeder Reiter, wenn das Pferd mal wieder wie angewurzelt vor einem Herbstblatt stehen bleibt oder sich weigert, in den Anhänger zu steigen.
Dabei ist die Situation für das Pferd alles andere als eine Kleinigkeit: „Pferde haben als Fluchttiere nicht einfach Angst, dass ihnen etwas zustößt – sie haben Angst zu sterben“, erklärt Berni Zambail.

Berechtigte Ängste ernst nehmen
Für diese Sichtweise müssen Reiter erst mal Verständnis entwickeln. „Wir müssen lernen, das Pferd als Lebewesen zu sehen, das aus seiner Sicht sehr berechtigte Ängste hat“, betont auch Wolfgang Marlie, der immer wieder mit herausfordernden Pferden arbeitet. „Das erklärt auch, warum Pferde sich teils massiv verteidigen, wenn sie mit Druck gezwungen werden, über ihre Angst hinwegzugehen. Sie verteidigen ihr Leben.“
Ein ängstliches Pferd kann oft einfach nicht aus seiner Haut. Dieses Verständnis bedeutet natürlich nicht, dass Sie Ihr Pferd darin bestärken sollen, aus einer Mücke einen gefährlichen Löwen zu machen. Wachsen soll nur das Selbstbewusstsein Ihres Pferds. Wichtig ist aber zu akzeptieren, dass Angst für Pferde ein starkes Gefühl ist, das seinen Handlungsspielraum massiv einschränken kann. Steht Angst im Weg, kann ein Pferd eine Aufgabe unter Umständen tatsächlich gar nicht ausführen.
Der Reiter wird teils zur zusätzlichen Bedrohung fürs Pferd. „Bleibt mein Pferd beim Ausritt oder Spaziergang plötzlich stehen und schaut aufgeregt in eine Richtung, fordere ich nicht sofort seine Aufmerksamkeit. Denn dann wird es mich oft als Bedrohung empfinden und sich mir gegenüber verteidigen wollen“, erklärt Wolfgang Marlie. Er setzt darauf, dem Pferd Zeit zu geben, sodass seine erste Angstreaktion vielleicht sogar in Neugierde umschlägt.
Angemessene Angstreaktion erlauben
Zeit gibt auch Berni Zambail ängstlichen Pferden mit der Strategie des „Passiven Leaderships“ (siehe Übung weiter unten). Der Reiter gibt dabei vor einem gruseligen Hindernis nicht aktiv vor, was das Pferd tun soll, sondern legt lediglich einen Rahmen fest, in dem das Pferd reagieren darf – zurückweichen ist erlaubt, ausbrechen zur Seite und flüchten sprengt den Rahmen. „Ängstliche Pferde bekommen dadurch Zeit zum Nachdenken und können sich selbstbestimmt herantasten, erfahren aber zugleich Sicherheit.“
Angstmomente können sich aufstauen und eskalieren. Geht der Mensch über Ängste des Pferds einfach hinweg und zwingt das Pferd beispielsweise zum Weitergehen, kann das zu massiven Problemen führen, wie Berni Zambail erklärt – und das auch dann, wenn für den Reiter alle Angstauslöser scheinbar nur Kleinigkeiten sind.
Tatsächlich können sie aber schwer wiegen: „Reitet man über Angstschwellen etwa bei einem Ausritt immer wieder hinweg, ist das, als würden Sie jedes Mal einen Stein in eine Papiertüte legen“, veranschaulicht Berni Zambail. „Und was passiert, wenn Sie zu viele Steine ansammeln? Die Tüte reißt!“ Haben sich zu viele Angstmomente unbeachtet aufgehäuft, holt das Pferd zum Befreiungsschlag aus und rennt womöglich im Gelände nach Hause – dorthin, wo es sich sicher fühlt.
Angst frühzeitig bemerken
Oft bemerken Reiter die Angst ihrer Pferde nicht mal. Denn einige Pferdetypen zeigen ihre Angst kaum. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mein Pferd über Angstschwellen werfe, ist besonders bei sehr folgsamen Pferden groß„, erklärt Zambail. Solche Kandidaten sind vor allem Lungen-Typen oder auch der Nieren-Typ, wenn er seine Angst weniger offen zeigt. “Führe ich so ein Pferd auf eine Plastikplane, kann es sein, dass es zunächst willig folgt – dann aber regelrecht in die Luft geht, wenn es auf der Plane steht. Sitze ich drauf, kann das gefährlich werden.„
So schlagen Hasenfüße Angstauslöser in die Flucht: Ängstliche Pferde müssen also an Aufgaben wachsen, statt nur auf Druck mitzumachen. “Das funktioniert, wenn ich mein Pferd nur ganz leicht in die richtige Richtung anschiebe und es dann machen lasse„, erklärt Berni Zambail. Auch das schrittweise Vorgehen wie bei “Übungen aufteilen für Durchblick„ auf der Seite “Kapieren„ beschrieben ist sehr gut geeignet, Pferde mutiger zu machen.
