Pferd geht rückwärts im Gelände - was tun?

Eine Frage - drei Experten
Rückwärts im Gelände - was tun?

Veröffentlicht am 19.03.2025
Blick über die Pferdeohren auf eine Berglandschaft aus Reiter-Perspektive
Foto: Jose Azel/ gettyimages

Rückwärtsgang im Gelände: Das sagt der Horsemanship-Trainer

Der Auslöser mag sichtbar sein, die Ursache liegt tiefer und kann vielfältig sein: Selbstschutz bei Angst, unklare Hilfen, Testen der Selbstbestimmungsgrenzen oder mentale Überforderung. Nicht immer sollten wir das Problem in dem Augenblick lösen, denn ein unsicheres Pferd kann nicht klar denken. Ruhig und entspannt bleiben, das Pferd spürt die Emotionen. Die Hand bleibt locker und geht vor. Nicht am Zügel ziehen, das kann die Rückwärtsbewegung verstärken. Die Schenkel liegen nur leicht an und geben sanfte, beständige Impulse nach vorne, ohne hektisch zu werden. Keinen Druck aufbauen. Auch nicht auf das Hindernis oder zu Boden schauen, sondern sich einen Punkt einige Pferdelängen voraus suchen und sich vorstellen, dorthin zu wollen. Auch hilfreich: das Pferd aus der Rückwärtsbewegung ins Seitwärts bringen. Ein kleiner Kreis oder Schenkelweichen nach links oder rechts kann die Energie umlenken. Nicht mit dem Sitz treiben, das verspannt die Rückenmuskulatur des Pferds noch mehr, sondern ausbalanciert und gerade bleiben. Macht ein Hindernis im Gelände Angst, braucht das Pferd Zeit, die Situation zu analysieren. Und da das auch gefährlich sein kann: absteigen und in beide Richtungen einige Male im Kreis führen und das Pferd zu Fuß nach Hause bringen. Kommt es häufiger vor, dass das Pferd im Gelände rückwärts geht, bitte zunächst in der Halle oder auf dem heimischen Platz ein Gelassenheitstraining einlegen, bevor es wieder ins Gelände geht.

Peter Kreinberg im Porträt
Peter Kreinberg
Der Experte

Was tun, wenn das Pferd rückwärts geht? Das sagt die Parelli-Instruktorin

Zuerst einmal würde ich das Pferd rückwärts gehen lassen. Druck oder Hektik führen nur zu mehr Panik. Rückwärts ist fürs Pferd bei Angst eine Art Rückzug. Wichtig: Ruhe bewahren. Das Pferd soll selbst stehenbleiben. Das geht natürlich nicht in jeder Umgebung. Aber in Anlehnung an das "Friendly Game” von Parelli sollen die Pferde rückwärts gehen, bis sie wieder denken können. Egal, ob man im Sattel sitzt oder das Pferd führt. Steht das Pferd, lasse ich ihm Zeit zum Nachdenken und belohne den kleinsten Versuch nach vorne. Geht gar nichts, verschiebe ich die Hinterhand, indem das Pferd sich um 360 Grad dreht. So kommt wieder Bewegung ins Spiel. Ob am Boden oder im Sattel: Unbedingt den Fokus behalten! Das heißt, ich suche mir im Gelände einen anderen Zielpunkt, wenn das Pferd den Rückwärtsgang einlegt. Wie etwa einen Baum ein paar Meter weiter, einen Busch oder eine Kreuzung. Das Spiel heißt "Point to Point” und lässt sich prima auch zu Hause üben. So bleibe ich fokussiert und das Pferd konzentriert sich auf mich. Nicht zum Pferd schauen, denn es orientiert sich an mir als Führer. Eine gute Übung ist auch das Jojo-Spiel, bei dem das Pferd auf gerader Linie lernt, vorwärts und rückwärts zu gehen. Immer mit gleich viel Energie. Oder das Spiel "Touch it”, bei dem ich mit dem Pferd trainiere, auf bestimmte Gegenstände zuzugehen und sie zu berühren.

Sandra Gockenbach im Porträt
Sandra Gockenbach
Die Expertin

Beim Ausritt auf einmal Rückwärts: Das sagt die Dressurausbilderin

Der Grund fürs Rückwärts im Gelände ist für uns oft nicht ersichtlich. Wie ich darauf reagiere, hängt von der Umgebung ab. Sind Zäune oder Gräben drumherum, steige ich ab. Dem Pferd fehlt in dem Moment das Vertrauen und das kann ich am besten vom Boden aus wieder aufbauen. Zum Beispiel, indem ich vorangehe. Zudem sollte die Sicherheit des Reiters an erster Stelle stehen. Habe ich Platz um mich herum, bleibe ich im Sattel und lasse das Pferd rückwärts gehen. Dabei sitze ich still und entspannt und lasse die Hilfen weg, bis das Pferd sich entspannt und mir wieder zuhört. Auf keinen Fall Druck von oben machen, das bringt dem Pferd nur noch mehr ungute Gefühle; und nach dem Rückwärtsgang kommt meist das Steigen. Eine gute Abwechslung sind Dressurlektionen wie Seitengänge oder Volten – wenn Platz dafür ist. So kommt das Pferd auf andere Gedanken. Das klappt auch vom Boden aus. Legt das Pferd den Rückwärtsgang nicht nur im Gelände, sondern auch auf dem Platz ein, könnte die Ursache ein muskuläres Problem sein.

Sabine Ellinger im Porträt
Sabine Ellinger
Die Expertin