Außerdem eine gute Strategie: Das Pferd viel in treibende Positionen bringen und gruselige Dinge vor ihm weichen lassen (siehe Übungsvorschlag unten “Treiben für mehr Selbstbewusstsein„). “So lernt das Pferd, dass es groß und stark ist und aktives Zugehen auf vermeintliche Gefahren diese weniger bedrohlich werden lässt„, erklärt Yvonne Gutsche.
Auch an eigener Führung arbeiten
Machen Sie Ihr Pferd am Langzügel zum Anführer. Damit unsichere Pferde etwa im Gelände selbstbewusster vorneweggehen oder auch dann sicher sind, wenn der Reiter oben sitzt, geht Wolfgang Marlie gerne am Langzügel oder an der Doppellonge auf Tour. “Überwinden Sie dabei schwierige Strecken mit Pfützen, Ästen und mehr, um das Selbstvertrauen zu stärken.„
Um Ihrem Pferd noch mehr Sicherheit zu vermitteln, hilft es übrigens auch, an Ihrer Führung zu arbeiten. Denn so kann es sich Ihnen besser vertrauensvoll anschließen. Spicken Sie doch mal auf die folgenden Übungen. Besonders die Basisübungen helfen auch Hasenfüßen.
Übung: Treiben für mehr Selbstbewusstsein
“Ballspielen ist eine tolle Übung für unsichere und ängstliche Pferde„, erklärt Yvonne Gutsche. Der zunächst wahrscheinlich unheimliche Ball bewegt sich auf sanftes Stupsen vom Pferd weg und verliert so seinen Schrecken.
Das funktioniert auch mit weiteren Untensilien aus dem Scheutraining: Lassen Sie Ihr Pferd etwa auf sich zukommen, während Sie eine Fahne in der Hand tragen und rückwärtsgehen. So vermitteln Sie ihm, dass diese sich einfach wegtreiben lässt.
Übung: Passive Leadership für Sicherheit
Dieses Vorgehen bietet sich für alle Situationen an, in denen sich das Pferd an etwas nicht vorbei- oder darübertraut – etwa eine Plastikplane.
Sie geben dem Pferd dabei Zeit, selbst zu entscheiden, wann es nach vorne gehen oder zurückweichen will, und bleiben ansonsten weitgehend passiv. Nur wenn es seitlich ausbrechen will, legen Sie vorzugsweise Bein und Zügel auf der Seite an, in die das Pferd drängt, um es zu korrigieren. Steht das Pferd wieder ruhig und hat gekaut und geschleckt, fragen Sie vorsichtig an, ob es nach vorne gehen kann.

Wollen: Mit Führung mehr erreichen
Dabei sind die vermeintlichen Rüpel oft intelligente Pferde, die besonders leistungsfähig sind, wenn die Beziehung stimmt. “Gerade Pferde, die auch in der Herde eine hohe Position haben, wollen genau wissen, ob wir in der Lage sind, vernünftige Entscheidungen für sie zu treffen„, erklärt Horseman Berni Zambail.
Ähnlich sieht das auch Wolfgang Marlie: “Manche Pferde wurden auch schon einmal enttäuscht und müssen erst wieder Vertrauen zu den Führungskompetenzen des Menschen fassen„, berichtet der Ausbilder.
Mehrstufige Kommunikation
Testet ein Pferd den Reiter, ist das deshalb kein Grund, Ihrem Pferd etwas übel zu nehmen, denn im Prinzip hat es keine andere Wahl: Um sicher zu sein, muss es herausfinden, ob Sie ein zuverlässiger Herdenchef sind.
Wer respektvoll fragt, bekommt respektvolle Antworten. Im Umgang mit einem Pferd, das Ihre Führungskompetenzen testet, geht es nicht darum, das Pferd zu dominieren. Wichtig ist vielmehr, respektvolle Fragen zu stellen. “So bekomme ich auch respektvolle Antworten„, meint Berni Zambail. Dazu gehört es, die Signale oder Hilfen schrittweise und konsequent zu steigern.
Auch Pferde nutzen untereinander ein solches mehrstufiges Kommunikationssystem, bei dem die Signale Schritt für Schritt intensiver werden. Im Parelli-System, nach dem Berni Zambail arbeitet, werden diese verschiedenen Stufen als “vier Phasen der Entschlossenheit„ bezeichnet.
Signalverstärkung ist normal
Unter Pferden funktioniert das so: Will ein ranghöheres Pferd, dass ein rangniedriegeres ihm weicht, nimmt es zunächst Blickkontakt auf und legt die Ohren an. Dann folgt eine Art Warnschuss: Das Pferd beißt in die Luft. Folgt immer noch keine Reaktion, schnappt es nach vorne, und erst in der letzten Phase gibt es wirklich Körperkontakt: Das Pferd schnappt beispielsweise zu.
Diese Phasen der Signalverstärkung können auch Sie in der Kommunikation mit Ihrem Pferd nutzen. Ein Beispiel für die konkrete Anwendung finden Sie in der Übung “Anhalten ohne Zügel für feinere Signale„.
Wo liegt Ihre Schmerzgrenze?
“Gerade bei Pferden, die gerne mal ausprobieren, was alles erlaubt ist, ist es ganz wichtig, sich Gedanken zu machen, was man sich vom Pferd wünscht„, findet Yvonne Gutsche. “Ist es okay, dass mein Pferd mich spazieren führt oder ich beim Aufsitzen erst mal hinterherhopsen muss?„ Bei solchen Fragen werden die meisten Reiter mit Nein antworten. In anderen Situationen, etwa wenn das Pferd während einer Besprechung mit dem Reitlehrer anfängt zu zappeln, ist die Antwort dagegen weniger eindeutig. Yvonne Gutsche: “Manche Reiter möchten auf das Bedürfnis des Pferds eingehen und es beschäftigen. Andere fordern ein, dass das Pferd ruhig steht.„
Weder das eine noch das andere findet die Trainerin falsch. Wichtig ist jedoch, Nein zu sagen, wenn das Gezappel Sie wirklich stört. “Ein Nein muss von innen heraus kommen, nur dann ist auch die Körpersprache überzeugend„, sagt Yvonne Gutsche. Haben Sie einmal Ihre persönlichen Grenzen festgelegt, fordern Sie das höfliche Verhalten, das Sie sich wünschen, konsequent ein.
Sieben Basis-Übungen gegen Probleme unterm Sattel
Haben Sie mit Ihrem Pferd konkrete Problemsituationen, weil es etwa im Gelände einfach eigene Entscheidungen trifft oder auf dem Reitplatz gegen Ihre Hilfen geht, hilft es oft, nicht direkt an diesen Problempunkten anzusetzen. “Viele Probleme beim Reiten lassen sich gut am Boden bearbeiten„, sagt Berni Zambail. “Hat jemand etwa beim Ausreiten regelmäßig Diskussionen mit seinem Pferd, schaue ich mir zunächst an, wie die Beziehung am Boden aussieht.„
Zambail checkt dazu sieben wichtige Basics, die immer sitzen sollten, bevor Sie am eigentlichen Problem weiterarbeiten: Das Pferd soll leicht und flüssig rückwärtsgehen, mit der Hinterhand und der Vorhand weichen und beim Führen gelassen hinter bzw. neben Ihnen hergehen. Klappen diese Basisübungen am Boden, können Sie das ruhige Stehen beim Aufsitzen angehen. “Üben Sie danach ein, ohne Zügel anzuhalten und ohne Schenkel anzureiten„, rät Berni Zambail (siehe Übung unten “Anhalten ohne Zügel für feinere Signale„). Dadurch wird eine viel feinere Kommunikation mit dem Pferd möglich, gerade wenn auf Druck mit Zügel oder Schenkel häufig Gegendruck folgt.
Ein Trick für mehr Respekt
Haben Sie beim Führen einen kleinen Rüpel an Ihrer Seite, der Sie anrempelt oder überholen möchte? Dann müssen Sie unter Umständen nicht nur über Ihren Schatten springen und konsequent Nein sagen, sondern können den Schatten sogar nutzen, um Ihr Pferd ein klein wenig hinters Licht zu führen. “Wenn ich ein Pferd habe, das beim Führen rempelt, mache ich ihm gerne weiß, dass ich auch hinten Augen habe„, sagt Yvonne Gutsche und beschreibt den Trick: “Ich nutze die Morgen- oder Abendstunden zum Führtraining, wenn ich den Schatten des Pferds neben oder vor mir sehen kann.„
Kommt das Pferd zu nahe, können Sie, ohne sich umzudrehen, einfach Ihr Bein nach hinten anheben oder den Strick schwingen, um es auf Abstand zu halten. “Drehen Sie sich dabei nicht um, beeindruckt das viele Pferde nachhaltig„, schmunzelt Gutsche.
Kein Schatten in Sicht? Drehen Sie sich als Überraschungseffekt sofort frontal zum Pferd, wenn es zu nahe kommt. Machen Sie sich groß und schicken es ein paar Schritte zurück.
Geduldsspiele
Spielen Sie mit Ihrem Pferd Geduldsspiele. Will Ihr Pferd nicht so wie Sie, sollten Sie oft auf Beharrlichkeit setzen. Dadurch vermeiden Sie auch Diskussionen, die vor allem den Reiter frustrieren, manchen Pferden aber Spaß machen, wie Berni Zambail beobachtet. Wie Sie in solchen Fällen vorgehen, lesen Sie die Übung unten “Diskussionen vermeiden mit Geduld„.
“Oft sind es liebevolle Geduldsspiele, die man mit dem Pferd spielen muss„, sagt auch Wolfgang Marlie. Etwa wenn es auf dem Heimweg zu eilig wird. Eine Idee ist dann, immer wieder umzudrehen und 50 Meter zurück oder auch am Zuhause vorbeizureiten, bis Ihr Pferd im gewünschten Tempo geht. Wenn Sie am liebsten aufgeben würden, rät Berni Zambail, an eine kleine Mücke zu denken: Bis das Sirren uns wirklich aus dem Bett treibt, dauert es. Aber es klappt!
Übung: 4 Phasen der Entschlossenheit für mehr Konsequenz
Wenden Sie, etwa beim Rückwärtsrichten, verschiedene Signalstufen an: Stehen Sie circa zwei Meter vom Pferd entfernt und nehmen Sie Blickkontakt auf. Als Nächstes klopfen Sie mit dem Stick auf den Boden. Keine Reaktion? Halbieren Sie Ihre Distanz und verdoppeln so die Intensität.
Nichts? Halbieren Sie die Distanz abermals. Bewegt sich das Pferd nicht, tippen Sie mit dem Stick abwechselnd auf Boden und Pferdebrust. Verdoppeln Sie die Intensität mit jeder Phase. bis das Pferd reagiert. Danach sofort den Druck wegnehmen.

Übung: Anhalten ohne Zügel für feinere Signale
Gerade wenn ein Pferd gerne etwas büffelig ist, hilft es, konsequent an der Reaktion auf feine Signale zu arbeiten. Üben Sie das Anhalten ohne Zügel bzw. Anreiten ohne Beine.
Zum Anhalten gehen Sie nicht mehr mit dem Bewegungsrhythmus mit, sondern entspannen einfach. Zur Unterstützung zupfen Sie an einem Zügel nach oben, bis das Pferd reagiert. Irgendwann brauchen Sie keinen Zügel mehr. Zum Anreiten ohne Bein spannen Sie das Kreuz an und tippen eventuell mit der Gerte auf die Kruppe.

Übung: Diskussionen vermeiden mit Geduld
“Manche Pferde genießen es regelrecht, eine Diskussion mit ihrem Reiter zu führen„, sagt Berni Zambail. Vermeiden Sie in diesem Fall, in ein ständiges gegenseitiges Widersprechen zu kommen. “Tut Ihr Pferd etwas, das Sie gerade nicht gefragt haben – galoppiert etwa an, statt anzutraben –, lassen Sie es eine Runde gehen, parieren in Ruhe durch und versuchen es erneut.
Wichtig ist dabei, so lange dranzubleiben, bis das Gewünschte funktioniert und Sie das Pferd loben können.

Schlaue Pferde – was sie wirklich können – CAVALLO Im Gespräch mit Prof. Dr. Konstanze Krüger
Reiter wissen es schon lange – Pferde haben erstaunliche mentale Fähigkeiten. Man denke nur mal an Riegel vor Boxen oder Futterkisten, die von unseren Vierbeinern geöffnet werden. Pferde lernen vor allem durch Beobachtung von anderen Herdenmitgliedern oder auch uns Menschen. Diese Gewitztheit fasziniert auch Forscher: In der ersten Folge unseres CAVALLO-Podcasts unterhalten wir uns mit Konstanze Krüger, Professorin für Pferdehaltung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, über die mentalen Fähigkeiten von Pferden. Denn in ihrem Buchprojekt „The Beautiful Equine Mind“ sammelt die Forscherin genau solche Erlebnisse und erklärt, was hinter den geistigen Fähigkeiten der Pferde steckt.
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